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Nr- 18.

Donnerstag, den 13: Februar 1908,

44- Jahrgang

HlirnöstHnu.

Der Stationsname Höfen b. Wild- bad wurde geändert in Höfen a. d. Enz.

Stuttgart, 12. Frbr. Aus Hamburg ist die Nachricht eingetroffen, daß dort heute nacht G. Rat Laudtagsabg. Karl Kloß im Alter von 60 Jahren gestorben ist. Kloß war in Hamburg an einer Magenblutung erkrankt, ein Leiden, das rhn schon früher einmal be­fallen hatte. Karl Kloß, geboren am 15. April 1847 zu Berlin, kam nach kurzer Wanderschaft 1870 als Schreiner nach Württemberg, ließ sich 1874 in Stuttgart nieder und war zunächst in der Gewerkschaftsbewegung lärig, d>e ihn zuletzt an die Spitze des großen deutschen Holz­arbeiterverbands führte. Bald trat er auch in die Politik ein und kandidierte wiederholt für die Sozialdemokratie, bis er sich 1891 .einen Platz im Stuttg. Bürgerausschuß, I8S5 in der württ. Abg.Kammer als Abgeordneter für Stutt­gart und 1898 im Reichstag als Abgeordneter des 1. württ. R.T.W.Kr. eroberte. Für de» Reichstag kandidierte er schon 1908 nicht mehr, da seine Gesundheit nicht uiehr fest genug war. Dem Landtag dagegen hat er bis zuletzt ange­hört, den BurgerauSschuß vertauschte er 1897 mit dem Gemeinderat.

Stuttgart, 12. Febr. Heute früh gegen 10 Uhr ist im Hause Eberhardstraße 61 die 69 Jahre alte, ledige Weißzeugzeichnerin Chri­stiane Fischer ermordet ausgefunden worden. Das alte Fräulein wohnte allein in einem Zimmer, das ihr zugleich als Wohn- und Schlafzimmer diente. Sie war mit Weißzeug- zeichnen für ein hiesiges Geschäft beschäftigt. Man fand die Ermordete angekleidel auf dem Boden in einer großen Blutlache liegend. Der Hals wies eine größere Wunde aus, die von einem Stich herrühren dürfte. Vom Tä­ter fehlt bis jetzt jede Spur.

Stuttgart, 11. Febr. Die deutsche Par­tei Groß-Stuttgart hielt gestern abend im Stadtgartensaal bei sehr zahlreicher Beteiligung ihre Jahresversammlung ab. Nach Erledigung der geschäftlichen Angelegenheiten verbreitete sich Reichs, und LandtagSabg. Dr. Hieber in einer nahezu zweistündigen, mit lebhaftem Bei­fall aufgenommenen Rede über die politische Lage. Ausgehend von den letzten Reichstags­wahlen kennzeichnet» er in kurzen Umriffen den seitherigen Stand der Blockpolitik, wobei er betonte, daß auf konservativer Seite das ehr­liche Bestreben bestehe, an der Blockpolitik fest­zuhalten, wenn die Begeisterung für den Block auch nicht gerade sehr groß sei. Die nat.- liberale Partei betrachte aus nüchternen poli­tischen Erwägungen heraus die Fortführung der Blockpolitik als eine politische Notwendig, keit, weil das, was nach ihr käme, jedenfalls nichts besseres, wohl etwas schlimmeres wäre. Und von der gleichen Urbrrzeugung lassen sich auch die Mitglieder der freisinnigen Partei leiten. In einem Teil der linksliberalen Presse werden der Blockpolitik allerdings Tag für Tag Hindernisse in den Weg geworfen, die Sache werde so dargestellt. alS ob m,t einem Zu sammenbruch der Blockpolitik der Triumph des

entschiedenen Liberalismus beginnen müßte. Auch bei uns in Württemberg stehe die kleine demokratische Presse vielfach im Kampf gegen die leitenden Blätter der Partei. Der ganze Vorgang zeige, daß es auch in den Reihen deS sog. entschiedenen Liberalismus Leute genug gebe, die sich nur äußerst langsam und zähe in ein» neue politische Situation hineinfinden können, während allerdings die geschulten Poli­tiker der freisinnigen Parteien die Notwendig­keit dieser neuen Politik erkannt und auch die logischen Konsequenzen daraus gezogen haben. Daß die Sozialdemokratie auf den Block schlecht zu sprechen sei, se doch eigentlich selbstverständ­lich; würde der Block von ihr gelobt, so hätte er sicher eine große Dummheit gemacht. Würde der Block scheitern, so wäre das kein Fortschritt für den Liberalismus, wie einige Radikal- Liberale meinen, sondern lediglich ein Wieder­einrücken des Zentrums in seine frühere Macht- stellung welche an Dauerhaftigkeit die frühere ohne Zweifel übertrcffen würde. Mit der Sozi- alvemokralie sei infolge deS Ausfalls der letz­ten Reichstagswahlen auch das Zentrum zu einer parlamenlarischen Einflußlosigkeit verur- leilt, obwohl es seinen Mandatsbesitz wahren konnte. Wen» die Sozialdemokratie glaube, daß sie durch Siraßend-monstrationen eine Liberalisierung der preuß. Verfassung zuwege bringen könnte, so befinde sie sich stark auf dem Holzwege; da- könne der Sache nur ab- träglich sein. Die Wahlrechtserklärung Bülows sei, namentlich vom süddeutschen Standpunkt aus betrachtet, als ungenügend zu bezeichnen, und die süddeutschen Nationalliberalen werden dieser Ansicht gegebenenfalls auch Ausdruck ver­leihen. Andererseits müsse aber auch gesagt werden, daß eS sich hier in erster Linie um »ine preußische Angelegenheit handle; und wenn jetzt auch in Württemberg in einzelnen Städten und Dörfern Resolutionen gegen die Bülowsche Erklärung gefaßt werden, so könne man das nicht anders bezeichnen, als ein außerordentlich überflüssiges Unternehmen, das in Preußen nur ein nickt näher zu bezeichnendes Lächeln Hervorrufen werde. Nachdem R. A. Wölz noch die Uebereinstimmung der Jungliberalen mit den Hieberschen Ausführungen zum Ausdruck gebracht, wurde die Versammlung geschloffen.

