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Nr. 15

Donnerstag, den 6. Februar 1908,

44- Jahrgang

Wundschcirr.

Stuttgart, 5. Febr. Die jährliche Hauptversammlung der Deutschen Partei Groß- Stuttgart findet nächsten Montag den 10. Febr. im Stadtgarten statt. Auf der Tagesordnung steht neben den üblichen Berichten und Wahlen ein Vortrag des Reichs- und Landtagsabg. Prof. Dr. Hieber über die politische Lage.

In Stuttgart ist in den Zeitungen fol­gende Bekanntmachung des Stadipolizeiaaus veröffenil'cht worden: An die Fuhrleute! Es wird hierdurch zur Nachochlung in Erinnerung gebracht, daß die Ladung eine- Fuhrwerks die Leistungsfähigkeit der gebrauchten Zpgt ere nicht übersteigen darf. Dies gilt insbesondere beim Befahren ansteigender Straßen mit schwcrbe- ladenen KieS-, Dung-, Kohlen,- Holz- und anderen Lastwagen, welche beim Berganfahren in der Regel Vorspann erhalten müssen. Die mit Ueberladung verbundene Ueberonstrengung eines Gespannes wird als Tierquälerei auf Grund des Z 360 Z 13 deS R.Sir.G.B. und Artikel 7 Z. 2 de» Pol.-Slr.-G. mit Geldstra­fen bis zu 150 Mk. oder Haftstrafen strenge geahndet werden. Die Schutzmannschast ist wiederholt angewiesen worden, gegen Zuwider­handlungen unnachsichtlich einzuschreiten.

Neuen!, urg. 8. Febr. Dieses Frühjahr wird mit dem Bau eine- neuen Bezirkskranken- hauses begonnen werden. Die Arbeiten sind vergeben und die Materialien werden zuge­rüstet.

Nagold, 4. Febr.' Gestern nachmittag fand im Gasthaus z. Traube eine Versammlung der Glasermeister des Bezirks statt, zur Be- sprechung gemeinsamer Standesangelegenheiten. Dir Versammlung, die gut besucht war, auch von einigen Genossen oeS Calwer Bezirks, wurde geleitet durch Glasermeister Luz zvon Mten- steig. Er berichtete über eine kürzlich in Slutt- gart statkgefundene Landesversammlung der Glasermeister. Glasermeister Schwämmle von Talw gab Aufklärung über die Organisation der freiwilligen Glaserinnung deS Calwer Be zirks. Von den weiter noch zur Sprache ge­kommenen Standerfragen find zu nennen: Gemeinschaftlicher Einkauf der Rohmaterialien, Aufstellung eines einheitlichen Preistarifs, so­wie Neuregelung des SubmifsionSwesens. Bei der Versammlung wurde ferner in Anregung gebracht, in Bälde eine größere Zusammenkunst der BerufSgeuosfen der Bezirke Nagold, Freuden» stadt Herreuberg, Calw und Neuenbürg zu veranlassen, bei welcher wichtig» gemeinsame Standesfragen zur Verhandlung kommen sol­len.

Kloster reiche nbach, 2. Febr. Gestern fand auf dem hiesigen Rathaus unter dem Vor­sitz des Oberamlsvorstands Reg Raik Wiegandt die zweite Besprechung über die Wetterführung der Mur>bahi> bis zur Landesgrenze statt. ES wa>en neben den bürgerlichen Kollegien der Murgtalorte auch Mitglieder des Freudenstädter Rathauses zugegen, die in die Beratung ein- griffen, da Freudenstadt vom Weilerbau der Murgialbahn wesentlich berührt wird. Der Landtagsabgeordneie Schmid war am Erscheinen verhindert. Die Vertreter der Murgo-te er­

klärten die Bereitwilligkeit zur Aufbringung der Hälfte der angesonnenen Beiträge. Mehr können die Gemeinden bei der Unzulänglichkeit der vorhandenen Mittel nicht leisten. Weitere Persammlungen werden folgen und voraussicht­lich die Einigung bringen.

Besigheim, 3. Fabr. Das allgemeine Tagesgespräch dreht sich hier um die Unter- schlagungen, die sich der Kaufmann Högner, der früher i» der hiesigen Trikotfabrik angestellt war, zu Schulden kommen ließ. Während an- ränglich nur von 67000 Mk. die Rede war, schnellte die Summe auf 46 000 Mk. hinauf und heute sind 52 000 Mk. als veruntreut fest- grstellt. Da die Nachprüfungen noch nicht end- giltig abgeschlossen sind, ist mit einer noch grö­ßeren Summe zu rechnen. Allgemein fragt man sich hier, wie es möglich sei, daß in einem kaufmännisch verwalteten Geichäfte, das halb­wegs eine ordentliche Kontrolle ausübt, derar- tigeUnterschlagnngen so langeZeit unbemerkt aus geübt werden können. Wie ma» Hort, soll rin Komplize von Högner in Mannheim verhaftet worden sein. Högner lebte hier aus großem Fuß und ließ das Geld gehörigfliegen". All­gemein täuschte er mit der Vorspiegelung, daß er in der Lotterie gewonnen habe; wenn er in einer Wirtschaft saß, blätterte er kurze Zeit in der Zeitung und rief dann:Hei, da hat mein Los schon wieder gewonnen." Bei einem hiesigen Schreinermeister bestellte er 2 hochfeine Zimmer-Einrichtungen, die er aber nicht bezahlte. Bei seinem Abschied, zu dem viel Volk geladen war. soll er ca. 700 Mk. ausgegeben haben; als der Wein seine Wirkung verloren, knallte Cham­pagner. Beim Tanzen heftete er sich Hundert­markscheine auf den Rücken und so machte er noch vi°le Ausgaben bei denen manche Leute den Kopf schüttelten. Da die Verletzung, die er sich vor seiner Verhaftung beigebracht hat, nicht lebensgefährlich ist, so wird das nächste Schwurgericht ihm die verdiente Strafe zuer­kennen, obwohl ein Teil des veruntreuten Gel­des wieder beigebracht wurde.

