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Nr-

39.

Donnerstag, den 2. April 1908.

44. Jahrgang

Nrrn-siHcru.

Stuttgart, 29. März. In einer von der Nationallrberalen Partei Stuttgart veran­stalteten Bismarckfeier im Festsaal der Lieder­halle hielt heute Abend vor dichtgefülltem Saal Generalmajor Keim, der bisherige Leiter des Flottenvereins, die Festrede. Stürmisch be­grüßt, führte Redner i» seinem Vortrage aus, daß uns ein nationales Heimweh nach den großen Männern einer großen Zeit überkomme. Als Bülow endlich einmal über den Glacehand, schuh den eisernen Handschuh zog, habe der Schimmel, in dessen Sattel Bismarck Deutsch­land gesetzt habe, nach langer Zeit wieder Ga­lopp reiten können. Man müsse dem Auslande zeigen, daß wenn es die nationale Ehre ver­langt, wir alles niederreiten werden, was sich uns entgegenstellt. Keim erinnerte an die nationale Haltung Württembergs in Fragen des Militärs, der Eisenbahnen und Post. Darin könnten andere Staaten Nachfolgen. Mit bewegter Stimme schilderte er die März- nacht der Jahres 1888, als er im Berliner Dom als Stabsoffizier die Totenwache an der Bahre des alten HeldenkaiserS gehalteu habe. Da sei eS ihm zum Bewußtsein gekommen, wie Wilhelm!, und seine Palladine alle Männer der Pflicht waren. Früher habe man geglaubt, daS Reich herbeistngen, -turnen oder -trinken zu können. Bismarck habe bewiesen, daß nur mit Blut und Eisen die Einheit zu erkämpfen war. Mit Träumen und Dichten ließ sich keine Nation zusammenschmieden. Heutzutage diente die geistige Kraft Deutschlands nicht mehr anderen Nationen als Kulturdünger, son­dern unsere ganze Kraft finde Beteiligung bei großen nationalen Aufgaben. Diese seien aber nur zu lösen mit solchen flammenden, leiden­schaftlichen Herzen, wie Bismarck es besessen. Bismarck habe nie Kompromiße gemacht in großen nationalen Fragen. Mit dem Hinweis auf das grandiose Standbild des großen Kanz lers am Hamburger Hafen, das den Recken darstelle, die Hand auf dem Schwertknauf und das Auge sinnend zum Meere gerichtet, sagt Redner, daß die Frage um die Befestigung unserer Weltmachtstellung die Zukunfts« und Schicksalsfrage Deutschlands bilde. Das deutsche Haus müsse so gebaut werden, daß kein Sturm ihm etwas anhaben könne, denn eS bilde die Grundlage des Gedeihens unserer Nation. Wer die deutsche Familie zerstöre, zerstöre dar Volk. Daher die Gegnerschaft Bismarcks gegen die Sozialdemokratie, die Volksverrat begehe, weil sie an die Wurzeln des Familienlebens greift. Die deutschen Frauen sollen aber auch mithelfen, der Jugend die Liebe zur Nation einzuimpfen. Zum Schluß betonte Redner die unbedingte Notwendigkeit einer starken Flotte. Was wir für Flottenpolitik treiben, sei keine großzügige nationale Flottenpolitik im Sinne Bismarcks. Man wolle dem Flottenverein jetzt Frack und Lackstiefel anlegen. Das vertrage er nicht, denn er gebrauche den Bürgerrock. Mit nochmaligem Apell, die Jugend im BiSmarck'- schen Geist zu erziehen, schloß General Keim unter tosendem Beifall mit den Worten:Alle Zeit stets bereit für de» Reiches Herrlichkeit."

Stuttgart, 27. März. Internationale Hundeausstellung Stuttgart, 24. und 28. Mai. DerVerein zur Züchtung reiner Jagdhund- raffen für Württemberg" veranstaltet unter dem Protektorat de» Königs am 24. und 25. Mai in den Hallen der Württemberg.-Hohenzollerischen Brauereigesellschaft Stuttgart, Böblingerstr. 38, eine große internationale Ausstellung von Hun­den aller Raffen. Diese wird Heuer die größte kynologische Veranstaltung in Süddeutschland sein und nickt nur die Unterstützung der süd­deutschen hundesportlichen Vereine finden, son­dern auch von vielen über ganz Deutschland verbreiteten Spezialklubs sowie vom Ausland, namentlich der Schweiz und Oesterreich, beschickt werden. Die Ausstellung soll in durchaus vor­nehmem Stil abgehalten werden. Sämtliche Geldpreise kommen in allen Klassen ohne Rück­sicht lauf die Zahl der Meldungen zur AuS> zahlung. Für die einzelnen Hunderassen haben die namhaftesten Spezialisten ihr Erscheinen als Preisrichter zugesagt. Seit 1902 hat in Württemberg eine Hundeausstellung von diesem Umfang nicht mehr stattgefunden. Programme find zu beziehen von Major a. D. Stimme!, Stuttgart, Sonnenbergstraße 31. Auf der Ausstellung wird eine Besonderheit württcm- bergischer Zucht, der Leonberger, durch die vom nationalen Leonbergerklub (Apolda) abgehaltene Spezialausstellung in einer bisher nicht erreich­ten Anzahl vertreten und mit Ehren« und Spezialgeldpreisen besonder- gut bedacht sein.

