Amtsblatt

für öie Stadl Wildbaö.

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Hir;u. Illustriertes Sonntagsblstk und wahrend der Saison: Amtliche FrrmdenlistH.

Nr. 86 I

Dienstag den 28. Juli 1908-

44- Jahrgang

Wrrnöscharr.

Die A. Zentralstelle für Gewerbe und Handel hat. sich bereit erklärt, den Beamten, Unterbeamten und Hilfsunterbeamten der Eisen- bahnverwaltuug und den mit ihnen in häuslicher Gemeinschaft lebenden Familienangehörigen Eintrittskarten zu 25 Pfg. zum einmaligen Be­such der Banaüsstellüng' zu gewähren. Unter- beamte in Dienstkleidung können solche ohne weiteres beim Eintritt in die Ausstellung für sich und ihre Angehörigen an der Tageskasse lösen, im übrigen sind die Karten bei der Aus­kunftstelle des Hauptbahnhofs Stuttgart gegen Ausweis (Freifahrschein oder Schreiben der Vorgesetzten, stelle) zu Hab«,.

N tuet! bürg, 24. Juli. Die vom Unteren Schwarzwaldgau zum 11. Deutschen Turnfest i« Frankfurt entsandte Gauriege ist gestern abend mit sehr schönem Erfolg zurückgekehrt. Ihre Uebung wurde bewertet mit 3mal sehr gut (10 Pkt.), 1 mal gut (8 Pkt.) Schwierigkeit der Uebung: schwer, Art der Uebung: zweck­mäßig. Teilgenommen haben je 2 Turner von Höfen und Neuenbürg, je 1 Turner von Birken­feld, Lalv.bach, Conweiler, Dennach, Gräfen- hausen, Schwann und Wildbad. Die Leit­ung der Riege lag in den Händen von Gau- turnwart Großmann, Höfen. Am Mittwoch unternahm die Riege einen Ausflug nach Wies­baden, Biebnch a. Rh. und von da mit dem Dampfer nach RüdcShrim, von wo sie nach Besichtigung des Niederwald-Denkmals und einigen Schoppen unverfälschten Rüdesheimer in sehr gehobener Stiynnung zur Preisver­teilung nach Frankfurt zurücksuhr. Sieger waren im ganzen beim Fünfkampf 49S, beim Sechskampf 236 Turner, wovon auf den 11. KreiS Schwaben 57 Sieger kommen.

Obernhausen, 27. Juli. Bei dem gestrigen Gaufest des .Enzgau-Sängerbundcs" wurde), folgende Pre se verteilt: I. Abteilung (ländl. Volksgesang): luLiederkranz Obernhausen (109 Pkt.), Ib Sängerbund Schwann (104 Pkt.), Io Mäunergesängverein Conweiler (100 Pkt.), lla «Eintracht" Langenbrand (93 Pkt.), 11b Liedelkranz Fekdrennach (92 Pkt.); II. Abtei­lung (höherer Volksgesang): I. Sängerbund Höfen i (12? Pkt.), II. Liedcrkranz Calmbach (SS Pkt.)

Herren alb, 24. Juli. Die neue Auto-Omnibus-Verbindung Wildbad-Herrenalb- Baden-Baden hat für den gegenseitigen Ver­kehr dieser drei Kurorte so lebhaften Anklang gefunden, daß seil gestern ein weiterer Wagen mit 23 Eitzen in Dienst gestellt wurde.

LudwigSdur g. 22. Juli. Das Ludwigs- iurger Heilbad Hoheneck ist jetzt in seinem ganzen Umfang in Betrieb; seit gestern halten dort 2 hiesige Aerzte regelmäßig Sprechstunde.

Mannheim, 27. Juli. Der Luftschiff- flottenverein erfährt aus der Umgebung des Grasen Zeppelin, daß die Fernfahrtum den 7. August herum" stnttfinde.

