K-

Nr. 18S

Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.

94. Jahrgang.

Erscheinungsweise: ö mal ,.!^ch»ttt>. Änzcigciwrris: Li° llctnsPaltige L-Ue W Pfg., Keklanien M Psg. Schluß der iinzeigcnannahni« 9 Uhr vormittags. Fernsprecher 9.

Samstag den 18. August 1918.

Bezugspreis: ttrLr.rdr mit Arligcrlohn Mk. 8.90 vierteljährlich, VostbezugspreiL

im OrrL- «. NachbarortSvcreehr Mk. 3.50, im ,Fernverkehr Mk. S.60, Besteige!» 30 Pfg.

Zsr Wem Lszc.

Eins denlfche Protestnote

zur Räumung Lettlands.

Berlin, 15. August. In einer Note an die Entente protestiert 'hie deutsche Negierung gegen den Vorwurf einer absichtlichen Ver­zögerung der Räumung Lettlands. Sie verweist auf die in der Be- Arcchung zwischen General Gough und dem Grafen Goltz von dem dem deutschen Vertreter gegebene rückhaltlose Auskunft, soipie auf die Tatsache, daß die Räumung planmäßig fortgeführt wird. Sie Heist Forderungen zurück, die über die Bestimmungen des Artikels 12 des WaffenstWandSvcrirageS hinausgehen. Abgelehnt werden daher die Forderungen der Abberufung deS Grafen Goltz und der Ein­schiffung der zu transportierenden Truppen bei Dünamünde. Ferner Hürde darauf verwiesen, daß die von General Gough unterstützte Haltung der lettischen Regierung eine tiefgehende Erbitterung unter len deutschen Freiwilligen habe entstehen lasten, denen gegenüber die für die Teilnahme am Kampf gegen die Bolschewisten gemachten Zu­sagen nicht gehalten werden sollen. Zum Schluß wird erklärt, daß die verlangte Vorlage eines Räumungsplanes nicht möglich sei, da die Räumung von der Zahl der von England zu stellenden Loko­motiven und der Kohlenfrage abhänge.

Zur Frage des Friedsnsmöglichkett 1817.

(WTB.) Amsterdam, IS. Aug. Die englischen Blätter vom 13. August melden, daß ein Weißbuch veröffentlicht worden ist, welches die Korrespondenz, die im Zusammenhang mit dem vom Papst im August 1817 gemachte« Friedeüsvsrschlägen ge­führt wurde, enthält. Von besonderem Interesse in dem Weiß­buch ist ein Memorandum, das der französische Geschäftsträger am 27. August Lord Robert Cecil überreichte. Darin heißt es: Herr Ri bot bittet mich, Ihnen seine Be­fürchtungen mitzuteilen und zu erklären, daß er nicht zulassen kann, daß ei auf einen Weg geführt werde, von dem der Vatikan anscheinend wünsche, daß er ihn beschreits. Er erwarte,.daß die britische Regierung seine Ansicht teile und dem Grafen De Salis Instruktionen geben werde, um alle weiteren Versuche des Kardinalstaatssekretärs, die auf eine halb offi­zielle Intervention zwischen den Kriegführenden Hinzielen, zu entmutigen. (Die Zuverlässigkeit solcher Weißbücher ist ge­ring. Die Korrespondenzen können auch gefälscht sein, was be­sonders heute nicht ausgeschlossen erscheint, nachdem die Entente Sieger ist, und kein Interests daran hat, zuzugostehen, daß «ran im Sommer 1917 sich womöglich auf ein schlechtes Kom­promiß eingelasten hätte. Der Friedensfühler kann doch aus- tzesireckt worden sein. Solche Dinge werden stets mit größter Vorsicht vorgenommen. Wie übrigens derFrks. Zig." zu dem Weißbuch mitgeteilt wird, hat England doch, und zwar gegen den Wunsch Frankreichs natürlich nur ganz vorsichtige Ver­handlungen mit dem Vatikan angeknüpft, dis darauf hinaus- !iefen, von der deutschen Regierung eine präzise Erklärung über Velgien zu erhalten, die jedoch nicht erfolgt sei. Die Schriftl.)

Die französische Derwelfchnngsmethode in Elsaß-Lothringen.

