Mader Mimik
Amtsblatt Anzeiger
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9ir. 50-
S
amstag, den 27. April 1907.
43 Jahrgang.
— Auch von der württ. Eisenbahnverwaltung wird demnächst eine Drucksache „Der neue Eisenbahn-, Personen» und Gepäcktarif" auSgogeben, i» dem die mit dem 1. Mai d. I. in den Personentarisen eingetretenen Aenderun« gen kurz dargestellt sind. Das Heftchen wird, wie der „Staatsanz." mitteilt, von den Fahrkartenausgaben auf Verlangen unentgeltlich an dos Publikum abgegeben.
Sturtgart, 25. April. Bei der heute vormittag vorgenommenen Ziehung der Stuttgarter Geld- und Pferdelotterie fielen die ersten Preise auf folgende Nummern: 40000 Mk. auf 41467; 10000 Mk. aus Nr. 106 851; 2000 Mk. aus Nr. 84773; 2 ä 1000 Mk. aus Ncn. 16121 und 89133; 6 ü 500 Mk. auf Nrn. 29333, 89148, 92374, 103549, 25 413 und 29 619. (Ohne Gewähr.) Die 17 Pferdegewinne werden morgen gezogen.
Stuttgart, 26. April. Bei der heute fortgesetzten Ziehung der Stuttgarter Geld» und Pferdeiotterie fielen die 17 Pserdegewinne au folgende Nummern: 49 656, 106424, 58 217, 75939, 24259, 50 654, 80557, 1700, 90 769, 48252, 61697, 86174, 51511,97340, 23287, 58280, 17 346. (Ohne Gewähr.)
— Die Maul» und Klauenseuche in Württemberg herrscht nach der neuesten Reichsseuchenstatistik gegenwärtig noch in 28 Gemeinden und 66 Gehüsten. Je 16 verseuchte Gehöfte sind in den Oderamtsbezirken Leutkirch und Nagold, 13 iw Bezirk Freudenstadt, 7 imBezirk Wangen,
5 im Bezirk Roitweil, 4 im Bezirk Ludwigsburg,
3 im Bezirk Maulbronn und je 1 m den Bezirken Oberndorf und Calw.
Leonberg, 22. April. Die leidige Kindersitte sich an Fuhrwerke zu hängen, hat gestern hier ein Opfer gefordert. Eni Automobil mußte, weil ihm eine Schafherde begegnete, auf der Straße warten. Das benützte ein Knabe von Eltingen, um sich daran zn hängen, er kam nach dem Anfahren nicht mehr weg und wurde, wie es heißt, an einer Straßrndiegung abge- ichleudert, er erlitt schwere Verletzungen und wurde bewußtlos ins Krankenhaus nach Leon» berg gebracht.
Tübingen. (Tagesordnung des Schwurgerichts.) Montag, den 29. April, vormittags 9 Uhr: Strafsache gegen Emil Schcmpf, Goldschmied von Grärenhaufen, wegen Körperverletzung mit nachgefolgtem Tod. — Dienstag, den 30. April, vormittags 9 Uhr: Strafsache gegen Friedrich Brodbeck, Wcingärtner von Tübingen, wegen Meineids. — Dienstag, den 30. April, nachmittags 3 Uhr: Strafsache gegen Daniel Berg, Flaschnergeselle in Reutlingen, wegen Situichkeltsverbrechen und Brandstiftung.
Marbach, 24. April. Am letzten Samstag fanden auf dem hiesigen Rathause umfangreiche Güterankäufe stau für eine an der Rielingshäujer Straßezu errichtende größere Baumwollspinnerei. Borläufig wurde» etwa 140 Ar angekauft zum Preise von 80 Pfg., 90 Pfg. und 1 Mk. pro Quadratmeter. Die betr. Firma beabsichtigt, sosern ihr die verlangten Garantien (Steuer-j frühest auf 5 Jahre rc.) gegeben werden, als
dann mit dem Bau der umfangreichen Fabrikanlagen zu beginnen.
Vom Boden see, 24. April. Das Pfän- derbahnprojekl wird in Bälde seiner Verwirklichung entgegengehen. Das Aktionskomitee in Bregenz ladet z. Zt. zur Zeichnung von Pfän» derbahn-Stammaktien ein. Die Anlagekosten der Bahn, höchster Punkt 1000 m. Länge 2,9 km, sind nach dem Projekte Strub.Zünrich berechnet mit 1000 000 Kr. Die Pfänder-Zahn» radbahn, für welche das Eleknzilätswerk Jenny und Schindler in Kenneibach die Konzession erwarb ,hat eine Höhendiff erenz von 620 Meter zu überwinde», größte Steigung 27. mittlere Steigung 20 Prozent. An Kunstbauten sind 3 Tunnels vorgesehen. Jeder Zug wiro aus Lokomotive, einem Personenwagen und einem Anhängewagen bestehen. Die Wagen habe» nur eine Kiafse. D>e Fahrzeit wird bergwärts 24 Minuten, talwärts 23 Minuten betragen. Jeder Zug könnte etwa 85 Personen aufnehmen, in 12stündigem Betrieb würben ungefähr 2000 Personen auf den Pfänder befördert werden können. Der Fahrpreis ist mit
з. 20 Kronen für eine Berg, und Talfahrt berechnet.
Kappelrodeck, 18. April. Das schöne große Anwesen des früheren Bürgermeisters und Kassiers des Vorschubvereins, Hermann Haas in Kappelrodeck, welcher bekanntlich s. Z. Unterschlagungen in Höhe von nahezu einer Million begangen und dadurch großes Leid über seine Gemeinde gebracht, ging im Konkursverfahren um zwei Drittel des Schätzungswertes in den Besitz des Privatiers I. S. Schund in Can n» statt, früher in Billingen, Baden, über.