Soll» geii, 23. Juli. Im Fallissement der Solinger Bank, Aktiengesellschaft, beträgt nach dem heute nachmittag veröffentlichten vor- läüfigeit Statuts dieUnterbilanz 9 Millionen Mki

Sul ta n Ab d u l H am i d hat seinem Land, eine Verfassung gegeben. Die gesamte

türkische Presse begrüßt die Neugestaltung der Verhältnisse mit Jubel und dankt dem Sultan begeistert mit dem Hinweis, daß die Entwick­lung ohne Opfer erfolgte. Die Blätter ver­öffentlichen die Verfassung, sowie das darauf bezügliche Reskript an Midhad Pascha. Die allgemeine Stimmung ist begeistert, aber würde­voll. Ganz Stambul ist aus Freude über die Einberufung des Parlaments beflaggt.

Lokales.

Wildbad, 28. Juli. Als die kostbarste Perle im Reiche der festlichen Veranstaltungen, durch welche das Kgl. Badkommissariat die Gäste erfreut, darf man wohl nicht mit Unrecht die große Enzpromenadenbeleuchtung, verbunden mir einem Feuerwerk, betrachten. Der 19. Juli, der Tag, an dem vor 38 Jahren unsre französischen Nachbarn die Kriegsfakel entfachten, wollte Heuer dem Abbrennen erncS friedlichen Feuerwerkes nicht günstig sein, um so glänzender revanchierte sich aber Jupiter Pluvius, indem er am letzten Sonntag dem lieblichen Sonnen­gott das Feld gründlich räumte. Ja, es war ein herrlicher Tag, und Hunderte von Fremden waren hieher geströmt, um einen noch herrlicheren Abend zu verleben. Schon geraume Zeit vor Einbruch der Dunkelheit hatte man Mühe, sich einen Weg zum Festplatz am Strande der rauschenden Enz zu bahnen, so wimmelte es von Schaulustigen, die sich beizeiten ein Plätz­chen sichern wollten. Kopf an Kopf gedrängt harrten tausende von Neugierigen des Beginns deS Feuerwerkes, das um V»9 Uhr, nachdem die Musikkapelle, einen strammen Marsch ge­spielt durch donncrähnlich knallende Kanonen- schlägc eröffnet wurde. Im Nu erstrahlte das jenseitige Ufer deS geschwätzig bahingieitenden Flusses in bengalischem Lichtschein; märchenhaft schön hoben sich die dunklen Gestalten der ehr­würdigen Bäume ab, aus dem grün, später rol strahlenden Lichtmeer, u. lächelnd flüsterte wohl die Buche ihrer Freundin, der Tanne,zu: Wie lieb uns , doch die Menschen haben, daß sie unS alljährlich mit so prächtigem Festgewand schmücken!" Kaum hatte sie gesprochen, da erlosch das bengalische Licht, um dem erste» Teil de» eigentlichen Feuer­werkes Platz zu machen. Drei Georginensonnen mit prächtigen Farben und Lichteffektcn erstrahlten plötzlich in majestätischem Glanze, Raketen sausten zischend empor und ergoßen ihre Feuerkugeln und Funken in den nächtlichen Aether, l?ots L tsu und Bomben erdröhnten laut, und die benachbarten Waldeshöhen, in ihrem friedlichen Schlummer gestört, hallten de« Donner im Echo wieder. Noch hatte sich das Auge deS Beschauers nicht erholt von dem grellen Feuerschein, da blendeten es 5 strahlende Brillantsontänen, die sich in sog. Kaiserfontäne,, mit blauen und silberfarbenen Sternen verwandelten. Gleich darauf erstrahlte ein indischer Juwelenbaum, Feuerfomänen u. laufende Sonnen in zauberhaftem Lichte, und plötzlich huschten feurige Telegraphen über den Spiegel der Enz dahin, die eilig dahinströmte, um baldmöglichst ihrer Schwester erzählen zu können, was sie heute alles gesehen. Wieder erglänzte dann alles in bengalischem Licht, und nun enthüllle sich dem staunende» Auge in buntfarbigem Glanz eine blumenspendende Flora,

