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Amtsblatt"

für die Stabt Wrtbbab.

Anzeiger

für Mil'bbcrö u. MrngeSung.

Erscheint Dienstags, Donnerstag- und Samstags. Die Einrückung» «edühr

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Hiezu: Illustriertes Sonntagsblatk und während der Saison: Amtliche Fremdenlisttz.

M. 1.

Donnerstag, den 2. Januar 1908.

44- Jahrgang

Wund schau.

Bei der Württ. Sparkasse tritt mit d<-m 1. Januar 1908 statt der bisherigen monat­lichen Verzinsung die halbmonatliche ZinSreich- ung an die Einleger ein. E» werden also die Einlagen vom 16. eines Monats ab verzinst, wenn sie den Agenturen bis zum Abend des

14. eingehändigt werde». Ferner werden Rück- Zahlungen nach dem 16. eines Monats bis zum

15. dieses Monats verzinst.

Stuttgart, 23. Dez. Eine besondere,

bisher noch nicht in den Handel gebrachte Art von Modellierbogen zu einem Einfamilienhaus hat die Beratungsstelle für da- Baugewerbe ansertigen lassen, um kleinen Handfertigkeits- künstlern Gelegenheit zu bieten, das Modell eines richtigen Hauses anzusertigen. Die Zeich­nung im Maßstad 1:100 ist schwarz auf weiß gedruckt und läßt auch die Möglichkeit offen, die Farben nach eigenem Geschmack zu bestimmen und selbst auszuführen. Es wird sich empfehlen, vor dem Zusammensetzen den Bogen mit einem kräftigen Papier oder leichten Karton zu ver­stärken, um den Flächen genügenden Halt zu geben, da der Maßstab größer als bei den sonstigen Modellierbogen üblich ist. Diese Bogen sind von der Beratungsstelle für das Baugewerbe in Stuttgart zu beziehen.

Herrenalb, 29. Dez. Im Konkurs des früheren Waldhornwirts Gottl. Hädinger hier findet am 18. Januar k. I. der Schlußtermin auf dem Amtsgericht Neuenbürg statt. Di« Gläubiger erhalten etwa 36 Prozent, da den Forderungen in Höhe von 25 456,10 Mk. nur eine verfügbare Masse von 9238,59 Mk. gege­nübersteht, von welcher allerdings noch die Kosten in Abzug kommen.

Ludwig-burg. Der Rechenschaftsbericht der A. H. Wernerschen Kinderheilanstalten läßt wiederum einen Blick tun in das segensreiche Wirken dieser Anstalten. 1125 Kranken konnte im nbgelaufenen Jahr Hilfe und vielfach auch Heilung in den Anstalten gebracht werden.^ Die Kleinkindcrschule wird durchschnittlich von 150 Kindern besucht. In den drei Krüppel­heimen Charlottenstift, Wilhelmstist und Maria Marlhastist sind gegenwärtig 65 Pfleglinge untergcbracht. Noch mehr Kranke und Krüppel- hafte klopften immer wieder an, aber sie können nicht untergebracht werden, weil die Mittel nicht zu notwendigen Erweilerungen (z. B. der Herrnhilfe-Wildbad) reichen. Die Einnahmen betrugen pro 1906/07: 110 785 Mk., die Aus gaben 120 443 Mk., also ein Abmangel von beinahe 10 000 Mk.

Ludwigs bürg, 22. Dez. Gegen den von den bürgerlichen Kollegien im Sommer, d. I. beschlossenen Ausbau der Realschule zu' einer Vollanstalt macht die Ministrrialabteilungl für die höheren Schulen Einwendungen. Sie befürchtet namentlich, daß der Besuch der Oder­realschule ein zu schwacher werde und erklärt, der herrschende Lehrermangel zwinge sie, die Errichtung neuer Stellen nur in besonders dringenden Fällen zu genehmigen. Auch in Bezug auf den von der Stadt verlangten StaatS- beilrag verhält sich die Ministerialabieilung teilweise ablehnend, da die Stadt bisher schon

einen zu hohen Staatsbeitrag für die Real­schule empfange. Di: Abteilung erklärt schließ­lich zur Zeit nicht in der Lage zu sein, den Ausbau befürworten zu können.

Wildberg, 23. Dez. Bei der 100jährigen Jubiläumsfeier des württ. Landjägerkcrps am 30. November zeichnete der König de« 83jährigen (den ältesten anwesenden) invalidierten Land­jäger Hörmaun von hier durch eine Anrede aus. Nachdem letzterer über Namen, Alter, Heimat nnd Militärdienstzeit Auskunft gegeben, fügte er der Unterredung in schwäbisch treuer Art hinzu:Als Majestät geboren wurden, stand ich morgens von 4 -6 Uhr auf Posten vor dem Kgl. Palais. Wir hatten damals eine gute Wach!" Lächelnd drückte der König dem Alten die Hand und schritt weiter der Front entlang. Vor einigen Tagen nun traf an den alten Wachtposten aus dem Kabinett des Königs ein Schreiben mit 50 Mk. ein,zur Erinnerung an die 100jährige Festfeier des Landjägerkorps." Ueber dieses königliche Geschenk ist der Em­pfänger, der zur guten Jahreszeit noch seines früheren Handwerks, der Pflästerei obliegt, hoch erfreut.

Rottweil, 26. Dez. Auch von hier ist eine bedeutende Einschränkung der Industrie zu berichten. In der Pulverfabrik, welche in normalen Zeiten za. 4500 Arbeiter beschäftigt, arbeiten gegenwärtig etwa 150, mit welcher Zahl der Betrieb aufrecht erhalten wird. Die Lager sind gefüllt und größere Bestellungen augenblicklich nicht vorhanden. Anch in den Bureaus sind Reduktionen des Personals ein­getreten. Unter den entlassenen Arbeitern be­finden sich selbst solche, welche über ein Jahr­zehnt in der Fabrik tätig waren.

