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Hiezu: Illustriertes Sonntagsblatt und während der Saison: Amtliche FremdenlistH.

Nr. 32.

Dienstag, den 17. März 1908,

44. Jahrgang

WunHschnu.

Nach einer Verfügung des Finanzmini­steriums tritt, wie derSt.-Anz." berichtet, in der Feststellung des Durchschnittspreises für den der Wirtschaftsabgabe unterliegenden Wein vom 1. April ab eine Aenderung ein, indem die verschlossenen Getränkemengen, soweit der Aus- schankpreis der einzelnen Getränke 1 Mk. und mehr für das Liter beträgt, nur noch mit ei­nem Ausschankpreis von 1 Mk., die übrigen Getränke mit ihrem tatsächlichen Ausschanks­preis berücksichtigt werden. Die nach den bis­herigen Bestimmungen abgeschlossenen Akkorde bleiben in Kraft. Jedoch sind Akkordswirte, für welche sich nach der neuen Feststellungsart ein geringerer Durchschnittspreis ergibt, als der Akkordsberechnung zu Grunde liegt, berech­tigt, bis zum 31. März 1908 zu erklären, daß sie auf die Fortdauer ihres Akkords verzichten.

Stuttgart, 15. März. Am letzten Frei­tag ist nach langem Kranksein hier der Staats- mimster und General der Jusanterie a. D. Gustav v. Steinheil im Alter von 76 Jahren gestorben. Steinheil war geborener Ludwigs­burger und gehörte dem Militärdienst vom Jahr 1848 bis 1892 an. Er hat die Feldzüge von 1866 und 1870 als Hauptmann und als Major mitgemacht; 1883 wurde er General­major, l885Kriegsministeru. als solcher 1887Ge« neralleutnaut,189lGeneral derJnfanterie.Stein- heil war Inhaber des Großkreuzes desFriedrichS- ordens ».Ehrenmitglied des württ.Kriegerbundes, um den er sich ebenso große Verdienste erwor­ben hat.

Stuttgart, 13. März. Die volkswirt­schaftliche Kommission hat das Nebenbahnpro- jekt Ludwigsburg-Enzweihingen der Regierung zur Erwägung überwiesen.

Auf Antrag der Gemeinden erhalten die Bahnstationen Tcinach und Liebenzell in den amtlichen Fahrplänen künftig die Bezeich- nung Bad Teinach und Bad Liebenzell

Stuttgart, 15. März. Ueber die Er­richtung von Arbeitskammern berichtete in der letzten Sitzung des Gesamtkollegiums der Zen­tralstelle für Gewerbe und Handel Reg.-Rat Kälber. ES sind über den Entwurf von der Zentralstellr die Handels- und Handwerkskam­mern gehört worden, ferner fanden Besprechun­gen darüber mit den Arbeiterbeiräten der Zen­tralstelle und den Arbeitervertretern im Ausschuß der Versicherungsanstalt Württemberg, sowie mit Berufsgenossenschaftsvertretern statt. Sämt­liche Handelskammern haben sich mit der Ein­richtung von Vertretungskörpern für die Ar­beiter einverstanden erklärt, 6 davon unter Befürwortung der Arbeitskammern, 2 ziehen Arbnterkammern vor (Stuttgart und Calw). Bon den Handwerkskammern haben 3 der Er­richtung von Arbeitskammern zugestimmt, die Kammer in Heilbronn stellt das Bedürfnis ei­ner Arbeitervertretung in Abrede. Die Ver­treter der Berufsgenofsenschaften haben sich im wesentlichen gegen Uebernahme der Kosten der Arbeitskammern auf die Berufsgenossenschuften erklärt u. halten nur deren hölfiigeUebernahme auf

die Berufsgenossenschasten für billig. Der Vor­sitzende, Präsident v. Mosthas, führte aus, das VerwaltungSkollegium habe, sich einstimmig auf den Standpunkt gestellt, daß Arbeiterkammern das richtige wären. Aber da er sich bewußt sei, daß die Errichtung von Arbeitskammeru nach Lage der politischen Verhältnisse nicht möglich sei, habe das VerwaltungSkollegium befürchtet, daß nach Ablehnung der Arbeits- kammern für lange »Zeit eine Vertretung der Arbeiter überhaupt nicht zustande kommen würde. Das Gesamtkollegium trat der Stel- lungnahme des Verwaltungs-Kollegiums mit 25 gegen 4 Stimmen bei.

Stuttgart, 11. März. Auswanderer ge- hen oft genug draußen bösen Schicksalen ent­gegen, davon liefern die Aufgebote vonVer­schollenen" traurige Beweise genug. Daß einzelne Individuen da drüben in dem großen Amerika verloren gehen, ohne daß es ihren Verwandten in der Heimat gelingen will, je wieder etwas von ihnen zu erfahren, ist ja bei dem Kampf ums Dasein, der drüben noch ganz andere, grausamere Formen annimmt, als bei uns, nicht gerade verwunderlich. Mancher mag da drüben auch mit Absicht untertauchen, um aus irgend einem Grunde jede Verbindung mit der Heimat abzubrechen. Bei einem jetzt im Slaats- anzeiger erscheinendenAufgebot von Ver­schollenen" handelt es sich aber um eine ganze Familie, die seit ihrer Auswanderung nach Amerika in den Jahren 18811889 nichts mehr von sich höre» ließ. Es ist dies der 1836 geborene Baumwollweber Friedrich Wolf von Ebersbach, OV. Göppingen, mit seinen 7 Kindern, die bei der Auswanderung iw Alter aon 17 bis 25 Jahren standen, jetzt also zwischen 30 und 45 Jahre alt wären.

