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Handwerks König von Portugal, ein Sprößling aus dem altehrwürdigen HauS der Koburger, ist in Lissabon samt seinem ältesten Soh» von bürgerlichen Republikanern auf freier Straße erschossen worden. Die Attentäter sind Söhne von Aristokraten, die deredle König" hatte einkerkern lassen. Diese Gottesgnadenpflanze hat es überhaupt bunt getrieben. Er hat ein wahres Luderleben geführt; sein Bauch war sein Gott. Dieser fürstliche Unhold ist beinahe in seinem Fett erstickt; 3^s Zentner wog diese Majestät." Bei seinem ausschweifenden Lebens­wandel konnte dieser nette LandcSvater natür­lich mit seinem Lohn in Höhe von zwei Millio­nen nicht auSkvmmen. Er machte Schulden über Schulden. Er beantragte eine Lohner­höhung um eine Million. Jedenfalls fühlte er sich angereizt durch die viel höheren Löhne, die seine Berufskollegen in anderen Ländern erhallen. So bekommt der König von Preußen 15 719 000 Mk. Das ist beinahe achtmal so viel als der tote Carlos erhielt. Jedoch das portugiesische Volk war nicht so spendabel als das russische, englische und preußische. ES meinte, mit zwei Millionen müsse man ganz gut auSkommen können, und verweigerte die Lohnerhöhung seines fettleibigen LandeSvaters. Darob geriet der allerhöchste Fettklumpen in heillose Wut. Er verübte mit seinem Spieß­gesellen Franco einen Staatsstreich, jagte das Parlament nach Hause und regierte nach Her­zenslust daraus los. Natürlich bewilligte er sich selber sofort Lohnerhöhungen. Der Gottes- gnädling plünderte die Staatskasse nach Herzens- tust; auch sein oberster Spießgeselle sorgie gut für sich. Gegen diese Wirtschaft lehnte sich das Volk auf. Aber die Diktatur wurde immer schärfer gehandhabt; alle oppositionellen Zeitungen wurden unterdrückt; und jeder, der nicht nnt diesem Banditenregimcnt einverstanden war. wurde ins Gefängnis geschleppt. Als Gipfel aller Frechheit erließ der allerhöchste Wüst­ling noch eine Verordnung, nach der die Oppositionellen mit Deportation bestraft werden sollten. Einen Tag später, bevor dieser könig­liche Wille Gesetz wurde, wurde der Wüterich hingcrichtet. Sein Spießgeselle Franco ist mit seinem Raub ins Ausland geflüchtet." Wer einen Königsmord als eine legale Exekution auffaßt, der wird ihn ja wohl billigen.

Haag, 2b. Febr. Ein von dem Prinzen der Niederlande gelenkter Wagen, in dem sich auch die Königin befand, stieß mit einem in voller Fahrt befindlichen Wagen der elektrischen Straßenbahn zusammen. Wie durch ein Wunder blieben die Königin und der Prinz unverletzt. Tie Königin konnte sich kurz nach dem Unfall zu Fuß in das Palais begeben.

New-Aork, 24. Febr. Die Freunde Thomas EdisonS sind in großer Gorge. Der berühmte Erfinder mußte sich einer schweren Operation unterziehen, die zwar augenblickliche Linderung gebracht hat, vielleicht auch Heilung herbeisühren wird, aber wegen der Begleitum­stände zu ernsten Befürchtungen Anlaß gibt. Edison ist, wie man weiß, seit Jahren schwer­hörig. der chronische Mittelohrkatarrh, an dem er litt, nahm aber in den letzten Tagen wieder eine akute Form an und führte zur Abzeßbil- düng im Mittelohr. Da Edison schon vor 3 Jahren eine Aufmeißelung des Warzenfortsatzes erdulden mußte, müssen die neuerlichen Ein­griffe, die heftige Schmerzen und hohes Fieber bedingten, als sehr bedenklich bezeichnet werden.

Teheran, 28. Febr. Heute nachmittag um 3 Uhr wnrden von dem Dache eines in einer engen Straße gelegenen Hauses gegen den Sch a h von Persi e ns zw e i Bomben geschleudert. Die erste Bombe explodierte in der Luft, die zweite erreichte den Boden bei dem Automobil des Schah, tötete 3 Vor­reiter und verletzte den Chauffeur und unge­fähr 20 andere Personen. Der Schah selbst befand sich nicht im Automobil, sondern in einem Wagen, der in ewiger Entfernung hinterhersuhr. Er stieg sofort aus seinem Wagen und begab sich in das zunächst liegende Haus. Einige Augenblicke daraus begab er sich, von Bewaffneten umgeben, nach dem Palais, wo er unversehrt eintraf. In dem Hause, von dessen Dach die Bombe geschleu­dert worden war, wurde eine Haussuchung

vorgenommen, ebenso in den benachbarten Häusern. Bisher sind aber alle Nachforschun­gen ergebnislos geblieben.