Pforzheim, 30. Dez. Gestern erschoß sich hier der 26jährige Kaufmann M., Sohn eines wohlstmierten hiesigen Fabrikanten. Der unglückliche junge Mann, der erst vor kurzem von einem längeren Aufenthalt in Südafrika zurückgckehrt war, war krank und verübte die Tat wahrscheinlich in dem Zustand tiefer Schwermut.

Pforzheim, SO. Dez. Der unter dem Verdacht der Ermordung seines 12jährigen TöchterchenS Sofie vor 6 Monaten gefänglich eingezogene Landwirt Hasenauer in Dürrmenz. Mühlacker wurde nach 66tägü er Haft wieder freigelassen, da ihm eine Schuld nicht nach- gewiefen werden konnte. Seine ebenfalls ver­haftete Frau wurde schon vor einigen Wochen srcigelasscn.

Berlin, 25. Dez. Das Centralkomitee der Deutschen Vereine vom Roten Kreuz hat sich, wie derDeutschen Journalpost" ge- meldet wird, in den letzten Jahren bemüht, unbemittelten und würdigen kranken Teilnehmern an den Kriegen 1864, 1866 und 1870/71 freie Brunnen- und Badekuren zu bewilligen und zu diesem Zwecke nicht bloß besondere Vetera­nenheime vom Roten Kreuz in Kissingcn, Ems und Wiesbaden eingerichtet, sondern auch Vor­kehrungen getroffen, daß in anderen Badeorten in welchen nach den jeweiligen Erkrankungen der Peienten resp. nach dem Gutachten der Aerzte eine Kur erforderlich erscheint, solcken unentgeltliche oder auch erheblich ermäßigte

Badekuren genehmigt werden können. Da Beweise dafür vorliegen, daß diese Zuwendun­gen von den Veteranen auf da- angenehmste und dankbarste empfunden werden, so wird in der Zukunft in gleicher Weise und wenn durch­führbar, in noch weiterem Maße damit fortge­fahren werden. Die Gesuche um Bewilligung freier Brunnen- und Badekuren sind durch die Zweigvereine vom Roten Kreuz resp. diejenigen des Vaterl. Frauenverein» am Wohnsitz der Kurbedürftigen oder auch in deren Nachbar­schaft zu richten. Von diesem gelangen die Anträge um Bewilligung von unentgeltlichen j Brunnen- und Badekuren bis zum 1. Avril jeden Jahres an das Zentral-Komitee. Dem Gesuch sind folgende Unterlagen beizufügen: 1) Die Militärpapier» des Gesuchstellers, 2) ein ärztliches Zeugnis, aus welchem yervorgehen muß: g.) die Art der Erkrankung, d) die an­gezeigte Wahl des betreffenden Badeortes, e) ein Bericht der Ortspolizeibehörde über die Würdigkeit und Bedürftigkeit des AntragSstellers. In besonders dringlichen Fällen leistet da» Zentral-Komitee auch einen Beitrag z« den Reise-Kosten.

Berlin, 31. Dez. Im Hardenprozeß hat Oberstaatsanwalt Jsenbiel eine Gefängnisstrafe von 4 Monaten gegen dcu Angeklagten bean­tragt. LandgerichtSdirektor Lehmann richtete zum Beginn der heutigen Sitzung an den Gra­usen Moltke die Frage, ob das Erscheinen der Hardenschen Artikel ihn veranlaßt habe, seinen Abschied zu nehmen. Graf Moltke bejaht die Frage. Hierauf hält der Oberstaatsanwalt sein Plaidoyer und weist darauf hin, daß nunmehr alle Fäden offen zutage liegen. Harden habe sich berufen gefühlt, eine Gruppe hochgestellter und einflußreicher Personen in der Umgebung des Kaiser«, die dem Wohle des Vaterlandcs nachteilig seien, zu sprengen. Wen er eig-nt- lich zu dieser Gruppe rechne, sei nicht ganz klar, jedenfalls in der Hauptsache den Fürsten Philipp zu Eulenberg und den Grafen Kuno Moltke. Diesen beiden Herren glaubte er et- was am Zeug flicken zu sollen auf Grund von einzelnen Andeutungen und Kennm.ssen, die er über die Ehe des Grafen Moltke und aus der Umgebung des Fürsten Bismarck ge­schöpft hatte. ES bildete sich bei Harden die Ueberzeugung, daß in dieser Gruppe perverse Geschlechtlichkeit herrsche und dieser Ucberzeug- i ung gab er Ausdruck, indem er in einer Reihe !von Artikeln systematisch und planmäßig einig» -Andeutungen und dunkle Worte anfügte, die 'darauf hinwiesen, daß die beiden genannten Herren sich in geschlechtlichen Zuständen befän­den, welche es nicht angemessen erscheinen lie- lßen, sie in der Umgebung des Kaisers zu be­lassen. Harden behauptet zwar, er habe gar 'nichts beleidigendes gesagt aber er gibt doch zu, daß er diesen Herren normwidrige erotische Freundschaft zur Last legte und darin liegt eine ichwere Beleidigung. Es ist aber in den Artikeln noch viel mehr, nämlich der Vorwurf der Homosexualiiät, Behauptungen, die nicht nur nichl zu beweisen waren, sondern gerade­zu unwahr sind. Der Oberstaatsanwalt cha- j rakterisiert dann Harden zwar als hervorra- 'gende Persönlichkeit, findet aber in seine^