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Hiezu: Illustriertes Sonntagsblalt und während der Saison: Amtliche Fremdenliste.

Nr. 30.

Samstag, den 10. März 1906.

i 42. Jahrgang.

Rundschau.

Stuttgart, 8. März. Die Debatte über die Erweiterung des Stuttgarter Hauptbahn- bofs kam gestern im Landtag zum Abschluß. Sie endigte damit, daß der im Lauf der Be­ratung modifizierte Antrag der Kommission, den der Verwaltung zur Verfügung zu stel­lenden Kredit für Grunderwerbungen usw. um 1 Million Mark zu erhöhen, also statt der ursprünglich vop der Kommission beantragten 7,2 Mill. 8,2 Millionen Mar! zu bewilligen.

Stuttgart, 9. März. In Sachen des Frhrn. v. Münch gegen den württ. Landesfis­kus betr. Entschädigung in Höhe von 10 000 Mk. wegen ungesetzlicher Einweisung in württ. Irrenanstalten verkündete heute der erste Zi­vilsenat des Oberlandesgerichts daS Urteil, wonach die Berufung der Klägers gegen das die Klage abweisende Urteil der Zivilkammer kostenpflichtig verworfen wird.

Ludwigsburg, 7. März. Das Wa­renhaus Stern ist, wie schon in der letzten Nummer kurz gemeldet, gestern abend zwischen 8 und 9 Uhr vollständig niedergebrannt. Das Feuer war in einem Schaufenster, das eben dekoriert werden sollte, ausgebrochen. Dasselbe griff so rasch um sich, daß alles dem gefährli­chen Element entfliehen mußte, die Fräulein z. T. unter Zurücklassung ihrer Garderobe. Der eine der Geschäftsführer, der im Haufe wohnt, konnte gerade noch sein Kind retten. Das Haus, das Eisenkonstruktion hat und des- sen Böden betoniert waren, ist ausgebrannt und zwar griff das Feuer mit ungeheurer Schnelligkeit um sich.

Pforzheim, 8.Lstärz. Einen rühren- den Beweis von Bruderliebe und Freundes­treue lieferten, demPf. G.A." zufolge, in diesen Tagen zwei 16jährige Jungen aus Ot­tenhausen, Friedrich Schönthaler und Friedrich Schaber. Der Bruder des Erstgenannten liegt mit schweren und großen Brandwunden im Kinderspital Siloah. Da zu der Heilung Haut überpflanzt werden muß, ließen die bei­den opferwilligen Knaben Haut von ihrem Körper entnehmen um dem Bruder und Freund zur Genesung zu verhelfen. Alle drei Betei­ligten befinden sich wohl.

Homburg v. d. H., 6. März. Im hiesi­gen Stadthause fand gestern eine Besprechung über die elektrische Bahnanlage Homburg- Frankfurt statt. Das Resultat der Besprechung gipfelte darin, daß möglicherweise in diesem Jahr der Bau begonnen wird und bis zum Herbst nächsten Jahres ausgeführt werde» soll. Die Trace führt über Eschersheim, Heddern­heim, Bonames, Obereschbach, Gonzenheim, Homburg. Die Fahrzeit von Kurhaus Hom­burg bis zur Hauptwache Franksurt soll 48 Minuten dauern, und die Züge i> > Winter alle 20 Min., im Sommer alle 10 Min. verkehren.

Ber lin, 5. März. Das Vermögender Jnvalideuversicherungsanstaltcn des Reiches wird in einer neuen Zusammenstellung zum ersten Male mit einem Betrage von mehr als einer Milliarde Mark zu Beginn des Jahres 1905 nochgewiesen. Fast der achte Teil des Vermögens der Jnvaltdenversicherungsanstalten

entfällt auf die reichste, die der Rheinprovinz mit 124'., Millionen Mark. Fast ebensoviel, nahezu 119 Millionen, entfallen auf das'Kö­nigreich Sachsen, An dritter Stelle steht Schle- sten mit fast 80 Millionen. An vierter Stelle kommt Berlin mit 85,9 Millionen.

Dresden, 7. März. König Friedrich August von Sachsen brachte bei der gestrigen Galatafel auf den König von Württemberg einen Trinkspruch aus, in dem er u. a. betonte, wie wichtig es sei, daß in diesen Tagen poli­tisch hoher Erregung besonders die deutschen Bundesfürsten es bewiesen und bestätigten, wie fest und treu ihre Freundschaft zu einander sei. Hätten doch auch Württemberger und Sachsen auf blutgetränkten Schlachtfeldern Waffenbrü­derschaft geschlossen, und die N men VillierS und Champigny würden ihnen unvergeßlich bleiben. Nachdem der König noch der ver- wandtschaftl. Beziehungen beider Fürstenhäuser gedacht hatte, schloß er: Alle Gefühle des Dankes und der Freundschaft, die mich in die­sem Augenblick zu Eurer Majestät erfüllen, bitte ich in die Worte zusammenfassen zu dür­fen: Seine Majestät, der König von Württem­berg, mein erlauchter und lieber Freund, er lebe hoch! Hierauf dankte der König von Württemberg zunächst für den freundlichen Empfang in Sachsens Hauptstadt. Als Chef des württembergischen Hauses sage er innigsten Dank für das Glück, das eine Angehörige sei­nes Hauses in Sachsen gefunden habe, daß eine innige und treue Bundesfreundschaft der deutschen Fürsten die feste Bürgschaft dafür sei, daß auch in schwerer Zeit, vor welcher uns Gott bewahren möchte, immer ein fester Hort in den Thronen Deutschlands zu finden sei für Recht, Sitte und Ordnung, sei auch seine volle Ueberzeugnng. In treuer Hingebung an das große deutsche Vaterland so schloß der König seine Rede fühlen wir uns alle geeint. Dies hindert aber nicht die innige Anhänglich­keit und die warmen Gefühle des einen Stam­mes für den anderen, und in diesem Sinne fasse ich nochmals meinen Dank für alle Gnade und Wohlwollen zusammen in den Worten: Seine Majestät der König von Sachsen, mein werter und lieber Freund, mein Bundesgenosse, und sein Haus hoch! Der König von Würt­temberg ist heute vormittag abgereist. König Friedrich August begleitete ihn zum Bahnhofe.

