Waller Mwnik

Amtsblatt

für die Stadt Wildbaö.

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Hirzu: Illustriertes Sonntagsblatt und während der Saison: Amtliche Fremdenlisttz.

Nr. 26.

Dienstag, den 3. März 1908.

44- Jahrgang

Hlrinöschnrr.

Seine Majestät der König hat auf die Stelle des Eisenbahnbauinspektors in Pforz­heim den Abteilungs-Ingenieur titul. Eisenbahn­bauinspektor Mesmer bei dem bahnbautechnischen Bureau der Generaldirektion der Staatseisen­bahnen befördert.

K- Stuttgart, 24. Febr. Ein Erlaß des Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens an den Gewerbe-Oberschulrat, das Evang. Kon­sistorium und den Katholischen Kirchenrat, be­treffend die Einführung des hauSwirlschast- lichen Unterrichts in den Fortbildungsschulen, vom 3. Februar 1908, besagt u. a.: das Mini­sterium hält es für angezeigt, daß künftig in den Fortbildungsschulen für die weibliche Jugend dem Unterricht in Haushaltungskunde, vor allem im Kochen, nach Bedürfnis Raum ge­geben wird. Durch Gesetz vom 22. Juli 1906, betreffend die Gewerbe- und Handelsschulen, erhalten die Gemeindekollegien mit dem 1. April 1909 die Befugnis, für die am Ort in gewerb­lichen und kaufmännischen Betrieben beschäftigte weibliche Jugend eigene gewerbliche Fortbil­dungsschulen zu errichten, die, wie seinerzeit schon in der Begründung der bei den Ständen eingcbrachten Gesetzentwurfes hervorgehoben wurde, namentlich auch für hauswirtschasilichen Unterricht bestimmt sind. Einrichtungen für derartigen Unterricht sind ferner im Rahmen des Gesetzes vom 22. März 18S5 auch in der allgemeinen Fortbildungsschule möglich und werden trotz der beschränkteren hier zur Ver­fügung stehenden Zeit von Nutzen sein, wenn ein geeigneter Lehrplan ausgestellt und damit namentlich die theoretische Unterweisung mit dem praktischen hauswirtschasilichen Unterricht in enge Verbindung gesetzt wird. Zunächst werden für diese Einrichtungen in erster Linie diejenigen größeren Städte in Betracht kommen, die in der Lage sind, die nötigen Vorkehrungen für den Kochunterricht zu treffen und in denen passende Lehrkräfte vorhanden sind. Hier­nach werden die Oberschnlbehörden beauftrage, die Einführung des hauswirtschaftlichen Unter­richts in den Fortbildungsschulen für die weib­liche Jugend möglichst zu fördern. Für die gewerblichen Fortbildungsschulen hat dies auf Grund der Beschlüsse der Gemeinden zur Durch­führung des Gesetzes über die Gewerbe- und Handelsschulen zu geschehen. Bezüglich der all­gemeinen Fortbildungsschulen wurden die Ober­schulbehörden für die Volksschule angewiesen, mit einer entsprechenden Anregung an die in Betracht kommenden G meinden heranzutreten und dort, -wo infolgedessen der Unterricht ein­gerichtet werden soll, für die Ausstellung eines besonderen Lehrplan» an Stelle des im Jahre 1895 erlassenen NormallehrplanS zu sorgen. Um allgemeine Vorschriften für diesen Unter­richt kann eS sich erst handeln, wenn längere Erfahrungen gesammelt. Bis 1. Avril 1910 wird einem Bericht aller beteiligten Oberschul, behörden über die in dieser Angelegenheit un­ternommenen Schritte und über deren Ergebnis entgegengesehen.

Am 10. Februar hat eine Verlosung von Zl/Lprozrntigen Württ. Staatsobligationen statt­

gefunden wobei ein Teil der Serien k, H L. 8, r, II, V, IV, LL, 06 und 8U zur Rückzahlung gezogen worden ist. Die Rück­zahlung findet vom 18. Februar bis 19. Mai 1908 statt.

Calw, 26. Febr. Der 60. Geburtstag des Königs wurde hier in der üblichen Weise gefeiert. Aus dem Toast des Hrn. Reg.-R. Voelter ist auch für weitere Kreise von Interesse folgender Passus: Wie Se. Majestät auf 60 Jahre seines Lebens zurückblicken und Gott für seine gnädige Führung uud Güte danken kann, so hat auch die Stadt Calw heute An­laß, auf die 600jährige Zugehörigkeit zum Lande Württemberg Rückschau zu halten. Denn im Jahre 1308 wurde die Stadt Calw dem Grafen Eberhard dem Erlauchten übergeben. Während dieser Zeit hat die Stadt Calw unter dem Regiment Württemberg Freud und Leid erfahren; wir wollen hier nur erinnern an die beiden Schreckensjahre 1634 und 1692, in welchen die Kriegsfurie das Städtlein mit Feuer und Schwert heimgesucht hat. W>r dürfen aber auch gedenken der glorreichen Zeilen, in welchen Calw das Klem-Venedig Württem­bergs genannt wurde, und die Calwer Zeug- Handlungs-Monipagnie in Blüte stand, vermittelst welcher 7000 Personen und 900 Zeugmacher ihre Beschäftigung fanden und ein Umsatz in der ganzen damals bekannien Weil von über si- Million Gulden erzielt wurde. Die Calwer erwiese» sich stets als getreue Wurttemberger. In der Geschichte Württembergs von Sattler ist über sie gerühmt:Sie waren Herzog Ulrichen sehr getreu und eine der ersten Städte, die 1534 nach der Schlacht bei Lausten bei der Wiedereroberung deS Landes dem Herzog Ulrich den Reformator Brenz entgegen schickten und Erbhuldigung anboten.-

