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Nr. 25.

Samstag, den 29. Februar 1908,

44- Jahrgang

Wrrnöschcrrr.

Stuttgart, 26. Febr. Der König hat anläßlich seines gestrigen 60. Geburtsfestes 34 Strafgefangene der württembergischenGefängnisse begnadigt.

Dem Ministerpräsidenten Dr. v. Weiz - säcker ist von Kaiser Wilhelm der Rote Adlerorden erster Klasse verliehen worden.

Stuttgart, 28. Febr. In der gestri- gen Sitzung der bürgerl. Kollegien trug nach Schluß der Tagesordnung BürgerauSschußob- ma»n Dr. Erlanger noch an, ob er mit den in der Presse gemachten Aeußerungen, daß die bisher für da» Enztal-Wajserver- sorgungsprojekt auSgegebencn Gelder schon hunderttausend» betragen, seine Richtigkeit habe, G.R. Dr. Matte» erklärte hieraus, die Zahl die auch in einer gemeinsamen Sitzung der bürgerlichen Kollegien genannt wurde, sei nicht richtig. Doch habe sie immerhin dafür ge­sorgt, daß dieser angebliche Leichtsinn der Stadtverwaltung in der Bürgerschaft lebhaft besprochen werde. Nach einer ihm vorliegen­den Zusammenstellung seien für das Enztalpro- jekt ausgegeben werden. Für Ankauf der Lappachquelle 30 716 Mk. (Die Quelle kostet insgesamt 49000 Mk, die restlichen 19000 Mk. find aber erst zu bezahlen, wenn die Ableitung des Wassers erfolgt.) Sodann seien bezahlt worden für den Ankauf der Sprollenmühlc 51 024 Mk., für Borbereituiigsarbeiten im Jahr 1905 4491 Mk.. im Jahr 1906 für weitere Quellen, Wiesen ujw. 10 144 Mk., für Steuern wurden bezahlt 139 Mt. und für weitere Vor-' bereitungen im Jahr 1906 und 1907 zusam­men 3800 Mk. Alles in allem betragen die Aufwendungen bis jetzt genau 99 473 Mk. 90 Pfg. wovon für Mietzinse wieder 3176 Mk. abge> hen, so daß noch 96 293 Mk. 19 Pfg. ver­bleiben. Wenn man heute das Enzlalprojekt wieder gänzlich fallen lasten würde, so sei er überzeugt, daß die nicht wieder erhältlichen Kosten keine 50 000 Mk. betragen würden.

Stuttgart, 25. Febr. Die gegenwärtig herrschende wirtschaftliche Krise hat sich auf dem weiblichen Arbeitsmarkt bisher nur durch einen größeren Andrang von gewerblichen Ar­beiterinnen bei den öffentlichen Arbeitsnach­weisen geltend gemacht, der Mangel an weib­lichem Privatdienstpersonal dauert aber in beinahe unverändertem Maße fort. Bei den städt. ArbeitsvermittlungSstellen in Stuttgart und Cannstatt standen im Monat Januar einem diesbezüglichen Stellenangebot von 956 nur 255 Gesuche von Dienstmädchen gegenüber. Auch auf 156 Stellen für Dienstmädchen für Wirtschaften kamen nur 44 Stellesuchende. Dabei ist zu konstatieren, daß die Inanspruch­nahme der öffentlichen Arbeitsvermittlungs - stellen immer mehr Anklang findet und das Vertrauen zu denselben namentlich auch bei den Stellesuchenden wächst. Dies geht am besten daraus hervor, daß die Zahl der weil,- lichen Stellesuchenden bei dem Arbeitsamt von Groß-Stuttgart von 8759 im Jahr 1905 auf 18 021 im Jahr 1907 gestiegen ist. Von den- selben erhielten Stellung im Jahr 1905 6746 ----- 77 Proz. und im Jahr 1907 15 500

86 Proz. Diesen Stellengesuchen standen Stellenangebote gegenüber im Jahr 1905 13 951 und im Jahr 1907 25 268. Bei den Privat­dienstboten speziell find in der angegebenen Zeit die Stellenangebote von 6449 auf 8832 und die Slellesuchenden von 2265 auf 3241 ge­stiegen. Von den stellejuchenden Dienstmädchen wurden durch Vermittlung der städt. .Aemter im Jahr 1905 1533 --- 67 Proz. und im Jahr 1907 2798 86 Prozent in Stellung ge­bracht- Bei Inanspruchnahme der Privat - stellenvermittlung hätten die im Jahr 1907 durch das Arbeitsamt placierten Stellesuchende», unter Zugrundlegung mittlerer Tarife, an Ge­bühren mindestens 7000 Mk. bezahlen müssen, was ihnen so erspart blieb, da die Vermitt­lungstätigkeit der städt. Arbeitsämter vollständig gebührenfrei erfolgt. Daneben wurde noch eine große Anzahl von auswärts kommender Dienstmädchen der Vergünstigung einer Eisen­bahnfahrpreisermäßigung zuteil. Hand in Hand gehend mit dem Mangel an Dienstboten ist eine stark» Steigerung der Löhne eiugetreten, die bei Anfangsstellen schon mindestens 20 Prozent beträgt. Die Löhne für Privatdienst­boten schwanken in Stuttgart zwischen 10 und 30 Mk. pro Monat. Für Dienstboten in Wirt- fchasten sind dieselben wesentlich höher. Mäd­chen, welche Lust tragen, eine Dienststelle an­zunehmen, kann vie Inanspruchnahme der städt. Arbeitsämter nur empfohlen werden, da Aus­wahl an passenden Stellen stets vorhanden und die durch weibl. Angestellte erfolgende Vermitt­lung in gewissenhafter Weise geschieht.