Petersburg, 24. Febr. Der Zar be­gnadigte den zum Tode verurteilten General Stöffel zu einjähriger leichter Festungshaft unter Belassunz aller Orden und Pensionsbe-

Wnter Hallendes.

Späte Rache.

Bon Conan Doyle Autorisiert. Nachdruck verboten.

(Fortsetzung.)

Siebenter Kapitel.

Wir hatten sämtlich eine gerichtliche Vor­ladung auf Donnerstag erhalten. Als jedoch der festgesetzte Termin herankam, bedurfte man unseres Zeugnisses nicht mehr. Ein höherer Richter hatte die Sache in die Hand genom­men und Jefferson Hope zur Rechenschaft vor sein Tribunal gefordert. I» der Nacht nach seiner Gefangennahme trat das erwartete Ende ein und man fand ihn am Morgen tot in sei-, ner Zelle. Ein friedliches Lächeln lag in sei­nen Zügen, als habe die Erinnerung «n ein wohl angewendetes Leben und glücklich vollbrach. teS Werk ihm noch die letzten Augenblicke ver­süßt.

Am Abend saß ich mit Holmes in unserem gemeinschaftlichem Wohnzimmer am Kamin und wir besprachen das Ereignis.

Dieser Todesfall macht Gregson und Lestrade einen rechten Strich durch ihre Rech­nung," sagte mein Freund.Sie werden sehr unglücklich darüber sein; wo bleibt nun ihr pomphafter Zeitungsbericht und der Lohn für alle ihre Anstrengung?"

Mir scheint doch, daß sic mit der Gefan­gennahme wenig zu tun gehabt haben," ver­setzte ich.

O, in dieser Welt kommt es nicht sowohl daraus an, was man wirklich tut," rief mein Gefährte, nicht ohne einen Anflug von Bitter­keit,die Hauptsache ist, baß man den Leuten einen hohen Begriff von seinen Taten beizu- bringen weiß. Aber, einerlei," fuhr er nach einer Pause in heiterem Tone fort,ich hätte mir den Fall um keinen Preis entgehen lassen mögen; eS ist einer der besten, die mir je vor­gekommen sinv. Trotz seiner Einfachheit ent- hielt er mehrere äußerst lehrreiche Punkte."

DaS nennen Sie einfach?!"

Holmes lächelte über mein Erstaunen. Nun ja, wie wollen Sie es anders bezeichnen?" sagte er.Schon der Umstand, daß ich ganz allein, nur mit Hilfe einiger alltäglicher Schluß­folgerungen, innerhalb drei Tagen des Ver­brechers habhaft geworden bin, ist doch der schlagendste Beweis für die Einfachheit des Falles."

Wohl wahr," gab ich zu.

Ich habe Ihnen schon früher einmal aus- einander gesetzt, daß alles Ungewöhnliche eher eine Erleichterung als ein Hindernis ist. Bei der Lösung eines solchen Problems kommt es hauptsächlich darauf an, ob man imstande ist, Rückschlüsse zu machen. Das ist eine sehr nützliche und leicht zu erwerbende Fertigkeit, aber nur wenige Leute haben Uebung darin. Die synthetische Methode erscheint den meisten leichter als die analytische."

Was das heißen soll, verstehe ich nicht."

Das glaube ich gern und will mich näher erklären: Nach meiner Erfahrung werden die meisten Leute, denen man verschiedene Ereig­nisse, die staltgefunde» haben, der Reihe nach erzählt, zu sagen wissen, welches Resultat sich daraus ergeben wird. Dagegen gibt es nur wenige Menschen, di», wenn man ihnen ein Resultat mitterlt, im stände sind, sich zu ver­gegenwärtigen, aus welche Art es sich entwickelt, welche Schritte stufenweise zu dem Ergebnis hingeleitet haben können. Diese Fähigkeit, Rückschlüsse zu machen,, nenne ich die analytische Methode."

,DaS klingt schon weniger dunkel," sagte ich.

