In Indien erlagen in der am 13. April endende» Woche 75000 Menschen der Pest. Von dieser gewaltigen Zahl der Opfer kommen 70000 auf Bengalen, die Vereinigten Provinzen und das Punjab. Die furchtbare Seuche begann in Punjab im Oktober 1897 und seit dieser Zeit sind nahezu l'/'-r Millionen Menschen der Pest zum Opfer gefallen.

Ans SM »«i> fimgcdimg.

Auf den l. Mai, den Beginn des Sommer­fahrplans der K. Württ. Staatseisenbahnen, find die Postverbindungen des Landes neu ge­regelt worden. Vom 1. Juni bis 13. Sept. werden neu ausgesührt täglich eine Personenpost zwischen Freudenstadt und Rippoldsau, werktags einmal Postbotengänge zwischen Wildbad und Enzkösterle und zwischen Dobel und Rotenbach. Die Personenpvst Herrrenalb-Neuenbürg wird auf die Strecke Herrenalb-Höfen verlegt.

Wie wir hören, konzertiert am kommenden Sonntag nachmittag und abend unter gütiger Mitwirkung des Hrn. Musikdir, W. Wörner der in Stuttgart äußerst beliebte Humorist und Charakter-Komiker Herr C. Ruland im Gast. hauS zuralten Linde". Die Reichenhaller Bade- zeitg. schreibt über die Leistungen Hrn. Rulond's folgendes:Hr. Ruland gab heute im Theatersaal Hotel deutsches Haus ein Gastspiel. Es hält schwer zu sagen, soll man die kräftige Stimme, den guten Vortrag oder die Mimik hervor­heben. Namentlich erntete Hr. Ruland mit seinen Nummern Diogenes mit der Laterne, und die kleine Vorsitzen» rauschenden Beifall. Besonders muß noch betont werden, daß Herr Ruland es verstand mit seinem Takt sein reich­haltiges und amüsantes Programm so durchzu­führen, daß ihm auch von Seiten der zahlreich anwesenden Damen alles Lob gespendet wurde. Auf vielseitiges Verlangen wird Hr. Ruland demnächst ein Konzert geben wozu wir ihm wiederholt ein volles Haus wünschen."

Unter Hattenöes.

Teuer erkauft.

Erzählung von Jda von Conring.

(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)

Die Herren kamen sitzt aus dem mit blauen Rauchwolken gefüllten Nebenzimmer zum Vor­schein. Meta warf die Zigarette fort und Miß Pinkerron hörte auf zu singen-Wir stören wohl? sragte R'chacd, über die plötz. liche Stille verwundert.Weshalb ist Ulla denn nicht bei Euch?"Ich muß nach Hause fahren und warte auf Dich," sagte diese mühsam lächelnd,es est schon recht spät geworden, und Meta wird müde sein." Anfangs saß Ulla wortlos in den weichen Polstern deS Wagens.Du bist ja jo still, Maus," sagte Arnold.Die Gesellschaft hat Dir wohl nicht besonders gefallen? Bischen reich dekolletiert war die kleine Frau, und ihr.Benehmen, wie schien Dir das?"Un­verantwortlich hat sie sich betragen," antwor­tete Ulla kalt.Na, hör' mal, das ist doch wohl zu viel gesagt. Es kann ja nicht jede so korrekt sein wie Du. Meta ist jung und lebenslustig, auch nicht besonders gut erzogen. da bleibt es nicht aus, daß sie mal ein

bischen über die Stränge schlägt. Aber bildschön ist sie doch, Meiner rühmte noch vorhin die Linien an Nacken, Schultern und Arm, die von klassischer Schönheit seien, und dazu das herrliche Profil."Verschone mich mit der Wiedergabe seiner Aeußecungen, Arnold ich bitte Dich darum!"Sei doch nicht so prüde, Ulla was habe ich denn ge­sagt? Doch sicher nichts unpassendes? Du bist plötzlich so erbittert auf Meta, hast Du etwas m,t ihr gehabt?

