würde im Interesse der Beruhigung zwischen beiden Ländern und dadurch im Interesse der allgemeinen Beruhigung in der Welt liegen, wenn diese Polemik aushörte. So wenig wir England das Recht bestreiten, sich auf einen Flottenstandart einzurichten, den eS für notwen- big hält, um die britische Weltherrschaft aufrecht zu erhalten, so wenig könne man es uns verargen, wenn wir nicht wünschen, daß unsere Echiffsbauten als eine gegen England gerichtete Aufforderung anzusehen seien. (Sehr richtig.) Nehme man zu diesen Ausführungen -es Brieses des Kaisers, in dem ein Gentleman zum andern spricht, daß unser Kaiser die Ehre, Admiral der englischen jFlotte zu sein, hoch, schätzt, daß er ein großer Bewunderer der eng- tischen Bildung, der englischen Marine und des englischen Volkes ist, so habe man einen vollkommen zutreffenden Begriff von dem Ton, der Tendenz und dem Inhalt des Briefes. Es wäre sehr zu bedauern gewesen, wenn die Absicht, von der der Kaiser bei Abfassung des Briefes geleitet wurde, in England mißdeutet worden wäre. Mit Genugtuung könne er feststellen, daß solche Versuche einer Mißdeutung in England fast einstimmig abgelehnt worden seien. (Bravo!) Die gestern und heute her« vorgchobene und gewürdigte vornehme Art, in der das englische Parlament diese Frage behandelte, werde das beste beitragen, um jede Störung der freundlichen Beziehungen zwischen England und Deutschland zu verhüten, und den Erörterungen üher diesen Fall jede feindliche Spitze nehmen. (Bravo!)
Berlin, 35. März. Zur Reise des Kaiserpaares schrerbt die „Nordd. Allgemeine Zeitung": Die angekündigte Monarchen. Begegnung wurde in Italien mit lebhaften Sympathie- Kundgebungen begrüßt, in denen die innige und freundliche Anteilnahme der italienischen Regierung und deS italienischen Volkes, insbesondere auch der Bevölkerung Venedigs zum Durchbruch kommt. Wie wir in Deutschland diesen Ausdruck freundschaftlicher Gesinnung mit herzlichem Dank erwidern, so haben wir auch mit besonderer Genugtuung die überaus sympahischen Stimmen der italienischen Blätter zur Kenntnis genommen. Die deutsche Presse weiß sich mit der italienischen eins in der Befriedigung über eine Entwicklung der Dinge, die das freundschaftliche Verhältnis zwischen Deutschland und Italien befestigen und den Fortbestand des Friedensbundes, der seit Jahrzehnten die drei mitteleuropäischen Reiche eng miteinander verknüpft, wiederum bekräftigt hat. Unter dem Zeichen herzlichen Einvernehmens vollzieht sich die Monarchenbegegnung in der alten Dogenstadt. Ihrem Verlauf folgt das deutsche Volk mit nicht minder warmem Interesse als die italienische Nation und erblickt darin eine weitere Bürgschaft für die Fortdauer der von dem Bewußtsein ihrer hohen nationalen und internationalen Bedeutung getragenen Bundesgenossenschaft zwischen den beiden Ländern.
— DaS Kaiserpaar wird von Venedig aus wahrscheinlich zunächst einige Punkte an der italienischen Küste, vielleicht auch aus Sizilien besuchen, sodaß es im Achilleion auf Korfu gegen Ende der ersten Aprilwochen ein- trifft.
Rom, 27. März. Wie verlautet, wurde der auf Capri weilende Professor Czerny aus Heidelberg nach Lissabon zur Behandlung König Manuels berufen. Wie es heißt, soll die Wunde des Königs sich derart verschlimmert haben, daß drr Aerzte eine sofortige Amputation des Armes für notwendig halten.
WnterHattenöes.
Der gkheimiMllr Mord i« M mm Kislmbe.
Von Conan Doyle.
Autorisiert. Nachdruck verboten.
Wir saßen eines Morgens beim Frühstück, meine Frau und ich, als uns das Dienstmädchen eine Depesche hereinbrachte. Sherlock Holmes telegraphierte folgendes:
„Hast du zwei Tage frei? Werde soeben telegraphisch nach Westengland gerufen wegen des Mordes im Tal« von Boscombe. Freute mich, wenn du mitkämest. Luft und Gegend köstlich Ab Paddington 11. 15."