In unserem Fall lag das Ergebnis klar zu Tage, alles übrige mußten wir aber selber finden. Ich will Ihnen nun einmal Schritt für Schritt zeigen, wie ich meine Schlüsse ge­zogen habe. Fangen wir beim Anfang an: Ich näherte mich, wie Sie wissen, dem Hause zu Fuß und ohne alle Voreingenommenheit. Natürlich untersuchte ich zunächst die Straße und fand da, wie ich Ihnen schon sagte, deut­liche Anzeichen, daß eine Droschke bei Nacht Vorgefühlen seine müsse; daß es kein Privat- wagen gewesen, erkannte ich an der schmaleren Räderspur. Bei unfern Londoner Fuhrwerken ist 0er Unterschied ziemlich bedeutend.

(Schluß folgt.)

NcrmWks.

Ueber denClub der 29. Februarer" berichtet das Berliner Tagebl.: Der sonderbar­ste Verein ist derKlub der 29. Februarer." Dem Klub können nur jene einsamen Menschen beitreten, die das Schicksal dazu verdammte, ihren Geburtstag nur alle 4 Jahre feiern zu können, die also am 29. Februar eines Schalt­jahrs geboren wurden. Der gemeinsame Schmerz hat die Seelen zufammengeführt. Dreißig der Unglücklichen sind dem Klub bereits beigelreten. Die Bereinszennale liegt in Pankow. In einem dortigen Restaurant werden die so un­zeitmäßig geborenen Klubmitgliedcr ihren Ge­burtstag in diesem Schaltjahr feiern. Sie haben dann 4 Jahre Zeit bis sie wieder jubi­lieren.

AuS Sachsen wird derVoss. Ztg." folgendes lustige Geschichtchen mitgeteilt: Ein Gutsbesitzer fuhr mit einigen Wagen Roggen in die etwa eine Meile entfernte Stadt Baut­zen zu Markte. Nachdem er das Getreide verkauft und die leeren Wagen nach Hause geschickt hatte, kehrte er mit dem gelösten Geld in einen Gasthof ein, wo er einige Bekannte traf. Als die Herren mehrere Kannen des ed­len Gerstensaftes genossen hatten, begannen sie Billard zu spielen. Bei den immer höher wer­denden Einsätzen wurde das Spiel immer fes­selnder und währte b>s zum nächsten Morgen. Der Gutsbesitzer hatte nicht nur sein Geld, sondern euch seine beiden Pferde nebst Equi­page verspielt. Da erschien aber der Retter in der Not. Die Frau des Unglücklichen, die. nebenbei bemerkt, die Tochter eines Hotelbesitzers auS Dresden ist und die edle Kunst des Bil- lardspielct früh gelernt hat, trat ganz erzürut in das Billardzimmer, und nachdem sie sich über den Verlust ihres Gatten orientiert hatte ergriff sie das Queue und forderte die Gewin­ner auf, mit ihr weiter zu spielen. Um sich nicht zu blamieren, mußten diese da- Aner­bieten annehmen, und zwar bei noch bedeutend hö­heren Einsätzen. Nach etwa zwei Stunden hatte die Spielerin alles Verlorene wiedergewonnen, und ohne einWort weiter zu sagen,nahni siedenverblüff- ten Mann an der Hand, führte ihn zu der wieder zurückgewon,irnen Equigage und fuhr mit ihm nach Hause. Wie aber die daraus folgende Gardinenpredigt ausgefallen sein mag, blieb ein Familiengeheimnis.

StanöesbucH-KHronik

der Stadt Wildbad vom 2l. bis 28. Febr. 1908 Geburten:

21. Febr- Hammer, Christof Friedrich, Bäcker hier, 1

Tochter.

22. Großmann, Robert Friedrich, Hilfswärter

hier, 1 Sohn.

20. Dietz, Karl Gottlob, Schreiner hier, 1 Toch»

ter.

23. Haag, Karl Wilhelm, Holzhauer inSprollen-

haus, 1 Tochter.

23. Keller, Rudolf Friedrich, Holzhauer in

Sprollenhaus, 1 Sohn.

Aufgebote:

24. Febr. Mayer, Leopold Paul, Friseur in Biele­

feld und Rönicke Martha Anna. Friseuse in Bielefeld.

28. Munk, Christian, Stadtbaumeister hier und

Feucht Louise Marie, hier-

Gestorbene:

28. Febr. Schmid, Karoline Wilheln.ine, grb. Sey­fried, Witwe des verstorbenen Steinhauers Karl Christian Schmid hier, 64 Jahre alt.