betroffen werden. In einigen der hiesigen 12 Etuisfabriken ruht der Betrieb völlig, in den andern arbeiten zusammen noch ca. 70 Personen. — Ein Motorradfahrer rannte im schnellsten Tempo die Ettlinger Landstraße dahin und stieß mit solcher Wucht gegen die Maschine des Lokalbahnzugs Karlsruhe—Ett. lingen, daß ihm der Schädel zerschmettert wurde. Der Tod trat aus der Stelle ein.
Bert in, 9. Mai. Das große Los der preußischen Klassenlotterie ist nach Berlin gefallen. Die Gewinner sind ein Lehrer an einer hiesigen Mittelschule, ein Kaufmann, ein Maschinenmeister und ein Elsenbahnbeamter. Die vier Gewinner haben je ein Viertel des Glücksloser Nr. 132 829 gespielt. Auf jeden Teil entfällt die Summe von 105 622 Mi.
Berlin, 8. Mai. Die Zeugen gegen Fürst Eulenburg wurden heute vormittag von dem Untersuchungsrichter noch einmal vernommen. Zeuge Ernst bekundete, seine Geschichte mit Eulenburg sei in Starnberg schon seit Jahren bekannt. Trotzdem sei er persönlich nie aus seiner Zurückhaltung herausgetreten. Als aber der Fürst in Berlin seine bekannte Aussage beschworen hatte, habe er sich gesagt: Wie ist es möglich, daß der Fürst einen solchen Eid geleistet haben kann. Es kränke ihn sehr, daß der Fürst ihn mit der Behauptung, es sei ja nichts passiert, gefragt habe: „Jakob, Jakob, hast du denn Geld bekommen? Bist du denn bestochen worden zu solcher Aussage?" Das könne doch kein Mensch glauben, daß er, der nie daran gedacht habe, den Fürsten bloßzu- stellen, sich habe bestechen lassen. Der Untersuchungsrichter habe ihm wiederholt die Heiligkeit des Eides vorgehalten. Der Zeuge Riedel ist nicht minder ungehalten als Ernst, daß der Fürst ihn nicht erkennen und auch von bestimmten Sachen, auf die er ihn aufmerksam machte, nichts wissen will.
Berlin, 12. Mai. Die Hauptgläubiger des Fürsten Eulenburg treten am 10. Juni zur Sanierungskonferenz in Berlin zusammen. Die Ueberschuldung des Fürsten Eulenburg soll nahezu 2 Millionen Mark betragen.
Berlin, 11. Mai. Nachdem Fürst Eulenburg die Anstrengungen der Ueberführ- ung von Liebenberg nach der Charitö überwunden hat, scheint es ihm bedeutend besser zu gehen. In der Charits ist ihm nur ein Eckzimmer eingeräumt, vor dem ein Beamter Wache hält. Der Kranke scheint, wie der „Montag" berichtet, den Eindruck zu haben, als ob das Schlimmste nunmehr überstanden sei und die Zukunft für ihn nichts Schlimmeres bringe könne. Die Aerzte der Charite, denen die Behandlung des Fürsten, nicht die Begutachtung, die lediglich Sache der ihn öfter besuchenden Gerichtsärzte ist, obliegt, haben den Kranken eingehend untersucht und ebenso wie sein Hausarzt Arterienverkalkung und Gicht, die besonders an einem Knie sehr schmerzhaft sich geltend macht, festgestellt. Wie gewöhnlich bei dieser Erkrankung stellen sich auch beim Fürsten bisweilen Herzkrämpfe ein, doch glaubt man, daß eine Todesgefahr bei dem 61jährigen Mann für absehbare Zeit nicht vorhanden ist. Eine Psychose, d. i. Gcisteserkrankung, ist nicht zu konstatieren, wenn auch natürlich eine tiefe Depression eingetreten ist. Vernehmungsfähig ist der Fürst vollkommen, und es könnte, soweit es auf seinen Gesundheitszustand ankommt, jeden Tag die gerichtliche Verhandlung stattfinden. Fürst Eulenburg empfing gestern den Besuch seiner Gemahlin und seines ältesten Sohnes, lieber den weiteren Aufenthalt des Fürsten in der Charite wird heute das Kammergericht entscheiden, bei dem der Verteidiger des Fürsten Beschwerde gegen die Verhaftung seines Klien- ten eingelegt hat. Wird die Beschwerde abgelehnt und dre angeborene Kaution für die Haftentlassung nicht angenommen, so wird Fürst Eulenburg noch etwa 14 Tage in der Charits bleiben. Dann dürfte sein Beinleiden geheilt sein und der lleberführung des Fürsten in das Untersuchungsgefängnis nichts mehr im Wege stehen.