„Was meinst du, lieber Mann, fährst du mit?" fragte meine Frau zu mir herüber- blickcnd.
„Ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll; meine Kraukenliste ist eben jetzt ziemlich lang."
„Ach was, Anstruther wird dich vertreten. Du siehst in letzter Zeit etwas angegriffen aus und ein Ausspannen tut dir gut; überdies interessieren dich ja Sherlock Holmes' Rechtfälle stets ganz besonders."
„Wie sollten sie auch nicht, da ich ja einem derselben deine Bekanntschaft verdanke. Soll ich aber wirklich mit. so muß ich wich beeilen, es bleibt mir ja nur eine halbe Stunde?"
Das Lagerleben in Afghanistan hatte wenigstens den Vorteil gehabt, aus mir einen jederzeit fix und fertigen Reisenden zu machen. Ich brauchte nicht viel unterwegs, saß deshalb bald mit meiner Reisetasche im Wagen und rollte dem Bahnhof von Paddington zu. Sherlock Holmes schritt bereits dort auf und ab; seine hohe, hagere Gestalt erschien im langen, grauen Reisemantel und in der knappen Tuchmütze noch größer und abgemagerler als sonst.
„Das ist wirklich hübsch von dir, daß du kommst, Watson," sagte er. „Für mich ist'S ein großer Vorteil, einen ganz zuverlässigen Begleiter bei mir zu haben. Hilfe am Ort ist stets entweder wertlos oder parteiisch. Willst du zwei Eckplätze belegen, so hole ich die Fahrkarten."
Wir blieben allein im Wagen mit einem ganzen Stoß Zeitungen und Papieren, die Holmes mitgebrocht hatte.
Bis zur Station Reading blätterte er hin und her, laS, schrieb Notizen auf und dachte dazwischen nach. Dann raffte er Plötzlich alles zusammen und warf es oben, in das Gepäcknetz.
„Hast dn schon von dem Fall gehört?" fragte er.
„Kein Wort; ich las in den letzten Tagen keine Zeitung."
„Die Londoner Presse brachte wenig ausführliche Berichte, Ich sah soeben die neuesten Zeitungen durch, um die Einzelheiten zu überblicken. Wie mir scheint, ist er einer jener ganz einfachen Fälle, die so außerordentlich schwierig sind."
„Das lautet etwas widersprechend."
„Und doch liegt tiefe Wahrheit darin. Je gestaltloser und gewöhnlicher ein Verbrechen ist, desto schwieriger läßt es sich entdecken. In diesem Fall liegt eine schwere Anklage gegen den Sohn des Ermordeten vor." jj„Also handelt es sich um einen Mord?"
„Wenigstens nimmt man einen solchen an. Ich aber nehme nichts an, ehe ich nicht die Sache persönlich geprüft habe. Ich will dir kurz erzählen, um was es sich handelt, soweit ich eS selbst verstehen kann:
„Das Tal von Boscombe ist ein Landbe- zirk, nicht gar weit von Roß in Herefordshire gelegen. Der größte Landbesitzer dort ist ein Herr John Turner, der in Australien reich wurde und vor Jahren in die alte Heimat zurückkehrle. Eines seiner Güter, es heißt Hatheriey, war an Herrn Charles Mc. Carthy verpachtet — gleichfalls ein ehemaliger Australier. Die Männer hatten sich in den Kolonien kennen gelernt und so war es begreiflich, daß sie sich möglichst nahe beisammen niederließen. Turnrr war offeobar der reichere von beiden, deshalb wurde Mc. Carthy sein Pächter, was ihn jedoch nicht abgehalten zu haben scheint, auf völlig gleichem Fuße mit jenem zu verkehren. Mc. Carthy hatte einen Sohn von achtzehn Jahren, Turner eine Toch- ter im gleichen Alter, und beide waren Witwer. Sie scheinen jeden Verkehr mit den englischen Familien der Umgegend gemieden zu haben und lebten sehr zurückgezogen, obwohl Vater und Sohn Mc. Carthy den Sport ! liebten unb sich oft bei den Pferderennen der j Nachbarschaft einfanden. Mc. Carthy hielt
zwei Dienstboten, einen Diener und eine Kö' chin, während Turner deren weit mehr, wenigstens ein halbes Dutzend, im Hause hatte. Das ist s» ziemlich alle«, was ich über die Familien zu erfahren vermochte. Und nun zu den Tatsachen:
„Am 3ten Juni — also vorigen Montag — verließ Mc. Carthy sein Hau- in Hather- ley, ungefähr um 3 Uhr nachmittags, und ging hinab nach dem BoScombe-Teich, einem kleinen See, der durch die plötzliche Verbreiterung -es Flusses unten im Tal entsteht. Am Morgen war er mit seinem Diener in Roß gewesen und hatte sich diesem gegenüber geäußert, er müsse sich beeilen, weil er sich für 3 Uhr zu einer wichtigen Besprechung verabredet habe; von dieser kehrte er nicht mehr lebendig zurück.
