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Vir. 14.

Dienstag, den 4. Februar 1908,

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Hlirn-scharr.

Der Verein für Volksheilstäiten in Württemberg hielt am 30. Januar unter dem Vorsitz deS Herrn Siaatslat Moser von Filreck in Stuttgart seine diesjährige Mitglie­derversammlung mit vorangehender Vrrwal. tungsratSfitzung ab. Dabei wurde der Bericht für bas Verwaltungsjahr 1. April 1906 bis 1907 erstattet und mitgeteilt, daß in dieses Jahr vor allem die Fertigstellung der neuer­bauten Heilstätte für minderbemittelte Lungen, kranke Charlottenhöhe bei Calmbach fällt, die am 25. Mai 1907 dem Betrieb über» geben und in Anwesenheit J.J. Kgl. Maj. ein. geweiht wurde. Dieselbe bietet Raum für 100 Kranke beiderlei Geschlecht« und ist mit einer besonderen Abteilung für tuberkulöse Kinder ausgrstattet. Die schön gelegene, zweckmäßig eingerichtete und gut geleitete Anstalt hat sich über Erwarten rasch gefüllt und hat auch wäh­rend der Wintermonate einen hohen Kranken­stand aufzuweisen Da der Verein mit seiner He'lstätte in erster Linie den minderbemittelte« , nicht versicherten Kreisen dienen will, so mußte das tägliche Aerpflegungsgeld möglichst nieder bemessen und aus 3 Mark (für Kinder auf 2 Mark festgesetzt weiden; dies reicht aber, vollends wenn die Verzinsung und allmähliche Abtragung deSAnlagekapital- über(600000 Mk.) mitgerechnet wirk, nicht zu, um die Selbstko­sten zu decken. Der Verein ist daher auf die kräftige Unterstützung des Staats, der Gemein­den und Körpernchafteu, sowie der Prwaiwohl- tätiakeit angewiesen, wenn er seiner >m öffent« lichen Interesse gelegenen hochwichtigen Aufgabe in vollem Umfang gerecht werden will. Es wurde demgemäß auch in der Versammlung der dringende Wunsch ausgesprochen, daß die Landarmenverbände, Amtskörperschaften, Ge- meindeverwaltungen, namentlich die größeren Städte, sich zahlreicher und ausgiebiger als bisher an dem gemeinnützigen Werk beteiligten und den Verein in den Stand setzen möchten, da« Derpflegungsgeld erforderlichenfalls noch mehr zu ermäßigen. Des weiteren wurde mit allem Nachdruck daraus hingewiesen, daß ein wirklicher und nachhalliger Erfolg der Heil stättenbehandlung um so eher zu erzielen ist, je frühzeitiger dieselbe eingeleitet wird. Nach den bisherigen Erfahrungen wrrd dre Heil­stätte häufig erst ausgesucht, wenn daS Leiden schon ziemlich weit vorgeschritten ist. so daß das Heilverfahren kaum mehr den gewünschten Er­folg verspricht oder mindestens sehr lange Zeit in Ansprnch nimmt. Es kann daher nicht dringend genug empfohlen werden, schon beim Auftreten der ersten Anzeichen einer Lungen­erkrankung ärztlichen Rat in Anspruch zu neh. men und erforderlichenfalls eine Heilstätte auf. zusuchen.

In Breiten berg, O.A. Calw, ist das An-vesen des Glasmnllerr Z fle vollständig ab- gebrannt. DaS Feuer soll durch einen schlech­ten Kamin entstanden sein.

Besenfeld, 2. Febr. Gestern abend um 10 Uhr wurde der Holzaufkäufer Brösamle von Kälberbronn von den Söhnen des Müller Armbrusters Witwe in bewußtlosem Zustand

mit einer Kopswunde in der Nähe ihrer Mühle aufgefunden. Der Verunglückte wurde in die Mühle verbracht, ist aber in der Nacht, ohne wehr zum Bewußtsein gekommen zu sein, ge» slorben. Er war bei einem Holzverkauf in Enzklösterl» und scheint auf dem Heimweg in folge der herrschenden Dunkelheit von der Straße abgekommen und den steilen Abhang gegen die Mühle abgestürzt zu sein. Der im 4A. Lebensjahr stehende Brösamle war ein solider, fleißiger und nüchterner Mann, dessen plötzlicher Tod allgemein bedauert wird,

Asperg OA. Ludwigsburg, 31. Jan. Die Unterschlagungen, deren sich der vor einigen Tagen hier verhaftete Kaufmann G. Högner schuldig gemacht hat, belaufen sich nach dem bisherigen Befunde der Geschäftsbücher schon jetzt auf über 20000 Mk., doch dürste damit das Maximum der unterschlagenen Summe noch nicht erreicht sem, da die Bücherrevision noch forldauerr. Högner ist zurzeit noch im Bezirkskrankenhaus Ludwigsburg untergebracht an den Folgen der von ihm in selbstmörderi­scher Absicht in die Herzgegend geführten Mes­serstiche, die übrigens einer raschen Heilung entgegengehen sollen.

Mühlacker, 30. Jan. Wie gesucht Be­amtenstellungen in unseren Zeiten sind, zeigte sich auch wieder in dem benachbarten Dorfe Niefern bei Pforzheim. Die Stelle des durch, gebrannten Raischreibers Rodrnstein war aufs neue zur Bewerbung ausgeschrieben. Gemeldet haben sich nicht weniger als 53 Riflekianten aus alle» Ständen. Man hat also die Wahl. Der Gehalt beträgt 27002800 Mk.