, (WTB.) Versailles, 16. Aug.. Aus einem stark zensurierten Leitartikel desPopulaire" geht hervor, daß es im Elsaß sorigesetzt zu Zusammenstößen zwischen französischen Soldaten sind Zivilisten mit Eingeborenen, die Deutsch sprechen, kommt. (Die deutschen Boches aber haben 44 Jahre zugesehen, wie kn Elsaß-Lothringen Französisch gesprochen wurde, sie haben französische Deirkmäler und französische Gsschästsschtldrr nicht beanstandet.)

England.wsU drs Schuld der Verschleppung osr KrregsgLsaugerrettheimkehr von sich.

. Amsterdam, 15. August. Den englischen Blättern vom 13. Aug. Miiolga erhärte Ehurckill in der UnierhonSsihung vom 18. August, das brithchr KriroSnmt Hube wiederholt um die Erlaubnis nachge- sw-, die deutsche« Kriegsgefangenen heimsende« zu dürfen. Er bedauere sehr, daß es dem Kriegsamt bisher nicht gelungen sei. vom ovti :en Rat ine Ermächtigung zu erhalten, mit der Heimsendung oeutschen KriegSgefa-genen zu beginnen. Die Hemmung geht zweifellos von Frankreich aus.

Zur Frage der Bestimmung der neuen deutschen Ostgrsnze.

, . - '.'gust. Wie verschiedene Morgenblätter berichten,

oer all'inw.Rat der Friedenskonferenz beschlosten, die Absteckung oer innen dcuhchcn Grenzen durch besondere gemischte Kommissionen d ndc März n. Js. dnrchzuführen. Da die Grenzführung in -sElochesicn, Nordschlcswig und Teilen Westprcußens von 'dem Ausfall der Volksabstimmung abhängt, soll die Abstimmung in allen eznken noch in, Laufe diescS^Jahrcs stattsiudcn und spätestens K<.E».dgDezember erledigt

Feine Füden.

(WTV.) Versailles, 16. August. Nach einer Aachricht des Temps" aus der Schweiz hat sich der Bruder der ehemali­gen Kaiserin von Oesterreich, Prinz Felix v. Bourbon-Parma, mit der Großherzogin von Luxemburg verlobt. Er habe um Einreiseerlaubnis nach Luxemburg nachgesucht. Gleich­zeitig habe er die alliierten Regierungen seiner Treue und Anhänglichkeit versichert. (Damit wird das luxem­burgische Herrscherhaus vollends ins französische Lager geführt.)

Die Deutschböhmen !m tschechischen Staat.

Prag, 15. August. DasPrager Tagblait" meldet aus Egcr: Am Sonntag sprach eine Abordnung der Egcr Siadtvertretung bei den verschiedenen Prager Regierungsstellen vor. Die Sozialdemo­kraten hatten eine Beteiligung an der Abordnung abgelehnt. Zu­nächst wurden die Vertreter vom Präsidenten Masartzk empfangen. Der Egerer Bürgermeister trug diesem die Sonderrechtssrage Egers und des Eger-Landes vor. Er überreichte ihm eine Denkschrift und verwies darauf, daß das Egerland Pfandobjskt ist und als solches von Deutschland anszulösen wäre. Präsident Masaryk erklärte, daß Wem, auch die historischen Rechte berücksichtigt würden, doch auch na­türliche Rechte berücksichtigt werden müßten. Er entließ die Abord­nung nrit dem Versprechen, den Gegenstand einer Prüfung zu unter­ziehen, worauf vreitere Mitteilung an Eger erfolgen werde. Die Abordnung wurde hierauf vom Ministerpräsidenten Tnsar empfangen, der unter anderen, sagte, das endgültige Gesetz über die Wahlkreis­en,teilung werde für die Deutschen viel günstiger sein, als das Pro­visorium. Sie würden 73 anstatt der beanspruchten 70 Diondate er­halten. Es werde überhaupt nicht durchgeführt ' n oo.:o Rück­sprache mit den Deutschen.

Zur Behandlung der Deutsche«

im tschechischen Liaat.

