Fugen mit Zement zugefüllt. Damit war der vom Boden aussteigenden Feuchtigkeit 0er Weg in die Gcbäudewände verlegt. Jetzt, nachdem einige Jahre seit Anwendung dieses Verfahrens verflossen sind, kann gesagt werden, daß es sich gut bewährt. Das Verfahren ist nicht zu umständlich, da eS bei jedem bewohnten Ge­bäude vorgenommen werden kann, es ist nicht sonderlich kostspiel'g und, was die Hauptsache ist, cs Hilst.

Karlsruhe. 29. Febr. (Landtag.) Bei dem Titel Badanstalten führte Berichterstat­ter Kopf aus, daß in der Kommission die An­sicht ausgesprochen worden ist, es müsse für Baden-Baden mehr geschehen. Es werde für dieses Bad viel weniger getan a!S für andere große Bäder, und Baden müsse, wenn nicht mehr geschieht, verkümmern. Auch wurde darauf hingewiesen, daß das Konversations­haus für eine Badestadt wie Baden in keiner Weise genügt und daß es notwendig sei, wei­tere Quellen zu erschließen. Minister Frhr. v. Bodman: Wir besitzen in der Stadt Baden- Baden ein köstliches Kleinod, das wir hegen und Pflegen müssen. Ich bin mir bewußt, daß es eine Pflicht der Regierung ist, Ba­den-Baden zu pflegen. Aus diesem Gefühl heraus wird eS jederzeit möglich sein, daß die Stadtverwaltung Baden und die Regierung sich verständigen und zu Ergebnisten gelangen, wie sie im Interesse Badens und deS Landes liegen. Die Stadl Baden hat fick fortwährend entwickelt und von einem Rückgang kann des­halb nicht die Rede sein. ES wurde auf die Mißstände im Konversationshaus hingewiesen; diese werden bis zum Beginn der Saison be- seitigt sein. Das Nötige zur Inangriffnahme der notwendigen Arbeiten ist bereits veran­laßt. Ich hoffe, das wir im nächsten Vor­anschlag die Mittel für eine durchgreifende Erneuerung des Konversationshauses cinstellen können. Gefreut hat es mich, daß allgemein anerkannt wurde, es sei das Konversations- hauS als Baudenkmal zu erhalten. Den Män­geln des Restaurationsgebäudes muß abge- Holsen werden. Die Stadt Baden ist nun der Meinung, daß das, was zu tun ist, aus Staatsmitteln zu bestreiten sei; sie beruft sich für ihren Standpunkt ans das Uebereinkom- mcn vom Jahr 1872. Daß jenes Ueberein- kommen ein bindender zivilrechtlicher Vertrag ist, halte ich nicht für zutreffend. Der Fonds besteht aus Spielpachtgeldern und nicht auk Leistungen der Stadt Baden; es sind da« also Gelder, über die der Staat zu verfügen hat. Nach dem Sinne des Uebereinkommcs kann die Regierung, wenn sie das Konversationshaus erneuert und eiurn neuen Restaurationsbau erstellt, wohl den Standpunkt vertreten, daß Her Zuschuß an die Stadt einzustellen sei und der Pachtzins der Restauration der Regierung zusallen soll. Die Regierung will nicht, daß die Stadt den Betrag, der ihr entzogen wird auf die Umlage schlägt, sie will vielmehr, daß die Stadl Baden den Betrag durch eine richtige Kurtaxe im Sinne der Gemeindeord- nung einbringt. Die Regierung wird sich mit der Stadt Baden zu verständigen suchen.

Triberg, 24. Febr. Ein Brautpaar das 138 Lenze zählt,.lief heute hier in den Hafen der Ehe »in. Sic steht im 72., er im 66. Le­bensjahr.

Allenstein, 2. März. Die Allensterner Ztg. meidet.- Heute nachmittag 4 Uhr hat Hauplmanu v. Gäben in der Untersuchungshaft durch Oeffncn der Halsschlagader Selbstmord verübt. Der um 5 Uhr erschienene Arzt konnte nur den inzwischen ei,-getretenen Tod feststellen.

