Wader Mwnik
Amtsblatt
für die Stadt Witöbaö.
Erscheint Dienstags, Donnerstags und «amStags.
Bestellpreis vierteljährlich 1 Mk. 10 Pfg Bei allen würt- tembergischen Postanstalten und Boten im Orts- und Nach- karortsverkehr vierteljährl. 1 Mk. IS Pfg.; außerhalb desselben 1 Mk. 30 Pfg.; hiezu 15 Pfg. Bestellgeld.
Anzeiger
für Witöbaö rr. Umgebung.
Die Einrückungsgebühr
beträgt für die einspaltige Zeile oder deren Raum 8 Pfg. auswärts 10 Pfg, Reklamezeile 20 Pfg. Anzeigen müssen den Tag zuvor aufgrgeben werden. Bei Wiederholungen entsprechender Rabatt.
Hiezu: Illustriertes Sonntagsblatk und während der Saison: Amtliche Fremdenlisttz.
Nr. 17.
Dienstag, den 11. Februar 1908.
s 44- Jahrgang
WunöfcHcrrr.
Stuttgart. Der „StaatS-Anz." enthält folgende Mitteilung: Nachdem Seine Majestät der König Ende vorigen Jahres dahin entschieden hoben, daß die neuen K. Hoftheater auf dem Platze des Botanischen Gartens und der anstoßenden K. Generaladjutantur erbaut werden sollen und nachdem doS Programm für diese Theater inzwischen festgestellt worden ist. haben sich das Kgl. Finanzministerium und die K. Hosdomänenkammer dahin geeinigt, nunmehr den Wettbewerb für einen Entwurf des neuen K. Opernhauses und des von der K. Domänenkammer seinerzeit zu erbauenden Schauspielhauses öffentlich anSzuschreibe-. EL ist in Aussicht genommen, zu diesem Wettbewerb neben einer besonderen Aufforderung an eine beschränkte Zahl im Theaterbau besonders erfahrener deutscher Architekten sämtlich« in Württemberg wohnhafte, oder geborene Architekten öffentlich einzuladen. M>l dem Neubau des Opernhauses soll, wenn möglich, im Jahr 1909 begonnen werden.
Stuttgart, 7. Febr. Unser württember- gisches Königspaar ist mit dem Hause des im Alter von 81 Jahren verstorbenen Herzog» Ernst von Sachsen-Altenburg durch mancherlei verwandschaftliche Beziehungen verbunden. Der nunmehrige Herzog Ernst, geboren zu Altenburg am 31. August 1871, Oberstleutnant beim Stabe des 1. Garderegiments zu Fuß ist vermählt seit dem 17. Februar 1898 mit einer jüngeren Schwester unserer Königin, der Prinzessin Adelheid zu Schaumburg-Lippe. Aus dieser Ehe find 2 Söhne und 2 Töchter entsprossen. Ein Onkel, (BaterSbruder) des verstorbenen Herzogs, der bereits 1868 verstorbene Herzog Joseph war mit einer Herzogin Amalie von Württemberg (f 1848) vermählt. Beider älteste Tochter war die im vorigen Jahre verstorbene letzte Königin von Hannover.
Stuttgart, 7. Febr. (Schwurgericht.) Der 7. Fall betraf die Anklage gegen den schon vielfach vorbestraften, 53 Jahre alten Schmied Friedrich Seeger von Loffenau, wegen versuchten Straßenraubs. Am 19. November abends gegen 5 Uhr wurde auf einen 19 Jahre alten Fuhrmann von Weilderstadt, der täglich in die umliegenden Ortschaften Petroleum führt, auf der Straße zwischen Nutesheim und Menningen beim Passieren eines Waldes ein räuberischer Uebersall ausgeführt. Ein Mann schwang sich mit den Worten „Geld heraus" auf den Wagen. Dabei soll der Täter einen Stich gegen den Fuhrmann geführt haben, der aber durch einen Riemen und die Kleider aufgehalten wurde. Der Ueberfallene wehrte sich mit einer Laterne, worauf der Räuber von seinem Opfer abließ. Ais dann der Hund des Fuhrmanns den Täter stellte, entfernte sich dieser schleunigst. Der Fuhrmann trug etwa 20 Mk. bei sich. Die Geschworenen sprachen den Angeklagten des versuchten schweren Raubes schuldig unter Versagung mildernder Umstände Das Urteil lautete sodann auf ein Jahr vier Monate Zuchchaus und auf fünf Jahre Ehrverlust; rin Monat fünfzehn Tage Untersuchungshaft gehen an der Strafe ab.
