Agentur; auch auswärtige Handelskammern fehlen, die in Anspruch genommen werden könnten, Oesterreich sei mit großen Mitteln auf den Plan getreten. Die Schweiz habe in Newyork ein Bureau zur Versendung seiner Führer und Broschüren errichtet, das 120000 Franken jährlich kostet. Sie habe in dem PublizitätSbureau in der Generaldirektion eine geradezu mustergiltige Einrichtung für Re­klame. Es sei zu wünschen, daß in Baden die Generaldirektion, für die die Verkehrsvereine das besorgen, was sie selbst tun sollte, näm­lich die Reklame, den Anträgen dieser Vereine gegenüber sich möglichst entgegenkommend ver­halte. Neben die moralische Unterstützung des Verbandes von Seiten des Staates müsse die materielle treten. Der Staatsbeitrag von 2000 Mk. sei zu gering. Der Voranschlag für 1908 wurde genehmigt und als nächster Tagungsort Baden-Baden gewählt.

Vom Bodensee, 22. Sept. lieber die geplanten Versuchsfahrten des Grafen Zeppe­lin wird noch berichtet, daß am Dienstag die erste Auffahrt stattfinden soll. Es find reine Probefahrten zur Vorbereitung auf eine grö­ßere Fahrt, die Graf Zeppelin mit einem zur Zeit noch im Bau befindlichen neuen Ballon zu unternehmeu gedenkt. Es werden bei diesen Probefahrten, so viele Leute mitgenommen, als die Gondeln zu fassen vermögen. Sie alle sollen für die künftige große Fahrt eingeschult wer­den. Die Probefahrten, die sich regelmäßig zwischen Manzell und Rorschach bewegen wer­den, dienen zur Feststellung der rationellsten Schraubenflügelgröße, der Leistung der verbes­serten Motore usw.

In Alten bürg hat vor der Tischler­zwangsinnung Fräulein Bauernseld aus Schmölln die Gesellenprüfung mitgut" bestanden, so daß ihr der Gesellenbrief ausgehändigt werden konnte. Sie ist der erste weibliche Gehilfe in dem betreffenden Handwerkskammergebiet.

- In Leipzig wurde der Redakteur H. Müller der Leipziger Volkszeitung vom dorti­gen Schöffengericht wegen Beleidigung des früheren Reichskommissars Dr. Peters zu 300 Mark Geldstrafe oder 60 Tagen Gefängnis verurteilt.

Die leidige Unsitte mancher Menschen, nachts im Bett liegend zu lesen, hat in Leipzig ein Opfer gefordert. Gegen 3 Uhr früh nach Haus kommend, bemerkten vorgestern Bewohner des Grundstücks Hardenbergstraße 29 eine-.: intensiven Brandgeruch, und, nach seinem Herde forschend, fanden sie das 16 Jahre alte Dienst­mädchen Schmidtgen auf ihrer Lagerstatt ver» brannt vor. Der dichte Rauch in Brand ge­ratener Bettstücke hatte jedenfalls das Mädchen rasch betäubt. Am Boden lag die Lampe, welche es umgeworfen hatte.

Luzern, 17. Sept. Der hier verhaftete Berliner Kassenbote der Berliner Diskontobank, Bartsch, war auf der Reise mit seiner Geliebten zunächst in Straßburg ausgestiegen, hatte die Stadl besichtigt und in einem Hotel am Bahn­hof übernachtet. Das Paar reiste dann über Basel, Bern und Thun nach Jnterlaken; unter­wegs hatte Bartsch sein Aeußeres dadurch ver­ändert, daß er seinen hochgewirbelten Schnurr­bart kurz stutzen ließ und sich neue Garderobe zulegte, auch seine Begleiterin wurde elegant hcrausgeputzt. Hier in Luzern wurde eine neuerliche Kleiderbestellung ihm zum Unheil; er hatte einen Anzug nach Maß bestellt und als dieser nicht rechtzeitig fertig wurde, benahm er sich so wenig gentlemanlike, daß es dem Schneider auffiel, und nachdem er auch noch eine große Menge deutscher Banknoten bei dem Kunden gesehen, machte er der Polizei Mitteilung. Diese hatte zwar weder Steckbrief, noch Ber- haftsbefehl, wußte aber von der Unterschlagung und der ausgesetzten Belohnung von 1000 Mk. aus den Zeitungen, und so gingen zwei De­tektivs und sagten HerrnLehmann aus Stettin" auf den Kops zu, er sei der Kassenbote Bartsch. Der also Ueberraschte verlor die Fassung, ebenso seine Geliebte, und so bestätigten beide durch ihr Verhalten den Verdacht und wurden ver­haftet. Von den unterschlagenen 60000 Mk. fanden sich noch 54 000 Mk. in Noten und 3 150 Franken in französischem Geld bei Bartsch Vor.