Berlin 12. Mar. Staatssekretär Dernburg verließ am Sonntag Berlin um sich zunächst nach London zu begeben. Von dort auS schifft
er sich am 16. l. Mts. nach Südwestafrika ein. Der Aufenthalt Dernburgs in der Kapkolonie ist auf etwa 5 Wochen, der Aufenthalt in Südwestafrika auf mindestens 2 Monate berechnet.
Bern, 10. Mai. (Reformen im schweizeri- scheu Hotelwesen). Der Vorstand des schweizerischen Hoteliervereins hat in seiner letzten Sitzung u. a. folgende Beschlüsse gefaßt: Bei der Revision des eidgenössischen Obligationen- r-echts soll dahin gewirkt werden, daß die Haftpflicht des Hoteliers für von Gästen ein- gebrachte Sachen auf 1000 Fr. begrenzt wird. Mit dem Verlage „Bädeker" soll dahin verhandelt werden, daß er sein veraltetes Stern- systcm fallen lasse. Durch Hotelier Hauser in Luzern soll der internationale Hotelverein um seine Mitwirkung angegangen werden. Die von anderer Seite angeregte Abschaffung des Trinkgeldes an das Hotelpersonal ist ein Ding der Unmöglichkeit; dagegen soll dahin gestrebt werden, daß es durch eine Gratifikation ersetzt wird. An den Winlersportstationen sollen in Zukunft für die Monate Dezember bis Februar auch statistische Erhebungen veranstaltet werden.
London, 12. Mai. General Baden-Po- wrll, einer der wenigen englischen Offiziere, die sich im Burenkriege auszeichneten, hielt gestern in New Castle on Tync eine Rede an die dortigen Offiziere der neuen Territorial- Armee,ffn welcher er ausführte, daß die Gefahr einer deutschen Invasion in England Vorlage. Deutschland sei der natürliche Feind Englands. In Hamburg lägen genug Schiffe, um 120000 Mann in 30 Stunden an Bord zu nehmen. Die deutsche Flotte sei genügend kräftig, um die Meerenge von Dover zu blok- kieren. Diese Gefahr zwinge England, die neue Territorial-Armee auszubilden, um im Ernstfälle gerüstet zu sein.
Peking, 7. Mai. (Riesenkatastrophe in China). In Hankan, dem MündungSpunkt des Hanstromrs in den Jangtscktang, hat sich eine Doppelkatastrophe zugetragen. In der Nacht geriet eine von den Hunderten der in der Hanmündung dichtgedrängt ankernden Dschunken, die mit Petroleum geladen war, bei heftigem Sturm in Brand und trieb stromab sin den Jangtse, zahlreiche andere Fahrzeuge aller Art wurden vom Fever er? griffen, nahmen denselben Weg und gefährdeten die am Jangtseufer liegenden Pontons.
Aus Stadt und Umgebung.
Wildbad, 13. Mai. Am Samstag den 23. Mai findet die Eröffnung der neuerbauten Bergbahn auf dem Sommerberg hier — der ersten Drahtseilbahn in Württemberg — statt. Das Programm hiezu lautet:
1) Nachmittags 2*/, Uhr Eröffnungsfeier in dem unteren Stationsgebäude. Ueber- gabe des Bauwesens durch Herrn Oberbaurat von L e i b b r a n d.
Begrüßung der Gäste durch den Vorstand Fabrikdirektor Schnitzer.
2) Fahrt der Festteilnehmer auf den Sommerberg. Besichtigung der Bahnanlage.
3) Zusammensein auf der Sommerbergstation mit Konzert der Kurkapelle, wobei den auswärtigen Festteilnehmern eine Erfrischung geboten wird. Ansprache durch Stadtschultheiß B ä tz n e r.
4) Nachmittags 6 Uhr Festkonzert der Kurpelle aus dem Kurplatz mit nachfolgender Beleuchtung des Kurplatzes, veranstaltet durch die K. Badoerwaltung.
