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Amtsblatt

für die Stadt Wildvad.

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Anzeiger

für Wilöba ö u. W mgebung.

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Hiezu. Illustriertes Sonntagsblakk und während der Saison: Amtliche FremdenlistH.

Nr.

85.

Samstag den 25. Juli 1908-

44. Jahrgang

Wunöschair.

Gestorben: 22. Juli zu Degerloch Generalmajor z. D. Rudolf v. Schott, Feld­zug 1870/71, Ehrenritter des Ordens der württ. Krone. Ritter 1. Kl. des FriedrichSvrdenS mit Schwertern, Eisernes Kreuz 2. Kl., 72 I. a.

Die von den Freiherren Thumb von Neuburg vollzogene Ernennung des Schulamts« Verwesers Eugen Schreck in Wildbad auf die Lehrstelle an der kath. Volksschule in Unter­boihingen,. Nürtingen, wurde von der kath. Oberschulbehörde am 21. ds. MtS. bestätigt.

Stuttgart, 24. Juii. In der gestrigen nichtöffentlichen Sitzung der Gcmeiudekollegien wurde u. a. auch über die Frage der Erhöhung deS Gehalts des Oberbürgermeisters v. Gauß -rroten. Ein Vorschlag, das bisherige Gehalt von 18 000Mk. um 45000 Mk. zu erhöhen, fand keinen Anklang, dagegen wurde beschlossen, das Gehalt deS Oberbürgermeisters auf 20000 Mk. sestzusetzen. Zugleich wurde auch das im Falle der Pensionierung zu gewährende Ruhe« gehalt von 9000 auf 12000 Mk. erhöht.

Lieben zell, 20. Juli An der Straße nach Monakam wird zur Zeit durch Architekt Elsäher ein Sanatorium für Frauen erbaut.

Bei der gestrigen Landtagswahl in Oberndorf erhielt Andrae (Ztr.) 3355, Roth (Volksp.) 1891, Stoll (Soz.) 1233 Stim­men. Andrae ist somit gewählt.

Oberndorf, 20. Juli. In dem Pro­zeß gegen 20 Metzger, die wegen Verwendung vonKartoffelmehl bei der Herstellung von Wür­sten der Nahrungsmittelfälschung beschuldig waren, lautete das Urteil auf Geldstrafen in Höhe von 325 Mk. Vier wurden freige­sprochen, weil sie die Beimischung nicht selbst gemacht, oder die Wurst nur zu stark gewässert hatten. Das Gericht nahm die Fälschung und die Täuschung des Publikums bei den betr. 16 Metzgern als völlig erwiesen an.

Schramberg, 23. Juli. (Ungetreuer Kassier.) Der Kassier H. Heizmann des hies. Metallarbeiterverbandes ist mit 1170 Mk. flüchtig gegangen. H. hatte anscheinend schon seit einiger Zeit die Revisoren über einen Abmangel in seiner Kasse zu täuschen gewußt.

Psorzheim, 17. Juli. Eine junge Dame, welche vor 8 Tagen das Abiturientenexamen hier bestanden hat, um Medizin zu studieren, gibt soeben ihre Verlobung bekannt, die sie als Gattin eine» Farmers dereinst nach Südwest­afrika führen soll. Daß die Verlobung, und was ihr voranging, dem ernsten Studium nicht geschadet hat, ergibt sich daraus, daß diese junge Dame, die zuvor schon das Lehrerin« examen gemacht hatte, eine ganz vorzügliche Prüfung abgelegt hat.

Eine Reichsdotation für den Grafen Zeppelin in Höhe von 6si- Millionen Mark soll auf dem Deutschen Städtetage angeregt werden. Dieser Beschluß wurde vorgestern abend in der Stadtverordnetenversammlung in Spandau mit großer Mehrheit gefaßt. Dem Deutschen Städtetage soll ein entsprechender Antrag unter­breitet werden.

Solingen, 22. Juli. Die Solinger Bank, die ein Aktienkapital von 3.6 Millionen besitzt ist mit 3,3 Millionen Accepten und

3,2 Millionen sonstiger Verbindlichkeiten in­solvent. Die Kasse wurde gestern vormittag nach mehrfachem Ansturm der Gläubiger ge­schlossen. Der Barmer Bankverein hatte in Aussicht gestellt, die Bank zu übernehmen, falls entsprechende Aktien vorhanden sind. Es hat sich aber herausgestellt daß das Aktien­kapital völlig verloren ist. Die Bank ist jah­relang durch Verschleierungen und falsche Buch­ungen aufrecht erhallen worden. Dies wurde erst entdeckt, nachdem die beiden Direktoren vor einigen Wochen gestorben sind.

Frankfurt, 22. Juli. Den Höhepunkt des Festes bildete heute nachmittag die Ver­kündigung der Sieger in den Wettkämpfen. Auf der Tribüne des Turnplatzes versammelten sich der Vorstand der deutschen Turnerschaft, sowie der Vorsitzende des Ortsausschusses und der Preisrichter. Vor dem Podium stellten sich in weitem Halbkreis die Fahnen der Sieger- Vereine auf. In diesem Halbkreis marschierten die Sieger in den Wettkämpfen auf. Nach dem Gesang des Turnerliedes: Ein Ruf ist erklungen, brachte der Vorsitzende der deutschen Turner­schaft. Dr. Götz-Leipgig, zunächst ein Gut Heil aus Kaiser und Vaterland aus. Er begrüßte sodann die Sieger in den harten Kämpfen: 236 im Sechskampf und 499 im Fünfkampf. Die ersten 25 jeder Gruppe werden verlesen, betreten das Podium und erhalten von Schülerinnen und Turnerinnen die Eichenkränze aufs Haupt gesetzt. Sodann überreichten ihnen Damen für die Fahnen der Sieger-Vereine Erinnerungs- bänder in den Frankfurter Farben weiß-rot, geziert mit einer DedikationSschrift, sowie mit dem Frankfurter Adler. Mit gemeinsamem Gesang schloß die Feier.