London, 22. Sept. Die Meldung, daß Moren ga, sein Sohn und sein Onkel und drei seiner Anhänger im Gefecht mit dem Kommando des englischen Majors Elliot ihren Tod fanden, wird soeben durch einen amtlichen Bericht aus Kapstadt bestätigt.

Am SM und llmgcdmg.

Wildbad, 21. Sept. Wie wichtig die Einrichtung eines Berkehrsbureaus für unser Bad ist und wie enorm sich die Arbeitslast des Sekretärs, der diesem Bureau allein vor­steht, seit dem Vorjahr gesteigert, das beweist die nachstehende Statistik, die uns von dem genannten Beamten zugeht und den Zeitraum vom 26. April bezw. 1. Mai einschl. 20. September umfaßt.

Es gingen ein:

1906. 1907. Zunahme Briefe 70 205

Postkarten 280 433

Drucksachen 2 152

Pakete mit Prospekten_ 36

Sendungen

zus. 352

826

134,66 "/»

Abgesandt wurden:

1906.

1907.

Briefe

14

273

1850 °/o

Postkarten

44

379

761,34 °/o

Führer

350

2841

711,71 °/o

(darunter 840 p.

Postpaket)

408

3493

756 °/o

Darunter waren:

Zeitungsberichte (37) (311) l?40,5 °/o)

Außerdem wurden noch abgesandt in dieser Saison:

34 Postanweisungen über Mk. 1354,17 an Schlafwagen-u. Reisebureaus 3 Postanweisungen an Passage­bureau über Mk. 265,48

Zus.1 Mk. 1619,65

Es wurden bestellt bei Schlaswagenagentu- ren bezw. Reisebureaus in Basel, Berlin, Frankfurt a.iM., Karlsruhe, Köln a./Rh., Mün­chen, Nürnberg, Straßburg i /Elf. und Stuttgart 34 Schlaswagenkarten und 21 Eisenbahnbillets für Mk. 1354,17

" 55

Telegramme wurden abgesandt - 41

Postpakete 78

Das Verkehrsbnreau wurde in der Zeit vom 1. Mai bis 21. September von 3758 Per­sonen besucht, von welchen Auskünfte verlang­ten 3055.

Von diesen Personen waren:

Kursremde 2318

Vereinsmitglieder 448

Sonstige Ortseinwohner 636

Passanten 356

3758 wie oben.

Die Höchstzahl der täglichen Besucher be­trug : 63

der erteilten Auskünfte 58

Die Durchschnittszahl der Besucher war 30 , Auskünfte 24,25

In der Hochsaison steigert sich der Durchschnitt pro Tag auf 41

für die Besucher und für die Aus­künfte auf 37

Nach Vorstehendem hat der Beamte täg­lich durchschnittlich ankommend durchgelesen und erledigt: Briefe u. Postkarten 5

Drucksachen 1

geschrieben und abgesandt:

Postkarten 3

Briefe 2,17

Zeitungsberichte 2,47

ferner empfangen Personen 30

mündliche Auskünfte erteilt 24,5

Führer abgesandt 22,5

Außerdem besorgte derselbe die Statistik über die Verteilung der Kurfremdeu auf ihre Heimat und erledigte je in 5 Tagen zweimal die mit der Bestellung v»n Schlaswagenkarten und Eisenbahubillets verbundenen zeitraubenden Geschäfte.