Wien, 16. August. Die Wiener KorrespondenzDeutsche Nach­richten" meldet aus Troppau: Bei dem Landeshauptmann des Su- dctenlandes, Freißler, wurde heute eine Haussuchung vorgenom­men, die kein Ergebnis hatte. Zu den Beschwerden über fortge­setzte Haussuchungen und Verhaftungen auf Grund von Denun­ziationen erklärte der tschechische Ministerpräsident Tufsar, er werde verfügen, daß der Militärpolizei und den gesetzwidrigen Ausschüssen das Spitzel- und Hetzerhandwerk gelegt werde. ES sei begreiflich, daß die Deutschen von der Einverleibung in den tschechischen Staat nicht entzückt seien. Tufsar äußerte sich zuversichtlich über den natio­nalen Ausgleich.

Die Gesührdung der Deutschen Westungarns.

St. Germ«in, 15. August. In einer Rote an Ministerpräsident Clcmenceau teilte Staatskanzler Renner mit, er habe erfahren, daß der Befehlshaber der etwa 3000 Mann starken ungarischen Streit- kräfts im Steinamanger erklärt habe, Deutsch-Weftungarn solle durch Waffengewalt wieder der ungarischen Herrschaft unterworfen werden, nachdem Teile dieses Gebietes bereits früher durch die rücksichtslosen Beschlagnahmungen ungarischer bolschewistischer Truppen stark ge­litten hätten, hätten dis Deutsche^ Westungarns jetzt aus Angst vor einer ähnlichen Heimsuchung die Besetzung der bedrohten Gebiete durch Deutsch-Oesterreich erbeten. Die Landbevölkerung von Steter» Mark habe ihren unwiderruflichen Entschluß kundgcgeben, in gemein­samer Erhebung den gefährdeten deutschen Brüdern zu helfen, falls Deutsch-Oesterreich keine Truppen sende. Ferner seien die Deutschen Westungarns durch eine Meldung der rumänischen Presseagentur be­unruhigt, daß eine Besetzung durch rumänische Truppen bevorstünde, was für die Einwohner neue schwere Lasten bedeuten und unmittel­bar auch Deutsch-Oesterreich in Mitleidenschaft ziehen würde. StaatS- kanzler Renner ersucht daher den Obersten Rat der Alliierten, durch einen Machtspruch an die Ungarn und Rumänen die bedrohten Ge­biete vor einem Einmarsch und damit auch vor Plünderungen zu schützen. Deutsch-Oesterreich möge es gestattet werden, durch eine Sicherheitswache aus Gendarmerie und Volkswehr für die Aufrecht- erhqltnng der Ordnung in Wcstungarn zu sorgen. Eine solche würde auch die letzten Reste kommunistischer Truppen vertreiben. Durch eine derartige Erlaubnis seitens des Obersten Rates würde eine volle Bürgschaft für die Aufrechterhaltung des wirtschaftlichen Gleich­gewichtes im Zentrum Mitteleuropas gegeben werden.

Die Feen unter englischer Knute.

(WTV.) Amsterdam, 15. Aug. LautTelegraas" »Tat die englische Regierung beschlossen, die Sinn Fsinrr-Organisatisnen in der irischen Grafschaft Clarc als ungesetzliche Vereine auf- znheben.

Wie man dis Besitznahme Armeniens durch dis Amerikaner bemäntelt.

Amsterdam, 15. August. Den englischen Blättern vom 13. Aug. zufolge erklärte in der UnterhauSsitzung vom 12. Aug. Cecil Harms­worth, daß Meldungen über neue Christen- und ArmeniermaffakccS aus Mossul und dem Kaukasus cingetrosfen sind. Die augenblickliche Lage der Armenier sei alles andere als zufriedenstellend und die bri- .M4r Negierung wünsche, wenn eine Mandatarmacht für Armenien

bestimmt werden sollte, daß die? möglichst bald geschehe. Bekannt­lich ist Amerika alsMandatarmacht" in Aussicht genommen.

Der Gsuverneur von Armenien.

(WTB.) Versailles, 16. Ang. Nach der Pariser Ausgabe, desNcwPork Herold" sofl der amerikanische General Har- bourd zum Gouverneur von Armenien aussrsehen sein uM wird sich in Brest nach Konstantknspel einschiffen.

Sine amerikanische Stimme " über den waheen Charakter desVölkerbundes".