Und mit einem nicht gerade glücklich ge­wählten Versuch, zu scherzen fuhr Arnold fort: Du bist wohl neidisch auf die kleine Sirene, Frauchen?" Wie ein Pfeil traf sie bas harmlos» Wort. Zum zweiten Male heute hatte man in ihr das kleinliche häßliche Ge» fühl in ihr vermutet.Du tust mir unrecht," sagte sie ruhig, obwohl mit bebender Stimme. Im Gegenteil, ich danke Gott, daß ich Meta nichr gleiche."Ich danke Dir, Gott, daß ich nicht bin wie jener Zöllner," parodierte Arnold ärgerlich.Liebe Frau, hüte Dich vor dem Pharisäertum! Du hast die besten An­lagen dazu. Wirke mit Liebe und Geduld auf Metha ein, dann können wir hoffen, daß sie ihre Torheiten nach und nach oblegen wird. Aus die kleine Frau aber in solcher Weise herabzusehen, hast Du kein Recht, und Richard würde es schwer empfinden. Komm, gib mir die Hand und sage, daß meine kluge Frau versuchen will, Gutes zu stiften!"

Arnold versuchte vergeblich, in dem herr­schenden Dunkel Ullas Gesicht zu sehen. Sie saß zurückgelehnt, fest in ihren Mantel ge­wickelt, aufrecht da. Arnolds Worte halten die wunde S elle getroffen. Von ihm eine Verteidigung der Frau auhören zu müssen, die sich den ganzen Abend um ihn bemüht den ersten Streit in ihrer jungen Ehe, den ersten Vorwurf, den Arnold ihr gemacht, um MetaS willen das empörte sie bis ins Herz hinein, um so mehr, als sie fühlte, daß ihr Wesen wirklich nicht ganz frei von Selbst- gerechrigkeit gewesen war. So machte sie un. geduldig ihre Hand frei:Bitte laß mich, Arnold, ich bin müde!"Wie, Du willst," sagie er verletzt,ich hätte dich nicht für so empfindlich gehalten. Jedenfalls hat der Abend ungünstig auf Dich gewirkt."

Der Wagen hielt, und Ulla eilte flüchtigen Fußes die Treppe hinauf, in das warme, ver- l dunkelte Zimmer, in welchem beim malten Schein der Nachtlampe Fritzchen in seinen weichen Kiffen in tiefem, gesundem Kinderschlaf j lag. Die Mutter küßte leise das runde Händ» chen, und eine schwere Träne siel daraus, als sie es an die Lippen hob.

Richard ging, nachdem die Gäste sich ent­fernt hatte», langsamen Schrittes nach oben, wo er sich im Schlafzimmer vor dem Kamin niederjetzte und gedankenvoll in die bisweilen aufzuckende Flamme starrte. Es war ganz still um ihn her. Nur aus dem Nebenzimmer, wo Meta sich mit Hilfe des Kammermädchens umkleidete, klang bisweilen, durch die Vor­hänge gedämpft, der Ton ihrer hohen, Hellen Stimme. Sie schien sehr guter Laune zu sein. Das Zimmer, in dem Richard sich befand, war dreiseiistrig mit Vorhängen und Ueberzügen in reseda Seidendamast. Richards Hand streifte über den schweren Stoff, als er sich in den Stuhl zurücklehnte, und es fiel ihm dabei

ein, wie viel die Eltern für ihn getan hatten, und wie gleichgültig er ihnen gegenüber ge­worden war.

Der Konsul war seit Weihnachten mit seiner Frau an der Riviera er sollte dem Hamburger Winter entgehen, da die Aerzte für seine Lunge fürchteten. Seit langer Zeit hatte Richard ihm dorthin nur die notwen­digsten geschäftlichen Mitteilungen gemacht alles, was nicht dazu gehört, erzählten Ullas lange Briefe, und die letzte Bitte des scheiden­den Vaters war:Versuche dich etwas einzu- schränken, mein Sohn, die Konjunkturen sind ungünstig, wir haben alle zu viel ver­braucht." Die zarte Mahnung, in welche der einfache, sparsame alte Herr sich selber cinschloß. um dem Sohne eine Beschämung zu ersparen, wie hatte er sie befolgt? Richard seufzte un­geduldig und horchte wieder auf: Kam Meta noch immer nicht, um ihn aus den trüben Ge­danken zu reiße»? Die bestrickende blonde Frau hatte ihn an Leib und Geist so gänzlich unter­worfen, daß kein Widerstand mehr fruchtete. Und er schloß aufs neue mit schwerem Seufzer die Augen und legte die Hand auf die schmerz­ende Stirn.

