WaderMonik

Amtsblatt

für die Staöt Witöbad.

Anzeiger

für WiLöbaö u. Umgebung.

Erschein« Dienstags, Donnerstags und Samstags.

gestellpreis') oierteljähriich t Mk ' 10 Pfg. Bei allen würt- tembergischen Postanstalten und Boten im Orts- u. Nach­barortsverkehr Vierteljahr! I «ck 15 außerhalb desselben 1 Wk. 20 ^ : hiezu 15 ^ Bestellgeld.

Hirxu: Illustriertes Sonnkagsblakk und während der Saison: Amtliche Fremdenliste.

Die Einrückungsgebühr

beträgt für die einspaltige Zeile oder deren Raum 8 Pfg. auswärts 10 Pfg-, Reklamezeile 2» Pfg. Anzeigen muffen den Tag zuvor aufgegeben werden. Bei Wiederholungen entsprechender Rabatt.

Nr. 70- I

Samstag, den 16. Juni 1906.

42. Jahrgang.

R UN d i ch a u.

Gestorben: 14. Juni zu Ulm General­major a. D. Emil v. Löffler, Feldzüge 1866 und 1870/71, Kommentur des Militärverdienst- ordens, Inhaber des Eisernen Kreuzes 2. Kl., Kommenmr des Ordens der württ. Krone, Kommenteur des Friedrichsordens mit Schwer­tern, 80 I. a.

Stuttgart, 15. Juni. Das Befinden Fr. Haußmanns ist dem Vernehmen nach be­friedigend. Der bei vollem Bewußtsein befind­liche Patient bedarf nach ärztlicher Aussage einer längeren und vollständigen Ruhe, obgleich sein Bewußtsein durchaus ungetrübt ist. Ob er sich noch an den gegenwärtigen Landtagssitzungen beteiligen kann, ist darnach fraglich. Die Nah­rungsaufnahme ist gut. Die heutige Nacht ist gut verlaufen, das Befinden heute früh ganz befriedigend.

Stuttgart, 14. Juni- Die Landesaus­stellung von Lehrlingsarbeiten wurde heute Vor­mittag eröffnet. Ausgestellt sind Gesellenstücke von über 800 Lehrlingen der verschiedensten Gewerbe. Die Gegenstände zeigen von einer guten Ausbildung. Das Landesgewerbe­museum wurde im Monat Mai von 7578 Per­sonen besucht.

Stutt gart, 12. Juni. Der hiesige Rats­keller, welcher seit kaum zwei Jahren im Be. trieb ist, wird auf 1. Oktober neu verpachtet werden. Es scheint, daß der seitherige Pächter, wenigstens in der letzten Zeit seine Rechnung nicht mehr gefunden hat.

Stuttgart, 13. Juni. (Oberlandes­gericht.) In der bekannten Klage der Konkurs- verwaltnug der Mech. Bundweberei Göppingen gegen die Vaterländische Feuerversicherungsgesell­schaft und 4 andere Gesellschaften wegen Brandentschädigung in Höhe von 830 000 Mk. erließ heute der 1. Zivilsenat des Oberlandes- gerichts ein Teilurteil, wonach die beklagten Gesellschaften eine Hauptsumme von 350 000 zu bezahlen haben, nebst 5°/o Zinsen hieraus seit dem 29. Dez. 1902. Das Teilurteil wird vorläufig für vollstreckbar erklärt. Bezüglich der Restforderung wird weiterer Beweis ein­gezogen. Die beklagten Versicherungsgesell­schaften bestritten ihreErsatzpflicht und erkannten ev. den ersatzberechtigten Schaden nur in Höhe von 350 000400000 an. Nach den in erster Instanz eingezogenen Gutachten der gerichtlichen Sachverständigen hätte in dem für die Klägerin günstigsten Falle höchstens ein Schaden von 450 0000500 000 ^! als vorhanden an­genommen werden können, während der, dem gerichtlichen Verfahren vorausgegangene Schieds­spruch des Obmanns der Sachverständigen die ganze Forderung anerkannt hatte.

