MaderMnnik

Amtsblatt

für die Stadt Wit'dbad.

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Anzeiger

für Witöbaö u. Umgebung.

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Nr. 104.

Dienstag, den 3. September 1907.

43- Jahrgang.

WunöscHclir.

Stuttgart, 2. Sept. Ministerpräsident Dr. v. Weizsäcker ist am Samstag in Sommer­urlaub nach der Schweiz abgereist.

Stuttgart, ZI. Aug. Der frühere Landtagsabgeordnete und Gemeinderat Cleß ist heute nacht im Alter von 68 Jahren ge­storben. Cleß vertrat während der letzten Landtagsperiode den Bezirk Weinsberg.

Stuttgart, 1. Sept. Der 49. Ver- bandstag der Württ. Gewerbevereine fand heute in Backnang statt. Dem Verband ge­hören 172 Vereine an. Korporativ beigetreten sind die Buchbindermeister und Konditoren. Auf dem Gebiete der Verträge wurde eine reiche Tätigkeit entwickelt. Die Verträge mit dem Allgemeinen Deutschen Versicherungsverei» in Stuttgart für Haftpflicht und der Gesell­schaft Nordstern in Berlin für Unfallversiche­rung haben sich als vorteilhaft erwiesen. Auch von der Sterbekasse isi nur Erfreuliches zu berichten. Eine weitere wohltätige Einrichtung des Verbands ist die Möglichkeit des Unter­kommens im Handwerker-Erholungsheim Fried­richshort des Landesverbands der badischen Gewerbevereine. Zum Schluß kam Vorsitzen­der Schindler auch auf die gegen ihn gerichteten Preßangriffe zu sprechen und betonte, daß er in der I. Kammer nur wirtschaftliche Interessen zu vertreten habe, da er nicht von einer Partei oder Konfession gewählt worden sei. Er werde di« eingenommene Haltung auch fernerhin beobachten und sich durch die Angriffe nicht beirren lassen. Er habe den Takt gewahrt und sei der Ansicht, daß wenn Parteigezänk und Konfessionshader in die Reihen der Ge- werbevereine Hineingelragen werde, der Ver­band in einem Jahr gesprengt sei. Handels­kammersekretär Prof. Dr. Huber sprach sodann über die Tarifgemeinschaften. Er gab einen historischen Ueberblick über die Entwicklung der Gewerkschaften in England und Deutschland und betonte die Verschiedenartigkeit des KarakterS der englischen und deutschen Gewerkschaftsbe­wegung. Die Licht- und Schattenseiten der Tarifverträge wurden eingehend geschildert und die Notwendigkeit der politischen Neutra­lität der Gewerkschaften anerkannt. Das Ziel der Sozialdemokratie sei Unzufriedenheit in den Reihen der Arbeiter hervorzurufen, zu wühlen und zu terrorisieren. Die Sozialdemo­kratie bezeickmete Redner als einen Krebsschaden am deutschen Volk. Die Großindustrie müsse ihr Pulver trocken halten, das Gewerbe sich zusammen schließen. Korreferate erstatteten Malermeister Breitenbach-Heilbronn und Schul­lehrer Massa-Vaihingen. Es wurden dann der Versammlung verschiedene Anträge unter­breitet. Der Antrag des Handels- und Ge­werbevereins Gmünd bezüglich Änderung der Telefongebühren wird den Ausschuß nochmals beschäftigen, ein Antrag des Eewerbevereins Möckmühl bezüglich Abgabe von Gutachten über Lehrlingsarbeiten wurde angenommen, nachdem Präsident von Mosthaf hatte erklären lassen, daß er die Angelegenheit wohlwollend prüfen werde. Die Gewerbevereine des Achalm- gaues beantragten, daß an den Fachschulen den Preisberechnungen mehr Aufmerksamkeit

geschenkt werde. Auch diesem Antrag wurde zugestimmt. Ein Antrag des Gewerbevereins Zuffenhausen wünscht eine kräftige Unterstützung der Handwerker seitens der Staatsbehörden bei Vergebung von Lieferungen. Weiter wurde eine Resolution angenommen, in der der gute Wille der Regierung, eine Aenderung der Be­stimmungen über das Submisstonswesen herbei, zuführen anerkannt wird, gleichzeitig aber der Wunsch zum Ausdruck gelangt, daß die beab­sichtigte Reform im Sinne der von Minister v. Pischek abgegebenen Erklärungen zur Aus­führung gelangt. Der Kassenbericht wurde als ein sehr günstiger bezeichnet. Darauf wurde der bisherige Verbandsvorstand ein­stimmig durch Zuruf wiedergewählt. Zum Ort des 50. Verbandstags wurde Heidenheim bestimmt, nachdem die Vertreter der Gewerbe­vereine von Rottweil und Ebingen im Hin­blick darauf, daß der Gewerbeverein Heidenheim im nächsten Jahr sein Jubiläum feiert, die Einladungen zurückgezogen hatten.

