er wnßte wohl, daß ein solcher Besuch nichts Gutes für ihn zu bedeuten habe, eilte Feirier dem Oberhaupt der Mormonen entgegen. Brig- ham Joung nahm seine ehrerbietige Begrüßung mit Kälte auf und folgte ihm schweigend ins Wohnzimmer.
„Bruder Ferrier," sagte er, mit strenger Miene Platz nehmend, und warf unter seinen hellfarbenen Augenbrauen hervor einen durchdringenden Blick auf den alten Farmer, „die wahren Gläubigen haben dir treue Freund» schüft erwiesen. Als du nahe daran warst, in der Wüste zu verschmachten, nahmen wir dich auf in unsere Mitte, labten dich mit Trank und Speise und sühnen dich sicher in das Land der Verheißung; dort gaben wir dir ein schönes Ackerland und ließen dich reich werden in unserm Schutz. Ist es nicht, wie ich sage?"
„Ja, so ist es," bestätigte Ferrier.
„Zum Dank für alle Wohltaten stellten wir nur die eine Bedingung, daß du den wahren Glauben annehmen und dich unsern Sitten und Gebräuchen unterwerfen solltest. Du gelobtest dies zu tun; aber, wenn wir recht berichtet sind, hast du dein Versprechen nicht gehalten."
„Worin habe ich denn gefehlt?" rief Ferrier. „Habe ich nicht in die gemeinsame Kasse gesteuert? Habe ich nicht die Versammlungen im Tempel besucht? Habe ich nicht —"
„Wo sind deine Frauen?" fragte Uoung, sich umblickend. „Ruse sie herbei, daß ich sie begrüßen kann."
„Es ist wahr," versetzte der Farmer, „ich habe nicht geheiratet. Aber es war nur eine geringe Anzahl Frauen vorhanden und andere Gemeindeglieder hatten bessere Ansprüche als ich. Auch lebte ich nicht einsam; mein» Toch» ter sorgt« für weine Notdurft."
„Gerade deine Tochter ist es, von der ich mit dir reden möchte," jagte der Führer der Mormonen. „Sie ist zur Blume von Utah erblüht und Männer, die in hohem Ansehen unter uns stehen, haben ein Auge de- Wohlgefallens auf sie geworfen.'
John Ferrier gingen die Worte wie ein schneidender Schwert durchs Herz.
„Man erzählt von ihr, was ich nur ungern wiederhole — daß sie sich einem Ungläubigen versiegelt hat. ES muß wohl ein Geschwätz müßiger Zungen sein, denn — wie lautet die dreizehnte Regel im Gesetzt Josef Smiths, des Heiligen? — „Eine Tochter, die sich zum wahren Glauben bekennt, darf nur mit einem der AuSerwählten in die Ehe treten. Heiratet sie einen Ungläubigen, so macht sie sich einer schweren Sünde schuldig." !
Es ist nicht möglich, daß du, als Anhänger unserer heiligen Lehre, deiner Tochter gestattet haben solltest, dies Gebot zu übertreten.'
John Ferrier gab keine Antwort, er atmete schwer.
„Im heiligen Rat der Vier ist beschlossen worden, daß dieser eine Punkt zum Prüfstein! für deinen Glauben dienen soll, fuhr der Prophet fort. „Das Mädchen ist jung, wir wollen ft» nicht einem Graubart vermählen und ihr sogar die Wahl lassen. Wir, die Nettesten, sind bereits wohl versehen, aber wir müssen auch für unsere Kinder sorgen. Stan- gerson und Drebber haben Söhne und jeder von ihnen würde deine Tochter mit Freuden in seinem Hause willkommen heißen. Sie soll sich für einen von ihnen entscheiden. Beide sind jung, reich und bekennen sich zu dem wahren Glauben. WaS hast du darauf zu erwidern?"
Ferrier zog tue Stirn in düstere Falten und schwieg eine Weile.
„Ihr werdet uns Zeit lassen," sagte er endlich, „Meine Tochter ist sehr jung — noch kaum in heiratsfähigem Alter."
„Sie soll^einen Monat Bedenkzeit haben," sagte Aoung von seinem Sitz aufstehend. „Ist diese Frist zu Ende, so erwarten wir ihre Antwort."
In der Tür wandte er sich noch einmal zurück; sein Gesicht war gerötet, seine Augen funkelten. „Wenn jetzt dein und ihr Gebein im Wustenstaub beider Sierra Bianca moderte," rief er mit Donnerstimme, „e» wäre weit besser für Dich, John Ferrier, und für sie. als wenn ihr in eurer Ohnmacht wagen solltet dem Befehl des heiligen Rats der Vier zu trotzen."
Tr erhob die Hand mit drohender Gebrrde dann verließ er das Haus und man Hörle den K>es aui dem Fußweg unter seinen Tritten knirschen.
Ferrier saß noch in trübem Sinnen, den Kopf in die Hand gestützt, als er sich leise an der Schulter berührt fühlte. Er blickte auf und sah Lucy neben sich stehen. Ihr bleiches,verstörtes Gesicht ließ ihm keinen Zweifel, daß sie wußte, was geschehen war.
