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Nr. 91

Samstag, den 4. August 1906.

42. Jahrgang.

Rundschau.

Stuttgart, 2. Aug. Der Staats­minister der auswärtigen Angelegenheiten, Dr. v. Weizsäcker, hat sich heute in Sommer- urlaub nach der Schweiz begeben.

Stuttgart, 2. Aug. Gestern abend 8 Uhr wurde ein leichter Erdstoß von 2 Sekun­den Dauer im ganzen Lande verspürt.

Der Sitzung des Beirats der Verkehrs­anstalten wohnte auch der Staatsminister der auswärtigen Angelegenheiten v. Weizsäcker, an, der in einer längeren Ansprache u. a. auch die Personentarifreform und die Verhandlungen über die BetriebSinittelgemeinschaft berührte. Er gab dem Wunsch Ausdruck, daß die Perso­nentarifreform dem Lande gutes bringen möge. Was die Einführung des Zweipfennigtarifs an­lange so freue es ihn, Mitteilen zu können daß sich dieselbe infolge der außerordentlichen An­strengungen der beteiligten Beamten nach einem kürzlich eingegangenen Bericht der Generaldirek­tion auf 1. Oktober ds. Js., wie im Landtag in Aussicht gestellt wurde, werde ermöglichen lassen.

Feuerbach, 1. August. In der letzten Sitzung der bürgerlichen Kollegien wurde be­schlossen, die Realschule zu erweitern, so daß das Einjährige am hiesigen Platze gemacht werden kann. Herbst 1907 soll diese Bestim­mung in Kraft treten.

Calw, 2. August. Während eines schweren Gewitters am gestrigen nachmittag schlug der Blitz in das Haus des Bauern Stcienz in Stamniheim an der Gechinger Straße, tötete eine wertvolle Kuh und beschädigte das Haus stark.

Altensteig, 1. August. Verschiedene schwere Gewitter zogen heute nachmittag zwi­schen 35 Uhr über unsere Gegend, die wol­kenbruchartigen Regen, leider aber auch Schloßen brachten in der Größe von Haselnüssen. In dem eine Stunde von hier entfernten Garr- weiler schlug der Blitz in das Wohn- und Oekonomiegebäude des Bauern Seid und äsch. erte es vollständig ein. Die heutigen Eisra- bahnzüge brachten sehr viele Sommerfrischler aus der Residenz und andern größeren Städ­ten unseres Landes, die aus einige Zeit hier und in der Umgebung sich zu erholen gedenken.

Aus Baden, 3. August. An der Offen­burger Station sind in den letzten drei Lagen des Juli für 16000 Mark Kilometerhefte ver­kauft worden.

Pforzheim, 3. August. Gegen hundert Kinder gingen in die Ferienkolonien, die Knaben nach Engelsbrand, die Mädchen nach Salm- bach, Langenalb und Rotensol. Die hiesige Schützen-Gesellschaft hat eine Militärscheibe für Nichtmitglieder aufgestellt und ist soinit die erste Gesellschaft Deutschlands, die in dieser Weise das Schießen volkstümlich gestaltet und die Möglichkeit gibt, die Schußsertigkeit auch im beurlaubten Stand zu üben.

Pforzheim, 2. Aug. Gestern abend 8 Uhr 5 Minuten wurde hier ein Erdstoß ver­spürt. Ein kurzes dumpfes unterirdisches ge­löst trat ein, dann gab es eine Erschütterung, als ob ein schwerer Gegenstand zu Boden fiel. Die ganze Erschütterung ging It.Pf. A." so

rasch vorüber, daß die meisten Bewohner sie unbeobachtet gelassen oder auf irgend eine an­dere Ursache zurückgeführt haben mögen. Verschiedene Leute wollen nicht nur einen, son­dern zwei Stöße wahrgcnommen haben. An­dere wieder haben ein Krachen und ein deut­liches Erzittern der Möbel in ihrem Zimmer verspürt.

Fürth, 3. August. Am Samstag ist hier der ledige praktische Arzt Dr. Herzberg in seiner Wohnung tot aufgefunden worden. Wie sich jetzt herausstellt, liegt Selbstmord durch Mor­phiumvergiftung vor. Das Motiv der Tat sind Nahrungssorgen infolge Mangel an Praxis.

Bayreuth. 2. August. Gouverneur Jesko von Puttkamer, der während der Festspiele hier weilte, erklärte einem Mitarbeiter desLokal- Anzeigers" zu der über ihn in diesem Blatte veröffentlichten Mitteilung, daß er niemals in irgend welcher Form Ehrenanteilscheine oder Anteilschein: von Kameruner Gesellschaften er­halten habe oder bei diesen unter irgend einem Vorwand auch nur im geringsten beteiligt ge­wesen zu sein. Zu der Behauptung, daß er im Falle der Dienstentlassung eine hoch dotierte leitende Stellung in einer derjenigen afrika­nischen Gesellschaften einnehmen würde, die ihm als Gouverneur nahe standen, bemerkte Putt­kamer, daß er mit keiner der Gesellschaften einen sich hierauf beziehenden Vertrag abge­schlossen habe und daß hierüber nicht einmal Vorbesprechungen stattgefunden hätten.

