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Samstag, den 7. März 1908,
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Wundschau.
— Se. Maj. der König hat unterm 5. März »erlügt: v. Marchtaler, Generalleutn. Gencraladjutant und Krieg-minister, wird zum General der Jnianterie befördert.
Herren alb, 4. März. Vor etwa zwanzig Jahren soll hier ein reicher armenischer Km gast verschwunden sein, und das Gerücht, daß er getötei und beraubt worden sei, taucht 'immer wieder auf und richtet sich gegen eure hiesige Familie. / eure traf eine Gerichks- kommission von Neuenbürg und der erste Staatsanwalt von Tübingen ein, uw durch Nachgrabungen etc. Gewißheit zu schaffen.
Heilbronn, 4. März. Tie Fabrikleitung der großen Silbcrwarenfabrik von P. Bruck- mann u. Söhne hier macht durch Anschlag ihren Arbeiter» b>kannst daß infolge des schlechten Geschäftsganges die Arbeit wöchentlich an zwei Nachmittage» (Dienstag und Donners« tag) ruhen müsse. Durch diese Maßregel werden etwa 700 Arbeiter sehr empfindlich getroffen.
Karlsruhe. 4. März. Großfeuer zerstörte heule »acht zwischen 2—3 Uhr die im Hause Kaiserstraße 235 befindlichen Geschäftsräume der Truckerei des demokratischen Parteiblatles „Badischer Landcsbote", sowie das Antiquariat der Bielefeldschen Hofbuchhandlung. Das Feuer, dessen Ursache noch unaufgeklärt ist, brach im 2. Hintergebäude aus. Bis zum Eintreffen der Feuerwehr hatte es schon eine solche Ausdehnung angenommen, daß das Gebäude nicht mehr gerettet werden konnte. Zerstört wurde das im 3 Stockwerk untergebrachte große Bücherlager, sowie der. im 2. Stock befindliche Setzersaol mit 3 Setz- maichinen. Die im Parterreraum ausgestellten Maschinen der Druckerei sind durch Wasser vollständig zugrunde gerichtet. Der Gesamtschaden wird auf weit über 200,000 Mk. berechnet. Während der heute stattfindcnden Aufräumungsarbenen ereignete sich em schweres Unglück. Das ausgebrannte Gebäude stürzte plötzlich zusammen und begrub mehrere Feuer-! wehrleute und Maurer unter seinen Trümmern.! Ein Maurer ist gelötet und ein Feuerwehr-! mann wurde rn schwerverletztem Zustande in! das städtische Krankenhaus gebracht, die übrigen! kamen mit leichteren Verletzungen davon. §
Pforzheim, 4. März. Heute um Mit«! ternacht starb der hiesige Schlachthofdirektor, ^ Karl Schönweiler an einem Herzschlag, als er! sich vom Abendschoppen hem'kommend entklei-! dete. Herr Sch., em eifriger und energischer Beamter, war in letzter Zeit durch den hitzigen Streit mit den hiesigen Metzgern sehr bekannt geworden. Die Metzger klagten gegen seine Strenge, nachdem verschiedene Mißbräuche im Schlachthaus beseitigt wurden. Jetzt har der Tod dem schwebenden, Kittern Streit ein Ende gemacht.
Meiningen, 5. März. (Nachm. 3 Uhr). Im hiesigen Hoflyeatec ist eine Feuersbrunst auSgebrochen, an dessen Bewältigung noch gearbeitet wird. Das ganze Gebäude steht in Flammen und gilt mit dem gesamten Inhalt als verloren. Der gegenwärtig in Kap
Marlin weilende Herzog ist von dem Brand telegraphisch in Kenntnis gesetzt worden. — Das Meininger Hoftheater hat in der deutschen Theatergeschichte eine besondere Bedeutung gewonnen als die Kunststätte, von der des Herzogs Lieblingsschöpfung, sein Bühnen-Ensemble, seinen Ausgang nahm, um den Ruhm der „Meininger" in die weite Welt zu tragen.
Meiningen, 5. März. DaS Hoftheater ist vollständig ausgebrannt; nur die Umfassungs- mauern stehen noch. Trotz der fieberhaften Tätigkeit der Feuerwehr, des Militärs und der Bürgerschaft war es nicht möglich, dem Feuer, das sich mit furchtbarer Gewalt entwickelte, Einhalt zu tun. Um Ist« Uhr war im Theater die Probe beendet und um ^/s3 Uhr stand bereits der Bau in Hellen Flammen. Wodurch das Feuer entstand, ist bisher noch unbekannt.
Düren, 24. Febr. Kommerzienrat Arnold Schaller und Frau schenkten der Stadt Düren aus Anlaß der Vermählung ihrer Tochter hunderttausend Mark sür wohltätige Zwecke.
! Brig (Wallis) 1. März. Am Samstag abend wurde in Göppenstein durch den Luftdruck einer gewaltigen Staublawine das Hotel der Bauunternehinuiig des Löisch-unirels weggerissen. Von den Ml Hotel anwesenden Per- sonen wurde 11 gelötet,-darunter cm Arzt und zwei Ingenieure. 7 Personen erlitten Verletzungen. zwei davon schwere. 2 Sektionsinge- -.neure, u.2 A> rzte der Unternehmung sind in der Nacht von Brig »ach derUngl ücksstätie abgegangen. —Das Unglückeifolgteiii dem Augenblick, als mau sich im Hotel zu Tisch setzen wollte. Das Hotel war ein auf einem Stelnfuudament erbautes Brettergebäude mit Doppelwänden, das im Augenblick der Katastrophe wie ein Kartenhaus in sich zusammenbrach. Der Tunnelbau hat nicht gelitten.
