Schloß Schönfeld.
Erzählung von Franz Teller.
(Forts.) (Nachdr. Verboten.
„Ich hoffe, Herr Baron, daß Sie mich, wenn ich Ihnen nützlich sein kann, als Freund Ihrer Familie betrachten", sagte herzlich der sonst zugeknöpfte Justizrat.
„Herzlichen Dank für Ihre Teilnahme, Herr Justizrat, ich werde um Ihren Beistand bitten, wenn ich der Hilfe bedarf."
Er erhob sich, um sich zu verabschieden.
„Was meines Vaters Orden betrifft, so will ich sofort um Audienz beim Herzog nachsuchen, um sie zurückzugeben, und", fügte er zögernd hinzu — „den Herrn Mehlburger werde ich so nach dem Briefe wohl meinen Besuch machen müssen?"
„Ich denke auch. Und wenn Sie zu dem alten Kauz kommen, dann lassen Sie den Edelmann mit den vierundsechzig Ahnen mal zu Hause und nehmen Sie den derben Bürgersmann, wie er ist, eine im Grunde des Herzens biedere Haut."
„Ich werde dieser Tage zu ihm hinaus fahren."
Schon im Begriffe zu gehen, wandte er sich noch einmal um und fragte mit finsterem Gesicht:
„Von meinem Bruder Cuno haben Sie keine Kunde, Herr Justizrat?"
„Er soll sich im Winter in Berlin, im Sommer an den Spielbanken Herumtreiben; weiter weiß ich nichts von ihm."
Hierauf ging Heinrich von Godsberg, nachdem er dem alten Freunde seiiies Hauses herz- licki die Hand geschüttelt hatte.
4. Kapitel.
Bor dem Tore der Stadt in einem kleinen Gartenhause wohnte die verwitwete Oberst von MeeSheim. Die ältliche Dame, welche von ihrer kärglichen Pension lebte, hatte das Obergeschoß inne, während im Paterre der Wirt, ein kleiner Rentier, mit seiner Familie hauste. Zu Frau von MeeSheim hatte sich Mathilde von Godsberg geflüchtet, als ihr der Aufenthalt auf Schönfeld unmöglich wurde. Die würdige Dame hatte das junge verlassene Mädchen mit mütterlicher Zärtlichkeit ausgenommen.
Da Muthilde gänzlich mittellos war, denn von Schönfeld aus wurde ihr jede Unterstützung verweigert, machte sie sich die Geschicklichkeit ihrer zarten Finger dienstbar und arbeitete für einige größere Geschäfte der Residenz. Mäßig nur wurden ihre wertvollen Arbeiten bezahlt, aber bei der Bedürfnislosigkeit der beiden Damen genügie der Erlös nicht nur, das junge Mädchen zu erhalten, ja, Mathilde hatte sogar Ersparnisse gemacht, und sie war auf diesem Erfolg nicht wenig stolz. Die Ereignisse auf Schönfeld, der gänzliche Ruin ihres Hauses hatten sie tief erschüttert. Die Ankunft des Bruders, den sie mit großer Zärtlichkeit liebte, war seit langer Zeit der erste Lichtstrahl in ihrem so bescheidenen und so kummervollen Dasein gewesen,
Frau von MeeSheim war in die Stadt gegangen, und Mathilde saß, an einem Fenster nach dem Garten zu, am Stickrahmen. Sie bemerkte nicht, wie eine Droschke vor der Gartenpforte hielt und eine alte Dame ausstieg, die von einem Diener in da» Haus geleitet wurde. Sie hört die Klingel der Vortüre auschlagcn, und gleich darauf kam die alte Magd und brachte eine Karte.
„Frau Otto Lehmann," las das Mädchen,
„Das gilt wohl Frau von Mersheim? Hast du nicht gesagt, daß sie ausgefahren ist?"
„Die Dame fragt nach Ihnen, gnädiges Fräulein."
„Nach mir? Was mag sie wollen? Führe die Dame ins Besuchszimmer, ich komme sofort."
Während die Magd hinousging, erhob sie sich vom Stickrahmen, ordnete ein wenig das Haar und Anzug und trat ins Nebenzimmer, welches als Empsangssalon diente.
Am Tische, der Tür, durch welche sie eintrat, gerade gegenüber, stand eine kleine, alte Dame mit scharfen GefichtSzügen, in denen fick, als sie Mathilde erblickte, eine so lebhafte Bewegung zeigte — war es Erstaunen, Schreck oder beides zugleich, was sich darin ausdrückte? — daß das Mädchen sich verwunderte. Mat
hilde von lGodSberg war von schlanker, anmutiger Gestalt, die durch das einfache, aber gut sitzende Hauskleid vorteilhaft gehoben wurde. Das sanfte, hübsche Gesicht, aus dem dunkle Augen hervorleuchteten, war von braunem Haar eingefaßt, hierin unähnlich den meisten Mitgliedern ihrer Familie.
Aeltere Leute, welche ihre Großmutter gekannt hatten, behaupteten, sie sähe dieser auffallend ähnlich, was auch durch dar wohlerhaltene Bild ihrer Ahnfrau bestätigt wurde.
Sie bemerkte nickt ohne Erstaunen die Bewegung in den Gesichtszügen der fremden Frau, als diese die Augen auf sie richtete, lud sie aber durch eine höfliche Gebärde ein, niederzusitzen, was Frau Otto Lehmann auch sofort tat, oder vielmehr, wie von einer Anwandlung von Schwäche ergriffen, sank sie in den Stuhl.