die mit freigebiger Hand allerlei Zauberblumen rings umher spendete. kot8 L tvn u. Bomben enönten nun dazwischen, Raketen schossen himmelwärts, da erschien auf einmal 1 Polype, strahlend sich in eine prächtige Spirale, mit buntem und brillantenem Lichte verwandelnd,, umrahmt von herrlichen Mühlenflügeln und 8 venetianischen Sonnen. Hatte man schon diese Front für den Glanzpunkt des Ganzen gehalten, so sollten die kühnsten Erwartungen noch über­troffen werden durch die nächstfolgende Pjöce, denJquassufall in der Perana" in prächtiger Abend- und Morgenbeleuchtung. Taghell war die Nacht erleuchtet durch die majestätisch ans der Höhe herabrieselnden Feuertropfen, ein Bild fürwahr, wie sich's die Phantasie herrlicher und erhabener nicht ausmalen könnte. Noch einmal sausten dann Tele- graphen über der Enz hin und wieder, gewal­tiges Gekrach der kots n ksu und Bomben er­füllte die Luft, da entrollte sich zum Schluß vor unserem bewundernden Auge das Bild des lorbeerumkränzten württembergischcn Wappens von dec Musik würdig begrüßt, durch die lieb­liche Königshymne. Und nun machte man sich im Schein deS wieder entfachten bengali­sche» Feuer» auf den Heimweg. Jetzt erst zeigte sich in vollem Maße, was rührige Men­schenhände in der Zwischenzeit geschaffen hat­ten. Die Eindrücke, die man durch das Feuer­werk in sich ausgenommen, wurden noch über- troffen durch das, was sich dem Blick der dichtgedrängten Schar der heimwärts Wandeln­den jetzt aufdrängte. Man wußte kaum, was man am meisten bewundern sollte, über dem Haupt die in wohltuendem Licht leuchtenden Lampions, zur Rechten die bunten Feuerflamm- chen au und in der Enz, deren prächtiger Widerschein in den plätschernden Wogen des Flusses tanzte, und das in magischem Licht he- runterstrahlcnde Hexenhäuschen, oder zur Linken die an orientalische Pracht erinnernde Partie von minarettähnlichen Türmen und Zaubergär­ten gleichenden, mit feurigen Blumen bewach­senen Hügeln. Gerne Hütte man noch verweilt in dieser Zauberpracht, allein von den unge­stüm Nachdrängenden wurde man gleichsam vorwärts geschoben, hindurch durch den bunt- strahlenden Triumhbogen und damit hinaus aus dieser paradiesischen Herrlichkeit, zurück in die heimatlichen, bezw. gastlichen vier Wände. Unauslöschlich in der Erinnerung wird jedem bleiben, was er an diesem Abend gesehen. Brau­sender, nicht enden wollender Beifall wurde denn auch dem Veranstalter des Feuerwerks, Kgl. Hofpyrotechniker W. Fischer aus. Clee­bronn im würlt. Unterlande, zuteil, und vollste Anerkennung gebührt insbesondere dem Leiter der Beleuchtung, Herrn Badinspektor Feucht, sowie allen denen, die durch aufopfernde Tätig­keit zum großartigen Gelrngea d?s Ganzen bcj- getragen. Dem Kgl. Badkommissär, Freiherrn v. Gemmingen, aber, der mit unermüdlichem Eifer und bewunderungswürdiger Routine die Gäste seines Aildbad zu unterhalten und zu fesseln und die Einwohner zu erfreuen weiß, sei zum Schluß der innigste Dank aller aus­gesprochen für das, was er am 26. Juli einer nach Tausenden zählenden Menge geboren.