WaderTljwiiik
Amtsblatt
für die Stadt Witöbad-
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Hirzu: Illustriertes Sonnlagsblatt und während der Saison: Amtliche FremdenlistH.
Nr- 7.
Samstag, den 18. Januar 1908,
44- Jahrgang
WrrnöftHcru.
— Se. Maj. der König hat den Elsenbahn- bauinsp. Beitter in Pforzheim seinem Ansuchen gemäß zu der Generaldir. der StaatSeisen- bahnen versetzt.
Stuttgart, 15. Jan. Das St. N. Tagbl. schreibt, daß die neue Oueltwafferversorgung von Stuttgart so rasch als irgend möglich durchgeführt werden müsse. ES sei tatsächlich eine Lebensfrage sür die Großstadt Stuttgart. Sie müsse daher unter Aufwendung aller not» wendigen Mittel des Kapitals und der Technik ins Werk gesetzt werden. Die dagegen bei einzelnen Wasserwerksbesitzern imEnzgebjiet bestehenden Widerstände müßten überwunden werden, denn da- Wohl von beinahe 300 000 Menschen sei viel wichtiger «iS die „wohlerworbenen" Rechte Einzelner. Diese letzteren können und werden sicherlich reichlich entschädigt. ES stehe zu hoffen, daß man über diese wichtige Frage etwa- Authentisches in der Rede zu hören bekommen wird, die der Oberbür-er- meister bei der dieser Tage erfolgenden Beeidigung der neuen Gemeinderatsmitglieder hält.
Stuttgart, 16. Jan. An den evangelischen Volksschulen des Landes sind gegenwärtig gegen 200 Stellen wegen Lehrermangels unbesetzt.
Altensteig, 15. Jan. Bei der am Montag stattgefundenen Vorstands-Sitzung der hiesigen Bezirks-Krankenkasse wurde Privatier W. Rieker hier zum Bezirk--Krankenkassen. Kassier gewählt.
Pforz heim, 15. Jan. Schon wieder geht der Gasthos zum „goldenen Ochsen" hier in anderen Besitz über. Weinhändler Stahl von Mönsheim, der derzeitige Eigentümer, hat eS an Wirt Gottlob Weber, früher zum „badischen Hof," zurzeit Restaurateur z. „Blumenhecke" hier, um 202 000 Mk. verkauft. Stahl übernimmt ein Grundstück des Weber am untern Wartberg um 60000 Mk. in Tausch. Dieses Grundstück hat Weber seinerzeit für 20 000 Mk. erworben, und kann bei der Vergrößer- ung»- und Baulust in Pforzheim in verschiedene Bauplätze eingeteilt werden. DaS Grundstück beginnt in unmittelbarer Nähe des neuzuer- stellenden Güterbahnhofe».
Pforzheim, 15. Jan. In höchster Le- benSgefahr schwebte ein Knabe von 8—S Jahren hier auf dem Eise der Enz in der Nahe der Insel. Sr trieb sich auf dem Ei« umher, brach ein und verschwand sofort in dem dort tiefen Wasser. Seine Kameraden riese» laut um Hilfe. Da eilte Herr Friedrich Studer, der vorüberging, herbei und e» gelang ihm gerade noch, den Verunglückten bei den Haaren zu erwischen und herauszuziehen.
Pforzheim, 16. Jan. Ganz riesige Preise werden hier für Bauplätze in guter Geschäftslage bezahlt. So wurde dieser Tage ein altes HauS in der Hauptladenstraße, westl. Karl-Friedrichstraße 46 für 160000Mark von Architekt Preckel erworben, der an seiner Stelle ein neuzeitiges Geschäftshaus baut. Da die Bodenfläche nur ca. 400 gm beträgt,
stellt sich der Bauplatzpreis auf rund 400 Mk. per Quadratmeter.
Schramberg, 14. Jan. Der Geschäftsgang in der Uhrenindustrie ist gegenwärtig derart flau, daß sich die hiesigen Uhrenfabrikanten veranlaßt sahen, ihre Betriebe einzuschränken. In den zwei großen Fabriken ist die tägliche Arbeitszeit auf 8 Stunden, in der dritten, kleinen auf 7 Stunden herabgesetzt worden. Man gibt sich indessen der Hoffnung hin, daß die Krisis nur eine vorübergehenoe sein und es bald möglich werde, zum Zehnstundentag zurückzukehren..
Dur lach 14. Jan. Beim Rodeln auf und am Turmberg ereigneten sich am gestrigen Sonntag mehrere Unfälle. Ein Fräulein brach den Fuß, ein kleineres Mädchen den Arm, der 30 Jahre alte Zementeur Fr. Wolf von Karlsruhe wurde von seinem Schlitten geschleudert und erlitt mehrere Rippeubrüche, so daß er ins städtische Krankenhaus aufgenommei« werden mußte.
AuS der Pfalz, 15. Jan. Die Strafkammer in Landau verurteilte den Weinhändler Guttineg in Diedesfeld wegen Weinfälschung zu einem Monat Gefängnis und 500 Mk. Geldstrafe.
