und diesen Tag noch schuldig geblieben ist, so"

Sie fühlte ihren Arm erfaßt. Franz Geh­ricke flüsterte ihr ins Ohr:

Rühren Sie in dieser Sache kein Glied, Frau Nachbarin! Wilfred Jordan steht unter dem Verdacht des Mords an Gabriele Wellner!"

Sie starrte ihn mit runden Augen an, als hielte sie ihn für geistesverwirrt. Dann rief sie fassungslos:

Martha! Kind! Wir haben einen Mörder unter unserem ehrlichen Dach gehabt! Jetzt soll mir einer wiederkommen mit schönen Worten. Dein Vater selig dreht sich im Grabe um."

VIII

Der Polizeirat hatte rasch die Tür hinter sich zugedrückt nnd war, von einem der beiden Beamten, welche sich im Hausflur neben dem Eingang aufgehalwn hatten, begleitet, die Trep­pen zum obersten Stockwerk hinaufgeschritten.

Ein leichter Druck öffnete das ohnehin schwach widerstandsfähige Schloß an Jordans Zimmer, tür. Beide Beamten befanden sich in dem dunklen Gemach, durch dessen unverhüllte Fen­sterscheiben ein Stückchen Stlrnenhimmel freund­lich hereinschaute.

Ein kleiner Wachsstock, den Höckners Be­gleiter aus der Tasche zog, war schnell entzün­det. Bei seinem unsicheren Schein gewahrten sie die Lampe, welche vorgerichtet auf dem Tische stand. Als dieselbe entzündet war, begann der Polizeirat sich forschenden Blickes in der Stube umzusehen.

Außer den zur Wohnung gehörigen Möbeln war für den Beschauer nichts besonderes zu er­spähen. Ein halb invalider Schirmständer lehnte an der Türecke, in welchem ein zuge­schnallter Regenschirm und ein Spazierstock sich Gesellschaft leisteten.

In demselben Augenblick, als Höckner sich des ersteren bemächtigte, um das Gummiband darum zu lösen, wurde tief unten im Hausflur das Klappen der Eingangstür laut. Gleich darauf eilende Schritte, welche sich näherten, Stufen überspringend.

Wilfred Jordan, der von Heinrich Balder wie ein Trunkener fvrtgestürzt war, hatte sein fieberndes Blut nicht sogleich in die drückende Enge seiner vier Stubenwände zwingen können.

Er war dem inneren Drange folgend, quer über die Straßen in den Stadtpark geeilt. In die Stille und Einsamkeit des Waldfriedens.

Um ihn her rauschte der Nachtwind in den welken Herbstkleidern der Bäume, deren Lücken nnd Schäden die Zweige zitternd zu bergen trachteten. Nur die gelbbraunen Eichen standen dicht belaubt und wintectrotzig inmitten des Flimmerscheines, den der Luftzug um sie ver­breitete, indem er die knisternden Blätter in mutwilligem Versteckspiel drehte und wandte. Zuweilen leuchteten sie wie Gold auf, wenn ein flüchtiger Mondstrahl über sie hinglitt, und wie Silber funkelten die weißen Rinden der Birken.

Jordan schritt die verschlungenen Waldpsade auf und nieder.

Im Geiste wiederholte er unablässig seine Unterredung mit Balder. Bald lauter, bald leiser. Er träumte eine Fortsetzung hinzu oder malte ein zweites Wiedersehen angesichts blan­ker Waffenläufe aus.

So, indem er die Situation erschöpfte, er­schöpfte er zugleich die wühlende Erregung, welche seinem Gegner weit mehr zum Vorteil diente, als ihm selbst.

Der dürre Blättertepich unter seinen Füßen knisterte. Es klang, als ob Geisterstimmen zu dem einsamen Wanderer empor flüsterten. Ein Zwiegespräch der Natur, des Lebens und des Todes.