Cleveland (Ohio) 4. März. In einer öffentlichen Schule in der hiesigen Vorstadt Collingwood brach eine Feuersbrunst aus, die infolge Ueberhmzung eines O'ens entstanden war und in wenigen Minuten das ganze Sch. l- haus in dichten Qualm hüllte, wodurch unter den im Hause befindlichen 400 Kind-rn eine furchtbare Panik entstand. Das SchulhauS halte nur zwei Ausgänge, was zur Folge hatte daß zahlreiche Kinder, in einem Ausgang fest- gekeilt, zu Boden getreten oder schwer verletzt wurden. Bald nach dem Ausbruch des Brandes brach das erste Stockwerk zusammen und zahlreiche Kinder stürzten in den Kellerraum. Aus den Trümmern der nieeergebrannten Schule waren nachmittags bereits 146 Leichen geborgen, doch fürchtet man, daß noch viel mehr Kinder umgekommen sind, weil diese keine Möglichkeit fanden, durch Rauch und Flammen ins Freie zu gelangen, da durch die ansgebrochene Panik die Zugänge bald versperrt waren. Die Kinder standen im Alter von 9 bis 12 Jahren.
— Bei dem Schulbrand in Clevelard, wurden nach wetteren Meinungen 150 Kinder teils verbrannt, teils niedergetreten, teils beim Herabipnngeu aus den Fenstern zerschmettert. Zwei Lehrerinnen und der Schul-
dicner verbrannten ebenfalls. Das Gebäude galt schon lange als gefährlich und sollte abgerissen werden. Bei den Rettungsarbeiten spielten sich herzzerreißende Szenen ab. Einer der Ausgänge des Gebäudes war bei Entstehung des Feuers verschlossen. Dort lagen bis zur Unkenntlichkeit verkohlte Leichen etwa 5 Fuß hoch angehäuft. An den Fenstern waren die totenbleichen kleinen Mädchen und Knaben un dichten Gruppen zusammengedrängt sichtbar. Sie wurden von den Flammen eingehüllt und verbrannten angesichts der untenstehenden verzweifelten Mütter und Väter. Etwa 70 Prozent der Schulkinder waren von deutscher Abstammung.
— Die abgebrannte Schule war eine Elementarschule und wnrde von 360 Kindern beiderlei Geschlechts im Alter von 6—14 Jahren besucht. Das Feuer brach ungffähr um stell Uhr morgens im Souterrain aus, wo der Zentraiheizungsvfen wegen der bitteren Kälte überheizt war. Die Flammen griffen so rasend um sich, daß 45 Minuten nach d m Feuerausbruch das Schulgebäude einem Hochofen glich und eine Stunde daruacki nichts mehr von ihm übrig war als Schutt und Asche. Gegen 20 Kinder spi äugen aus den obersten Fenstern und blieb.n fast alle tot oder schwer verwundet liegen. Mehrere Zuschauer wurde» wahiisinnig und wollten sich i» die Flammen stürzen. Ei» Kaufmann namens Upton drang bis zum zweiten Stock vor und rettete 18 Kinder, indem er sie aus dem Fenster in die Arme von Arbeitern warf. Als das 19. schwer- verwundete Kind in seinen Armen starb, wurde er wahnsinnig und stürzte sich in die Flammen. Viele Netter erlitten schreckliche Brandwunden. Im Innern des Gebäudes müssen sich Szenen abgespielt haben, von denen sich die Phantasie laum eine Vorstellung machen kann. Die Verzweiflung der Eltern auf der Straße ist herzzerreißend.
Die Ursache des großen Menschenverlnstes ist wohl darin zu juchen, daß die Haupltüre der Schule sich nach innen öffnete, sodaß, als die Masse der Kinder dort ankamen, eine Oeff- nung, unmöglich war. —
Clevelarrd, 5. März. Die letzten Nachrichten der „Frkf. Ztg." über den Schulbrand geben an, daß 165 Kinder umgckvwmen, 13 vermißt und 20 schwer verletzt sind. Die Leichen lagen im Haupteingang 5 Fuß hoch. Eine Lehrerin konnte 60 Kinder über Feuerleitern i» Sicherheit bringen. Ein Schul- diener verlor 4 Kinder.
Jur MifferverPorgUtig der SLaöt Stuttgart.
(Fortsetzung.)
Nach dem Gutachten von Proi. Or. Sauer kommen für die Wasserversorgung von Stuttgart 4 Gebiete in Betracht: der Schwarzwald der Albrand, der Grundwaffcrstcom des Neckars und die Grundwasserzüge im Donan-JUergebiet. Der niederschlagsreiche von Buutsandstein bedeckte Schwarzwald könne reichliches und vollkommen filtriertes Wasser liefern; der chemischen Zusammensetzung nach sei das Quell- waffer allerdings mincralarm und man müsse