Stuttgart, 31, März. Am Sonntag, den j29. März hatten in den Geschäftsräumen des Jmmobilien-Kontors, Danneckerstraße 27 in Stuttgart, die vereinigten süddeutschen Liegen­schaftsvermittler, welche vor einigen Wochen in der Tagespresse in einer öffentlichen Erklärung die Gründe ihres Zusammenschlusses darlegten, ihre General-Versammlung abgehalten. Ver­treten waren Neckarkreis, Schwarzwaldkreis, Jagstkreis und Donaukreit. Bei dieser Ge­legenheit wurde eine große Anzahl Zuschriften verlesen auS allen Schichten der Bevölkerung Süddeutschlands, welche durch die unlauteren Machinationen das Opfer von auswärtigen Anzeigen-Jägern" geworden find. Der durch ihre Handlungen in Württemberg allein an Land- und Geschäftsleuten angerichtete Schaden beläuft sich über viele tausend Mark, wodurch auch das Vertrauen zu der einheimischen TageS- presse untergraben wird. Eine einstimmig ge­faßte Resolution:Dieses Nebel werden die hier versammelten verbündeten süddeutschen Liegenschaftsvermittler mit allen ihnen zu Ge­bote stehenden Mitteln energisch zu beseitigen suchen," bildete den Schluß der Versammlung.

Stuttgart, 28. März. Die abermalige DiSkonterwäßigung durch die Bank von Eng- land, die ihre Rate nunmehr auf 3 Prozent herabgesetzt hat, wird von der Börse als eiu günstiges Symptom für die fortschreitende Er­leichterung des internationalen Geldmarktes auf- gefaßt. Die Reichsbank ist freilich noch nicht in der Lage, dem Beispiel des City-JnstitutS zu folgen, da sie erst noch die großen Ansprüche des Quartalsschlusses über sich ergehen lassen muß. Wenn aber die Rückflüsse in der ersten Aprilwoche sich günstig gestalten, ist nicht da­

ran zu zweifeln, daß auch die Reichsbank ihren Zinsfuß aus mindestens 5 Prozent herabsetzeu wird.

Stuttgart, 27. März. (Ein Tierheim bei Stuttgart.) Im Bothnanger Tal gegenüber dem ebenfalls neu erbauten Schießhaus der Neuen Schützengesellschaft, ist, wie bereits kurz erwähnt, von fachmännischer Seite einTier- heim Feuerbach-Stuttgart" errichtet worden. Dieses ist eine PensionSanstalt für Tiere aller Art, die man wegen Abwesenheit des Besitzers auf Reisen oder aus anderen Gründen (Krank­heit) auf kürzere Zeit in Pflege geben will. Ausgeschlossen sind Tiere mit übertragbaren Krankheiten. Das Tierheim liegt in einer ge­sunden Gegend, ist mit praktischen Räumlichkei­ten, heizbaren Winterstallungen, Badezimmer, kleinen See, Freilausplätzen usw. bestens einge­richtet und steht unter tierärztlicher Aufsicht. Ein tierfreundliches, mit der Wartung und Pflege gut bewanderte» Personal übernimmt auch die Aufzucht und Erziehung junger Hunde, sowie die Dressur von Jagd« und Nichtjagd­hunden. Eine Hundezuchtanstalt und eine Vermittlung des An- und Verkaufs von Hun­den ist mit dem Institut vereinigt. Leiter des Unternehmens ist Herr A. Bleilc-Stuttgark.

Stuttgart, 30. März. In dem Prozeß gegen den Redakteur desWahren Jakob" Berthold Hexmann, wegen Beleidigung der Breslauer Polizei, begangen durch die Ver­öffentlichung deS BildesDas Pfingstwunder von Breslau" (Fall Biewald) wurde heute aben» daS Urteil verkündet. Es lautete auf 150 Mk. Geldstrafe. Dem Polizeipräsidium wurde außerdem Publikationsbefugnis zuge­sprochen. In den Urteilsgründen ist ausgeführt, die Beweisaufnahme habe ergeben, daß lieber- griffe einzelner Schutzleute vorgekommen seien, die aber bei einem Tumult nicht in Betracht kommen könnten. DaS Einschreiten der gesam­ten Schutzmannschaft dagegen könne nicht ko- sakisch genannt werden. D» Pol zei habe es an Langmut nicht fehlen lassen, sie sei durchaus korrekt vorgegangen.

Stuttgart, 1. April. Wie verlautet, wird das württ. Armeekorps seine diesjährigen Manöver zwischen Ellwangen und Ulm halten. Dir Korpsmanöver dürften sich hauptsächlich im Oberamt Heidenhetm abspielen.

Stuttgart, 1. April. Der ungüustige Abschluß der Eisenbahnoerwaltung, der zur Einsetzung einer Sparkommission geführt hat, macht eS erforderlich, auch auf dem Gebiet des Personalwesens Ersparnisse «intreten zu lasten und Mehrausgaben zu vermeiden. Im Einverständnis mit dem Minister der aus­wärtigen Angelegenheiten, der zugleich Verkehrs­minister ist, hat deshalb der Präsident der Generaldirektion der Staatseisenbahnen, Direk­tor v. Stieler sämtliche Vorstände der in Württemberg bestehenden Eisenbahnbeamten- und Unterbeamtenvereine der Generaldirektion geladen, um sie über die derzeitige finanzielle Situation aufzuklären. Er legte den Vor­ständen dar, daß es ihm leid tue, zu Beginn seiner neuen Amtstätigkeit Hoffnungen der Beamtenschaft zerstören zu müssen. Dir finan­zielle Lage der Staates zwinge aber dazu,