Die in Stuttgart erscheinendeSüd- und Mitteldeutsche Fleischerzeitung- schreibt nach einem ihr zugegangenen Stimmungsbericht über den Skandal im amerikanischen Fleischtrust: Die Enthüllungen über die Zustände in den Betrieben des Rindfleischtrusts haben zunächst die Wirkung gehabt, daß im ganzen Lande der Verbrauch von Erzeugnissen des Trusts erheb­lich zurückgegangen ist, und infolge dessen die Preise stark gefallen sind. Die Erzählungen, daß Menschen in die Siedekeffel der Chicagoer Fleischversandhäuser gefallen und mit zerkocht!

worden seien, werden von Mr. A. M. Simons, einem höheren Beamten des Verbandes der Chicagoer Wohltätigkeitsvereine, bestätigt. Mr. Simons war drei Jahre lang unter den Ar­beitern in den Chicagoer Packhäusern tätig. In dieser Zeit kamen, wie er sagt, zwei der­artige Fälle direkt zu seiner Kenntnis. Ein Knabe, der seinem Vater das Frühstück ins Siedhaus brachte, fiel in einen mit kochender Masse gefüllten Schmalzkessel und konnte nicht mehr gerettet werden. Nachdem der Dampf abgelassen worden war, wurden nur noch einige Knochen herausgefischt. Einige Wochen später fiel der Vater des Knaben in denselben Kessel, und erlitt das gleiche Schicksal. Beide Male wurde der Inhalt des Kessels, als ob nichts geschehen wäre, in Büchsen gefüllt und ver­kauft." Mit Recht bemerkt das genannte Blatt zum Schluß:Es wird heute bei uns wohl niemand mehr Lust haben, wissentlich ameri­kanische Fleischprodukte zu genießen. Es wäre aber auch vielleicht angezeigt die Verhältnisse in der amerikanischen Schmalzproduktion einer eingehenden Untersuchung zu unterwerfen. Wenn beim Fleisch solche Zustände herrschen, werden dieselben beim Schmalz nicht viel besser sein. Eine scharfe Kontrolle der amerikanischen Schmalz-und Speckeinfuhr ist zweifellos dringend nötig.

Calw, 13. Juni. Die Obstaussichten ge­stalten sich von Tag zu Tag geringer. In den Höhenlagen gewähren die Baumgüler einen trostlosen Anblick; die größte Zahl der Bäume steht ganz kahl da; alle Blätter sind vollständig zerfressen. Auffallend ist, daß nicht die gewöhn­liche Raupenart das Zerstörungswerk ausübt; es muß ein noch unbekanntes Insekt sein, das diese Verheerungen anrichtct. Außer den Raupen haben auch die häufigen und starken Nebel geschadet. In den niederen Orten sind die Aussichten besser, namentlich für Birnen. Zwetschgen und Aepfel gibt es wenig; in den Wäldern dagegen steht eine reiche Heidelbeer- ernte in Aussicht.

Vaihingen, 14. Juni. Am Dienstag wurde der 19 Jahre alte Adam Lehmann während eines Streites von einem Zigeuner erschossen. Der Mörder ergriff die Flucht und konnte bis jetzt nicht verhaftet werden.

Pforzheim, 15. Juni. Herr Bank­vorstand August Kayser liegt schwer erkrankt darnieder. Vor einigen Tagen war er wegen der Bahnhofs-Angelegenheit in Karlsruhe, er kam dort zu Fall und schlug den Fuß auf. Die entstandene Verletzung beachtete er nicht. Vier Tage ging er noch seinen Geschäften nach dann aber hatte die Wunde sich so verschlimmert, daß Herr Kayser endlich den Arzt rufen ließ. Dieser mußte die brandige Natur der Wunde und einen äußerst bedenklichen Zustand des Kranken feststellen, da derselbe auch anscheinend zuckerkrank ist. Einer Amputation des Beines widersetzte sich bisher der Kranke, doch scheint dieselbe nickt umgangen werden zu können, wenn der Zustand das Patienten überhaupt noch eine solche zuläßt. Sein Zustand ist äußerst bedenklich.

