WaderMwillk

Amtsblatt

für die SlaöL Wiköbad.

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während der Saison: Amtliche Frrmdenliste.

Nr. 92-

Dienstag, den 7. August 1906.

42. Jahrgang.

Rundschau.

Stuttgart, 3. Aug. Der König verlieh dem Chefredakteur desStaatsanzeiger", Pro­fessor Wieland, anläßlich seines 40jährigen Be­rufsjubiläums das Ehrenkceuz des Kronenor­dens, womit der Personaladel verbunden ist.

Zn Schwann, O.-A- Neuenbürg, brannte gestern vormittag */s9 Uhr das einstöckige Wohn­haus der Landwirts Witwe Faaß und 2 Stall­ungen nieder. In dem abgebrannten Haus befand sich auch ein Spezereiladen. Der Ge­samtschaden dürfte 6 - 8 000 Mk. betragen. Man nimmt an daß das Feuer durch noch glühende Asche im Stall anging. Die Feuer­wehr batte Mühe, die Nachbarschaft zu schützen. Ein Nachbarhaus hatte schon angefangen zu brennen.

Nagold, 1. August. Die hiesige Bäcker- Genossenschaft macht bekannt, daß von heute ab ein Brotaufschlag eintr>tt: es kostet 1 Rog- genlaibchen 25 Pfg., 1 Pfundlaible 15 Pfg., 4 Pfund Schwarzbrot 50 Pf.

Ein furchtbares Hagelwetter im Dezirk Küuze! sau Hai leider noch in letzter Stunde vor Bergung der reichen Ernte einen großen, man kann sagen den größte» Teil des Segens in kurzer Zeit ver­nichtet. Freitag abend gegen 8 Uhr zog ein Gewitter mit unheimlich drohendem, finsteren Gewölk brausend von Südwest herauf und bald fiel Hagel, der die Markungen Meßbach, Dörz- bach, Ailringen, Hollenbach, Niederstetten total verwüstete. Die Hagelkörner waren teilweise größer als Taubeneier, die Gegend glich einer Winterlandschaft, was grünte und reifte ist zer­stampft und zerrissen und außer dem Korn, das unter Dach ist, wurde die ganze Ernte ver­nichtet. Der furchtbare Sturm vollendete das Vernichlungsmerk und entwurzelte viele Obst­bäume, die der Hagel schon ihrer Früchte be­raubt hatte. Auch die paar Trauben in den Weinbergen sind jetzt vernichtet und statt gol­denen Aehren und roten Früchten bleibt wert­loses Stroh und dürre Aeste. Der Schaden ist noch nicht zu übersehen, er ist aber ein sehr großer und die öffentliche Hilfe wird eintreten müssen, da bekanntlich sehr viele Landwirte nicht gegen Hagelschlag versichert sind. In Wermut­hausen führte der Knecht des Bauern Dörr Getreide ein, als der Blitz in sein Fuhrwerü schlug und beide Pferde sofort tötete. Der Knecht war längere Zeit bewußtlos, befindet sich aber wieder besser; er hat schwere Brand­wunden davongetragen,

Baden-Baden, 3. Aug. Im Hotel Englischer Hof" hier beging heute Herr Hüt­tenbesitzer Heinrich Krämer aus St. Ingbert (Pfalz) mit seiner Gemahlin, ged. von Stumm, die Feier der goldenen Hochzeit.

Berlin, 6. Aug. Aus Moskau wird dem Lok.-Anz. gemeldet: Soeben beginnt hier der Generalstreik. Das gesamte Proletariat tritt in den AuSstand. Die Eisenbahner beschlossen, nachmittags den Verkehr einzustellen, ausgenom­men die Nikola.bahn und-die Brestbahn, deren Angestellte angesichts der drohenden Vergeltungs­maßregeln eine schwankende Haltung zeigen. Alles versorgt sich mit Lebensmitteln.

Berlin, 5. Aug. Aus Kartagena wird gemeldet: Bei der Insel Hormigas, unweit Kap PaloS sank der italienische DampferSirio", der etwa 800 Auswanderer an Bord hatte. Man schätzt, daß etwa 300 Personen ertran­ken. Die Schuld an dem Unglück wird dem Kapitän des Dampfers beigemessen, der Selbst­mord beging.

Die Biersteuer wird für die Berliner Wirte zum guten Geschäfte. Sie verkaufen das Bier statt in 5-Zehntel- in 4-Zehntel-Gläsern und verdienen dadurch am Hektoliter Bier 10 bis 12 Mark mehr als seither. Die Steuer beträgt nur 1,50 Mark.

Aus der Schweiz, 2. Aug. Aus Grin­delwald wird dem s,Berner Bund" geschrieben: Der erste menschliche Passagier, der mit der im Bau begriffenen Schwebebahn von der Sta­tion Engel (Wetterhornaufzug) herunterfuhr, war der Elektrotechniker Reber. Als Wagen bediente er sich einer Kiste und als Fahrkarte einer Beicheinigung, daß er alle Folgen seiner Lustbahnfahrt auf sich nehmen werde. Volle 2*/s Stunden schwebte er zwischen Himmel und Erde und hatte während dieserZeit vollaufGelegen- heit, Betrachtungen anzustcllen über die Gefühle der künftigen Auszugpaffagiere. Die Anlage macht den Eindruck der größten Solidität nnd schrei­tet langsam aber sicher der Vollendung entgegen.