Stuttgart, 14. März. Zu der bereits in mehreren Blättern erwähnten schweren Blut­tat in Kornwestheim schreibt man demGchw. M." noch folgendes: Das auf so entsetzliche Weise ums Leben gekommene 20 Jahre alte Dienstmädchen Marie Raith aus Weilimdorf hatte schon seit 2 Jahren Bekanntschaft mit dem ebendaselbst wohnhaften, aus Trippstadt in Bayern stammenden 26 Jahre alten ledigen Dreher Karl Brisch. Brisch hatte sich bereits mehrere 100 Mk erspart und es schien seiner- ehelichen Verbindung nichts mehr im Wege zu stehen, bis Brisch im letzten Spätherbst be­gann seine Arbeit zu vernachlässigen und sein Geld zu vergeuden, was zur Folge hatte, daß die Rairh, ein sehr gut beleumundetes und fleißiges Mädchen sich von ihm zurückzog. Die Raith kam nun letzten Montag nach Kornwest­heim, um eine Wöchnerin zu pflegen. Gestern abend erschien daselbst auch Brisch, trank zuerst in vier Wirtschaften herum und suchte dann die Raith in deren gegenwärtiger Stelle auf. Nach kurzer Un terredung in der Küche zog Brisch einen 6-fach geladenen Revolver aus der Tasche und feuerte auf du einen Schreckensruf aus­stoßende Raith einen Schuß ab, der in die rechte Kopfseite drang ind das Mädchen zu Boden streckte Noch ehe die erschreckten Haus­bewohner herdeizueilen vermochten, feuerte der Mörder noch 2 weitere Schüsse auf das Mäd­

chen ab, und tötete sich dann ebenfalls durch einen Schuß in den Kopf. Einem Bekannten, mit dem er zuvor herumgetrunken hatte, hatte er beim Abschied gesagt, er habe heute noch ein Duell auszufechten. Heute vormittag fand im Beisein des Staatsanwalts die Besichtigung des Tatortes und die richterliche Leichenschau statt, Die Beteiligung eines Dritten an dem entsetzlichen Fall erscheint nach den Ermitt- lungen ausgeschlossen. Das Bedauern mit dem ermordeten, allgemein als brav geschilderten Mädchen und die Teilnahme für dessen Ange­hörige find allenthalben tiefgehend und auf­richtig.

Calw, 13. März. Die Stadtgcmeinde hat seither mit ihren Beitrittserklärungen zum Gemeindeverband für Gewinnung und Ver­wertung elektrischer Kraft gezögert. Nun hat sie die Nonnenmachersche Mühle hier zum Preise von 45 000 Mk. erworben, um selbst ein Elektrizi­tätswerk zu erstellen.

Durch die Beschlagnahme der Geschäfts­bücher einer Firma in Heilbronn, die haupt­sächlich mit Metzgern arbeitete, machte die Behörde die Beobachtung, daß die betreffende Firma an eine Reihe von Metzgereien teilweise ganz beträchtliche Mengen Kartoffelmehl zur Wurstfabrikation lieferte. Die Folge davon war die Einleitung einer Untersuchung, die sich bis jetzt schon auf ca. 700 Metzger im ganzen Lande erstreckt und für die Betroffenen unlieb­same Folgen haben kann.

Für die ordentlichen Sitzungen der Schwurgerichte des 2. Vierteljahrs 1908 sind zu Vorsitzenden ernannt worden: in Stuttgart: Landgerichtsdireklor Fetzer, in Heilbronn: Landgerichtsdireklor Barth, in Tü­bingen: Landgerichtsdirektor Dr. Kapff, in Rottweil: Landgerichtsrat Rau, inEllwangen: Landgerichtsdirektor Ast, in Hall: Landgerichts­direktor Haasis, in Ulm: Landgerichtsdirektor v. Bücher, in Ravensburg: Landgerichtsdirek- toc Hartmann. Die ordentlichen Schwurge­richtssitzungen des 2. Vierteljahrs werden er­öffnet in Stuttgart am 27. April, Heilbronn 27. April, Tübingen 27. April, Rottweil 27. April, Ellwangen 27. April, Hall 1. April, Ulm 5. Mai und Ravensburg 22. April 1908.

Möhringen, 13. März. Auf Beschluß des Kgl. Landgerichts Rottweil wurde Fr-iherr Oskar v. Münch heute abend mit O-Zug 37 zur Beobachtung seines Geisteszustandes nach der Kgl. Heilanstalt Leinsberg verbracht.

Berlin, 13. März. (Reichstag.) Als Ge- samtentschädigvng für den Grafen Zeppelin und zum Erwerb seiner beiden Luftschiffe find 2 150 000 Mk. gefordert, v. Schubert (Hosp. der Nat.Lib.) drückt die Anerkennung des deutschen Volkes für den Erfolg des Grafen Zeppelin in warmen Worten unter lebhaftem Beifall des Hauses aus. Es sei Ehrenpflicht des Reichstags, diese Bestrebungen, auf die die Nation mit Stolz zeige, zu fördern, nachdem das deutsche Volk auf diese Weise einen Vor­sprung vor anderen Nationen gewonnen habe. Die nationale Ehre gebiete, die Förderung zu bewilligen, von Gersdorff, (kons.) schließt sich namens seiner Freunde den Worten des Vor-