WaberMjwnik

Amtsblatt

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Hir;u: Illustriertes Sonntagsblatk und während der Saison: Amtliche Fremdenliste.

Nr.

61,

Donnerstag, den 24. Mai 1906.

I 42. Jahrgang

Rundschau.

Stuttgart. Die Königin ist heute mit- tag mit Gefolge aus Nachod, wo sie seit dem Tode ihres Vaters weilte, wieder hier ein­getroffen. - Der König wird morgen früh aus Karlsruhe, (Schlesien) wieder hieher zurück- kehren.

Stuttgart, 22. Mai. In den sämtli­chen hiesigen Buchbindereien haben die Ar­beiter ohne Einhaltung der vereinbarten Kün­digungsfrist die Arbeit niedergelegt. Der Ausstand umfaßt etwas 100 Arbeiter und Ar- beiterinnen.

Neuenbürg, 20. Mai. Eine gestern hier tagende, erweiterte Ausschußsitzung des E'nz-Nagold - Gausängerdun des hatte über verschiedene Fragen zu dem am 10. Juni hier stattfindcnden Gausängerfeste zu be- raten. Den Hauptpunkt bildete die Stellung­nahme zu dem mit diesem Feste verbundenen Wettgesang. Aus Vorschlag des Gauvorstands, Reallehrer Kirschmer-Wildbad, und nach der Erklärung des festgebenden Vereins, von einer Verlegung des Festes Abstand nehmen zu wollen, stellten weitere 4 Vereine ihre Be­teiligung am Preissingen in Aussicht, welches dadurch eine Erleichterung erfahren hat, daß zum Vortrag vor dem eigentlichen Preislied nur ein Vers des als gemeinschaftlicher Chor bestimmten LiedesAennchen von Tharan" in Betracht kommen kann und jeder preissingende Verein, wenn seine Leistungen einigermaßen anerkennenswerte sind, mit einem Preis bedacht werden soll. Den übrigen Gauvereinen wurde zur Auflage gemacht, im Anschluß an den Wettgesang je einen Spezialchor vorzutragen, der von den anwesenden Preisrichtern zwar uicht gewertet, jedoch begutachtet werden soll. Als Preisrichter fungieren die HH. Ansel- Lvdwigsburg, Klotz-Eßlingen und Schäfer-Na- gold. An Stelle des erkrankten Gesamtchor­dirigenten Schneck-Salmbach wurde Reallehrer Widmaier-Neuenbürg mit der Leitung dieser Chöre betraut und wird dieser mit Rücksicht auf die noch zur Verfügung stehende kurze Zeit die Proben mit mehreren einander nahe­liegenden Vereinen zugleich vornehmen. Auch wurde der mehrfach lautgewordene Wunsch, ob nicht eine Bereinigung des vor einigen Jahren neugegründeten Nagoldgau-Sängerbundes mit dem diesseitigen Gau in die Wege geleitet wer­den könne, besprochen und betont, daß wohl hiezu anläßlich der am kommenden Sonntag in Calmbach stattfindenden Zusammenkunft der Vereine des Nagold-Gaues, wozu auch die Enztal-Vereine geladen sind, die beste Gelegen­heit geboten sei. Es wäre nur zu wünschen, wenn die frühere Konstitution wieder geschaffen würde, da beide Gaue an und Mr sich nicht genügend Vereine zählen, um ein an Konkurrenz reiches Wettsingen veranstalten zu können. Das Preissingen findet vormittags 10 Uhr iw neuerbauten geräumigen Saale z.Anker" statt; das eigentliche Fest wird nachmittags auf dem für solche Angelegenheiten besonders geeig. neten, idyllisch gelegenen Maienplatze abgehalten. Die Vorbereitungen zum Gausängersest, an welches sich andern Tags ein Kinderfest an­

schließt, sind in vollem Gange und der fest­gebende Verein ist bemüht, dieses zu einem schönen zu gestalten. Mögen die Gauvereine ebenfalls ihr möglichstes zum Gelingen des Festes beitragen und die eingeladenen Vereine und sonstigen Freunde des Gesangs ihr Interesse an der Sache durch zahlreiche Teilnahme be­tätigen, damit auch das IX. Gausängersest würdig den vorhergegangenen angereiht werden kann. (Enzth.)

Infolge der im April d. I. abgehalte­nen Präparandenprüfung sind u. a. nachstehende Zöglinge in das Seminar,Nagold ausgenom­men worden: G. Gruber u. L. Meixner von Neuenbürg.

Bod Tein ach, 21. Mai. Gestern Nach­mittag traf Se. Exzellenz der Herr Staats- minister des Innern vr. von Pifchek in Be­gleitung von etwa 40 Herren aus dem Kgl. Ministerium des Innern und unter Führung des Herrn Regierungsrats Völter aus Calw in unserem freundlichen Badeort ein. Nachdem das Diner im Badhotel eingenommen war, be­sichtigten die Herren unter Führung des Bad- besitzerS E. Bohhardt und der Generalvertreter der Mineralquellen Thomä u. Mayer die be­deutend vergrößerten Betriebsanlagen der Brun­nenverwaltung, insbesondere die neuen Abfüll­vorrichtungen, die modernen Etikettiermaschinen mit elektr. Antrieb und die ausgedehnten Lager­räume. Im Anschluß hieran besuchte die Ge­sellschaft noch die Trinkhalle, die ebenfalls neu hergerichteten Mineral- und Süßwasserbäder nebst dem elektr. Licht- und dem Vierzellenbad, und machten einen Rundgang durch die im schönsten Grün prangenden Kuranlagen. Der Eindruck, den das Gesehene auf die Herren machte, war ein vorzüglicher und es wurden viele Worte der Anerkennung, insbesonders über die Einrichtungen zum Zweck der Abfül­lung und des Versandtes der so beliebten Teinacher Hirschquelle ausgesprochen. Der Abendzug brachte den Herrn Minister mit seinen Beamten wieder in die Residenz zurück.

