zu leisten. Das gesamte Unternehmen wird an den Kaiser!. Automobil-Klub auf Grundlage eines Pachtvertrags für 5000 Mk. jährlich «ui 15 Jahre dergestalt verpachtet, daß alle Einnahmen und Ausgaben zugunsten und Lasten der Gesellschaft mit beschränkter Haftung gehe».
— Der offiziösen Südd. Reichskorr. wird zu der Kaiserbrief-Angelegenheit aus Berlin geschrieben: „Das unlautere Manöver, das die „Times" mit einem Privatschreiben Kaiser Wilhelms in England hervorgerufen hat, wird bei uns wie auch in der französischen Presse nicht überall richtig verstanden. Die Frage ist, was man in England sagen würde, wenn über ein derartiges vertrauliches Privatschreiben des britischen Monarchen ein gegen England Hetzen- oeS deutsches Blatt Unterstellungen oder überhaupt irgendwelche Angaben veröffentlicht hätte. ES würde «in Sturm der Entrüstung ausgebrochen sein wegen solcher gerade dem englischen Gefühl peinlichen Verletzung des politischen Anstands. Das weiß man in England und deshalb wendet sich die öffentliche Meinung nicht gegen Deutschland oder den Kaiser, sondern ganz überwiegend gegen die „Times". Um die Sicherheit deS Briefgeheimnisses im Verkehr nnt britischen Staatsmännern handelt es sich, nicht u-n die in England von berufener Seite und zwar von Vertretern beider po- Mischer Parteirichlnngen zurückgewiesene Unterstellung, der deutsche Kaiser habe etwas Verbotenes getan. Das abgehetzte schlagwort „Impulsiv" paßt hier durchaus nicht. Der Brief ist schon äußerlich viel zu lang nnd deshalb viel zu eingehend, um aus dem Aermel geschüttelt zu sein."
— Eine Herabsetzung der Löhne im Baugewerbe, die schon mit Ende dieser Woche rn Kraft tritt, ist in einer Versammlung des Verbandes der Baugeschäfte von Berlin und den Vororten beschlossen worden. Die Herabsetzung sei möglich, weil sich augenblicklich zahlreiche Arbeitskräfte zu billigeren Löhnen anböten.
Amsterdam, 11. März. Der Besuch des Königs von Württemberg wurde von de» Zeitungen sehr sympathisch ausgenommen und betont, daß es ein großes Glück für das Land sein werde, wenn die schwere Sorge der Thronfolge von Holland genommen würde. Die Zeitung „Het Vaderland" sagt: Niemand wünsche im Ernst die Einführung der Republik und jeder Gedanke an die Bereinigung Hollands mit Belgien rufe eine Flut von Unmöglichkeiten und unabsehbaren Verwicklungen hervor. Die Wahl des Prinzen Friedrich von Wied, deS Vetters der Königin Lilhelmine und Schwiegersohnes des Königs von Württemberg zum präsumtiven Thronfolger sei ein sehr glücklicher Ausweg aus der beängstigenden Lage.
Unterhaltendes.
Die Geschichte des bim« Karfunkels.
Von Eonan Doyle.
Autorisiert. Nachdruck verdaten.
(Fortsetzung.)
Als Peterson fort war, nahm Holmes den Stein und hi lt ihn gegen das Licht. „Ein allerliebstes Ding!" sagte er, „Sieh nur, wie eL blitzt und funkelt; der reinste Samrncl- und Brennpunkt für Verbrechen. So ist eS mit allen echten Steinen. Sie find des Teufels Lieblingsköder. Bei den größeren älteren Steinen kann man für jede Facette eine Bluttat in Rechnung nehmen. Dieser ist noch keine zwanzig Jahre alt. Er stammt aus den Bänken am Amoy-Fluffe im Norden Chinas und zeichnet sich dadurch aus, daß er alle besonderen Merkmale eines Karfunkels hat, ausgenommen, daß er im Dunkeln einen blauen Schein wirft anstatt eines rubinroten. Trotz seiner Jugend hat derselbe schon eine recht traurige Geschichte. Zwei Mordtaten, eine Begießung mit Schwefelsäure, einen Selbstmord und mehrere Diebstähle hat dieses vierzig Gran schwere Stückchen krystallifierten Kohlenstoff» auf dem Gewissen. Wer sollte in diesem niedlichen Schmuckgegenstand den eifrigsten Werber für Galgen und Zuchthaus vermuten? Ich will den Stein jetzt in meiner SicherheitSkastete verschließen und der Gräfin
mit einer Zeile sagen, daß wir ihn haben?"