Stuttgart, 30. Aug. Eine größere .Anzahl der Detaiüisten der Möbclbranche ver­sammelte sich am 26. ds. im Hotel Viktoria zwecks Konstituirung einer Vereinigung der Möbelbranche von Württemberg. Die Ver­sammlung beschloß die Eintragung ins Vereins­register. Laut Beschluß einer Versammlung vom 8. August war zunächst nur eine Stuttgart und Umgebung umfassende Vereinigung geplant. Da jedoch am 18. August in Karlsruhe ein Süddeutscher Landesverband der Möbelbranche ins Leben gerufen wurde, hielt die Versamm­lung es für zweckmäßig, die Detaillisten ganz Württembergs zusammenzuschließen, um ssodann diese Vereinigung dem Süddeutschen Landes- verband als gesunde und widerstandskräftige Organisation zuzusühren. Als Delegierter zu der Versammlung des Süddeutschen Landes­verbands wurde der erste Vorsitzende der Ber­einigung von Württemberg, Karl Ellwanger- Stutlgart, und als stellvertretender Delegierter der Schriftführer, Erwin Map-Stuttgart, ge­wählt. Die Vereinigung verfolgt die Wahrung und Förderung aller gemeinsamen Interessen Abwehr aller Auswüchse im Detailhandel und Besprechung brennender Fragen zur wirtschaft­lichen Hebung der Möbelbranche. In der Ver­sammlung wurde einstimmig beschlossen, die Preise für Arbeiten den Preissteigerungen des Rohmaterials und dem Steigen der Löhne ent­sprechend zu erhöhen.

Die württ. Aerzte wollen der Kur­pfuscherei in energischer und systematischer Weise auf den Lerb rücken. Die im Eßlinger Dele­giertenverband vereinigten Aerzte haben in ihrer letzten Generalversammlung den Beschluß gefaßt, alle von Kurpfuschern herrührenden Inserate während eines Vierteljahres zu sammeln, um das gesammelte Material, nachdem es von der vom Eßlinger Delegiertenverband mit dem Landesverband gemeinsam eingesetzten Kur­pfuschereikommission gesichtet und geordnet worden ist, den Reichstagsabgeordneren ihrer Bezirke als lehrreichen Beweis der Ausdehnung der Kurpfuscherei und zur Verwertung für die im Reichstag zur Behandlung kommende No­velle zum Gewerbegesetz zu übergeben. Auch

dem Ministerium des Innern soll das Material unterbreitet werden.

Feuerbach, 1. Sept. Die Erhebung Feuerbachs zur Stadt wurde durch eine Reihe Veranstaltungen festlich begangen. Am Sams­tag fanden Schulfeiern und abends ein Bankett statt. Der Hauptfesttag wurde mit Böller­schüssen eröffnet. Um 9 Uhr war Festgottes- dienst. Am späteren Festzug beteiligten sich 67 Gruppen. Nach Ankunft des Zuges auf dem Festplatz fand die Grundsteinlegung zum neuen Rathaus statt. Um ff-4 Uhr begann sodann das eine Huldigung für die neue Stadt darstellende Festspiel.

Neuenbürg, 1. Sept. Zu dem am 23. August in Conweiler stattgefundenen Brande, welchem das Wohnhaus mit Scheuer des Fuhrmanns Genthner daselbst zum Opfer fiel ist zu melden, daß Gg. Adam Genthner bereits am Dienstag den 24. August, dessen Sohn am gestrigen Samstag und die Frau des letzteren am Freitag den 30. August als der Brand­stiftung verdächtig verhaftet und ans hiesige Amtsgerichtsgefängnis eingeliefert wurden. Frau Genthner wurde noch gestern dem Landgecichts- gefängnis Tübingen überwiesen.

Neuweiler, 30. Aug. Das Wohnhaus samt Scheuer des Johann Georg Roller von hier brannte heute nacht vollständig nieder. EntstehungSursache ist unbekannt.

Der ans Anlaß des Gasthof.-Einsturzes in Nagold gegründete Hilfsverein hat laut Rechenschaftsbericht insgesamt 137 129 Mk. 07 Pfg. eingenommen. Es wurde bestritten 2782 Mk. 80 Pfg. für ärztliche Behandlung, für die im ersten Augenblick Bedürftigen wurden bewilligt 13 760 Mk. Den bedürftigen Hinterbliebenen der Getöteten wurden jährliche Unterstützungen auf Lebenszeit festgesetzt, auch wurde den Erwerbsunfähigen Unterstützung ausgeworfen. Einmalige Unterstützungen waren in 37 Fällen 9600 Mk. zu reichen. Nach Ab­zug dieser Suuimen standen dem Verein noch 111 487 Mk. 17 Pfg. zur Verfügung. Daraus wurden für 23 Witwen jährliche Unterstützungen im Betrage von 35365 M., für 19 Verletzte solche im Betrage von 33288 M. festgesetzt.

F r e u d e n st a d t, 31. Aug. Friedrich Hammel, Konditor, verkaufte an Emil Böhringer Konditor aus Mitteltal sein Wohnhaus samt Garten um 62000.M!. Hammel erkaufte das Anwesen im Jahre 1898 um 24000 Mk.

Freuden st ad t, 29. Aug. Von Sachver­ständiger Seite wird demSchw. Merkur" geschrieben: Nachdem schon vor einigen Jahr­zehnten eine höchst verderbliche Pserdekrankheit, vom französischen Maastale ausgehend, über Elf und den bad. Schwarzwald unsere Grenzen überschritten hatte und in der Form einer bösartigen Blutarmut" jetzt auch in Württem­berg verbreitet ist, tauchte in der letzten Zeit im Oberamt Freudenstadt wiederum eine fast ebenso absolut tödliche Krankheit auf, welche zuerst in verschiedenen Distrikten unseres west­lichen Nachbarlandes erschien und nunmehr den Pferdestand eines Gehöftes bei Schön- münzach zu vernichten droht. Die beiden erst­mals rn Württemberg beobachteten Fälle gingen unter auffallenden Erscheinungen in kurzer Zeit mit Tod ab nnd zeigten sich bei den hier vor-