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worden sei. Diese Entscheidung soll im fran­zösischen Amtsblatt und in 50 weiteren Zei­tungen, deren Auswahl Dreyfus anheimgestellt wird, veröffentlicht werden.

Aus StaöL rrnö Umgebung,

Nachgenannte Kandidaten des evang Prediglamts haben u. a. in den Monaten April, Mai und Juni ds. Js. die zweite theo­logische Dienstprüfung mit Erfolg bestanden Stadtvikar Thaidigsmannin Wildbad, Pfarr- verweser Simon in Schömberg.

Wildbad, 14. Juli. Das Landes­komitee der König-Wilhelmspcnde schreibt Gedenket der Veteranen!" Die privaten Sammlungen zur Unterstützung bedürftiger Veteranen nehmen einen befriedigenden Fort­gang. Am letzten Kriegerbundstag in Tübingen konnte sestgestellt werden, daß 65000 Mk. an Spenden eingegangen sind. Heute ist schon die Summe von 86500 Mark verfügbar, ohne die 30 000 Mk. die der Landtag bewilligt hat. Wenn man aber in Betracht zieht, daß in Württemberg noch 20 000 Veteranen vorhanden sind, so werden noch weil größere Mittel er­forderlich sein, wenn eine wirkliche Hilfe möglich sein soll. Nimmt man, um ein Bei­spiel zu geben, einschließlich der Witwen und Waisen nur etwa 800 unterstützungsbedürftige Personen an, so bedarf es, um nur eine ein­malige Gabe von 30 Mk. gewähren zu können, mindestens eines Ergebnisses der Sammlung von 200000 Mk.! Vielleicht könnte durch Wohltätigkeitskonzerte geholfen werden." Aus diesem Endgedanken die Nutzanwendung ziehend, geben einige Mitglieder unseres Kur­orchesters (Cornet-Quartett) am Sonntag abend im Gasthaus zuralten Linde" ein Konzert mit ausgewähltem Programm, dessen Reinertrag dem genannten wohltätigen Zwecke zugeführt werden soll. Im Interesse der guten Sache wäre ein recht zahlreicher Besuch zu wünschen. Ein bestimmter Eintritt wird, um der Wohl­tätigkeit keine Schranken zu setzen, nicht er­hoben ; es steht jedem Besucher frei, sein Scherflein in eine dazu aufgestellte Sammel­büchse zu legen

(Eiliges.) Daß den Postbeamten im Drange des Geschäfts der Humor nicht ganz verloren geht, zeigt folgende Auskunft, die beim Stadtpostamt erteilt wurde. Frage: geht eine Ansichtskarte als Drucksache, wenn darauf ge­schrieben stehtinnigen Kuß"? Antwort: im allgemeinen sind ja die KüsseDrucksache," bei der Post aber unterliegen sie der vollen Gebühr.

HlnterHattenöes.

Verloren und gefunden.

Eine wahre Geschichte von Ed. Dabay.

(Nachdruck verboten.)

Nach dem vorzüglichen Diener in seiner hübschen Villa in der fünften Avenue erzählte Mr. Paul G., ein sehr angesehener New-Zjor- ker Bankier einigen intimen Freunden folgende Episode seines Lebens:

Der Inhalt der Geschichte wird den Le­sern erklären, weshalb die richtigen Namen nicht genannt werden, denn mehrere der ge­nannten Personen sind jedenfalls noch am Leben.

Ich war seit sieben Jahren bei der Kasse im Bankhause Williamson u. Co. angestellt und erfreute mich des Vertrauens meiner Prinzipale und der Achtung meiner Kollegen, als eine Begebenheit eintrat, welche für den Augenblick meine ganze Existenz aus dem Gleise brachte, während sie mir in Wirklichkeit den Weg zu meinem künftigen Glück bahnte.

Eines Morgens übergab mir Mr. William­son junior eine Anweisung auf 3000 Pfund Ster­ling mit der Ordre, oen Betrag in der hollän­dischen Bank zu erheben. Eine Stunde später war es geschehen und ich stand auf der Schwelle von Mr. Williamsons Bureau, als ich unwill­kürlich mit der Hand in die Tasche fuhr, in welcher ich die Brieftasche mit den Banknoten halte. Ich stieß einen Ausruf des Schreckens aus, die Brieftasche war verschwunden. Ich vermochte das Entsetzliche kaum zu glau­

ben, aber es war kein Zweifel möglich. Das Geld war mir entweder gestohlen oder ich hatte es verloren, ich hatte es jedenfalls nicht mehr

Ich stand noch bleich und starr in der Tür, als ich halb wie im Traume M. Williamsons Stimme sagen hörte:

Nun, da sind Sie ja, G. Wo haben Sie das Geld?"

Was darauf geschah, weiß sich nicht mehr. Die nächste Stunde ist in meiner Erinnerung in einen dichten, undurchdringlichen Schleier gehüllt. Meine Aufführung und mein ganzes bisheriges Leben gaben meinen Prinzipalen kein Recht, schlecht von mir zu denken, aber ihr Wesen und ihre Worte waren derartig, daß ich mich dadurch auf das tiefste beleidigt fühlte. Ich litt entsetzlich in jener Stunde und als ich darauf nach Hause schwankte, war ich voll­ständig verzweifelt. Ich hatte nicht allein eine gute Stellung verloren, sondern auch meine ganze Zukunft war vielleicht zerstört, denn ein solcher Verdacht, der einem armen Menschen anhaftet, tötet moralisch sicherer, als eine Ku­gel auf physischem Wege.