Wildberg, 26. Febr. Oberbaurat v. Leibbrand und RegierungSrat Otl verhandelten kürzlich mit den bnrgerl. Kollegien wegen einer schon länger angeregten Korrektion der Staats­straße Nagold-Calw am Ausgang der hiesigen Stadt. Die Verhandlung halte das Ergebnis, daß eine neue Brücke über die Nagold gebaut wird, die einen bedeutenden Umweg abkürzt und von der Calwer Straße direkt zum Bahnhof führt, was einem längst gehegten Wunsch ent­spricht. Die Kosten des Brückenbaus, die zu 76 000 Mk. berechnet sind, übernimmt der Staat. Die Stadt hat Grund und Boden zur Er­breiterung und Erhöhung der Straße etwa 1 Kilometer talabwärts zu leisten.

A l th e n g ste t t, 28. Febr. Auf dem zwischen hier und Gechingen liegenden 551 m hohen Jägcrberg soll im Laufe deS Sommers nach den Plänen des verstorbenen Oberamts- richters Fischer in Calw ein AuSsichtrturm gebaut werden. Die hiesige Gemeinde liefert hiezu das nötige Holz, und Fuhrleute beför­dern das Material unentgeltlich zur Baustelle. Die noch nötigen Geldmittel sollen durch frei­willige Beiträge aufgebracht werden.

Alten steig, 29. Febr. Wie mitgeteilt wird, hat der Schuhmacher Mohrhardt in Znm- weiler in der Roten Kreuz-Lotterie 1000 Mk. gewonnen. Der dritte Gewinn der gleichen

Lotterie mit 2000 Mk. ist nach Nagold ge­fallen.

Tübingen, 25. Febr. Die Bahnarbeiten der Strecke Herrenberg-Pfäffingen sind, nach­dem sie eine Zeit lang wegen großer Kälte eingestellt waren, wieder in vollem Betrieb aus­genommen worden. Ebenso ist die Strecke Tübingen-Hguptbahnhos bis Tübingen-West- bahnhof (Tunnel) in Arbeit. Der Probestollen des Tunnels ist jetzt in einer Länge von 100 Meter vorgetrieben. Die bei dem harten Mer­gelstein notwendigen Sprengungen werden mit Dynamit ausgefuhrt. Bis 1. Juni soll der Solstollen beendigt sein, worauf mit dem Voll auSbruch und der Ausmauerung begonnen werden kann. Der Neckar nnd sein Hochwasser­gebiet werden überbrückt werden. Die Lömng der Frage betreffend Ueberführung des Ammer­tales durch die Bahntrace zwischen Nmmerhof und Unterjesingen soll erfolgt sein, so daß der Inangriffnahme des 2. Loses, Strecke Westbahn- hof - TübingenUnterjesingen bis Pfäffingen nichts mehr im Wege steht.

U l m, 27. Febr. (Strafkammer.) In der Neu- jahrSnacht wollte der kurz vorher vom Dienst heimgekommene Lokomotivheizer Dettinger von hier das einsetzende Läuten der Münsterglocken anhören. Er öffnete deshalb den Flügel eines Fensters, das auf den Hof einer Wirt­schaft mündete. Im nächsten Augenblick erhielt er einen Schrolschnß in den Kopf u> d starb daran nach wenigen Stunden. Ein Schrolkorn war durchs Auge ms Gehirn gedrungen und hatte eine Gehirnlähmung verursacht. Als der unglückliche Schätze stand der hies. Fuhrunter­nehmer Ernst Wiedenmanu vor Gericht. Er gab zu seiner Rechtfertigung an, daß er, als er sich zuni Zweck des NeujahranschießenS Pa­tronen habe holen lassen, Auftrag gegeben habe, ungeladene zu nehmen und deshalb der Meinung gewesen sei, die Patronen enthalten nur Pulver. Das Gericht glaubte auf Grund der Beweis­aufnahme diesem Vorbringen, hielt aber trotz- dem grobe Fahrlässigkeit für vorliegend und verurteilte Wiebenmann wegen fahrlässiger Tötung zu 6 Monaten Gefängnis.

Biber ach, 26. Febr. Wie sehr der Nutz­wert eines Gebäudes durch feuchte Wände lei­det, ist jedermann bekannt und da wird es denn für weite Kreise nicht ohne Interesse sein, auf ein hier ausprobiertes Mittel zur Beseitigung dieses Uebelstandes aufmerksam gemacht zu werden. Das Gasthaus zum Rosengarten hier litt seit Jahren an feuchten Wänden, weil eS auf stark durchfeuchtetem Boden steht. Im Winter gefriert die Feuchtigkeit an den Poren der Mauerwände. Die Folgen sind das Ab­fallen des Mauerwerks. Diesem Mißstande ist natürlich durch Vermauern der Risse und durch Neuverputz nicht abzuhelfen, da die Er­scheinungen sich wieder einstellen. Die Brauerei­firma Gebr. Zeller z. Pflug, der das genannte Anwesen gehört, hat nun zu einem eigenarti­gen Mittel gegriffen, um die Trockenlegung des Gebäudes herbeizuführen. Sie ließ es durch eine Steinsägcmaschine von den Grundmauern loslösen, also förmlich absägen, und Bleiplat- ten in die durch dar Absägen entstandenen Fu­gen einlegen. Nachträglich wurden dann die