Mailand, 3. August. Man glaubt, daß der Brand in der Ausstellung auf Kurzschluß einer elektrischen Leitung zurückzuführen ist. Der Verdacht eines Verbrechens ist ausge­schlossen. Aus der Brandstätte arbeiten Feuer­wehr und Truppenabteilungen. In den Abtei­lungen für dekorative Kunst sind die deutsche, englische, russische, niederländische, japanische, persische, türkische und chinesische Sektion un­versehrt geblieben, während die italienische und ungarische vernichtet sind. Auch ein Pavillon der Abteilung für italienische Baukunst ist zer­stört Der Schaden wird auf etwa 4 Millionen Lire geschätzt.

Tiflis, 6. August. Nach einem Tele­gramme des Distriktchefs vsn Sangesur.au den General Goloschtkapoff haben Tartaren in der vergangenen Nacht die russischen Truppen regel­recht angegriffen. Der Kampf dauerte bis gegen 3 Uhr nachmittags. Die Torturen, deren Zahl sich auf 2000 belief, nahmen sehr günstige Stel­lungen ein. Ihre Verluste sind unbekannt. Nach längerem Bombardement hißten sie eine weiße Fahne und baten den Listriktchef, in ihr Lager zu kommen. Dieser erhielt die Nachricht, daß die Tartaren für die Nacht einen Angriff vorbereiten, und wechselte in der Dunkelheit seine Stellungen. Die umliegenden Ortschaften sind von den Tartaren besetzt, die itnterstützuugen erwarten. Die Verbiudnngeu im Distrikt Sangesur sind unterbrochen; die Bevölkerung nimmt eine feindliche Haltung ein.

Warschau, 4. August. Nach einer De­pesche aus Libau wurde sin letzter Nacht zwi­schen Libau und Hasenpot ein Personenzug un­gehalten und aus dem Postwagen 80 000 Ru­bel geraubt. Auch Reisende wurden beraubt.

Lokales.

SihW dn bürgerliche» Kollegien

am 21. Juli 1906.

Das Protokoll der Amtsversammlung vom 18. Mai 1906 wird publiziert. Der Vorsitzende bringt wiederholt den Ankauf des Grundstücks der Rath'schen Erben samt Remise in der Lö­wenbergstraße in Anregung, weil durch den An­kauf eine Arrondierung des dort liegenden städti­schen Grundstücks, der sog. Hummelswiese, zu erreichen sei und beide Grundstücke zusammen ein geeignetes Baugelände zur Erstellung von Arbeiterwohnhäusern geben würden. Die Für­sorge der Stadt^r geeignete Arbeiterwohuungen sei aus die Dauer,nicht zu umgehen. Bei der im Jahre 1905 stattgehabten Oberamtsmedizinal­visitation sei folgende Anordnung ergangen:In Wildbad fehlen geeignete Wohnungen für Ar­beiterfamilien. Das Kgl. Oberamt wird dahin wirken, daß solche daselbst errichtet werden." Die inzwischen gemachten Erhebungen hätten bestätigt, daß die Wohnungsverhältnisse der hiesigen ärmeren kinderreichen Arbeiterfami­lien vielfach derartige seien, daß sie an das Wohnungselend der größeren Städte heran­reichen. Die seitens der privaten Bauunter­nehmung inzwischen erstellten Wohngebäude für Arbeiter hätten eine wesentliche Verbesserung hierin bis jetzt nicht gebracht. Der jetzige Zu­stand sei unhaltbar, schon auch mit Rücksicht auf die sanitäre Beschaffenheit des Kurorts. Wie er, der Vorsitzende, schon in der Sitzung vom 9. September 1905 bargelegt habe, denke er sich die Lösung dieser Frage so, daß die Stadt auf dem gewonnenen Baugelände successive kleinere Arbeiterwohnhäulec erstelle, vielleicht zunächst nur probeweise zwei, und sie dann unter günstigen Bedingungen zum Selbstkosten­preis an Arbeiterfamilien abgeben werd^/ Größere Geldopfcr oder ein Risiko der Stadt seien hie­bei ausgeschlossen, auch den Handwerksleuten sei nichts genommen, da sie ja die Bauten aus- zuführen hätten, nur die Privatspekulation und Unternehmergewiune seien hiebei ausgeschal­ten. ^Die bürgerlichen Kollegien anerkennen wohl in ihrer Mehrheit die Richtigkeit der Aus führungen des Vorsitzenden, halten aber den von den Rath'schen Erben für das Grundstück samt Scheuer geforderten Preis von 9000 Mk für zu hoch und eS wurde hierauf beschlossen, zunächst von einer Erwerbung des Platzes ab­zusehen.

Der Justinus Kerner-Verein in Weinsberg, der den Zweck verfolgt, das Andenken an den Dichter Justinus Kerner lebendig zu erhalten, ladet durch Zuschrift vom 18. Juli ds. Js. die Stadtgemeinde Wildbad, wo Kerner als Arzt längere Zeit gewirkt hat, zum Beitritt in den Verein ein. Es wird beschlossen, dem Verein mit einem einmaligen Beitrag von 50 Mk. als lebenslängliches Mitglied beizutreten. W. Großmann z. Post bittet um Ersatz eines ihm an seinem Personen-Aufzug dadurch erwachsenen Schadens, daß am Personenaufzug durch in der städtischen Wasserleitung befindliche Steine und Sandkörner Maschinenteile beschädigt wurden, wodurch bedeutende Reparaturen ent-