Heilvronn, 1. Febr. Für das dies- jährige würstemdrrzische Landesschießen, das in Hcilbron» abgehalten wird, ist die Zeit vom 5. bis S. Juli festgesetzt worden. Oberbürger» meister Dr. Gödel hat das Ehrenpräsidium übernommen.

Heidelberg, 28. Jan. Der Geh.Rat Dr. Wilh. Erb hat der hiesigen Universität wie dasHcidelb. Taget»!.' meldet, ein Legat von 100 000 Mk. vermacht, dessen Zinsen zur einen Hälitc zur Unterstützung von Studieren­den und Assistenten und deren Verpflegung im Krankenhaus und zur anderen Hälfte zu wissen, schaftltcheii Arbeiten und Stuvienrrifrn ver- wandt werden sollen.

Münch, n, 30. Jan. Gestern nachmittag erschoß sich in einem. Hause in der Schwantaler- straße der aus Ulm kommende Hotelier Hein­rich Hauser. Der Verlebte kam vor einigen Tagen aus Ulm nach München und stieg in einem Hotel ab. Für gestern wat er bei einer befreundeten Familie zu Tisch geladen. Wäh­rend der Tafel war er sehr munter. Nach dem Mahl begab er sich in den Wohnungs­abort und schoß sich eine Kugel in den Kopf.

München, 30. Jan. Um die Eroberung deS Luftmeers für den Verkehr zu fördern, hat Dr. Gaus in Garunsch bei München, Dmsitzen« der der Abteilung für Flugschiffahrt des Bahr. Automobilklubs,anläßlich der AusstellungMün chen 1908" einen Preis von zehntausend Mark auSgesetzt, der in der Zeit vom 1. Mai 1908 bis 1. Mai 1909 mst einer Flugma>chine ge­wonnen werden kann. Der PleiSwettbewerb

ist international. Gewinner des Preises ist der Lenker der Flugmaschine, der in der Ebene abfliegcnd zehn Minuten lang über dem ihm zu dem Wcttflug angewiesenen Platz mit einem beliebigen ballonfreien Flugapparat ununter­brochen schwebt bezw. fliegt und nach Ablauf der zehn Miunten dort landet.

DerReichsanzeiger" meldet: Der Kaiser richtete an den Reichskanzler einen Erlaß zur öffentlichen Bekanntgabe, worin er für die zahl- reichen Glückwunschtelegramme zu seinem Ge­burtstage dankt. In dem Erlaß heißt er dann: In herzerhebender Weise ist dadurch mein ^Ehrentag verschönt, meine Festesfreude erhöht worden. Im verflossenen Lebensjahr sind mir neben manchen freudigen Ereignissen auch schmerz­liche Erfahrungen nicht erspart worden. Auch bin ich durch den Heimgang mehrerer meinem ' Herzen besonders nahestehender Persönlichkeiten, wie meines unvergeßlichen Oheims, meines treuen Erziehers und Freundes in tiefe Trauer versetzt worden. Ich preise aber des All­mächtigen Güte, daß es wieder ein Jahr de» Friedens gewesen ist, und vertraue zuversicht­lich, daß Gott der Herr auch fernerhin seine schützende Hand über das deutsche Volk halten, es aus friedlicher Bahn weitcrfuhren wird zum Segen der Gesamtheit wie jedes Einzelnen.

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Lissabon, 2. Febr. König Karlos und der Thronfolger wurden nach der Rückkehr auS Villavicosa von einer Gruppe Bewaffneter er­schossen. Jnfant Manuel wurde leicht ver» mundet, die Königin blieb unverletzt.

Lissabon, 2. Fedr. Gestern nachmittag nach 5 Uhr traf der König mit seiner Familie aus Villavicosa ein. In dem Augenblick, als der offene Wagen aus dem Pracado commercio in die Arsenalstiaße einbog, schoß eine An­zahl mit Karabinern bewaffneter Leute auf den König und den Kronprinzen, die sterbend in daS Marinearsenal geschafft wurden, wo sie bald verschieden. Die Polizei tötete auf dem Platze drei der Königs­mörder, deren Leichname nach dem Ralhause gebracht wurden. DaS Königspaar, der Thron­folger und der Infam Manuel halten sich in einem und demselben Wagen befunden. AIS Schüsse fielen, erhob sich die Königin um den Kronprinzen zu decken. Der König und der Kronprinz wurden von drei Schüssen getroffen und der Jnfant Manuel leicht verwundet, wäh. rrnd die Königin unverletzt blieb. Die Leichen des Königs und deS Kronprinzen wurden in zwei geschloffenen Landauern S Uhr abends nach bcm Palais NeressidadeS geschafft, der Zug wurde von Mumzipalkavallerie eskortiert.

Mit diesem furchtbaren, verabscheuungs- würdtgen Attentat haben die Verfaffungswir- ren in Portugal, die im Mai 1907 zu der Diktatur des Ministerpräsidenten Juan Franco führten, eine blutige Wendung genommen. Die Telegramme der letzten Tage aus Lissabon hatten von einer Verschwörung gemeldet, gegen die aber die Polizei bereits alle Vorkehr ge­troffen haben sollte.

Lissabon, 2. Febr lieber daS Attentat auf die königliche Familie wird weiter gemel-