— Der soz.dem. LandtagSabg. Kloß ist in Hamburg erkrankt. Er befand sich, wie die „Schw. Tagw." berichtet, auf einer Agitation«- tour für den Holzarbeiterverband in Nord- deutichland und in Hamburg scheint ihn das Leiden wieder überfallen zu haben, das ihn im letzten Jahr schon einmal längere Zeit aufs Krankenlager warf, eine Magenblutung, Kloß liegt im Hamburger Spital darnieder.
Neuenbürg, 7. Febr. In Oberniebelsbach hat sich der 26jährige Karl Kraut aus verschmähter Liebe vor den Augen seiner Kameraden m»t einem Jagdgewehr durch einen Schuß in den Kopf getötet. Das Gericht weilte gestern am Tatort zur Untersuchung des Falls.
Heilbronn, 7. Febr. Die K. Kreisregierung hat der Stadtgemeinde Heilbronn die Erlaubnis zu Forterhebung der Fleischsteuer auf »in weiteres Jahr 1. April 1908/09 erteilt.
— Dem Vorgehen gegen rücksichtslose Eisenkahnreisende har sich jetzt auch die badische Cisenbahnverwaltung angeschlossen. Dieselbe^hat ähnlich wie die württembergische Verwaltung soeben angeordnet, daß das Auflegen der Füße auf die Sitze in sämtlichen Wagenklassen nur unter Benutzung einer gegen Beschmutzung schützenden Unterlage und nur dann gestattet werden darf, wenn jede Belästigung der Mitreisenden vermieden bleibt.
Alten bürg, 7. Febr. Der Kaiser sandte an den Herzog Ernst II. folgendes Telegramm: Schmerzlich gerührt durch das Ableben Deines Oheims, des Herzogs Ernst von Sachsen-Altenburg, Hoheit, spreche ich Dir mein herzlichstes Beileid aus. Ich und mein Haus haben in dem Dahingeschiedenen einer, wahren, aufrichtigen Freund, seine Landeskinder einen fürsorgenden Vater, das Reich einen treu erprobten Fürsten verloren, der sein langes, reichgesegnetes Leben stets in den Dienst des Vaterlandes gestellt hat. In tiefer Trauer um ihn fühle ich mich mit Dir eins. Ich weiß, daß Du seine Nachfolge in seinem Sinn autreten wirst und danke Dir von Herzen für die in Deinem Telegramm ausgesprochene Ge- sinnnung. Wilhelm.
Berlin, 4. Febr. Zu der Verhaftung eines Bureaubcamten der Firma Krupp wegen angeblichen Verrats militärischer Geheimnisse meldet das Berliner Tageblatt aus Essen: Der Verhaftete, ein Bureauvorsteher, hatte die Offerten der Firma zwecks Erlangung von Aufträgen und Lieferungen an die Konkurrenz verkauft. Der der Firma Krupp verursachte Schaden soll sich auf mehrere Millionen Mark belaufen.
Berlin, 8. Febr. Die „Nordd. Allg. Ztg. meldet: Kn'egSminister v. Einem trat gestern abend einen Urlaub nach dem Süden an. Er begibt sich über Italien nach Aegypten zunächst nach Assuan.