Neuenbürg. (Aus der Bezirksrats, fitzung vom 11. Mai). Das Wirtschaftskon- zessionsgesuch des Karl Müller, Zimmermanns auf den Vierteln in Neusatz wurde in mündlicher Verhandlung mangelnden Bedürfnisses halber abgelehnt. Die Ausdehnung des Wirt- schastsbetriebs des Sonnenwirts Bürck in Birkenfeld auf den bei seinem Gebäude befindlichen Garten fand Genehmigung, desgleichen des Metzgers und Wirts Reiß hier auf ein Zimmer im fr. Buchbinder Kuodel'schen HauS und des Wirts Schmid in Hochwiese bei Wildbad auf die bei seinem Anwesen neu er
stellte Wirtschaftshalle. Emil Wentz, Küchenchef in Stuttgart erhielt die Erlaubnis zum Wirtschaftsbetrieb in dem Stationsgebäude der Wildbader Bergbahn auf dem Sommersberg. Das dem Wirt Kuch in Wildbad für das Bergbahnhofgebäude das. auf die Saison erteilte Gastwirtfchaftsrecht wird auf das ganze Jahr ausgedehnt. Ein Gesuch der Kaufmanns und Hotelsekretärs Rath in Wildbad (Villa Hanselmann) zum unbeschränkten Wirtschaftsbetrieb vom 1. April bis 31. Oktober alljährlich wurde genehmigt. Der Matth. Lutz Ww. zum grünen Baum in Bernbach wird die ihrem ff Ehemann erteilte Gastwirtschastskonzession für ihre Person verliehen. AuS Anlaß des Krankenhausneubaues soll durch eine Kommission des BezirksratS eine Besichtigung der in letzter Zeit erbauten Krankenhäuser erfolgen.
Ilnterhaltendes.
Das gelupfte Wand.
Von Conan Doyle.
Autorisiert. Nachdruck verboten.
(Fortsetzung.)
„Und Gift — wie steht es damit?"
„Die Leiche wurde von ärztlicher Seite daraufhin untersucht, aber ohne Erfolg."
„Was ist nun Ihre Ansicht über die Ursache dieses bedauerlichen Todesfalls?"
„Ich bin der Meinung, daß meine Schwester lediglich infolge einer durch Schrecken verursachten Nervenerschütterung starb, obwohl ich von der Ursache dieses Schreckens keine Ahnung habe."
„Hielten sich zu jener Zeit Zigeuner in den Anlagen am Hause auf?"
„Jawohl; es find fast immer welche da."
„So, so; und was glauben Sie, daß Ihre Schwester mit der Andeutung von einem „getupften Band" oder auch einer „getupften Bande" meinte?"
„Das möchte ich manchmal lediglich für eine Ausgeburt des Fieberwahns halten; dann meine ich aber auch wieder, es könnte sich auf eine Bande von Menschen, vielleicht gerade auf die Zigeuner in den Anlagen, bezogen haben. Möglich, daß die getupften Tücher, die viele von ihnen um den -Kopf tragen,, ihr zu der auffallenden Bezeichnung Anlaß gegeben haben."
Holmes schüttelte den Kopf, als sei er ganz und gar nicht befriedigt.
„Wir tappen noch ganz im Dunkeln," meinte er, „bitte fahren Sie in Ihrer Erzählung fort."
„Zwei Jahre sind seitdem vergangen, und mein Leben war inzwischen einsamer als je. Vor einem Monat jedoch hat mir ein lieber langjähriger Bekannter Names Percy Armitage die Ehre erwiesen um meine Hand anzuhalten. Mein Stiefvater hat nichts dagegen, und so soll unsere Verbindung noch in diesem Frühjahr stattfinden. Seit zwei Tagen hat man begonnen, Ausbesserungen an dem westlichen Flügel unseres Wohnhauses vorzunehmen wobei die Wand an meinem Schlafzimmer durchbrochen wurde, so daß ich das Zimmer in dem meine Schwester starb, beziehen und in deren Bette schlafen mußte. Stellen Sie sich nun meinen gräßlichen Schrecken vor, als ich in der letzten Nacht, während ich gerade mit dem Gedanken an ihr schreckliches Geschick beschäftigt wachend dalag, plötzlich dar leise Pfeifen vernahm, das ihren Tod vorherverkündet hatte. Ich sprang auf und steckte die Lampe an, vermochte jedoch nichts im Zimmer zu entdecken. Zu erregt, um wieder zu Bette zu gehen, kleidete ich mich an und schlich mich, sobald der Tag graute, aus dem Hause, ließ mir in dem gegenüberliegenden Wirtshaus zur Krone einen Wagen anspannen und fuhr nach Leatherhead; von da bin ich heute früh hier eingetroffen zu dem einzigen Zweck, Sie aufzusuchen und um Ihren Rat zu bitten."
„Daran haben Sie sehr wohl getan," versetzte Holmes. „Aber haben Sie mir alles gesagt?"
„Gewiß, alles."
„Doch nicht, Fräulein Roylott. Sie schonen Ihren Stiefvater?"