Wader Mimik
Amtsblatt
für die Stcröt Witööaö.
Erscheint Dienstags, Donnerstags und Damstags.
Bestellpreis vierteljährlich 1 Mk. 10 Pfg Bei allen würt- tembergischen Postanstalten und Boten im Orts- und Nachbarortsverkehr vierteljährl. 1 Mk. 15 Pfg.; außerhalb desselben 1 Mk. 20 Pfg.; hiezu 15 Pfg. Bestellgeld.
Anzeiger
für Wiköbad u. Umgebung.
Die CinrüAungSgevühr
beträgt für die einspaltige Zeile oder deren Raum 8 Pfg. auswärts 10 Pfg, Reklamezeile 20 Pfg. Anzeigen muffen den Tag zuvor ausgegeben werden. Bei Wiederholungen entsprechender Rabatt.
Hir;u: Illustriertes Sonntagsblatk und während der Saison: Amtliche Fremdenlisty.
Nr. 51.
Samstag, den 2- Mai 1908.
I 44. Jahrgang
Wunöscharr.
(Pferdemarkt-Lotterie.) Die Ziehung der „Großen Stuttgarter Geld, und Pferdemarkt-Lotterie" nahm heute vormittag ihren Anfang und eS fielen die ersten Preise aus folgende Nummern: Der Hauptgewinn von 40 000 Mk. auf Nr. 46 864, der zweite Gewinn von 10 000 Mk. auf Nr. 29 854, ein Gewinn von 2000 Mk. auf Nr. 79 006, zwei Gewinne a 1000 Mk. auf Nr. 19 400 und 25 316, sodann 6 Gewinne a 500 Mk. auf Nr. 79 950. 33 513. 33 722, 3744, 18 744 urld 51 718v (Ohne Gewähr.)
— Wie wir hören, haben sich für die vom Passage Bureau R ominger, Slu ttgart veranstaltete diesjährige 4. Sonderfahrt nach der Wasserkante welche vom 13. bi» 19. August zur Ausführung kommen wird, schon zahlreiche Teilnehmer gemeldet, so daß c» sich für Reflektanten empfiehlt, sich möglichst bald zu ent scheiden und die Anmeldungen der genannten Firma oder der hiesigen Ortsgruppe des Deutschen Flottenvereins zugehen zu lassen.
Besenfeld, 29. April. Wie im Murg, tal so grassiert gegenwärtig auch auf unserer sonst so gesunden Höhe ein böses Fieber, genannt das Wechselfieber, wovon in kurzer Zeit zwei Familien hiesigen OctS ergriffen worden ffind.
— Die letzte Nummer der Württ. Schwarz- waldvereinsblätter bietet wiederum reiche Belehrung i» Wort und Bild. vr. Schmidt, Geologe der Württ. Landesaufnahme, Stuttgart, schildert „Württembergs Erzbergbau in der Vergangenheit" und Schullehrer Huber in Dornhan „den großen Brand von Dornhan im Jahre 1718." Der Artikel „Was sich die Waldstadt erzählt" bringt Sagen uud Geschichten aus Freudenstadt und Umgebung. Es seien daraus erwähnt der „Zundelfrieder" und „der Tannenhof." Von einer hübschen Fahrt „Im Schnee auf den wilden See" erzählt Lehrer Egger in Neuenbürg. „Der Wildsee von Schönmünz" soll mit seiner weiteren Umgebung zu einer Art Nationalpark gestaltet werden und Prof. Wagner-Tübingen macht recht beachtenswerte Vorschläge, wie die Umgebung des Wald- seeS, diese Perle unberührter Natur, für die Zukunft als solche zu erhalten ist. Was „der Brötzinger BeztrkSvcrein auf seinem Kirweaus- flug im Wasgau" erlebte, erzählt B. Stölzle. Im Bilde wird vr. Stemmer, der Arzt und Priester, und das pompöse neue SchulhauS in Höfen vorgeführt. Ein neuer Bezirksverein hat in Niefern mit 33 neuen Mitgliedern das Licht der Welt erblickt. Vom Leben in den bisherigen Bezirksvereinrn zeugen die Be» richte aus Calw, Nagold. Stuttgart und Tei- nach.