Eben schob Meta den Vorhang zurück. Im losen lichtblauen Schlafrock war sie und ließ das lange Haar in einfachen Flechten herab­hängen. Beim Eintreten drückte sie auf den Knopf der elektischen Leitung, daß das ganze Gemach in einer Flut mondlichlarkiger Hellig­keit schwamm, und saß im nächsten Moment auf Richards Kniee», ihr weiches Gesichtchen an seine Wange schmiegend.Wie nett, daß Du noch aus bist ich habe noch gar keine Lust zu schlafen, Richard!"Warst Du beim Baby?" sragte er, ihre Hand zärtlich küssend. Bewahre, Minna schläft längst, es ist ja nach Mitternacht. Was sollte ich da? Baby ist doch gut versorgt!"Das finde ich durchaus nicht,' sagte er ernst werdend.Du solltest etwas mehr auf Minna achten. Sie macht mit Anni, was sie will, und ich bin der Meinung, daß die Kleine nicht recht gedeiht."WaS verstehst Dn davon?" erwiderte Mtta, von sei­nen Knieen ausstehend.Soll ein Viertcljahrs- kind etwa lausen und >precheu können? Ich möchte wissen, wer Dir das wieder eingereoet

hat?"Ulla meinte auch-"

(Fortsetzung folgt.)

StanöesbrrcH-KHrorrik

der Stadt Wildbad vom 15. April bis 26. April. Geburten:

15. April. Rothfuß, Wilh. Fr., Gipser hier I Sohn. 19. April. V»lz Karl Christian, Holzhauer hier, 1 Tochter.

19. April. Kull, Albert Heinrich, Koch hier, 1 Tochter. 21. April, Vollmer, Philipp Friedrich Taglvhner hier,

2 Töchter.

Eheschließungen-

25. April. Rettich, Ernst August, Architekt in Blau-

beuren und Schmio, Elste Paulme, hier. Aufgebote:

20. April. Feinauer, August, Geschäftsführer in Stutt­

gart und Mutterer, Karoline Sofie Luise in Berg.

26. April. Frey, Michael gen. ,Friedrich, Hausdiener

hier und Rometsch, Anna Maria hier. Gestorbene:

24. Tpril- Rau, Luise Mathilde, Tochter des Straßen- warts Karl Heinrich Rau in Sprollenhaus IS Jakre alt.

Bekanntmachung.

Auf Grund des tz 12 der Kgl. Verordnung vom 27. Dezember 187l und 22. Mai 1895 wird hiemit nach Verständigung mit den Herren Geistlichen bis auf weiteres die Zeit der Gottesdienste an Sonn- und Festtagen wie folgt öffentlich bekannt gemacht.

1. evangelische Kirche: Hauptgottesdienst von /i10/2l1Uhr

Nachmittagsgottesdienst von 1 ^2 Uhr

2. katholische Kirche: Hauptgottcsdienst von 810 Uhr.

,, Nachmitlagsgottesdienst von 23 Uhr.

Wildbav, den 23. April 1907.

Stadtschultheitzenamt:

B a e tz n e r.

j Kurverein Wildbad

Das BerkehrS-Bnreau des Kurvereins ist zunächst mit be­schränkten Bnreanftunden wieder geöffnet worden.

Etwaige Wünsche der Mitglieder des Kurvereins für heurige Badesaison bezügl. der Reklametätigkeit nsw. wollen bei dem Sekretär des Kurvereins angebracht werden.

Wohnung zu vermieten

auf 1. Juli oder früher. M etzins pro Jahr Mk. 200. einschließl. WaffcrzinS.

Schriftliche Anmeldungen sind zu richten an die Herren Sani- tätsrat lln. Haußmann oder Bankkassier W. Nlmer.

Koch'sche Stiftung.