Aber ich war jung und im Besitze eines Temperaments, welches sich nicht leicht Nieder­drücke» läßt. Als ich meine Erinnerungen Punkt für Punkt durchging, kam ich zu dem Resultat, daß ich die 3000 Pfund verloren ha­ben mußte und daß sie mir also nicht gestoh­len sein konnten. Ich mußte also alles daran etzen, wieder in den Besitz des verlorenen Gel­des zu gelangen. Ich hatte einige Ersparnisse gewacht und beschloß, diese anzuwenden, um meinen Verlust in allen Zeitungen bekannt zu machen, indem ich aber dabei nicht auf die üb­liche Weise einen guten Finderlohn versprach, ondern in wenigen Zeilen meine Qualen um meine verlorene Ehre und meine zerstörte Zu­kunft schilderte.

Vierzehn Tage nacheinander wiederholte ich meine Bitte in allen Londoner Blättern, aber ohne Resultat, und ich befand mich schon iu der größten Verzweiflung, als eines Morgens an meine Tür geklopft wurde. Da ich mich eit meinem Unglück von allen meinen Bekann­ten zurückgezogen hatte, konnte ich mir nicht denken, wer mich besuchen würde und war sehr überrascht, als Mr. Richard Lytton eintrat, ein Kaufmann, den ich einige Male bei William- on u. Co. gesehen hatte.

Ich habe von Ihrem Verlust gehört," be­gann er ohne weitere Einleitung und ohne den Stuhl zu nehmen, den ich ihm anbot. Ich habe Ihre Zeitungsannoncen gelesen und Sie interessieren mich. Ich komme soeben von Ihren früheren Prinzipalen und nach allem, was ich dort gehört, habe ich Kaution für die verlorenen 3000 Pfund gestellt."

Wie, mein Herr," rief ich,Siehaben-"

Lassen Sie mich ausreden," fuhr der Kauf­mann fort,ich habe es getan, weil ich die feste Ueberzeugung habe, daß Sie ein ehrlicher Mensch sind. Ich verlasse London im nächsten Monat und siedele nach New Jork über, um dort ein Bankgeschäft zu eröffnen, wollen Sie mein Kassierer sein? Nein keinen Dank," sagte er schnell, als er sah, daß ich Tränen, in den Augen hatte,nehmen sie mein Anerbieten an? Ja oder nein, das ist alles was ich zu hören wünsche."

Ob ich es annehme? Ein ganzes Leben voll treuer, ehrlicher Arbeit. " s

Es ist also abgemacht," sagte Mr. Lytton indem er nach der Tür ging,bevor wir ab- reisen, können Sie jeden Morgen um zehn Uhr zu mir kommen. Guten Morgen."

Ich blieb verwirrt in der halboffenen Tür stehen, durch welche der wortknappe Mann ver­schwunden war und fragte mich wieder und wieder, ob ich wache oder träume. Aber als ich mir zuletzt doch sagen mußte, daß es Wirk­lichkeit war, jubelte ich laut aus, während mir Tränen des Glücks über die Wangen liefen.

Fünfzehn Jahre waren vergangen, seit ich die unglückliche Brieftasche verloren hatte. Meine Situation hatte sich bedeutend verändert. Ich hatte in Mr. Lytton nicht allein einen wohl­wollenden Prinzipal, sondern auch einen wah­ren Freund gefunden, der unter seinem barschen Aeußern ein Herz von Gold besaß. Er bewies

mir vom ersten Tage unseres Zusammenseins an ein Wohlwollen, welches mir ganz unerklär- sich war, aber welches zu verdienen ich mir die größte Mühe gab. Im Laufe der Zeit wurde ich erst sein Kompagnon, und darauf sein Schwiegersohn. Die verlorenen 3000 Pfund bezahlte ich natürlich an Williamson u. Co. zurück, sobald ich die Mittel dazu hatte. Das Bankhaus Lytton und Co. machte gute Ge­schäfte, ich hatte eine Frau und zwei süße Kin­der, aber dennoch gab es eine Wolke am Him­mel meines Glücks. Ich konnte nicht begrei­fen, warum mein Schwiegervater mir ein so unverständliches, unverdientes Interesse gezeigt hatte.

Zuerst hatte ich mir nichts dabei gedacht aber je älter ich wurde und je besser ich den Egoismus der Menschen kennen lernte, desto mehr beschäftigte ich mich mit der Lösung, die­ser Frage. Oft, wenn mein sonst ziemlich wortkarger Schwiegervater zum Spreche» auf­gelegt war, suchte ich dieses Thema zur Sprache zu bringen, aber er ging nie darauf ein. Jede Andeutung in dieser Richtung schien ihn zu verwirren und ihn peinlich zu berühren. Er war eine sehr bescheidene Natur und mochte sich nicht rühmen hören.

(Schluß folgt.)

Sicrnöesbrrch-GHvorrik.

der Stadt Wildbad vom 7. Juli bis 13. Juli Geburten:

7. Juli. Zähringec, August, Friseur hier, 1 Tochter. Aufgebote:

7. Juli. Seyfried, Johann Wilhelm, Fuhrmann in Nonnenmiß u. Frey, Christine von Grömbach. 12. Juli. Bezner, Gotthilf, Schlosser in Stuttgart u. Günthner, Anna Maria von hier.

G est orb en e:

7. Juli. Kern, Luise Wilhelmine geb. Großmann, Witwe, 60 Jahre alt.

11. Juli. Schuhmann. Gottlieb Eugen in Sprollen­haus, 1 Monat alt.

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