Amtsblatt

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: Illustriertes Sonntagsblstt und während der Saison: Amtliche Fremdenlisty.

Nr. 134. I

Dienstag, den 12. November 1907,

s 43. Jahrgang

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Wundfctzau.

Se. Maj. der König hat dem Hotelbest- tzerHerinann Marquardt anläßlich dessen 70. Ge­burtstags seine Glückwünsche aussprechen lassen.

Stuttgart, 7. Nov. Für die bei Cham- pigny gefallenen Württemberger soll dort ein Denkmal errichtet werden. Der württembergische Kriegerbund wird die Erstellung in die Hand nehmen. j

Stuttgart, 7. Nov. Der Nettogewinn der Deutschen Verlagsanstalt beziffert sich für das abgelaufene Geschäftsjahr auf 417,268 Mark. Davon sollen 240,000 Mk. zur Ver­teilung einer Dividende von 8°/a (i. V. 7°/o) verwendet werden und 70000 Mk. werden der Reserve zugewiesen.

Calw. Handelslehrer Zügel, bisher Leh­rer an der hies. Höheren Handelsschule, erwarb sich um die Summe von 34,400 Mk. 5,7 Mor­gen Wiese, oberhalb dem Gasthaus z. Schwane gelegen, um ein Handelsschulgebäude darauf zu erstellen.

Dätzingen 10. Nov. Am letzten Donners» tag starb, wie schon kurz erwähnt, zu Salzburg Graf August von Dillen, der letzte männliche Vertreter des seit 1810 hier ansäßigen Grafen« geschlechts. Der Verewigte, am 1. Mai 1837 geboren, war in östreichische Dienste getreten und hat den italienischen Feldzug in der Front mitgemacht. Seit 2 Jahren war seine Gesund­heit erschüttert. Heute vormittag wurde die Leiche vom Bahnhof Schafhausen ins gräfliche Schloß überführt und von da heute mittag zum herrschaftlichen Friedhof im Schloßpark zur Bei­setzung gebracht, bei welcher der OrtSgeistliche, Pfarrer Geifinger, die Trauerrede hielt. Der hiesige Liederkranz trug Grabgefänge vor und der Kriegecverein gab die Ehrensalven. Der Bruder des Verewigten, Gras Friedrich von Dillen, ist vor 3^/e Jahren und dessen Sohn schon länger verstorben. Graf Augusts Ehe blieb kinderlos. Graf Friedrichs einzige Tochter ist an den Gesandten von Bülow in Bern, den Bruder des Reichskanzlers, verheiratet.

An Luthers Geburtstag (10. November) ist in Karlsruhe die für die bedeutende Oststadt in romanischem Stile erbaute Luther­kirche eingeweiht worden. Die Fassade ist aus besonders schön gehauenen Vogesensandsteinen errichtet und neben dem Hauptportal mit einem 3 in hohen Steinbild des Reformators ge« schmückt. Der Jnnenraum ist mit 1200 Sitz­plätzen ausgestattet, der Turm 51 m hoch.

Tief schneidet der Konkurs des Konsum« Vereins Karlsruhe, der unter sozialdemokratischer Leitung stand, in den Haushalt vieler Arbeiter­familien ein. Die Mitglieder müssen zunächst die vielfach nur teilweise eingezahlten Anteile bis zur vollen Höhe von 50 Mark erlegen und haben außerdem, da sie bis zur Höhe sdieseS Anteils haften, nochmals den gleichen Betrog an den Konkursverwalter abzuliefern. Viele haben jetzt die Aufforderung zur Zahlung von 80 und noch mehr Mark erhalten. Zahlen sie nicht, so steht ihnen Klage und der Gerichts­vollzieher in Aussicht. Dos Defizit des bank« rotten Vereins beträgt über 141000 Mark. Die leichtsinnige, gewissenlose Wirtschaft, die in diesem Unternehmen geherrscht hat, muß nun

von zumeist unbemittelten Familien gebüßt werden. Auch wer den Zusammenbruch voraus­sah und sich noch durch Austritt zu sichern glaubte, sieht sich getäuscht, da laut Statut die Haftpflicht sich auch noch über die dem Austritt folgenden 6 Monate erstreckt. Unter den Be» troffenen befinden sich auch Psorzheimer Familien.

Baden-Baden, 11. Nov. Bei der heute vormittag gehaltenen Wahl eines Oberbürger­meisters (an Stelle des am 21. Dezember ds. Js. zurücktretenden Oberbürgermeisters vr. Gönner) wurde der bisherige Bürgermeister Reinhard Fieser mit 103 Stimmen, von 116 Wahlberechtigten gewählt.

Berlin, 9. Nov. Die Kronprinzessin Cecilie iit heute früh 9 Uhr 30 M. von einem Prinzen entbunden worden.

Dem Kaiser ist es aufgefallen, daß gelegentlich seiner Anwesenheit in den Provin­zen und anläßlich des Krönungs- und Ordens­festes Auszeichnungen für Verdienste um das Kriegervereinswesen fast ausschließlich nur den Leitern dieser Bereinigungen zuteil werden, während in den Kriegervereinen, wie der Kaiser mehrfach bei Spalierbildungen, zuletzt in Tecklenburg, bemerkt hat, auch viele alte, mit Kriegsdekorationen geschmückte Mitglieder vorhanden seien. Der Kaiser hat nun den Wunsch ausgesprochen, daß künftig auch solche Vereinsmitglieder, die durch ihre ganze Per­sönlichkeit und militärische Vergangenheit zur Hebung des Ansehens der Kriegervereine bei­trugen bei den Vorschlägen zur Auszeichnung berücksichtigt werden. Der Kaiser ließ erklären, daß er gerne bereit sei, die erforderliche Anzahl von allgemeinen Ehrenzeichen und Kreu­zen szur Verfügung zu stellen. Der Kaiser ssprach ferner den Wunsch aus, daß dieser ^Gesichtspunkt schon bei den Vorschlägen zum nächstjährigen Krönungs­und Ordensfest berücksichtigt werde.