Gotha, 3. August. Der Herzog hat aus Anlaß der Geburt des Erbprinzen eine Amne­stie erlassen, durch welche alle Strafen wegen Majestätsverbrechen, Vergehen wider die Staats­gewalt, Vergehen wider die öffentliche Ordnung, Vergehen gegen § 196 und 197 des Strafge­setzbuches, Vergehen gegen das Reichsgesetz über die Presse, sowie alle Polizeistrafen bis znr Höhe von 80 Mark erlassen werden.

Berlin, 3. August. Heute liegt eine Erklärung des Herrn Tippelskirch und Cie., vor, in der im Gegensatz zu den Gerüchten, die Firma habe dem Vorstand des Bekleidungs- amtS bei der Kolonialverwaltung, Major Fischer, jahrelang Darlehen gegeben, deren unbeglichene Höhe derzeit etwa 100 000^! betrage, fest­gestellt wird, daß die Firma dem Major Fischer niemals ein Darlehen gegeben, und daß sie Ihm niemals Geldzuwendungen in irgend welcher Form gemacht habe. Vor etwa sieben Jahren habe Tippelskirch persönlich, sowie mehrere andere Freunde dem damaligen Hauptmann Fischer durch Darlehen von ins­gesamt 5000 auS einer schwierigen Lage, in die er unverschuldet geraten war, heraus­geholfen; jeder Hintergedanke sei ausgeschlossen gewesen, ebenso bei einem Darlehen von 2000 ^!, das v. Tippelskirch Fischer einige Jahre später gab. Ferner erklärt v. Tippelskirch gegenüber der Behauptung, infolge der finanziellen Ab­hängigkeit Fischers von der Firma habe dieser derselben das Lieserungsmonopol für Transport­ausrüstungen der Schutztruppen zugewendet, wodurch der Firma ungebührlich hoh- Gewinne und dem Reich Schaden erwachsen sei, die Lieferungsoerträge seien nur mit der Leitung der Kolonialverwaltung abgeschlossen worden.

Die Bedingungen seien jedesmal das Ergebni sehr genauer Prüfungen und Kalkulationen gewesen, wobei unparteiische Korporationen mitwirkten.

Berlin, 3. August. In der Auslassung des Herrn v. Tippelskirch vermißt die Presse die bündige Erklärung, daß Major Fischer auch von anderen Beteiligten der Firma nicht unterstützt worden sei.

Die Hitze hat in Berlin Opfer unter Menschen und Tieren gefordert. 32 Grad im Schatten, das ist auch sehr unerträglich. In Charlottenburg blieb ein Lastwagen im von der Hitze weichgewordenen Asphaltpflaster steck­en. Nicht weniger als zwölf Pferde waren erforderlich, um ihn wieder flott zu machen.

St. Petersburg, 2. Aug. Gestern abend siud in Kronstadt Unruhen ausgebrochen. Die Matrosen der 4. Flotten-Equipage verließen nach 11 Uhr ihre Kaserne, vereinigten sich mit der auf der Straße auf sie wartenden Menge und begaben sich nach dem Hause des Hasen­kommandanten. Eine sofort kommandierte In« fantcric-Abteilung zerstreute die Volksmenge, indem sie ein Feuer auf sie eröffnete. Um die­selbe Zeit begannen Unruhen in anderen Flot» ten-Equipagen. Die Matrosen fingen au, sich zusammenzurotten und die Kasernen zu verlas­sen. Indessen gelang es, sie dazu zu bewegen, wieder in die Kasernen zurückzukehren. Unter­dessen zog eine Menge, die sich aus Matrosen der 4. Equipage und Pöbel znsammensetzte, gegen das Arsenal und wollte die Tore sprengen. Sie wurde jedoch durch Infanterie und Ma­schinengewehre von neuem zerstreut. Darauf wandten sich die Meuterer gegen das Fort Konstantin", wo man augenscheinlich mit ihnen im Einverständnis war, denn im Augenblick des Erscheinens der Meuterer wurde auf dem Fort eine rote Fahne geschwenkt. Die Meute­rer besetzten das Fcrt, das sodann beschossen wurde. Gegen 5*/s Uhr morgens ergaben sich die Meuterer. Während des Kampfes mit der Menge wurden 4 Kapitäne getötet; ver­wundetwurden ein Kontreadmiral, zwei Fregat- temkapitäne und ein Fähnrich. Am Morgen wurde die Ordnung wieder hergestellt.

Mailand, 3. August. Genauere Be­rechnungen ergeben für den Brandschaden in der Ausstellung den Betrag von 15 Millionen Lire, wovon 6 auf Ungarn, 9 auf Italien entfallen.

Aus Ktcröt uuö Umgebung Wildbad, 4. August. Der Bezirksverein Pforzheim desWürlt. Schwarzwaldvereins" veranstaltet morgen Sonntag eine Tagestour: Wildbad, Kaltenbronn, über den Schrammberg, Enzklösterle, Wildbad. Ferner machen die Mit­glieder des Schwarzwaldvereins Calw morgen einen TagesauSflug über Altburg, Würzbach, Agenbach, Aichelberg nach Wildbad.

Die gemäß Z 52 des Statuts vorzu- nchmende ordentliche Generalversammlung der BezirkskrankenkajseNeuenbürg findet am Sonntag den 12. August 1906, nachmittags 2 Uhr auf dem Rathaus in Höfen statt. Tages­ordnung: 1) Abnahme der Jahresrechnung 1905, 2) Sonstiges.