Als die Besucherin nicht sprach und nur den Blick mit seltsamem Ausdruck auf das Gesicht des jungen Mädchen gerichtet hielt, nahm Mathilde das Wort.
, „Was verschafft mir das Vergnügen, Frau Lehmann bei mir zu sehen, vorausgesetzt, daß Ihr Besuch mir wirklich gilt?"
Die Angeredete strich leicht mit der Hand über ihre Augen und sagte dann mit ruhiger Artigkeit, jede Bewegung war aus ihren Gesichts- ^ zögen verschwunden:
„Mein Besuch gilt Fräulein Mathilde von Godsberg."
Eine Gebärde des jungen Mädchens deutete an, daß sie bereit sei, zu hören.
„Ich will rasch zur Sache kommen,,, fuhr die Greisin fort. „Ich habe in Erfahrung gebracht, daß Fräulein von Godsberg ungemein geschmackvolle Stickereien anfertigt, und dies führt mich hierher."
In Mathildens Angesicht erschien ein Heller Rot bei diesen Worten.
»Ich beschäftige mich in Tat damit," ent- gegnete sie, „doch bin ich überrascht zu finden, daß man in größeren Kreisen Kenntnis von meiner Tätigkeit hat."
Und darum schämen Sie sich jetzt, nichtlwahr?"
Die in scharfem Tone gestellte Frage verstärkte das Rot in dem hübschen Gesicht noch, aber sie erwicderte in sanftem Tone:
„Nein, ich schäme mich meiner Arbeit nicht, habe aber auch keine Veranlassung, öffentlich onzukündigen, wie ich in der Stille schaffe."
„Natürlich, die StandcSehre, begreife. Redliche Arbeit, mein gnädiges Fräulein, adelt auch," klang eS ihr in gleicher Weise wie vorher entgegen.
Mathilde von Godsberg wußte nicht, was sie aus diesem seltsamen Besuche und seiner befremdenden Art und Weise machen sollte, nad war schon im Begriffe, sich zu erheben, als Frau Lehmann in einem Tone, der sehr von dem bisher angeschlagenen abstach, hinzusetzte :
„Arbeit adelt auch, Kind, ich weiß es, denn ich habe gearbeitet, arbeite auch noch und bin stolz darauf, wie Sie vielleicht auf Ihre Ahnenreihe. Schämen Sie sich nicht, eine alte Frau weiß, daß Sie ein braves Mädchen sind!"
Die letzten Worte klangen so herzlich mütterlich, daß sie Mathilde von Godsberg Wohltaten, und sie ihre Absicht, den Besuch kurz abzuweisen, aufgab. (Fortsetzung folgt.)
Kerrreinnühiges.
(Johannis- und Heidelbeerwe in.) Aon fachmännischer Seite wird hierzu folgendes geschrieben: Der Saft wird aus Beerenobst am besten derart gewonnen, daß man die Beeren zerquetscht, den austretenden Saft sammelt und den zurückgebliebenen Brei mit dem zur Verdünnung des Saftes bestimmten Wasser mehrmals auslaugt. Die Flüssigkeit wird sodann mit dem früher auSgequetfchten Safte vereinigt. Da nun der Säuregehalt bei Johannisbeeren 1,5—2,5 Prozent, bei Heidelbeeren 1,3—2 Prozent, der Zuckergehalt bei Johannisbeeren 4,8—7,? Prozent und bei Heidelbeeren 4,8—5,3 Prozent beträgt, der Säure- gehalt also sehr hoch ist, so würde die Gährung sehr träge vor sich gehen und man bekäme einen sehr sauren Wem von geringem Alkoholgehalte und geringer Haltbarkeit. Um dem vor
zubeugen, muß man den Säuregehalt durch Wasserzusatz auf 0,7—-0,8 Prozen Herabdrücken uud den Zuckergehalt durch Zusatz von Zucker so weit erhöhen, daß die Flüssigkeit wenigstens 12 Prozent Zucker enthält. Da die Hesearten, welche an dem Beerenobste haften einen lang- samen Verlauf der Gärung veranlassen, so ist es gut, die Säfte nicht der freiwillig eintretenden Gärung zu überlassen, sondern dieselbe mit Weinhefe in Gärung zu verletzen. Infolge übermäßigen Gerbstoffgehaltes findet nach Verlauf der Gärung eine sehr rasche Klärung der Weine statt, weshalb man nicht versäumen soll, dieselben von der Hefe abzulaffen und in spundvoll zu haltende Fässer abzuziehen. Bei kleinen Versuchen kann man die Flüssigkeit auch in stärkeren Glasslaschen der Gährung überlassen. Sobald der Wein auSgegärt hat, kann er zu jeder Zeit verbraucht werden. Selbstverständlich tritt das Aroma des Weines bei längerem Lagern stärker hervor.
A»tcrrrdesbuch-Ghi7onik vom 18. bis 25. Juli 1908.
Geburt en.
24. Juli. Kappler, Jakob Friedrich, Hilfsbremser hier, 1 Tochter.
Gestorbene:
20. Juli. Nonnenmacher, Karl Albert, Sohn des
Schreiner Johann Friedrich Nonnenmacher, hrer, 1 Monat alt.
21. Juli Bolz. Luise Wilhelmine, geb. Volz, Ehe
frau des Flößer Gottlieb Volz hier, 64 Jahre alt-
23. Juli. Eitel, Hermann, Sohn des Holzhauer Karl Friedrich Eitel hier, 8 Monate alt.
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