Ein zweites Theater soll in Stutt­gart errichtet werden. Das Theater, das einen intimen Charakter tragen soll, wird auf dem Areal der früheren Legionskaserne an die mittlere Ecke der Kleinen Königstraße neben dem Ende vorigen Jahres eingestürzlen Haus zu stehen kommen. Die Baukosten betragen lautN. T." einschließlich der Summe von 400000 Mk. für den Bauplatz etwa 720000 Mark. Der Theaterbetrieb, der von dem Dia- malurgen des Hoftheater», Professor Dr. Gerst- mann auf 5 bezw. 15 Jahre gepachtet werden soll, ist als solcher bereit» finanziert. Das Vorderhaus soll als Geschäftshaus errichtet werden, dem .sich der Theaterbau dann an- glievert. Ein m jenem unterzubringender Re- staurationSbetrieb soll gleichzeitig mit dem Foyer des Theaters in Verbindung gebracht werden. Dem Kgl. Hoftheater soll durch das zu errich­tende intime Theater keinerlei Konkurrenz

gemacht werden, da nur Werke zur Aufführung kommen sollen, die nach ihrer ganzen Art und nach ihrem Inhalt an der Hofbühne nicht ge­geben werden können.

Wie wir hören wird die so sehr beliebte Reise nach der Wasserkante auch in diesem Jahre wieder, zum 4. Mal. vom Passage Bu­reau Rominger zur Ausführung gebracht wer­den ».zwar werden Heuer die Teilnehmer auf dem bekannten allerneuesten Luxusdoppelschrauben SchnelldampferKronprinzessin Cäcilie" deS Norddeuischeii Lloyd ein Mal Wohnung nehmen. Die Fahrt wird voraussichtlich während der Zeit vom 13.18. August stattfinden. Ferner beabsichtigt das Passage Buieau Rominger, in diesem Jahr eine Anzahl billiger und inte­ressanter Sonderfahrten nach dem Mittel.,>eer und Orient zu veranstalten und sind genaue Programme hierüber be> der genannten Firma Stuttgart, Königstraße 35 jeder Zeit zu haben.

Göppingen, 7. Febr. Nachdem neulich die älteste Person in hiesiger Staat, Frau Metz, germeister Walz Witwe iw 99. Lebensjahr ver­storben ist, ist der hier im Pensiousstand leben-de Pfarrer a. D. Dietrich (bis 1885 Pfarrer in Gingen a. F.) zum Alterspräsidenten- vorge­rückt. Derselbe, im Jahre 1811 geboren, macht als Greis von bald 97 Jahren noch täglich seine Spaziergänge, wenn es das Wetter einiger­maßen erlaubt und erfreut sich noch bester Ge­sundheit.

Ulm, 10, Febr. Das städtische chemische Untersuchuligsamt, an dem drei wissenschaftliche Arbeiter tätig sind hat im Jahre 1907 3089 Untersuchungen vorgenommen und war in um­fangreichem Maße gutachtlich tätig. Bon den Untcrsuchungsergebnissen ist folgendes von all­gemeinem Interesse: Durch die verschärften Bestimmungen über die Milchkontrolle find die Beanstandungen auf 15 Prozent znrückgegangen, und die Zufuhr von Magermilch hat fast ganz aufgehört. Doch ist die Milch noch sehr mit Schmutz durchsetzt gefunden worden. Von den untersuchten Proben war keine ganz rein, 8 Proz. waren sehr schmutzig und in 28 Proz. der Proben war Stalljchmutz noch deutlich uach- zuweisen. Sehr verunreinigt sind auch die Ge­würze gefunden worden; doch ist hier da» auf die Produklionsstellen iw Auslande zurück- zusühren. Auch Essig wurde in sämtlichen in Betracht kommenden Läden der Stadt unter­sucht. Dabei ergab sich auch mancherlei uner­freuliches. Ueber 50 Proz. aller Essigprobe,, waren wegen eines großen Gehalts an Esfig- älchen oder wegen schmutziger Beschaffenheit zu beanstanden und beim Weinessig wurde nur bei einem kleinen Teil das richtige Maß von wirkl chem Wein vorgefundcn.

Pforzheim, 11. Febr. Nach der neuen Vermögenssteuer, die mit diesem Jahr einge- führt wurde, sind die Steuerschätzungen ganz gewaltig gestiegen. So beträgt z. B. hier für 1908 da» Grund- und Häusersteuer- Kapital 149,124,000 Mk.' (1907, als unter anderem auch die zuBauterrainS" herange- wachsenen Gelände in der Nähe der Stadt noch rein landwirtschaftlich cingeschätzt waren, betrug der Anschlag nur 65 527 000 Mk.) In dem eingemeindeten OrtSteil Brötzingen stiegen