Berlin, 6. Febr. Der Lok.-Anz. erhält von seinem Lissaboner Korrespondenden nachstehendes Telegramm: „Der Haß gegen den politisch toten Franco und das von ihm vertretene Regime ist noch nicht etwa erloschen, sondern es gärt noch immer weiter. Deshalb ist die gegenwärtige Situation noch immer ge
fährlich. Es besteht dieGefahr einesBürgerkriegeS Franco hat nachts Lissabon in einem Automobil verlassen. Unrichtig ist dagegen, daß Franco bei der Königinmutter und dem jungen König in Ungnade gefallen war. Die Königin Amalie hat vielmehr in der Äbschiedsaud>enz Franco im Namen deS verstorbenen Königs von aller Schuld an der Mordtat entlastet und ihn der Dankbarkeit des jetzigen Königs versichert; daS war nicht minder edelmütig als gerecht, denn trotz der gegenteiligen Versicherungen einer Mehrheit der Monarchisten hingen die KönigSmörder an den Rockschößen jener beiden Parteien, die Franco opponierten und ihn zwangen, zu immer neuen Gewaltmaßregrln zu greifen. Auch diese Parteien haben nur mit Diktatoren regiert, da eS keineswegs der Diktator, den sie in Franco haßten, sondern der ^rechtliche, unbeugsame Mann, der einzige Mann dieses Landes war. Vielleicht mochte allerdings Francos letztes amtliches Dekret die äußere Veranlassung zu dem Attentat gegeben haben. Er hatte an den Tagen vor der Katastrophe nicht nur die Ueber- rumpelung der Polizei vereitelt, sondern die bereits mit den Truppe» verhandelnden Verschwörer hatten auch erfahren müssen, daß das Militär für ihre Pläne Nicht zu haben sei, und darin, daß er durch Ausmerzung zweifelhafter Elemente im Offizierskorps und auch neuerdings in den Infanterie- und Marinrtruppen diese der Regierung ergeben zu machen verstand, nicht das geringste Verdienst Francos erblickt wird. Inwieweit der Rücktritt auf die Zuverlässigkeit der Truppen einwirken wird, stehr noch dahin.
— König Manuel von Portugal hat zwei Verfügungen, die die Preßfreiheit beschränkten, sowie andere, die die Vollmachten des Untersuchungsrichters Angeklagten gegenüber unbeschränkt erweiterten aufgehoben. ES wird versichert, daß der König bei dem Empfang der Minister deutlich die Absicht ausgesprochen hat, der Verfassung unerschütterlich treu zu bleiben ».niemals auf dieDiktatur zurückzugreif en.
— Der Stössel-Prozeß vor dem obersten Militärgerichtshofe zu Petersburg hat mit der erneuten Verurteilung des Hauptangeklagten, Generals Stössel, zum Tode geendet; auch gegen die Mitangeklagten Generäle Fock und Reiß, die im ersten Stöffel-Prozeß nur zu längeren Freiheitsstrafen verurteilt worden waren, erkannt« der Gerichtshof auf Todesstrafe. Man glaubt indessen in den Petersburger Militärkreisen allgemein, daß der Zar die ausgesprochenen Todesurteile nicht bestätigen wird.
^ Lissabon, 9. Febr. Etwa 10000 Per- sonen defilierten heute vor den Leichen des Königs und des Kronprinzen, die in der Kirche St. Vincento ausgestellt sind. Es ereignete sich kein Zwischenfall. Prinz Eitel Friedrich von Preußen ist heute vormittag um 9^/« Uhr mit dem Südexpreßzug von hier abgereist. Zur Verabschiedung waren auf dem Bahuhof erschienen: der Oberstkämmere: als Vertreter des Königs, die deutsche Gesandtschaft und die Spitzen der deutschen Kolonie. Auf dem Bahnhof war eine Ehrenkompagnie mit Fahne nnd Musik aufgestellt.