„Hältst du diesen Horner für unschuldig?"
„Das kann ich nicht,sagen."
„Nun, denkst du dann, daß dieser andere der Henry Baker, hinter der Sache steckt?"
„Ich halte es für weit wahrscheinlicher, daß Henry Baker ein ganz unschuldiger Mensch ist, der keine Idee davon hat, daß die Gans die er trug, ein beträchtliches mehr wert war, als wäre sie von purem Gold gewesen. Das werde ich übrigen» aus ganz einfache Weise feststellen, wenn wir erst eine Antwort auf unsere Anzeige haben."
„Und bis dahin kannst du nichts tun?" „Nichts."
„Nun dann werde ich meinen gewohnten Rundgang bei meinen Patienten machen und heute abend zu der angegebenen Stunde wieder hier sein, denn ich möchte doch gerne sehen wie dieser verwickelte Knoten sich auflöst."
„Wird mir sehr angenehm sein, also auf Wiedersehen. Um sieben Uhr ist das Abendessen fertig, ich glaube es gibt Rebhühner. Eigentlich sollte ich, angesichts unserer neuesten Erlebnisse, der Köchin gleich den Auftrag geben, daß sie ihnen die Kröpfe vorher untersucht."
„Ich hatte mich ein wenig verspätet und es war etwas nach halb sieben Uhr, als ich wich in Baker Street einfand. Indem ich aus das Haus zuschrilt, sah ich vor demselben einen großen Mann mit einer schottischen Mütze auf dem Kopfe, in einem bis unters Kinn zugeknöpften Rock innerhalb deS halbkreisförmigen Scheins der Laterne stehen und warten. Jetzt wurde eben die Tür geöffnet und wir traten beide gleichzeitig in Holmes' Zimmer ein.
„Mr. Henry Baker vermutlich," begann dieser, indem er sich aus seinem Lehnstuhl erhob und seinen Besucher mit der herzlichen Freundlichkeit begrüßte, die er so leicht anzunehmen verstand. „Bitte, setzen Sie ssch hier auf diesen Stuhl beim Feuer, Mr. Baker. Es ist eine kalte Nacht heute und es scheint mir, der Sommer ist Ihnen zuträglicher als der Winter. Ha, Watson, du bist gerade zur rechten Zeit gekommen. Ist die» Ihr Hut, Mr. Baker?"
„Jawohl. Das ist unzweifelhaft mein Hut."
Bäcker war ein großer breitschultriger Mann mit einem starken Kopf und einem offenen, gescheiten Gesicht, das in einem spitzen, mit etwas Grau gemischtem Bart endigtr. Ein rötlicher Schein auf Nase und Wangen zusammen mit einem leichten Zittern seiner ousge- streckten Hand gemahnte an die Vermutung, die Holmes bezüglich seiner Gewohnheiten geäußert hatte. Sein fettiger, schwarzer Rock war bis oben zugeknöpft, der Kragen herausgeschlagen, und seine langen Handgelenke standen weit au» den Aermeln hervor, ohne daß eine Spur einer Manschette oder eincS Hemdes zu bemerken gewesen wäre. Er sprach langsam und abgebrochen, wobei er seine Worte sorgfältig wählte, und machte in allem den Eindruck eines gebildeten, durch die Ungunst des Schicksals heruntergekommenen Mannes.
„Wir haben diese Sachen ein paar Tage lang behalten," erklärte Holmes, „weil wir dachten, wir werden durch eine Anzeige von Ihrer Seite Ihre Adresse erfahre». Ich verstehe nicht, warum Siekeine Anzeige erließen."
Unser Besuch ließ ein ziemlich verlegen klingendes Lachen hören. „Mit meiner Kasse ist es in letzter Zeit nicht mehr so flott bestellt, wie wohl sonst," versetzte er. „Ich war fest überzeugt, baß die Strolche Hut und Gans mit fortgenommen haben, und wollte für einen hoffnungslosen Versuch ihrer Wiederbeischaffung nicht noch mehr Geld ausgeben."
„Ganz natürlich. Apropos, was die GanS betrifft, so haben wir fie aufefsen müssen."
„Aufessen?" Dabei stand er vor Erregung halb vom Stuhl auf.
„Ja, wissen Sie, wenn wir es nicht getan hätte», so hätte niemand etwa» davon gehabt. Aber ich denke, die andere Gans, die dort auf dem Nebentisch liegt, und die nahezu ebenso schwer und vollkommen frisch ist, wird Ihnen ganz denselben Dienst tun."