Aus dem Schwarzwald, 29. April. (Der Stadtrechner in Nöten.) Folgende heitere Ge« schichte wird vom „Volksfreund" aus einem schönen Lchwarzwaldstädtchrn erzählt: Eines Morgens kommt der Stadtrechner an seine Dienstzimmertür und bemerkt, als er aufschließen will, daß er den Schlüssel vergessen hat. Da die Dienstzeit aber drängt und nebenan der Schalter groß genug erscheint, sagte er sich, er
könne ja auch durch den Schalter in sein Dienst, zimmer gelangen und nachher den Schlüssel holen lassen. Gesagt getan. Es geht anfänglich ganz gut; aber schließlich will es nicht mehr weitergehen; er hatte nämlich die Rech, nung ohne den Schwerpunkt seiner Leibesbe- schaffenheit gemacht, der bekanntlich dort ansängt, wo das Rückenmark aufhört. Der Mensch >st ja schließlich auch kein Marder, der überall durchschlüpfen kann, wo der Kopf durchkommt So bleibt der Herr Stadtrechner also stecken selbstverständlich unter lebhaften Bemühungen vorwärts »der rückwärts zu kommen. Jetzt erscheint die zweite handelnde Person dieses Dramas, der Polizeidiener. Rasch überschaut er die Situation: natürlich kann es sich nur um einen Einbrecher handeln. Die Gelegenheit ist günstig, hier vollend ichs, denkt der Mann der Sicherheit, bekommt ein Lattenstück in die Hand und nun drauf, auf jenen Teil de» mensch. lichen Dasein», der besonders in der Jugend eigens zu solchen Zwecken bestimmt scheint. Jetzt aber schreit der vermeintliche Einbrecher: „Dun- dcrwetter, halt, halt! I bins ja, der Stadtrechner I I ha doch d'r Schlüssel Vergüsse!" Darauf stellt natürlich der Polizist seine Hebungen ein und hilft unter heiteren Entschuldigungen dem Herrn Stadtrechner auS seiner üblen Lage.
Tübingen, 29. April. (Schwurgericht.) Wegen eines Verbrechens der versuchten Notzucht, zusammentreffend mit einem Verbrechen wider die Sittlichkeit wurde der 60jähr. verwitwete Müller und Bauer Wilhelm Mick in Neusten zu 4 Monaten Gefängnis verurteilt, beantragt waren 7*/- Monate. Die Geschworenen haben dem Angeklagten mildernde Umstände bewilligt. Oberstaatsanwalt Dr. Cleß vertrat die Anklage, die Verteidigung führte Rechtsanwalt Dr. Hsyum und zu ihrem Obmann hatten die Geschworenen den Zimmermeister Kazmaier von Honau gewählt. — Der 33jähr. verheiratete Bierbrauer und Adlerwirt Emil Frick von Wendelsheim wurde wegen Verbrechens wider die Sittlichkeit zu 1 Jahr und 2 Monaten Gefängnis verurteilt, wovon 6 Wochen Untersuchungshaft abgehen. Staatsanwalt Heller war Ankläger, Rechtsanwalt Bacher Verteidiger und Zimmermeister Kazmaier von Honau Obmann der Geschworenen.
Pfullingen, 28. April. Die Rommel'sche Kunstmühle ist um den Preis von 195 000 Mk. in den Besitz der Stadtgemeinde Pfullingen übergegangen.
