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Passagiere nach Bremerhaven bezw. nach ihren HeimatSländerii find für die nichtdeutschen Zwischendeckspassagiere acht Sondcrzüge er­forderlich.

Paris, 9. April. Der Temps erfährt, daß die Lissaboner Behörden jetzt alle Personen zu kennen glauben, die an den zwei Ver­schwörungen gegen König Carlos teilgenommen haben. Die erste dieser Verschwörungen zielte darauf ab. König Carlos von seinem Gefolge zu trennen und nur gegen das Gelöbnis der Berufung eines liberalen Kabinette- ins Palais zurückziisühren. Dieses Komplott wurde ver­raten, weil der Mitwisser zu viele waren. Darauf bildete sich ein kleinerer Kreis mit dem einzigen Programmmpunkt: Tod der Dynastie.

London, 9. April. Nach einer Meldung der Central News ist ver deutsche Loyddam- pferHohenzollern", der von Alexandria über Neapel nach Marseille unterwegs war, bei Al- ghero auf Sardinien gestrandet.

Korfu, 10. April. Um 11 Uhr lief die Hohenzollern unter dem Salut der Fest­ung und der griechischen Kriegsschiffe in den Hafen rin. Auch die beiden im Hafen liegen­den englischen Kriegsschiffe salutierten. Die griechische Königsfamilie begab sich sofort an Bord. Der Kaiser, der griechische Marineuni­form trug, empfing die griechischen Herrschaften am Fallreep und begrüßte sie aufs herzlichste. Die Kaiserin, sowie Prinzessin Viktoria Luise und Prinz August Wilhelm begrüßten die griechischen Gäste ebenfalls an Deck, während die Kapelle der Hohenzollern die griechische Nationalhymne spielte. Nachdem der Kaiser und König Georg sie Ehrenwache an Deck ab­geschritten hatten, fand an Bord ein Frühstück statt. Um 2 Uhr begaben sich die höchsten Herrschaften an Land. Die Stadt Korfu ist reich beflaggt und die Promenade Spirmada mit Blumengirlanden überspannt. Der Weg, den die Majestäten durch die Stadt nehmen mußten, war mit einem Spalier von Vereinen und Schulen mit Fahnen und Musikkapellen umjäumt. Die Bevölkerung, teils in National­tracht, war zu Tausenden herbeigeströmt und schwenkte Fähnchen in deutschen und griech­ischen Farben. Der Bürgermeister von Korfu begrüßte den Kaiser und die Kaiserin mit einer Ansprache. Nach Verabschiedung von deu grichischen Herrschaften begaben sich die deutschen Herrschaften in fünf Automobilen unter stürm­ischen Ovationen des,Volkes nach dem Achil- leion.

Newyork, 8. April. Die Amerikan Federation of Labour gibt in einer Schätzung diese selbst als vorsichtig bezeichnet, die Zahl der zurzeit im G.biete der Union wohnenden be- schäftigungSlssen Arbeiter auf nicht weniger als 4 750 000 Mann an. Die Grundlage für dies« Schätzung bilden Berichte, die der Federation von ihren Bertrauensniäkii'ern in 37 Staaten zugegangcu sind. Es wird ver­sichert, daß dis Lage von Woche zu Woche sich verschlimmert.

Unterhaltendes.

Dn gchrimmMllk Mord m Tale mn Koscmbc.

Von Conan Doyle.

Autorisiert. Nachdruck verboten.

(Fortsetzung.)

^Nachdem wir Lestrade abgesetzt halten, fuh­ren wir nach unscrm Hotel, wo das Frühstück bereit- aus dem Tisch stand. Holmes schwieg und saß in Gedanken versunken mit schmerz­lichen Ausdruck da, wie jemand, der sich l.i einer verwickelten Lage befindet.

»Komm her, Watson," sagte er als der Tisch abgeräumt war,setze dich bequem in diesen Stuhl und laß mich dir em Weilchen vorpredigen. iJch weiß nicht recht, was rch tun soll. Rate du mir. Stecke deine Zigarre an und höre."

Bitte, sprich."