Tuttlingen, 1. Febr. Die Storz- und Manz'sche Trikotfabrik, die bekanntlich im Kon- kuise ist, wurde gestern letztmals zwangsweise versteigert. Der Liebhaber waren es nicht viele. Von einem Winterlinger Fabrikanten wurde bis zu 75 700 Mk. geboten. Die Fabrik wurde dann um 76 000 Mk. von Trikotfabrikant Kaufmann Wurmlinger Tuttlingin erworben. Der Preis ist lehr niedrig, der Wert der zum Teil neuen Maschinen soll allein 140000 Mk. betragen.

Pforzheim, 1. Febr. Gestern nachmittag verunglückten in der Bijoutericfabrik von Robert Ungerer zwei (19- und 20jährige) Arbeiterin­nen durch Explodieren einer Benzin-Schüssel Die eine der beiden wurde vom Kopf bis zu den Füßen so furchtbar verbrannt, daß an ihrem Auskommen gezweifen wird, die andere erlitt schwere Brandwunden am Kopf, Brust und Händen. Die Explosion ist durch unvor­sichtiges Wegwerjen eines Streichholzes ent­standen.

Freiburg, 26. Jan. Eine Stiftung von 130,000 M. hat der verstorbene Schlos­sermeister Häberle der Stadt Freiburg ver­

macht mit der Bestimmung, daß die Zinsen aus diesem Kapital an hiesige arme Bürger und Bürgcrwitwen, die mindestens 20 Jahre hier wohnen, verteilt werden. Weitere 10,000 Mk. vermachte der Erblasser der Stadt zum Zwecke von Verabreichung von Armensuppen im Winter. Auch die Waisenstiftung erhielt 10 000 M.

Ueber den H aupttre ffer der Ma n n- heimer AusstellungSlotte,jrieim Betrag von 20 000 Mk. sind in einem großen Teil der Pr.sse Artikel erschienen, die davon erzählten, daß der Gewinner sich noch nicht gemeldet habe. Einer dieser Artikel ist bis ins Ausland ge- drungen und hat tatsächlich den Weg zu dem Besitzer des Loses, einem Hotelbesitzer an der italienischen Riviera gefunden. Der glückliche Gewinner, der den rechtmäßigen Erwerb de» auch bezüglich der Echtheit unbeanstandeten Loses Nachweisen konnte, Hai dieser Tage den Gewinn von 20 000 Pik. durch ein Stuttgarter Bankinstitut, mit welchem er in Geschäftsver­bindung steht, bei der Generalagent»!: Eberhard Fetzer in Stnttgarl erheben lassen. Jene Ar­tikel hatten aber auch zur Folge, daß sich eine große Zahl von Personen schriftlich und per« jönlich meldeten, die alle unter Angabe von mehr oder minder stichhaltigen Gründen nach- zuweiien versuchten, daß sie Besitzer des Loses gewesen seien, das ihnen auf irgend eine uner­klärliche Weise abhanden gekommen sei. Auch in einem Teile der Presse wurden, zum Teil in recht beweglicher Weise, die verschiedensten Personen als Besitzer des Loses bezeichnet, doch konnte die Unglanbwürdigkeit der An­sprüche sofort uachgewiesen werden. Nachdem nunmehr der glückliche Gewinner gefunden und zu seinem Geld gekommen ist, mögen sich die um ein vermeintliches Recht aufgeregten Ge­müter der unzähligen Bewerber um den Haupt­treffer wieder beruhige».

Aus Bayern, 1. Febr. Die Dienstboten- not auf dem Lande wirb durch folgendes Vor­kommnis beleuchiet. Eine Siallmagd in Mem- mingen suchte durch Inserat eine Stelle. Daraufhin kamen 15 briefliche Offerten, eine davon bis aus Sigmanngen, mündliche Auer» bietungen waren es etwa fünfunddreißig. Zu Wagen und Eisenbahn wurde nach Memmingen kutschiert und angesragt, wo die Gesuchstcllerin zu finden ist.

Alten bürg. 8. Febr. Ueber das Befin­den des Herzogs von Sachsen-Alteuburg be­sagt der Krankheitsbericht vom Sonntag abend: Trotz leidlichen Befindens während des ganzen Tages ist noch ein langsames, aber stetiges Abnehmer! der Kräfte unverkennbar.

In der Militärlurnanstalt in der Scharnhorststraße zu Berlin werden, wie die Information" erfährt, seit einiger Zeit die dorthin kommandierten Offiziere in der be­kannten japanischen Ringkampfmethode Dschiu- Dschitzu unterwiesen. Da die Offizier, der verschiedensten Truppenteile zn dem Institut kommandiert werden, darf wohl angenommen werden, daß diese Mtthode der Armee ein­geführt werden dürfte.

Berlin, 1. Febr. Der freisinnige Reichs» tagsabgeordnete Gothein ist an einer Unter-