Eli wangen 28. April. (19. Bundestag des Württ. Kriegerbundes.) Die Vorbereitungen zum 19. Württ. Kriegerbundestag, welcher in den Tagen vom 13. bis 15. Jnni in der Kreisstadt des Jagstkreises statlfwden wird, sind längst sin vollem Gang. In zahlreichen Sitzungen und in vielseitiger Einzeltätigkeit haben die 7 Kommissionen und der Festausschuß alle Vorbereitungen getroffen, soweit dies bis jetzt zweckmäßig und angängig waa. Den Ehrenvorsitz hat in dankenswerter Weise Herr Regierungspräsident von Häberlen übernommen Die Quartiere sind in großer Anzahl, die mehr als genügend sein dürfte, festgelegt, nnd bei der gastfreundlichen Gesinnung der hiesigen Einwohnerschaft darf an einer guten Aufnahme
der Festgäste nicht gezweiselt werden. Das Bankett am Abend des 13. Juni wird in einem 1200 Personen fassenden Zelt auf dem Festplatz abgehalten werden. Die Preßkommission hat bereit» die künstlerisch ausgeführte Fest- postkarte herausgegeben. Die Fest-Zeitung, deren Herstellung schon in Angriff genommen ist, wird in einem kunstvollen farbigen Umschlag mit zahlreichen Illustrationen erscheinen. Die landschaftlich hervorragend schöne Lage Ellwangens, die gerade in den Tagen des späteren Frühjahrs besonders zur Geltung kommt, lädt von selbst zu einem zahlreichen Besuch des Bundestages rin. Es ist daher nicht zu zweifeln, daß sich aus allen Vereinen des Württ. Kriegerbunde» Vertreter zum Bundestage einfinden werden um denselben zu einem ebenso glanzvolle» zu gestalten, wie seine Vorgänger eS gewesen sind. Am 1. Mai ist der letzte Termin zur Anmeldung der teilnehmenden Vereine.
— Die feierliche Einweihung der Hoh- königsburg ist endgültig auf den 13. Mai mittags 12 Uhr festgesetzt worden.
Fr ankental, 29. April. Mit einemWein- fälschungsprozeß, der alle früheren großen Weinfälschungsprozesse in den Schatten stellt, beschäftigt sich seit gestern die Frankentaler Straf, kammer. Das Urteil wird, weil 71 Zeugen geladen und .6 Chemiker und 6 Zungensachver« ständige beigezogen sind, vor Ausgang dieser Woche nicht erwartet. Dem Hauptangeklagten, Weinhändler Ludwig Siegele von Neustadt, der sein Geschäft in so großem Stile führte, daß er jährlich bis zu 400 000 Liter umsetzte, wird zur Last gelegt, daß er fortgesetzt in den Jahren 1902 -1907 Weine durch Zusätze wässeriger Zuckerlösung erheblich vermehrt und durch du Zuckerung die Beschaffenheit und Zusammensetzung der Weine, namentlich an Ge- halt und Extraktstoffen unter den Durchschnitt der ungezuckerten Weine im Weinbaugebiet gebracht habe. Ferner soll er Weine, die dem Gesetz entsprachen, mit gefälschtem Wein vermischt und gewerbsmäßig Weine hergestellt haben unter Verwendung: 1) eine» Aufgusses von Zuckerwasser oder Wasser auf Trauben, Traubenmaische oder ganz oder teilweise cntmostete Trauben; 2) durch Aufguß von Zuckerwasser auf Hefe; 3) durch Verwendung getrockneter Heidelbeeren und Rosinen; 4) unter Verwendung von Weinstein und Weuisteinsäure; 5) durch Anwendung von Chemikalien, durch die der Extraktgehalt erhöht wird. Absud von frischen Heidelbeeren und schließlich Verwendung von Glyzerin. Die so gepantschten Weine hat der Angeklagte als „tadellose," „gutgebaute," „rein- gärige," „vollmundige" Produkte, für die er bezüglich des Gesetzes volle Garantie übernehmen könne, angcprjesen und abgesetzt. Wegen Beihilfe zur Weinfälschung stehen noch die Ehefrau des Angeklagten, dessen Küfer und dessen Buchhalter unter Anklage.
LokcrLes.
— „Die Zweigpoststelle im K. Badhotel nimmt den Betrieb am Montag den 4. ds. Mts. auf."