„Das PachthauS Hatherley liegt eine Viertelmeile vom Teich entfernt und auf dem Wege dahin wurd« Mc. Carthy von zwei Personen gesehen: von einer alten Frau, deren Name nicht genannt wird, und von William Crowder, einem Wildhüter im Dienste Herrn Turner-. Beide Zeugen sagen aus, daß Mc Carthx allein ging. Der Wildhüter fügt hinzu, er habe wenige Minuten nbchdem Mc. Carthy, mit einer Flinte unterm Arm, auf demselben Wege begegnet, und er glaubt gewiß, der Vater müsse' noch in Sicht gewesen sein, als ihm der Sohn folgte.
„Er habe urcht weiter an die Sache gedacht, bis er abends von dem schrecklichen Ereignis hörte.
„Auch noch später wurden die beiden Mc. Carthy gesehen, nachdem sie der Wildhüter aus den Augen verloren hatte. Der BoScombe-Teich ist rings von dichtem Wald umgeben, nur hart am Ufer wächst ein Streifen Gras und Rohr. Patience Moran, die Tochter des Gutsaufsehers von Boscombe, war gerade im Walde, um Blumen zu pflücken. Sie sagt aus, daß sie von dort Herr» Mc. Carthy und seinen Sohn dicht am Teich in augenscheinlich heftigem Streit gesehen habe; sie hörte, wie der Vater dem Sohn sehr harte Worte zurief, und sah auch, daß letzterer die Hand erhob, als wolle er den Vater schlagen. Üeber die Heftigkeit der beiden Männer erschrocken, rannte das junge Mädchen nach Hause, erzählte der Mutter, was sie bei dem Boscombe-Teich gesehen, und äußerte ihre Be- fürchtung, die beide» könnten zu Tätlichkeiten übergehen. Kaum hatte sie dies gesprochen, jo stürzte auch schon der junge Mc. Carthy herbei. Er rief, er habe seinen Vater tot im Walde gefunden und bat den Aufseher um Hilfe. Er wax sehr aufgeregt, trug weder Hut noch Gewehr und auf seiner rechten Hand und dem rechte» Aermel waren Blutspuren sichtbar. Die Leute folgten dem jungen Mann und fanden die Leiche des Vaters im Grase neben dem Teich ausgestreckt. Der Schädel war durch wiederholte Schläge mit einer stumpfen Waffe eingeschlagen worden. Die Verletzungen konnten sehr wohl vom Flintenkolben deS SohneS herrühren; die Flinte lag nur wenige Schritte von der Leiche entfernt im Grase. Unter diesen Umständen wurde der junge Mann sofort verhaftet, und da nach der Voruntersuchung am Dienstag die Anklage aus .vorsätzliche Tötung, lautete, wurde er am Mittwoch der Staatsanwaltschaft von Roß zugeführt, die den Fall vor die nächste SchwurgerrchtSfession bringen wird. Das ist der einfache Hergang, wie er sich vor dem Untersuchungsrichtrr und auf dem Polizeiamt herausgestellt hat."
(Fortsetzung foglt.)
SLarröesbuch-KHrorrik
drrgStadt Wildbad vom 30. bis 27. März 1908 Eheschließungen:
21. März Munk, Christian, Etadtbaumeister hier und
.Feucht,Luis» Marie hier.
Aufgebote-.
22. März Lutz, Hermann, Schuhmacher hier und Hein-
zelmann Maria, Dienstmädchrn hier.
25. Marz Maaß, Karl, Metzger in Gaildorf und Heinz „ Karoline, Dienstmädchen in Steinenforst.
37. März HauShalter, Heinrich, Schneider in Biel und Gutbub, Klara Olga. Pierristin, Biel,