(WTB.) Amsterdam, 15. Aug. Nach einer von englischen Blättern am 13. August gebrachten Rcutermeldung aus Wa­shington erklärte Senator Lob ge in seiner Senatsrede, der Völkerbund sei nur eine Allianz, die augenblicklich von fünf, in Wirklichkeit drei Großmächten beherrscht werde. Dieser Bund zur Erzwingung des Friedens trage zum Zwang, aber sehr wenig zum Frieden bei. (Senator Lodge ist der Vorsitzende des Senatsausschusscs für auswärtige Angelegen­heiten.)

Die Methode des amerrka«. Drohnnqsrr

gegen Mexiko geht fort.

A.-mterdam, 15. August. Das Reutersche Bureau meldet aus Washington vom 14. August, daß die Vereinigten Staaten Mexiko gewarnt haben, daß ein radikaler Wechsel der amerikanischen Politik eintreten würde, wenn die Regierung Carranzas es weiterhin unter­lasse, die Amerika«« zu schützen.

Sic Nage i» ber KM«

* Die Deutsche Volkspartei und die Deutschnationale Volkspartei brachten eins Jnterpellaton betr. den Rückgang d.r Kohlenversorgung ein. Der Abg. Hngenberg (DN.) be­gründete die Interpellation, indem er auf den lähmenden Ein­fluß der Kohlennot auf das ganze deutsche Wirtschaftsleben hinwies. Es müsse dagegen Stellung genommen werden, daß die Entente darauf bestehe, daß Deutschland in erster Linie seinen Verpflichtungen an die Entente Nachkomme. Es müsse alles getan werden, um der bergmännischen Bevölkerung die zum Ausgleich der bestehenden Unterernährung notwen­digen Lebensmitteln znzuführen. Auch die Gestellung der Eisenbahnwagen müsse vermehrt werden. Außerdem sollten 20- bis 30 000 ungelernte Arbeiter in das Bergbau­gebiet geschickt werden. Wenn die Erhöhung der Förderung gelinge, so werde sich der Notstand des nächsten Winter» miidern lasse.

Reichswirtschaftsminister Schmidt (ein Sozialist) beant­wortete die Interpellation folgendermaßen:

Eine Kohleunst herrscht allgemein in ganz Europa. Di« Ursachen dieser Kohlennbt, der Rückgang der Förderung ist meiner Ansicht nach tm wesentlichen eine Nachwirkung de» Krieges. Für uns in Deutschland kommt dazu, daß wir wich­tige Kohlenproduktionsstktten verloren haben und auf der andern Seite uns Lieferungen an die Entente aufge, zwangen worden sind, so daß es kaum möglich sein wird, das Ablieferungssoll zu erreichen. Der Verbrauch an Kohlen ist schon soweit eingeschränkt, daß weitere Einschränkungen nahezu undenkbar sind, wenn nicht die schwersten wirtschaftlichen Nachteils eintreten sollen. Zuweilen hat man den Eindruck, daß bestimmte Arbeitergruppen streiken, nur um damit ihrig Unentbehrlichkeit zu beweisen. Hoffentlich gelingt es bald, die Arbeiterschaft von ihrem Irrweg abzubringsn. Kohlen­not bedeutet vermehrte Arbeitslosigkeit, Niedergang des Transportwesens und der Lebensmittelindustrie, Verder­ben von für die menschliche Ernährung bestimmten Lebens­mitteln, Unbehaglichkeit des Lebens ohne Brennmaterial im eigenen Hause. Die Arbeiterschaft darf sich ferner der Tatsache nicht verschließen, daß sie selbst, di« allrrschwcrsten Opfer bei allen diesen Entbehrungen zu tragen haben wird. Die Stei­gerung der Produktion ist zunächst das erste Erfordernis. Dem­gegenüber aber muffen wir nun die betrübliche Tatsache fest­stellen, daß die Arbeiterschaft sich vom Bergbau abwsndst. Namentlich im Steinkohlenternb.-n -ft eine Z::"-Dux,, der Be­legschaft nicht frstzustellen. Die Regierung untersucht gegen­wärtig, wie weit es möglich ist, die Arl-ei-orichaft in ver­mehrtem Umfang nach dem Rnhrkohlenbezirk, dom wichtigsten, hinzuziehen. An der Durchführung von Hrlfsm^ßnahmon wie Besserung der Wohnungsverhältnisse, gemeinsame Küche, hes- sers Leköltiaung namentlich auch der ledigen Arbeiter, wird

KMMöt