Rendsburg, 24. Febr. Die Aufdeckung einer Falschmünzerwerkstälte im hiesigen Zucht- HauS, .wobei der Gefangenenaufseher als Mit­helfer in Betracht kommt, hat in der ganzen Gegend großes Aussehen erregt. Seit mehreren Wochen war es ausgefallen, daß hier und in der Umgebung eine große Anzahl von falschen Fünfmarkstücken kursierte. Sir mußten sämt­lich von einer Stelle herrühren, weil die Präg- ung der Falsifikate einheitlich war. Wie die meisten falschen Geldstücke, hatten sie ein soge­nanntesfettiges* Aussehen. Die Kriminal- l behördc trat sofort in Tätigkeit. Es gelang ihr aber lange Zeit nicht, irgend eine Spur zu

entdecken. Ein Zufall wollte es schließlich, daß die Schwiegermutter eines Gefangenen-AufseherS vom hiesigen Zuchthaus beim Verausgaben zweier Falsifikate abgefaßt wurde. Sie erklärte bei der polizeilichen Vernehmung, daß sie nicht wisse, woher sie die Stücke habe. Man schöpfte indessen Verdacht und untersuchte die Wohnung des Gefangenenaufsehers, bei dem die Frau lebte. Da jedoch hier nicht- Verdächtiges ge­funden wurde, ließ sich Kriminalkommissär Schneider als Pseudogefangener im Zuchthause internieren, und dadurch gelang es ihm, die Falschmünzerwerkstatt aufzudecken. Die falschen Stücke wurden in der Zelle eines wegen Münz- vergehenS und Diebstahls im Rückfall zu längerer Zuchthausstrafe verurteilten Sträflings unter Mitwirkung des Gefangenenaufsehers hcrgestellt. Der Sträfling hatte dem Ge­fangenenaufseher den Ort beschrieben, wo er den Geldstempel und die nötigen Falschmünzer­utensilien versteckt hatte, und der Beumte brachte die Gerätschaften i»S Zuchthaus. Auf diese Weise wurde die Zelle des Gefangenen während der Nacht zur Werkstälte, in der fleißig gesiedet und leise gehämmert wurde. Diefls Geräusch wurde schließlich zum Verräter, denn es zeigte dem Kommissar den Weg zur Aufdeckung des Verbrechens. Die angefertigten Falsifikate wur­den vorsichtig durch den Aufseher, dessen Frau und Schwiegermutter in den Verkehr gebracht. Alle drei sind verhaftet.

Percy Maxim, der Sohn deS Er­finders des Maschinengewehrs, hat sich eine neue sFeuerwaffe patentieren lassen, die ver­mittelst einer an der Mündung des Laufes angebrachten sinnreichen Vorrichtung fast ge­räuschlos schießt. Dieser Geräuschdämpfer bewirkt, daß beim Abfeuern des Geschützes statt des Knalles nur ein schwaches Zischen zu vernehmen ist. Die militärischen Sachver­ständigen sagen voraus, daß die neue Erfindung sämtliche Heere der Welt in die Notwendigkeit einer vollständigen Umbewaffnung versetzen und überhaupt eine Umwälzung in der ganzen Kriegstechnik Hervorrufen würde. Maxim hat bereits eine Fabrik zur Herstellung von Hand­waffen und schwerem Geschütz eingerichtet und wird seine Erfindung in allernächster Zeit der amerikanischen Regierung zum Erwerb anbieten.

Der preußischeStaatsanzeiger" meldet die Berleihu g des Frauenverdienstkreuzes in Silber an die Fürstin zu Wied, Prinzessin von Württemberg.

Gera, 1. März. Nachdem vorgestern in Coburg die katholische Trauung des Fürsten von Bulgarien mit der Prinzessin Eleonore von Neuß-Köstritz stattgesunden hat, wurde heute in der Kirche des Schlosses Oderstein die evangelische Trauung vollzogen. Vom Gobelin-Saal des Schloffrs begaben sich die Herrschaften, unter ihnen Prinz August Wil­helm von Preußen als Vertreter des Kaisers, im Zuge zur Kirche. Die Braut trug ein weißseidenes Kleid, Fürst Ferdinand die bul­garische Generalsuniform.

Wien, 29. Febr Wie derN. Fr. Presse" von einer dem Hofe nahestehenden Persönlich­keit mitgeieilt wird, wird Kaiser Wilhelm seine Reise nach Korfu am 24. März antreten, und zwar von Berlin nack Venedig über Kufstein. Eine Begrüßung an der österreichischen Grenze findet auf Wunsch des Monarchen nicht statt. In Venedig wird sich der Kaiser am 26. März einschiffen. Er kreuzt zunächst 5 Tage im Mittelmeer und geht am 1. April in Korfn vor Anker. Den ganzen Monat April wird der Kaiser dort verweilen. Die Meldung daß ein österreichisches Geschwader ihn vor Korfu begrüßen werde, ist unrichtig. Die Rückreise erfolgt über Triest und Wien, wo Kaiser Wilhelm den Kaiser Franz Joseph zu seinem Jubiläum beglückwünschen wird.

Lokales.