Ueber einen teuren Billardstoß berichtet dasBerl. Tagebl.": In einer Wirtschaft in Gehrden bei Hannover spielten 2 Land- wirte vor einiger Zeit Billard. Ju der Nähe des Billards saßen an einem Tische Skatspieler. Der eine Billardspieler stieß versehentlich einen der Skatspieler, einen Arzt, mit dem Billard­stock so hinters Ohr, daß das Gehörvermögen verschwand. Der Arzt klagte auf Schadener­satz und der Beklagte wurde auf Grund der Gutachten vom Landgericht Hannover zur Zahl­ung einer lebenslänglichen Rente im Betrage im Betrage von jährlich 1660 Mk. verurteilt. Wahrscheinlich kommt aber zwischen beiden ein Vergleich zustande, nach dem sich der Arzt mir einer einmaligen Abfindung von 13,000 Mark zufrieden geben wird.

Bern, 9. März. Aufsehen erregt in me- diziniichen Kreisen die Mitteilung betr. Hei­lung des Krebses, die Dr. Odier aus Genf der Akademie der Wissenschaften in Paris machte. Das Heilmittel ist kein Serum, sondern ein organisches Gährungsmittel, das die schädlichen Stoffe auflöst.

Lokales.

Ätzung der diirgerliltzm Kullegie»

vom 3. März 1906.

Am 13. bis 15. September ds. IS. wird unsere Badestadt von ca. 200 Aerzte» der Gil- bert'schen ärztlichen Studienreise besucht wer­den. Die Kgl. Badverwaltung beabsichtigt aus diesem Anlaß verschiedene Festlichkeiten zu ver­anstalten und es haben sich auf Veranlassung des Stavtoorstands die hiesigen größeren Gast­hofbesitzer bereit erklärt, den Aerzten über die Dauer ihrer Anwesenheit freies Logis und freies Frühstück anzubieten. Wie es in allen andern Badeorten der Fall war, ist aber auch seitens der Stadtgemeinde aus diesem Anlaß eine kleine festliche Veranstaltung zu treffe» und es wurde an die Stadt der Antrag gestellt, daß sic am Abend des 14. September ds. IS. einen Bierabend mit kaltem Büffel veranstaltet. Die bürgerl. Kollegien beschließen, dem Anträge zu entsprechen und die Kosten des Bierabends im ungefähren Betrag von 600 Mk. aus der Stadlkasse zu bewilligen.

Wie schon des Oefteren haben die das städtische Lehrerwohnungsgebäude bewohnenden Lehrer an die bürgerlichen Kollegien die Bitte gelichtet, die Abortanlagen in diesen Gebäuden einer Verbesserung zu unterziehen und diesel­ben mit Wasserspülung versehen zu lassen. Insbesondere seien die Abortverhältnisse der Kleinkinderschule einer Verbesserung dringend bedürftig. Des Weiteren bitten die Lehrer ihre Wohnungen mit Gasleitung für Leucht- und Heizzwecke versehen zu wollen. Bevor ein Beschluß in dieser Sache ergeht, wollen die bürgerlichen Kollegien genaue Anhaltspunkte über den Kostenaufwand, den beide Einricht­ungen verursachen würden und es wird der Stadtbaumeister mit der sofortigen Anfertigung von Kostenvoranschlägen beauftragt.

An Ostern ds. IS. feiert die Hebamme Frau Anna Marie Günthner in Sprol­lenhaus ihr 30jähriges Dienstjubiläum. Aus diesem Anlaß wird ihr in Anerkennung ihrer gewissenhaften und pflichttreuen Amtsführung eine Gratifikation von 50 Mk. aus der Stadt­kasse verwilligt.

Zur Ausführung der Wasserwerksanlage der städtischen Rennbachsägmühle ist die Er­werbung der der Frau Rudolf Schweizer, Privatiers Witwe hier gehörigen Wiesenpar­zelle No. 523/6 in Bruchwiesen notwendig, da der Auslaufkanal des Wasserwerks in diese Parzelle zu liegen kommt. Der Stadtpfleger hat deshalb das Grundstück unterm 1. März d. I. für die Stadrgememde um die Summe von 1100 Mk., zahlbar bei der Auflassung käuflich erworben, welcher Kaufvertrag von den bürgerlichen Kollegien genehmigt wird.