— Die Gemahlin des Herzogs Dr. Karl Theodor in Bayern nimmt, um sich in der Kochkunst zu vervollkommnen, wie ans München geschrieben wird, dort an einem regelmäßigen Kochkurse in einer Privatkochschiiie in der Siadt teil und macht, wie alle anderen Zöglinge, auch öie geringsten Küchenarbesten mit. In der Anstalt lernt zu gleicher Zeit auch die Tochter des bayerischen Ministerpräsidenten, Baronesse PodewilS, vre sich neulich mit einem Offizier verlobt hat, das Kochen.
Nürn berg, 24. April. Bei dem Fallissement des Bankhauses Straßer und Müller soll, einer Meldung des „Frank. Kontier" aus Bamberg zufolge, ein Defizit von 200000 Mk. vorhanden sein.
Potsdam, 25. April. Im Prozeß gegen den Gouverneur v. Puttkamer erkannte das Gericht wegen dreier Dienstvergehen auf einen Verweis, 3000 Mk. Geldstrafe und Tragung der Kosten.
Weimar, 20. April. Rittergutsbesitzer Brauns aus Holzdcrs, der m:t seinem Automobil den Maler Professor Schulze totfuhr, hat bei Gericht freiwillig 30000 Mk. deponiert, um seiner Verhaftung zu entgehen.
Berlin, 24. April. Bei Besprechung des Miliiäretats führte der Kriegsministcr v. Einem
и. a. ouS: Wenn der Reichskanzler von Ersparnissen gesprochen hat, so kann er diesen Etat,
»der damals vem Reichslag schon vorlag, nicht 'im Auge gehabt haben. Wir haben in nicht
glänzender Zeit Aenderungen in der Artillerie und die Umbewaffnung der Infanterie durchgeführt. Die dazu bewilligten Mittel reichen nicht nur nicht aus, sondern wir werden mit noch weiteren Forderungen kommen. (Bravo) Dazu kommt noch der notwendige Umbau der Landesbefestigung; ich hoffe dies ohne Beeilung durch- zuführe», ehe es zu ei, em Krieg kommt, ehe wir sie gebrauchen. Auf die Waffen allein kommt es aber nicht an, sondern auch auf den Geist in der Armee und die Begeisterung im Volke. Der deutsche Soldat aber muß die besten Waffen haben, die es überhaupt gibt. Der Reichstag hat die notwendigen Mittel auch bereitwillig bewilligt. Wir dürfen nicht zu Zuständen kommen, wie Frankreich vor zwei Jahren, als der Himmel sich bewölkre, Hunderte von Millionen an die Grenze warf, um kriegstüchlig zu werden. Wir muffen bereit sein, ehe wir unsere Waffen gebrauchen. (Lebhafter Beifall.)
— Eine Erbschaft von 2 Millionen Mark ist der Stadt C he m uitz zugefallen. Der früher dort wohnhafteHaudschuhfabrikant Bruno Falke, der es vom armen Strumpfwirkerlehrling zum mehrfachen Millionär gebracht hat und auf einer Weltreise in Singapore gestorben ist, setzte die Stadt Chemnitz zur Hanplerbin seines 2 Millionen betragenden Vermögens ein.
Döberitz, 25. April. Als Prinz Eitel Friedrich gestern den Dienst bei seiner Kompagnie beginnen wollre, scheute das Pferd vor einer roten Signalsahne, die ein Unteroffizier trug. Das Tier schnellte mit dem Kopf in die Höhe und schlug den Prinzen so heftig gegen die Nase, daß derselbe bewußtlos vom Pferd sank. Die Meldung, daß der Prinz eine Gehirnerschütterung erlitten habe, ist unbegründet. Er klagte über heftige Kopfschmerzen, die aber bereits nachgelassen haben. Das Befinden hat sich überhaupt erheblich gebessert, so daß der Prinz voraussichtlich am Samtag nach Potsdam wird zurückkehren können.
— Nach einer Statistik des sozialdemokratischen Maurerverbands über die Lohn» und Arbeitsbedingungen im Maurergewerbe hat sich in dem Jahrzehnt 1895 bis 1905 das Arbeitseinkommen für rund 190000 Maurer um etwa 45 Millionen Mark gesteigert. Das macht auf den Kopf rund 236 Mk. In bezug hierauf schreibt die sozialdemokratische „Münchener Post" u. a.: „Die Verbesserung in der Lebenshaltung der organisielten Arbeiter Deutschlands drängt sich jedem ruhigen Beobachter so stark auf, daß er auf alle theoretischen Argumente für die Notwendigkeit und den Nutzen der Gewerkschaftsbewegung verzichtet." — D»e Verbesserung der Lebenshaltung wird der „ruhige Beobachter" auch für die nicht organisierten Arbeiter feststellen müssen. Trotzdem spricht das sozialdemokratische Parteiprogramm immer noch von der wachsenden Verelendung der Massen.
— In wenigen Tagen wird Miß Ethel Rockefeller Mr. Hartiey Dodge heiraten. Die Jungvermählten werden das reichste junge Paar Amerikas sein. William Rockefeller, der Vater der Braut, wird auf 400 Millionen Mark geschätzt, und Mr. Dodge, der aus einer New- yorker Famile stammt, soll seinerseits etwa 160 Millionen Mark besitzen.