Calw, 18. Mai. Auf dem hiesigen Bahn- Hof wird in absehbarer Zeit die Bahnsteigsperre eingeführt werden. Die Vorbereitungen werden bereits getroffen und sind die Arbeiten hiezu ausgeschrieben worden. Die Ausführung der Eisenkonstruktionen wurde hiesigen Schlosser- meistern, welche sich um die Arbeiten beworben hatten, mit 15°/» Abgebot übertragen; von auswärts waren 17 °/» Abgebot eingereicht worden.

Wildberg, 20. Mai. Am gestrigen Sonn­tag hielt der würlt. Schwarzwaldvcrein seine Hauptversammlung hier ab. Nach der Begrüßung durch den Stadtvorstand und den einleitenden Worten.des Vorsitzenden wurden die Jahres­berichte erstattet. In denselben wurde zunächst der Nagolver Verunglückten, sowie der Ver­storbenen Freih. v. Moltke und Oberförster Nördlinger gedacht, worauf sich die Versamm- lung zu Ehren derselben von ihren Sitzen er­hob. Der Verein halte einen Jahresumsatz von rund 16800 Mark. Hievon entfallen auf tue Zeitschrift rund 7 800 Mark, woraus sich für ein Blatt pro Jahrgang ein Kostenaufwand

von 62 Pfg ergibt. Für die Fertigstellung der Wegbezeichnungen im württ. Schwarzwald sind noch rund 2100 Mark erforderlich. Durch ein­stimmigen Beschluß und unter lebhaftem Bei­fall wurden für die Verunglückten in Nagold weitere 200 Mk. bewilligt. Sodann wurde eine Resolution angenommen, welche ein engeres Zu­sammengehen des württ. und badisch. Schwarz- waldverems anstrebt. Die Bestimmung des Orts für das im Juli stattfindende Haupt­vereinsfest wurde dem geschäftsführenden Aus­schuß übertragen. Die Hauptversammlung im Frühjahr 1907 findet in Herrenalb statt. Nach Schluß der Verhandlungen fand das Mittag­essen im Schwarzwaldhotel statt.

Reutlingen, 21. Mai. Beim Fabrikge­bäude Wendler stürzte infolge des Hochwassers heute nachmittag eine Mauer ein und begrub den Maurermeister Gäckeler und einen Arbeiter unter sich. Die beiden konnten noch lebend, jedoch mit schweren Verletzungen wieder heraus­gezogen werden. Der in Wannweil ertrun­kene Sattler Bader konnte bei Nürtingen ge- ländet werden.

Cannstatt, 20. Mai. In Cannstatt, Untertürkheim und Wangen stehen verschiedene Straßen unter Wasser, so daß sie nur mit Kähnen passierbar sind. Die Bewohner konnten in diesen Straßen die Häuser nicht verlassen und mußlen teilweise aus. den Häusern gerettet werden. In einem Fabrikanwesen zwischen Cann­statt und Müuster waren 10 Personen vom Wasser derart eingeschlossen und in Gefahr, daß sie durch eine Abteilung der Berufsfeuer­wehr gerettet werden mußten.

Besigheim, 21. Mai. Das Hochwasser hat ein Menschenleben gefordert. Magazinier Johs. Frohnmayer in der Oelfabrik ist beim Nachhausegehen in die hochgehende Enz geraten und ertrunken.

Pforzheim, 21. Mai. Gestern stieg die Enz ungeheuer rasch und nach heute vor­liegenden Meldungen ist nicht nur das obere Enztal, sondern auch das Nagoldtal vollständig überschwemmt. Der hohe Wassergang der Enz brachte das hiesige städtische Armenhaus in die Gefahr, einzustürzen. Das Haus mußte ge- räumt werden.

Kempten, 21. Mai. Am Samstag reg­nete es in Strömen, dann sank die Temperatur und in der Nacht auf Sonntag fiel im ganzen Allgäu Schnee. Am Sonntag zeigten die Al­pen, die Vorberge und selbst die Täler in einer Höhenlage bis zu 700 Meter eine dichte Schnee­decke. Den ganzen Sonntag über regnete oder schneite es, je nach der Höhenlage des Ortes, lustig weiter und ein schneidend kalter Nord- wind bließ heulend über Flur und Feld. In verschiedenen Orten wie Buchenberg, Hellengerst, Rechtis usw. lag gestern der Schnee 50, 60 und 70 Zentimeter hoch, ein Ereignis, wie es um diese Jahreszeit schon lange nicht mehr zu verzeichnen war. Die längst w-ggeräumten Schlitten wurden von den Bauern hervorgeholt und wieder in Benützung genommen. Viele Telephon- und Telegraphenstangen wurden vom Sturm umgeweht. Die Leitungen nach Lindau, Augsburg, München waren gestern, die nach