):( W i l d b a d, 3. März. Mit Genugtu­ung kann der Evangelische Kirchenchor auch Heuer wieder auf seinen F a m i l i e n a b e n d zurückblicken, den er am Sonntag den 1. März im Gasthof zurSonne" veranstaltete. Der Besuch war ein recht guter, die Darbietungen reichhaltig und abwechselnd, so daß iden ganzen Abend eine gehobene Stimmung Platz griff. In der Hauptlache kamen gemischte

Chöre zum Bortrag, die trotz der diesmal er­heblich gekürzten Borbereitungszeit doch treff­lich gelangen und sehr ansprachen. Das frische !Mailied" von Ecker, derMorgenruf" von Wengert, eine Cowposilion voll Wärme und Feuer, sowieSchiffers Heimkehr" von H. ' Lang wirkten am packendsten. Die Chöre wur­den mit Lust und Freude gesungen; alle Stim­men unterzogen sich ihrer nicht immer leichten Ausgabe mit Hingabe und Verständnis. In dem alljährlichen humoristischen Rückblick wurde mit Recht gesagt:

Daß a Jed's von uns will,

WaS es ka, des teant 'r seh'.

So war es auch, ein Jede- bemühte sich in seinem Teil an dem vollen Erfolg mitzuhel­fen. Abwechslung i» das Programm brachten ein gemischtes Doppel-Quartett, ein Duett und verschiedene Soli, in welchen Fräulein Louise Kälber er mit ihrem weichen, lieblichen Sopran und ihrer reizend frischen Vortrags­art sich wiederholt in die Herzen der Zuhörer sang. Verdiente Lorbeeren ernteten zwei Gäste des Vereins, Herr Mann, z, Zt. Volontär in der Papierfabrik und Herr Stadtvikar Lang. Das Konzert für Klavier und Vio­line von Fr. Seitz,Us 8ouvemr" ebenfalls für Klavier und Violine von Dankla, und meh­rere Dreingaben verrieten künstlerische Auf­fassung und ebensolches Empfinden der beiden Herrn. Auch außer Programm hörte man eine Menge genußreicher Leistungen; große Freude ».viel Beifall erregte es, als Herr Sanitätsrat Hnußmann in bekannt trefflicher, markiger Weise bas Liedän vivo veritas" sang. Herr Lehrer Wörner leitete sämtliche Ausführun- gen; ihm gebührt aufrichtiger Dank für seine großen Verdienste um den Kirchenchor,für den er mit Eifer und Liebe m's Zeug geht; das hat er auch am diesjährigen Familienabend bewiesen. Der Beifall der Zuhörer und der Dank des Kirchenchorvorstands der in bilder­reicher Rede des Dirigenten und der Mitwir- kenden gedachte, sprachen dafür, daß Alles hochbefriedigend war.

MrrterHaLtenöes.

Späte Rache.

Von Conan Doyle Autorisiert. Nachdruck verboten.

(Schluß.)

Nachdem ich über diesen Punkt Gewißheit hatte, ging ich langsam den Gartenpfad hin­unter ; in dem lehmige» Boden waren alle Fußstapfen mit großer Deutlichkeit abgedrückt. Sie haben vielleicht nur Pfützen gesehen und zertretenes Erdreich, aber für mein erfahrenes Auge war jedes Merkmal von Be­deutung. Die Beobachtung der Fußspuren wird im allgemeinen von den Detektivs viel zu sehr vernachlässigt; ich habe stets großen Wert daraus gelegt und sie ist mir durch fleißige Hebung zur zweiten Natur geworden. Ich konnte die schweren Tritte der Schutzleute verfolgen, aber ich sah auch die Spuren der beiden Männer, die zuerst durch den Garten gegangen waren. Daß jene den Weg später gemacht hatten, unterlag keinem Zweifel, denn ihre Fußstapsen verdeckten die andern ak man­chen Stellen gänzlich. Somit war das zweite Glied in meiner Kette gefunden: ich wußte, daß zwei nächtliche Besucher dagewesen waren, der eine ungewöhnlich groß was sich a»S der Länge seines Schrittes ergab, der an­dere fein modisch gekleidet, wie der Abdruck der schmalen, eleganten Stiefel bekundete.

Beim Eintritt in das HauS fand ich letztere Vermutung bestätigt: der seingestiefelte Manu lag vor mir. Also mußte der ander« der große, den Mord begangen haben, wenn ein solcher überhaupt verübt worden war. Eine Wunde ließ sich an dem Toten nicht ent­decken, doch bewies die leidenschaftliche Erreg­ung in seinen Zügen, daß er sein Schicksal vorausgesehen habe. Ein solcher Ausdruck der Unruhe findet sich nie bei einem Menschen, der an Herzschlag der aus einer andern natürlich-» Ursache eines plötzlichen Todes stirbt. Ich roch an des Mannes Lippen, ent­deckte eine verdächtige Säure und schloß dar-