„O freilich, freilich!" erwiderte Mr. Baker mit einem Seufzer der Erleichterung.
„Natürlich haben wir noch Federn, Beine, Kops und so fort von Ihrer eigenen Gan», und wenn Sie wünschen —"
Der*Mann brach in ein herzliche» Lachen aus. „Die könnte ich allenfalls als Reliquien meines Abenteuers aufheben," meinte er, „aber sonst wüßte ich nicht, was ich mit den Ueberbleibseln meiner alten Bekannten eigentlich aiifangen sollte. Nein, mit Ihrer Erlaubnis gedenke ich meine Aufmerksamkeit ausschließlich dem vortrefflichen Exemplar zuzuwenden, daß ich hier ans dem Nebentisch liegen sehe."
Holmes warf mir einen scharfen Blick zu und zuckte dabei kaum merklich mit den Schultern.
„Nun, hier ist also Ihr Hut und hier die Gans," sagte er; „beiläufig bemerkt, möchten Sie mir vielleicht sagen, woher Sie die andere Gans hatten? Ich bin nämlich ein wenig Geflügelnarr, und ein schöneres Tier ist mir selten vorgekommen."
„Sehr gerne," erwiderte Baker, der indessen aufgestanden war und seinen neu crruugenen Besitz unter den Arm genommen hatte. „Ich bin mit ein paar meiner Bekannten Stammgast in der Wirtschaft zum Alpha, bein Museum. Dieses Jahr nun hat unser wackerer Wirt, Windigaie mit Namen, die Einrichtung gelrof- srn, daß jeder von unS gegen eine wöchentliche Einzahlung von ein paar Pence auf Weihnachten eine GanS erhielt. Ich entrichtete meinen Beitrag pünktlich, und das klebrige wissen Sie ja. Ich bin Ihnen sehr verpflichtet, denn eine schottische Mütze paßt sür meine Jahre ebenso wenig wie für mein gesetztes Wesen." Mit komischer Grandezza stülpte er seinen zerknüllten Felbel auf, machte jedem von uns eine feierliche Verbeugung und ging dann sein-» Weges.
„Das wäre also Mr. Henry Baker," sagte Holmes, als er die Tür hinter demselben geschlossen hatte. „Es ist ganz sicher, daß er nicht das Geringste von der Geschichte ahnt. Bist du hungrig, Watson?"
„Nicht besonders."
„Dann schlage ich dir vor, wir nehmen unsere Mahlzeit erst später ein und verfolgen diese Spur, so lange sie noch frisch ist."
„Ganz einverstanden."
ES war eine bitter kalte Nacht, und wir hüllten uns deshalb warm in Ueberröcke und Shawls ein. Draußen blinkten die Sterne frostig am wolkenlosen Himmel und die Vorüberwandelnden bliesen den Atem in dichten Dampfwolken vor sich. (Fortsetzung folgt.)
— General von Z. liebte es, bei Unter- richtSbesichtigungen dem Rekrutenleutnant zu zeigen, wie man die Fragen an die Leute stellen muß Er fragt nun einen Mann folgendermaßen: „Nun, mein Lieber, was tun Sie denn, wenn Sie morgens aufstehen?" „Ich zieh' mich an, Herr General!" „Ja gut, was machen Sie dann, wenn Sie angczogen sind?„ „Dann wasch' ich mich, Herr General!" „Nun ja und was tun Sie dann noch?" „Dann geh' ich meine Notdurft verrichten!" „Ja, ist auch recht," meinte der General etwas ärgerlich — er wollte nämlich die Antwort haben, daß nnn das Zimmer gereinigt werden müsse, „was muß denn noch geschehen, haben Sie denn ein Zimmermädchen?" „Jawohl,," grinst der Kanonier, „aber da der: i erst abends kemma!" (Jgd.)
Sic» nöesbu<H-KH ronik
der Stadt Wildbad vom 8 . bis 13- März 1908 Gfebu rt e n:
S. März SchmidZFriedrich Daniel, Holzhau r hier, 1 Tochter.
5. März', Schildknecht. KarlfChristian.sSchreinerjhier 1 Tochter.
8. März Mutterer Hermann Friedrich, Holzhauer in Grünhütte, l Tochter.
Aufgebote:
10. März Heinzerling Heinrich, Hotelier in Darm
stadt und Brachhold Luise hier.
11. März Schmid Karl Albert, Bäckermeister hier
und Bächtl» Anna Katharine in Poppeltal.