Bel näherer Betrachtung fielen dir und mir in der Erzählung de» jungen Mc, Carthy so­fort zwei Umstände aus; mich nahmen sie zu seinen Gunsten, dich aber gegen ihn ein. Der erste ist, daß, wie er sagt, lein Vater .Cooee!' viks, che er ihn gesehen, der andere

ist die wunderliche Erwähnung der Silbe ,g, rat' au» dem Munde des Sterbenden. Er murmelte noch mehr, aber dies war bekannt, lich das einzige, was der Sohn verstand Von diesen zwei Momenten müssen nunmehr unsere Nachforschungen auSgehen, und wir wollen sie mit der Voraussetzung beginnen, daß der junge Mann die reine Wahrheit sprach."

Wie erklärst du dir denn dieses 'Cooee'?"

Augenscheinlich galt es nicht dem Sohne. Seines Wissens war ja der Sohn in Bristol, und e» war bloßer Zufall, daß er sich in Hör- weite befand. Da-,Cooee' sollte die Aufmerk­samkeit dessen erwecken, mit dem er sich zu einer Begegnung verabredet halte. ,Cooee!' ist ein entschieden australischer Ruf, der unter Australiern gebräuchlich ist. Die Vermutung liegt nahe, daß die Person, die Mc. Carthy am Teich von BoScombe treffen sollte, in Au­stralien gewesen war."

Was wollte er aber mit dem Worte ,a rat'?"

Holmes zog ein zusammengefaltete- Blatt aus der Tasche und glättete es auf dem Tisch. Hier ist »ine Karte der Kolonie Victoria," sagte er.Ich bestellte sie gestern abend tele­graphisch in Bristol." Er bedeckte nun mit der Hand einen Teil der Karte.Was steht hier?" fragte er mich.

Ich las ,arat.

Und hier?" Er hob die Hand auf.

Lallarat".

Richtig. Das war offenbar das Wort, das der Sterbende stammelte, und von dem der Sohn nur die letzte Silbe vernahm. Er versuchte es, den Namen seines Mörders zu nennen: der Sound So aus Ballarat."

K-Ganz wunderbar!" rief ich aus.

In der Tat! Und nun, siehst du, ist der Kreis schon bedeutend enger gezogen. Der Besitz eine- grauen Kleidungsstückes ist ein dritter Punkt, der in Uebereinstimmung mit der Aussage des Sohnes konstatiert wurde. So gelangen wir jetzt aus düsterer Unklarheit zu dem sehr bestimmten Begriff eines Austra­liers aus Ballarat mit einem grauen Man­tel."

Gewiß."

Und zwar muß es ein Mensch sein, der in der Umgegend wohnt, denn der Teich kann nur vom Pachthof oder vom Park aus erreicht werden, wohin Fremde schwerlich kommen."

Ganz recht."

Nun folgt unsere heutige Expedition. Der Untersuchung an Ort und Stelle entnahm ich die Einzelheilen über die Persönlichkeit des Verbrechers, die ich dem Dummkopk, dem Le- strade mitteilte."

Aber wie bist du darauf gekommen?"

Du kennst meine Methode. Sie beruht nuf der Beobachtung von Kleinigkeiten.?

Ich weiß, daß du aus der Länge der Schritte aus die Größe zu schließen verstehst. Auch die Art der Stiefel verraten die Fuß­stapfen."

Ja, es waren absonderliche Stiefel."

Aber das Hinken?"

Der Abdruck des rechten Fußes trat stets schwächer hervor als der des linken. Der Manu drückte weniger damit auf. Warum? Weil er hinkte er war lahm."

Warum soll er links sein?"

Dich selbst befremdete die Art der Ver­letzungen, wie sie der Arzt bei der Untersuch­ung feslstellle. Der Schlag kam unmittelbar von rückwärts und traf dennoch die linke Seile. Wie könnte kas fein, wäre nicht der Mörder links? Während der Unterredung zwischen Vater und Sohn muß er hinter dem Baum gestanden haben. Ja, er hat sogar dort ge­raucht. Ich fand Zigarrenasche, und bei mei­ner genauen Kenntnis der Tabakasche konnte ich zweifellos feststrllen, daß sie von einer in­dischen Zigarre Herrührte. Wie du weißt, habe ich mich eingehend damit beschäftigt und eine kleine Abhandlung über 140 verschiedene Arten von Pfeifen-, Zigarren- und Zigaretten­tabak geschrieben. Nachdem ich die Asche ent­deckt, suchte und sand ich richtig den Stummel im Moos, wohin er ihn geschleudert halte. Es war der Rest eitler indischen Zigarre, wie man sie in Rotterdam rollt."