Bisher bildete auf den deutschen Bahnen eine Fahrgeschwindigkeit von 90 Ki­lometer in der Stunde die Grenze, die auf die Sicherheit und aus die Bahnanlage gezogen war. Die Schnellfahrversuche, die in den letz­ten Jahren auf verschiedenen Strecken und auch auf der Militärversuchsbahn Marienfelde- Zvffen vorgenommen wurden, haben den Be­weis erbracht, daß alle unsere Betriebsmittel so beschaffen sind, daß jene Grenze unbedenk­lich überschritten und eine erhöhte Fahrge­schwindigkeit zugelassen werden kann. In der neuen Betriebsordnung für die neuen Eisen­bahnen ist infolgedessen auch eine erhöhte Schnelligkeit vorgesehen und zwar sollen künf­tig auf den deutschen Hauptstrecken in der Stunde 100 Kilometer anstatt, wie bis jetzt 90 Kilometer gefahren werden. Buch noch höhere Geschwindigkeiten sind nach der neuen Betriebsordnung zulässig, jedoch erst mit Zu­stimmung der Aufsichtsbehörde.

Ein schon seit vielen Jahren geplante- großes Werk soll endlich zur Ausführung kom­men. Die Regierung Hollands hat den Ge­neralstaaten, der gesetzgebende,, Körperschaft, einen Plan wegen der teilweisen Trockenlegung des Zuiderstes vorgelsgt. Die Arbeiten sollen sieben Jahre dauern und dem Meere 16500

Hektar fruchtbaren Landes entreißen. Der Zuider Meerbusen, der sich nordöstlich von Amsterdam erstreckt und mit der Nordsee zu- sawmenhängl, war bis 1287 Binnensee. Sein Gesamtflächeninhall beträgt 3140 Quadratkilo, meter.

Wien, 5. Nov. Die große Sensation des Tages ist die Mitteilung des Finanzmiuisters Dc. v. Korytowski, der heute sein Expose hielt, daß die Gebarung des Jahres 190- mit einem Ueberschufse von nicht weniger als 146 Millio­nen Kronen geschloffen habe. Das ist eine Rekordziffer, die auch nur annähernd bisher noch nicht erreicht worden ist, da selbst die größten Ueberschüsse der letzten Jahrzehnte sich kaum um die Hälfte dieser Summe bewegen. Da zeigen sich die Ergebnisse der wirtschaftli­chen Konjunktur in einem großartigen Kon- junkturüberschuffe. Dieses Plus von 146 Mil­lionen Kronen oder v»n beiläufig sechs Millio­nen Pfuud Sterling ist selbst in England selten vorgekonlmen. Oesterreich dürfte mit diesem Uebecschuß in den vordersten Reihen der eu­ropäischen Staaten sich befinden. Der starke Eindruck dieser Zahlen wird gewiß auch im Auslande einen großen Widerhall finden und nicht allein das Vertrauen in den österreichi­schen Kredit befestigen, sondern auch das An« sehen unseres Staates in der ganzen Welt er­höhen. Politisch, staatsfinanziell und wirt­schaftlich ist dieser Ueberschuß ein wichtiges Ereignis.

Zürich, 4. Nov. Am letzten Sonntag gab eS auf dem Züricher See bei der Abend» fahrt Rapperswyhl-Küßnacht-Zürich ein für die zahlreichen Reisenden aufregendes Vorkommnis. Auf dem sehr vollen Dampfboot befand sich eine größere Zahl deutscher Studenten, die ihre Kommerslieder sangen; eben wurde das Lied:Nur am Rhein, da will ich leben, nur am Rhein begraben sein" angestimmt, als plötz- lich einer der vomSuser" ziemlich begeister­ten Studenten mit einem Plumps im See lag und sofort in den Wellen des Sees ver­schwand. Der Schreiber dieses Berichtes stand unmittelbar daneben und ries sofort:Stoppen, halt", aber das Schiff war doch schon 60 w von der Unfallstelle entfernt, bis es gelang, es zum Stehen zu bringen und umzukehcen; von dem Studenten war nichts mehr zu sehen. Aus das Geschrei der Fahrgäste und der Mann­schaft kamen von Bendlikon, wo das Schiff kurz vorher gelandet hatte, Leute mit Stangen und Laternen, Kähne fuhren hinaus und es gelang trotz der Dunkelheit, den jungen Mann zu finden und ihn ans Land zu bringen. Wiederbelebungsversuche hatten nach einiger Zeit Erfolg. DaS Schiff erhielt 20 Minuten Ver­spätung.

London, 8. Nov. DaS große Ereignis bei der Geburtstagsfeier des Königs in Sand- ringham ist die Üeberreichung des Cullinan- Diamanten. Es ist dies der größte Diamant der Welt, den die Transvaalregierung bekannt­lich den Eigentümern der Premier Mine ab­kaufte um ihn als Zeichen der Ergebenheit dem Könige zu schenken.

Wash in gen, 7. Nov. Nach einem Be­richt der Kommission für den zwischenstaatlichen

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