„Ich konnte nicht anders," flüsterte sie voll Bangigkeit, „ich Hobe alles gehört — sein» Stimme schallte ja durch das ganze Haus. O Vater, Vater — was sollen wir tun?"
„Sei ohne Furcht," sagte er, sie an sich ziehend, und ließ seine breite, rauhe Hand zärtlich über ihr braunes Haar gleiten. „Ir« gendwie wollen wir'S schon einrichten. Du hängst doch wohl nach wie vor an deinem Verlobten, nicht wahr?"
Sie schluchzte nur leise und drückte ihm die Hand.
(Fortsetzung folgt.)
Wildbad.
DekccnnLmclchung.
Nachdem die Kapitalwertr (Steueranschläge) der sämtlichen Gebäude in der hiesigen Gemeinde infolgr der Revision des Ge» bäudekiVtasters gemäß Art. 85 des Gesetzes vom ^ »Mst E betreffend die Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuer (Reg.Bl. von 1903 S. 344) berichtigt sind, wird das Ergebnis dieser Berichtigung gemäß Art. 7? des Gesetzes
vm 1. Febrmr dis 11. Fednmr ds. I-.
zur Einsicht der Beteiligten aus dem RarhauS (Zimmer Nr. 4) aufgelegt fern.
Dem Eigentümer oder Nutznießer eines Gebäudes steht bezüglich des Steueranschlag» derselben das Recht der Einwendung zu.
Etwaige Einwendungen, welche die Beteiligten gegen die Einschätzung Vorbringen wollen, sind längstens
bis zum 17. Jebruar d. Z.
bei dem Ortsvorsteher zur Weiterbeförderung schriftlich anzubringen. Später einkommend« Einwendungen sind ausgeschlossen.
Angefügt wird, daß nach Feststellung der Kapitalwerte durch das Steuerkollegium bas Ergebnis der Einschätzung in der in Art. 61 des Gesetzes vorgeschriebenen Weise späterhin öffentlich bekannt gemacht werde» wird.
Wildbad, den 29. Januar 1908.
Stadtschultheißenamt:
Bätzner.
Kanöwerkskcrmmer WeuLLingen.
Gesellenprüfungen 1908.
Die Anmeld, ngen zu den im Monat März ds. Js. stattfiuden- den Prüfungen sind bis
spätestens 24. Jebruar
an die Vorsitzenden der zuständigen Prüfungsausschüsse einzureichen.
Formulare hieza können unentgeltlich bezogen werden vom Bureau der Handwerkskammer und von den unten genannten Herren. Die Prüfungsgebühr beträgt 3 Mk. —. Sie ist vor der Prüiui'g an den Vorsitzenden zu entrichten. Auskunft über die Prüfungsorte und die Namen der zuständigen Vorsitzenden erteilen die Herren: Oberreallehrer vr. Pfeffer in Wüdbad und Oberlehrer Vollmer in Neuenbürg.
Wir machen dies mit dem Nnfügen bekannt, daß der Lehrherr bei Strafvermeidung die gesetzliche Verpflichtung hat, seinen Lehrling zur Ablegung der Prüfung anzuhalten.
Reutlingen, den 31. Januar 1908.
K. Vollmer. H. Frey tag.
Kurverein Wildbad.
Am
Dienstag, den 4. Februars d. Js.
abends 8 Uhr
findet die jährliche
OsusrslvsrssmmIunZ
des Kurvereins im Gasthaus zum Graf Eberhard hier statt, zu der die Mitglieder frdl. eingeladen werden.
Tagesordnung:
1. Rechenschaftsbericht.
2. Neuwahlen.
3. Stellungnahme zu dem WasserversorgungS- und Tal- sperre.Projekl der Stadt Stuttgart.
4. Gesuch um> Erbauung eines ConversationshauseS.
5. Sonstiges.
Wildbad, den 30. Januar 1908.
Der Worstcrnö. Stadtschultheiß: Bätzner.
Verfichernngsstand 48 Tausend Police» WWW»»»
LllMW kMtöMM kll MM.
Lebens- n. Kkntenvei'sieberllllFevei'eill nnk KeZMseitiMt.
Gegründet l833 Weorganistert t8SS
Moderne Verstcherungsbrdingungen für Lebensvrrstchrrunarn, wir für Rentenversicherungen. Reicherst liberale Bestimmungen r.r Bezug aus Unanfechtbarkeit und Unverfallbarkeit der Policen.
W> Anerkannt billigst berechnet« Prämie« bei frühem » Dividendenbern.
- ZE" Fallende Prämien für abgekürzte . Lebensversicherung nach 2 Systemen:
1) möglichst billige Anfangsprämie, 2) möglichst niedere Geiamtleistung, llsus kür ULrmsr unä I'rausn gssonäsris Lsntsutariks.
Außer den Prämienreserven noch bedeutende, besondere Sicherheitsfonds.
Nähere Auskunft, Prospekte und Antragsformulare kostenfrei bei dem
Vertreter
tu WilädLä: L-trl Willi. Lott, kMkMmi.
lligarreil,
Warrch-
Kau- u. Schnupf-
ksbake
empfiehlt
Osn. 'Usibsn, Lönig-Karlstr.