Und die Zigarrenspitze?"

»Ich sah, daß die Zigarre nicht im Munde gewesen war. Also bediente er sich einer Spitze. Das Ende wur abgeschnitten, aber nicht glatt, woraus ich auf ein stumpfe» Fe­dermesser schloß."

Holmes, du hast diesen Menschen so fest umsponnen, baß er nicht mehr entkommen kann, und einen Unschuldigen so sicher vom Tode gerettet, als hättest du den Strick durchgc- schnitten, mit dem er bereit- am Galgen hing. Ich sehe, wohin dies alles zielt. Der Schul­dige ist"

Herr John Turner," meldete der Kellner mit lauter Stimme, indem er unsre Zimmer- tür öffnete, um den Fremden hereinzulassen.

Der Eliitretende war eine fremdartige, auf­fallende Erscheinung. Sein langsamer, hinken­der Gang und die vorgebeugten Schultern ließen ihn hinfällig erscheinen; doch verrieten seine harten, rauhen Züge sowie sein hühncn- hafter Körperbau eine ungewöhnliche Geistes­und Leibeskraft. Der starke Bart,.das ergraute Haar, die buschigen, vorstehenden Augenbrauen verliehen seinem Äußeren Würde und Ansehen, aber sein Gesicht war von aschgrauer Färb­ung und ein fast bläulicher Schein lag um die Lippen und die Nasenflügel. Auf den ersten Blick sah ich, daß der Mann einem chroni­schen, tödlichen Leiden verfallen war.

Nehmen Sie gefälligst auf dem tsopha Platz," bat Holmes freundlich.Sie erhielten mein Briefchen?"

Ja, der Aufseher hat eS mir gebracht. Sie wünschten mich hier zu sprechen, um je­des Aufsehen zu vermeiden."

Ich fürchte das Gerede der Leute, wenn ich zu Ihnen käme."

Und warum wünschte» sie mich zu sehen ?" Er blickte mit seinen müden Augen so ver­zweifelt aus meinen Gesährien, als sei die Frage bereits beantwortet.

Ja," sagte Holmes, mehr Turners Blick als seine Worte erwidernd:ES ist so. Ich weiß alles über Mc. Carihy."

Der alte Mann verbarg sein Gesicht in den Händen.

Gott stehe mir bei!" rief er aus.Den jungen Menschen hätte ich aber nicht inS Elend kommen lassen. Ich gebe Ihnen mein Wort darauf wäre er vom Gericht für schuldig erklärt worden, dann hätte ich alles gestanden."

Ich freue mich, das von Ihnen zu hören," versetzte Holmes sehr ernst

Schon jetzt würde ich gesprochen haben, wäre es mir nicht um mein geliebtes Kind zu tun. Es hätte ihr das Herz gebrochen es wird ihr das Hsrz brechen, erfährt sie meine Verhaftung."

Vielleicht kommt eS nicht dazu," sagte Holmes.

Was!"

Ich bin kein Gerichtsbeamter. Soviel ich weiß, war es Ihre Tochter, die mich hier­herkommen ließ, und so vertrete ich Fräulein Turners Interessen. Der junge Mc. Earthy muß natürlich freikommen."

Ich bin ein ausgegebener Mann," sagte der alte Turner.Seit Jahren leide ich an Zuckerkrankheit, mein Arzt hält es für frag­lich, ob ich iri vier Wochen noch lebe. Nur stürbe ich gern unter dem eigenen Dach nicht im Zuchthaus."

Holmes stand auf und setzte sich an den Lisch; er ergriff die Feder und legte einige Bogen Papier vor sich.(Forts, folgt.)

Stcrnöesbuch-Khrronik. der Stadt.Wildbad vom 4. bis 10. April 1908.

Geburten:

4. April Seitz Wilhelm August, Fuhrmann in Sprollenhaus, .1 Tochter.

Aus geböte:

9- Pfeiffer Karl Adolf, Koch in Herrenalb u.

Eilbert Juliane Philippine in. Herrenalb. 11. N°urveiler Adam Friedrich, Säger in

Rohrbach und Rau Anna Mari« m Sprol­lenhaus.

G «sie rbene:

8. , Gauß Elisabeth« Katharine geb. Reichs«,

Ehefrau des Holzhauers Wilhelm Friedrich Gauß in Nonnenmiß, 68 Jahre alt.