Mannheim, 13. Jan. Die Verfehlungen dcS Bankdirektors Mayer, über die in der letzten Nummer schon gemeldet wurde, haben in der ganzen Stadt ungeheures Aufsehen hervorgerufen. Mayer -alt überall als ein Muster von Solidität, sodaß man ihm zuletzt Veruntreuungen zugetraut häite. Mayer war schon seit 25 Jahren bei der Darleihkasse tätig. Er ist offenbar wie der kürzlich zu langjähriger Freiheitsstrafe verurteilte Kassierer der Speyrer Bolksbank, Müller, den Verlockungen eine- englischen Spekulationsagenten zum Opfer gefallen. Dies» Leut» reisen im Lande umher, um durch glänzende Versprechungen Personen, von denen sie wissen, daß sie Verfügung über bedeutende Gelder besitzen, zum Opfer gefallen. Diese Leute reistu im Lande umher, um durch glänzende Versprechungen Personen, von denen sie wissen, daß sie Ver fügung über bedeutende Gelder besitzen, zum Börsenspiel zu verleiten.
Berlin, 16. Jan. Der Kaiser wird morgen mit den anwesenden kapitelkräftigen Rittern des Schwarzen Adlerorden» im K. Schloß in Berlin die feierliche 'Investitur de« Herzog- Robert von Württemberg, deS Generals Frhr. v> d. Goltz, deS StaatSminister» von Tirpitz, de« Finanzministers Frhrn. v. Rheinbaben, des General« v. Stünzner und de» Botschafter« Frhrn. Marschall v. Bieberstein vornehmen.
— Wir lesen im Berliner Börsen-Courier: Um den Briefträgern das Treppensteigen zu ersparen, hat sich die österreich-ungarische Postbehörde zur Installation „fliegender" Briefkästen entschlossen. ES sind dies neben einander in Gleitschienen laufende Kästen, von denen je einer für ein Stockwerk bestimmt ist und so viel Abteilungen enthält, wie Mietsparteien in dem betreffenden Stockwerk wohnen; die Schlösser und Abteilungen sind mit den gleich. »! Nummern versehen wie die Wohnungen und werden dem einziehenden Mieter vom Wirt
übergeben. Der Briefträger hat nur nötig, die Postsachen in di» entsprechende Abteilung des Briefkasten» zu legen und durch einen Fe- derdruck den Kasten mittelst Elektrizität in das entsprechende Stockwerk zu befördern, wo durch die Berührung des Kastens ein kleiner Läutwerk in Tätigkeit tritt, das den Einwohnern die Ankunft der Postsachen anzcigt. Hinabge- laffen werden die Kästen ebenfalls durch einen einfachen Hebeldruck. Bei den bisher in großen Häusern angebrachten Vorrichtungen hat sich die Erfindung gut bewährt und es wird damit gerechnet, daß durch die allgemeine Einführung dieser Neuerung eine bedeutende Anzahl von Postbeamten gespart werden kann.
— Aus St. Moritz wird unterm 5. Jan. berichtet: Der deutsche Kronprinz hat uns herrliches Winterwetter mitgebracht; nachdem die Sonne 14 Tage lang nur sparsam ihre Gunst schenkte, freut man sich ihrer doppelt. — Seit gestern früh haben wir einen makellos reinen Himmel — einen Himmel, der einen glauben macht, e« gebe überhaupt keine Wolken. Trotz eines Thermometerstandes bis zu — 22 Grad Celsius wärmt die Sonne derart, daß man — in leichtem Sweater — stundenlang draußen sitzen kann. Welch «ine Luft! wie rein, w>e schön! Der Kronprinz lebt hier ganz als Mensch; als „Graf und Gräfin zu Ravens- bürg" verzeichnet der „Engadiner Expreß" das Paar. In den Hotels ist ein Hinweis angebracht, man möchte sreundlichst das Inkognito des Kronprinzenpaares achten. „Keine Ansammlungen, kein Anstaunen, kein Phoiogra- phieren, keine Hurras!" Dessen ungeachtet sammelt sich natürlich eine Menge Schaulustiger an den Sportplätzen des Kulmhotels. ES ist eine Freude den Kronvrinzen in seinem Sport- aiizug über das Eis fliegen zn sehen. Er ist zwar kein Künstler und seine „Bogen," die er mit vielem Fleiß übt, sind noch ein wenig unsicher. Man ist hierzulande auch in seinen Ansprüchen verwöhnt. Ebenso wie er, strahlt die Kronprinzessin vor Freude. Ein bißchen blaß ist sie noch; die Figur hat etwas Frauen. Haftes angenomm-n; eS steht ihr gut an. Um 1 Uhr verlassen sie zum Frühstück den Eisplatz; di: Prinzeß eilt voran, der Kronprinz folgt ihr auf seinen Schlittschuhen — lachend uimmt er die Prinzeß unter den Arm, und sie springen über den knirschenden Schnee zum nahen Kulmhotel. Man sieht ihnen die Freude an, so ganz als Menschen unter Menschen in dieser wundervollen Winterwelt verweilen zu können.
Londo n, 16. Jao. Zu dem Theaterbrande in Goyerlown wird folgendes gemeldet: Aon den Toten gehört nur ein Neuntel dem männlichen Geschlecht an, und die Einzelheiten lassen, wie bei ähnlichen grausigen Ereignisse», so auch diesmal deutlich erkennen, wie feige und erbarmungslos die Männer den Schwächeren gegenüber, mit wenigen Ausnahmen, sich gezeigt haben. Aus einzelnen Stellen liegen die Leichen bis zu 6 Fuß hoch aufeinander getürmt. Biele Körper find nichts mehr als verkohlte Stücke Fleisch. Nie wird man erfahren, wer die Verunglückten gewesen find. Andere zeigen in ihren starren und entstellten Zügen die Qual