Kaiserslautern, 13. Juni. Ein Pri- vatkelegramm derPfälz. Presse" aus Fran­kental in der Pfalz meldet: Wege» Weinfälsch­

ung wurde der Weinhändler Schneider in Neustadt a. H. zu 5 Monaten Gefängnis und 3000 Mark Geldstrafe und sein Buchhalter Schober zu 2 Monaten Gefängnis und 1500 Mark verurteilt. Die in Betracht kommenden 20000 Liter Wein werden eingezogen.

Darmstadt,8. Juni. Der Student Hans Krastel aus Offenbach, zurzeit an der Darm­städter Technischen Hochschule, wurde vom Großherzog in längerer Privataudieuz im Neuen Palais empfangen, um einen von ihm erfunde­nen Automobilschutzreifen vorzuführen. Der Reifen schützt die Pneumatiks vor mechanischen Beschädigungen und Ueberhitzung, ferner gegen das gefährliche Gleiten auf nassen Straßen und vermindert vor allem die Staubentwicklung des Autos um 7080°/o; dabei ist der Reifen dauerhafter und billiger als Gummireifen. Der Großherzog, dem die Erfindung sehr gut gefiel, interessierte, wie die O.Z. schreibt, sich lebhaft und mit großem Sachverständnis für alle technischen Einzelheiten und bestellte sofort solche Reifen für sein Auto.

Berlin, 13. Juni. Der Reichsanzeiger gibt bekannt, daß dem Generalleutnant a. D. v. Trotha, dem früheren Kommandeur der Schutztruppen von Südwestafrika, der Rote Adlerorden erster Klasse mit Schwertern am Ringe verliehen wurde.

Berlin, 14. Juni. Zu den Vorkomm­nissen in Chicago hat sich der preußische Land- wirtschaftsminister v. Podbielski gegenüber einem Mitarbeiter des Lokalanzeiger u. a. fol- gendermaßen ausgesprochen:Die Vorkomm­nisse waren uns sehr wohl bekannt. Mit Grauen konnte man bei den Mitteilungen er­füllt werden; wir konnten uns dazu nicht öf­fentlich äußern, sondern mußten unsere Bevöl­kerung nur zu schützen suchen. Zur Untersuch­ung von täglich 10000 Schweinen sind nur drei Tierärzte angestellt. Bei uns darf ein Tierarzt oder Fleischbeschauer täglich nicht mehr als 20 Stück untersuchen. Kürzlich traf ein großer Dampfer mit fremdem Fleisch ein, das vollständig verworfen werden mußte. Viele Tiere waren krank oder tot geschlachtet worden. Man hat sogar auf Umwegen, z. B. über Dä­nemark, solches Fleisch einzuführen gesucht. Auch aus Rußland soll ähnliches Fleisch zu uns ge­bracht werden. So wurde festgestellt, daß eine große Schiffsladung, die in Stettin eintraf, von Tieren herrührte, welche mit sibirischer Pest behaftet waren. Eine sehr große Anzahl der in Rußland mit der Fleischbeschau betrau­ten Tierärzte sind ohne alle Vorkenntnisse auf dem Gebiete der Tierarzneikunde."

Berlin, 11. Juni. Major v. Freyhold stieß am 3. Juni abends westlich von Gaobis auf eine 250 Gewehre starke Hottentottenbande und trieb sie von den nächsten Höhen. Am folgenden Tag wurde der Angriff fortgesetzt. Die Hottentotten wurden zurückgetrieben und die vom Feind besetzt gewesene Wasserstelle in Besitz genommen. Der Feind floh und wird von Oberstleutnant v. Estorff und der Abtei- lung des Majors Siebert verfolgt, während Major v. Freyhold nach dem Oranje mar­schierte. In diesen Gefechten sind gefallen; Oberleutnant Dannert, früher Füsilier-Regi-