Das genannte Bureau besorgte nebenbei zum ersten Male in diesem Jahre die Woh­nungsvermittlung. Es haben im Ganzem 75 Dereinsmitglieder in 257 Fällen die leerstehen­den Zimmer angemeldet. Darüber, sowie über

die vereinnahmten Beträge waren 3 Bücher zu führen, sowie 154 Quittungen über insge­samt Mk. 214.35 auszufertigen. Dieser Be­trag wurde zur Deckung der Druckkosten für die Wohnungsliste und Verteilen derselben in den Eisenbahnzügen verwendet.

An sonstigen Büchern wurden noch geführt je ein Konto über den Verkehr mit dem Pas­sagebureau des Norddeutschen Lloyd in Stutt­gart. sowie mit den Schlafwagen- und Reisebu­reaus, ferner ein Portobuch für die abgehenden Postsendungen und sonstige kleine Auslagen mit monatlichen Abschlüssen.

Die kopierten Briefe beanspruchten den Raum von 470 Seiten.

Arnbach, 21. Sept. Wie man erfährt ist der 21 Jahre alte Bäcker Adolf König von hier gestern abend noch, als der Brandlegung verdächtig, ans Amtsgericht einaeliefert worden

° WnterHattenöes.

Frau Lore".

Erzählung von I. Jobst.

(Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Man hat mich hierher gewiesen, Herr Baron, und die Tür stand offen.

Sie sind Herr Assessor von Schulz?"

Jawohl, Herr Baron, und zu dieser Stunde bin ich befohlen."

Noch ein kurzes Prüfen von seiten der scharfen alten Augen, in die ein kurz auf­blitzendes Leuchten trat, dann sagte der alte Herr:Wollen Sie nicht Platz nehmen, Herr Assessor?"

Mit unbeweglichem Gesicht, nur in de« Augen das warme Licht, nahm Walter Platz an dem großen Tisch, der inmitten des Zim­mers stand.

Der Schloßherr setzte sich ihm gegenüber, ein kurzes Schweigen folgte, der alte Herr konnteden Anfang nicht finden u. Walter wartete.

Sie sind gern gekommen?" fragte der Baron kurz.

Forstmeister von Wieblitz glaubte, ich würde meiner Stellung gewachsen sein", ant­wortete Walter ebenso wortkarg.

Sie werden sehr selbständig sein."

Um so schwieriger für mich, da ich noch keine Erfahrung habe."

Die Antwort gefiel dem Baron sichtlich. Im Forstfach wissen Sie doch gründlich Bescheid?"

Das wohl, aber in der Landwirtschaft sind die Lücken desto größer."

Dafür ist Erdmann da, der ist eine ehr­liche Haut und versteht seine Sache, doch taugt er nicht zur Oberleitung, und Buchführ­ung ist ihm fremd."

Der Mann macht auf mich einen sehr guten Eindruck, ich werde viel bei ihm zu lernen haben, wenn ich auch von Jugend aus mit ländlichen Verhältnissen vertraut bin."

Ihr Herr Vater war Besitzer?"

Nein, nur Pächter."

So."

Die Privatverhältnisse des Administra­tors schienen den alten Herrn nicht weiter zu interessieren.

Schulz atmete auf, die Gefahr war glück­lich vorbeigegangen.

Ich werde Ihnen nachher alle Bücher Ihres Vorgängers herüberschicken und denke, daß Sie sich darin ausfinden können. Neh­men Sie sich zu allem Zeit und lernen Sie erst Grund und Boden, sowie die hiesigen Leute gründlich kennen. Sollte Erdmann Ihnen irgend etwas nicht beantworten kön­ne«, so bin ich zu dieser Stunde stets für Sie zu sprechen. Außerdem empfehle ich Ihnen unseren alten Pfarrer, der Ihnen jede Auskunft zu geben vermag. Kutscher Christian wird Ihnen den Fuchs zeigen, der zu Ihrer persönlichen Benutzung bereit steht. Auch über Pferd und Wagen dürfen Sie frei ver­fügen, wenn Sie eine Ausfahrt machen wol­len, im Falle Sie in der Umgebung Verkehr suchen. Wir leben ganz für uns und sehen niemand, seit seit nun, seit vielen Jahren schon."