Ludwigsburg, 24. Febr. Der 41jähr. Hauptmonn und Batteriechef im Feldartillerie- Regt. Nr. 65. Albert Kaiser, hatte einer ge­ringfügigen Pustel im Gesicht keine Beachtung geschenkt und zog sich eine Blutvergiftung zu, der er nach kurzem Krankenlager erlag.

Mannschaften aller Waffengattungen der Reserve, welche geeignet sind, in die Schutz­truppe für Südwestafrika einzutreten, können sich beim Bezirkskommando Calw Wochenvormittags 9 Uhr melden.

Freudenstadt, 27. Febr. Nach vor- übergehendem Tauwetter ist wieder reichlicher Schneefall mit leichtem Frost eingetreten; so hat auch der Winter im Schwarzwald seine Wetterlaunen, was aber der Reinheit und Heilkraft der Höhenwaldluft keinen Eintrag tut. Noch nie hat Freudenstadt so viele Wimerkur- gäste beherbergt wie Heuer, allein das Kurhaus Palmenwald" zählt deren ständig 60-80, während außer ihm eine Reihe anderer Hotels mit neuer Zentralheizung usw. Heuer erstmals den Winterkurbetrieb mit Erfolg ausgenommen haben. Die weitere Zukunft des Winterkur- ortS Freudenstadt, der mit seiner ausgesuchten Höhenlage bis zu 800 m ü. d. M. und seinem wohlbegrünbeten Klimaruf nach dem erfreulichen Gesamtbild des jetzigen Winters in eine neue Phase der Entwicklung eingetreten ist, hängt jetzt wesentlich davon ab, ob und welches In. tereffe die Stadtverwaltung und die nächstbe­teiligten Kreise (Sportklub usw.) der Pflege de« Winterverkehrs entgegenbringen.

Heiden heim, 24. Febr. Der Pächter der Domäne Falkensteiu, Honold, stach dieser

Tage ein Stück Vieh, um seine Qualen zu ver­kürzen. DerMetzger au» dem nahenDettingeu, der bas Tier vollends zerlegte, stellte fest, daß eS an Milzbrand gelitten hatte. Es scheint nun, daß dem Gutspächter beim Schlachten giftige Substanzen durch eine leichte Verwundung an einer Hand in den Blutkreislauf eingedrungen sind. Die Amputation eines Armes konnte die rasch um sich greifende Zerstörung deS Orga­nismus nicht mehr aufhalten; der Verunglückte mußte heute beerdigt werden. Aber auch der Metzger liegt schwer krank darnieder, und man hat nur wenig Hoffnung, ihn am Leben erhalten zu können.

Unterreichenbach, 26. Febr. Bei sehr zahlreicher Beteiligung fand letzten Mittwoch im Gasthofzum Hirsch" hier eine Versamm- d«S elektrischen Gemeindeverbands C a l w statt. Nach der Begrüßung durch den Herrn Re­gierungsrat Völter von Calw teilte dieser mit, daß schon 60 Gemeinde» und einige Gewerbe­treibende der Oberämter Calw, Herrenberg, Böblingen, Nagold, Leonberg und Neuenbürg ihren Beitritt zu dem Verbände erklärt haben. Auch teilte Herr Völter mit, daß da« Werk, das bei Teinach mit Zuzug der Wasserkräfte der Talmühle erstellt wird, einen unterirdischen Kanal erhält von 1680 Meter Länge. Mit vorhandenem Gefäll sollen nahezu 1000 Pfer­dekräfte gewonnen werden. Die 50 angemel­dete» Gemeinden, die 40 000 Einwohner auf­weisen, sind verpflichtet, 5000 Kilowatt vom Verband abzunehmen. Bi» zu 5000 Kilowatt haftet jede auch bei Nichtverbrauch. Die Kosten des Werks sowie der Hochstromleitung bezahlt der Verband, welcher sie auf die Gemeinden umlegt, von denen sie binnen fünf Jahren nach und nach zu zahlen sind. Ter Gesamt­aufwand dieser großen Anlage wird milden Kosten der Wasserkräfte, des Werkes und der Strom­leitung auf 2 Millionen Mark veranschlagt. Herr Ingenieur Wahlström aus Stuttgart er­stattete nun weiteren Bericht über das Projekt und hob die Vorzüge des elektrischen Betriebs und Licht» hervor. Die ^Jnstallationsgegen- stände und Motore sollen im großen ange­kauft werden, dadurch werden die Kosten er­mäßigt. Es koste ein zweipferdiger Elektro­motor 265 Mk., die Riemen usw. kosten noch etwa 14 Mk. Ein dreipferdiger Motor für Dreschmaschine kostet mit Zubehör rund 359 Mk. Der Krasiverbraucb eines Motors kostet für einen Monat für eine Wirtschaft mit 6 Rindern rund 2 Mk. Eine Metalltonlampe, Sie den wenigsten Kraftverbrauch aufzuweisen hat, kostet das Stück 3 Mk. Bei einem Ein­heitspreis von 20 Pfg. die Kilowattstunde würde eine 16kerzige Metalltonlampe auf 1 Pfg. die Stunde zu stehen kommen. Herr Geh. Re- gierungSrat Jolly aus Pforzheim betonte dann die Nützlichkeit solcher elektrischen Anlagen und ermahnte die badischen Gemeinden zum Bei­tritt.

Unter dem StichwortEin Gottesgnäd- ling hingerichtet" leistet sichDer Hafenarbei­ter" (Organ des Verbandes der sozialdemo­kratischen Hafenarbeiter und verwandten Be- rufsgenoffen Deutschlands, Sitz Hamburg) folgende Roheiten:Don Carlo» I., seine»