Jordan fühlte seine brennende Stirn sich langsam kühlen. Die feuschte Frische, welche durch die kahlen Stämme gegangen kam, linderte den Druck um seine Schläfen. Das schwarze Schattenspiel vor seinen Augen löste sich im Winde auf. Er konnte wieder klar sehen.

Seine jetzigen Gedanken trieben ihn nach Hause, die Spur zu verfolgen, welche einen Augenblick anscheinend greifbar vor ihm ge­legen, um jäh wieder zu verlöschen.

Er verließ den Park und schritt, den Blick von den erleuchteten Fenstern Balders abwen­dend, auf dem nächsten Wege nach der Stadt zurück.

Mit sprachlosem Staunen und Unwillen sah er sich seinem geöffneten nnd erleuchteten Zimmer gegenüber.

Wer hat sich erlaubt" er brach mitten im Satze ab, als er die vorwärts schreitende

Gestalt HöcknerS, welcher den Schirm auf die Tischplatte fallen ließ, ins Auge faßte.Was ist hier?" und wieder brach er ab.

Es tut mir leid", Jordan hätte darauf geschworen, die Stimme, die zu ihm sprach, nie gehört zu haben; sie schnitt ihm in sein ohnehin gereiztes Gehöres tut mir leid, daß ich Ihre Rückkehr nicht habe erwarten können, als ich an die Ausübung meines Amtes ging."

Amt? Und bei mir?" brauste der junge Mann auf, seine zorntlitzenden Augen auf den zweiten Anwesenden der unvorhergesehenen Gäste richtend, welcher sich soeben anschickte, den be­scheidenen Schreibtisch zu öffnen.

Der Polizeirat legte Jordan mit zwingen­dem Nachdruck die Rechte auf den Arm.

Ich bitte, sich ganz ruhig zu verhalten."

Wer will wir das vorschreiben in meinem eigenen Zimmer?" brauste Jordau von neuem auf.

Ich. Machen Sie keinen unnützen Lärm, sonst . .

fFartletzung folgt.)

(Was macht man mit dem Weih­nachtsbaum?) Zerhackt man ihn? Ver­brennt man ihn? Wenn man recht gescheit es damit anfangen will und einen Garten oder nur einen Balkon zur Verfügung hat, so ver­wandelt man ihn in einenFutterbaum", sagen wir kurz tn einen Vogelbaum. Das heißt: Mau mischt allerlei Sämereien, Hanf, Hirse usw., und sonstiges anderes Vogetfutter, in geschmolzenes Fett, und damit übecgießt man dann die Zweige. Dort krstarrt's und nun hält der Baum die kalten Monate hindurch für alles gefiederte Getier gedeckten Tisch. Man wird sich bald wundern, wie zahlreich die Gäste kommen, und wie schöne und auch seltsame darunter. Und welches Treiben dann im Vogelbaum, von dem man nur den Schnee fernhalten und hübsch abschütteln muß! Am einfachsten gehts natürlich, wen» der Platz ge­deckt ist. Kommt dann der Frühling und ziehen die Gäste weiter, so ist zum Verbrennen noch immer Zeit; mit den Fettresten daran brennt's dann sogar erst recht gut.

Kit Ortsgruppe der Deutschen Partei Witdba-

(LrbevaLe Wereinigirng)

hält ihre

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Sonntag, den 8. Jannar 1987, Nachmittags 4 Uhr

im Gasthaus zurLinde" ab.

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Rechenschaftsbericht. Wahl des Vorstandes. Vortrag über Proporzwahl.

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Der Vorstand.

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Nachmittags 5 Uhr findet in öffentlicher Sitzung der bürgerlichen Kollegien die Beeidig­ung der neugewählten Bürgeraus- schuß-Mitgliever statt, wozu die Bür­gerschaft hiemit eingeladen wird. Wildbad, den 2. Jannar 1907. Stadtschultheißenamt Bätzner.

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