Kandersteg, 24. Juli. Bei den Arbeiten am Lötschbergtunnel lösten sich heute morgen 3 Uhr durch Sprengschüsse beträchtliche Mengen Geröll, wodurch der Tunnel auf 1000 m ver­schüttet wurde. Es verlautet, daß 20 Personen tot und zahlreiche verletzt sind. Es scheint, daß das Wasser der Kander in den Tunnel einge­drungen ist. Weiter wird gemeldet: Das Unglück ereignete sich aus der Nordseite des Tunnels, wo bei einer Sprengung etwa 2400 m von dem Tunnelportal entfernt ein gewaltiger Wassereinbruch erfolgte, der den Stollen füllte und alles wegschwemmte. 25 italienische Ar­beiter sind ertrunken.

L o n d o n, 23. Juli. DieDaily Mail" veröffentlicht Nachrichten über gewaltige Gold­funde im Kongostaat. Aus Antebbe (Uganda) melden sie zwei Ladungen voll im Wert von 60 000 Pfund Sterling sind durch Uganda passiert. Das Gold stammt aus den Minen von Cüo im Kongostaat. Man schätzt, daß mehr als 100 Minen der Provinz Jturi unge­heuer viel Gold in der Minenablagerung enthalten.

Saloniki. 22. Juli. Heute gehen un­unterbrochen Militärzüge nach Monastir. Sie befördern mehr als 5800 anatolische RcdifS dorthin. Major Ejuh Bey in Ochrida hat dem dortigen Militärdepot 1000 Mauserge­wehre und 500 Kisten Patronen entnommen und ist zu den Aufständischen übergegangen

Die Pforte ist benachrichtigt worden.

daß sich zur Zeit das Hauptlager der Jung- türken in Ochrida befindet. Abgesandte Nizaim Paschas bereisen den ganzen Bezirk, um die Bewohner zu überzeugen, wie heilig die Sache der Junglürken ist und welches Glück die Ein­führung einer Verfassung bedeuten würde.

Sofia, 24. Juli. Ein jungtürkischer Führer der Sofia passiert hat, machte über den gegenwärtigen Stand der jungtürkischen Bewegung folgende Mitteilungen: Die Zivil­behörden verhalten sich passiv. Eine Entschei­dung wird erwartet. Die Armee ist mit uns,' fast alle Offiziere sind Mitglieder unseres Ko­mitees; die neueintreffenden Truppen werden sofort in unsere Plane eingeweiht. Auch die Geistlichkeit ist mit uns. In Uesküb hat e« der Odjcha abgetehnt, das Sultansgebet zu sprechen. Für jeden, der die türkische Tradition kennt, kann cs keinen stärkeren Beweis des revolutionären Geistes geben als diesen. Auch viele Damen der besseren Gesellschaft nehmen an der Bewegung teil. Unsere Organisation besteht seit zwei Jahren; sie ist in vier Ressorts geteilt; das des Auswärtigen in Paris, der Finanzen, der Justiz und des Innern. Das Justizressort erläßt die Urteile gegen Verräter und Gegner. Unsere Komitees sind im ganzen Reiche verbreitet; sie kennen sich nicht unter­einander, weshalb unsere Bewegung bisher auch dem Sultan geheim geblieben ist. Unser Haupt­führer ist Enver Bey. Wir warten jetzt auf den Ausbruch der Revolution im Adrianopler Korpsbereich, dann marschieren wir nach Kon­stantinopel, wo mit Ausnahme der Garbetruppen auch alles Militär für unsere Bewegung ge­wonnen ist.

K o n st a n t i n o p e l, 24. Juli. Einer amtlichen Publikation türkischer Blätter zufolge hat der Großwesirr infolge einer Jrade des Sultans an die Provinzbehörden eine Zirkular­depesche gerichtet, wonach ein Abgeordnetenhaus einberufen werden soll, dessen Organisation in ihren Grundzüaen ein Werk des Sultans sei.

Aus Ltadl und Umgebung.!

In den Monaten Juli und August wird der öffentliche Telegraphendienst in Wild­bad nach 1v Uhr Abends von dem Tele­graphenamt auf dem Bahnhof besorgt.

Neuenbürg. (Aus der Sitzung des Be­zirksrat» vom 22. Juli ds. Je.) In münd« licher Verhandlung wurden genehmigt: Das Gesuch des Fr. Wurster, Mineralwasser« Händler in Calmbach, um die Erlaubnis zum Weinschank in seinem Hause in der Zeit vom 1. Mai bis 30. September alljährlich. Dem Franz Proß, Landwirt und Brzntwein- brenner in Calmbach, wird die Erlaubnis zur ferneren Ausübung des ihm früher ver­liehenen GastwirtschastsrechtS erteilt Als AmtSverweser für die durch den Uebertritt des Katastergeometers Nick hier in den Staats­dienst frei werdende Katastergeometerstelle für den I. Bezirk wurde Geometer Bonnct hier bestellt. Für die neu errichtete Kaminfegerstelle in Herrenalb wurde der Amtsversammlung der Kaminfeger Phil. Walliser in Wildbad zur Wahl vorgeschlagen und vorläufig als AmtSverweser bestellt. (E.)