Amtsblatt

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NrO. IrS

Dierrstcrg, den 10. Zlktobsr 1905.

41. Ic»Hrgcrrrcs.

Rundschau.

Ernannt wurde der Landgerichts-! Präsident v. Göz in Tübingen zum Mit­glied des Staatsgerichtshofs.

Nebertragen wurde die Stelle des Stationskassiers in Backnang dem Expe­dienten Mebes in Wildbad.

Stuttgart, 5. Okt. Die Kommission der Kammer der Abgeordneten für die Gemeinde, und Beznksordnung hat gestern und heute die Eingaben der Gemeinden Degerloch, Kaltental und Bothnang um Eingemeiudnng nach Stuttgart beraten und heute noch längerer Debatte einen Antrag des Berichterstatters Kraut auf Berücksichtigung der Degerlocher Eingabe mit 7 gegen 6 St. angenommen. Bezüglich der Eingemeindung Bothnangs wurde auf einen Antrag des Abg, Hildenbrand mit 9 gegen 4 Stimmen Berücksichtigung be­schlossen. Die Emgabe der Gemeinde Kal­tental wurde mit 8 gegen 5 Stimmen der Regierung zur Erwägung überwiesen. Im Laufe der Debatte batte Minister von Pi- schek den Standpunkt vertreten, daß er die Vorteile der Eingemeindung Degerlochs nicht bestreite, wohl aber ihre dringende Notwendigkeit. Der Minister empfahl die gleichzeitige Eingemeindung der drei Ge­meinden im Einverständnis mit der Amts­versammlung sowohl im Interesse dieser als der Gemeinden selbst.

Stuttgart, 7. Okt. Der Dieb, der aus dem Rathaus in Kusterdingen für 2300 Mark Wertpapiere und einen Hypotheken­brief über 2500 Mk. entwendet hat, wurde Vorgestern in der Person des Schlossers Karl Wöru aus Tübingen hier ermit­telt und festgenommen. Mit ihm wurden 2 der Hehlerei Verdächtige dem Gerichte übergeben.

In Enzberg hat es Samstag nacht schon wieder gebrannt und zwar in deni Wohnhaus und Oekonomiegebäude des Lorenz Heilmann. Es bestand große Gefahr für die Nachbargebäudc, weil auch diesmal wieder die Wasserleitung durchaus ungenügend war. Der Schaden beträgt 10,000 Mk. Brandstiftung wird vermutet.

Freuden st adt, 7. Okt. Eine lustige Geschichte erzählt derSchw. Bote" aus der Wahlbewegung: Anläßlich der Wahl lieh ein Fuhrmann in D. sein Pferd einem sozialdemokratischen Wahlkomitee zu einer Agitationsreise auf den Hinteren Wald. Als er das Pferd nun am anderen Mor­gen wieder aus dem Stall zog, zeigre es sick gegen seine Gewohnheit äußerst störrisch und wollte sich das Kummet absolut nicht über den Kops werfen lassen. Der biedere und patriotische Bauersmann mochte die Störrigkeit seinesBläß" in Zusammen­hang init dessen Wahlreise bringen und

hielt im folgende Srandrede:So Kaib^ hoscbt die G'schicht au schau im Kopf:! weniger Aerwet und mai Haber!

Tübingen, 6. Okt. Wegen eines Vergehens der fahrlässigen Tötung wurde der 14 Jahre alte Goldschmiedslehrling Emil Fauth von Fcldrennach zu der Ge­fängnisstrafe von 3 Tagen und den Ko­sten verurteilt. Fauth, der vermutlich mit gestohlenem Geld sich ein Terzerol kaufte, hat seinem Zugeständnisse zufolge, aus Fahrlässigkeit die 16 Jahre alte Emma Biirkle von da durch einen Kugelschuß der­art verletzt, daß das Mädchen nach 2 Ta­gen seinen Verletzungen erlag. Die straf­rechtliche Erkenntnis wurde bei dem An­geklagten als vorhanden angenommen.

Heilbronn, 6. Okt. (Schwurgericht.) Der wegen dreifachen Raubmordes an den Bullingerschen Eheleuten und deren 4jahr. Söhnchen angeklagte Bäckergeselle Ernst Mogler aus Bückingen wurde, wie bereits be­richtet, dreimal zum Tode und zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt. Die Verhandlung nahm den ganzen Tag in Anspruch. Auf die Frage des Vorsitzen­den:Was haben Sie getan, Mogler? erwiderte er:Ich habe drei Menschen er­mordet und ihr Geld geraubt." Warum haben sie denn das getan?" Damit ich das Geld bekommen konnte." Dann sagte Mogler weiter ans:In der Backstube habe er das Beil geholt und sei hinauf­gegangen. Ich wußte, wo die Betten stehen. Im ersten großen Bett vom Eingang her vermutete ich den Mann. Ich habe dann dieser ersten Person mit dem Beil ans den Kopf geschlagen. Nach dem ersten Schlag aus den Kopf gab die Person einen Schrei und machte eine Bewegung; ich gab noch einen Streich. Da sind die anderen aufgewacht und ich habe zuge­schlagen, ans wen zuerst, weiß ich selber nimmer. Die zweite Person in dem hin-' ten stehenden Bett konnte ich von meinem Stand aus erreichen; ich gab ihr 2 bis 3 Streiche aus den Kopf, über das Bett der ersten Person hinweg. Und dann gab ich auch gleich dem Kind einige Streiche." Es stellte sich heraus, daß Mogler sich irrte; denn im ersten Bett lag die Frau, ,m zweiten der Mann. Mogler fuhr dann fort:Nach der Tat nahm ich das Licht und ging ins Nebenzimmer, wo ich mit dem Beil den Schrank aufbrach, da ich den Schlüssel in Bnllingers Hose nicht fand. Im Schrank fand ich Silber und Gold und drei Hundertmarkscheine in einer Schatulle. Die drei Hundert-Mark­scheine ließ ich ans Versehen liegen. In der Küche habe ich mir unter der Wasser­leitung Hände und Gesicht gewaschen. Da ich ^merkte, daß ich die drei Hundert-Mark­

scheine vergessen, ging ich wieder hinein ! und holte sie. Im Schlafzimmer hörte ich ein Röcheln. Ich ging nicht hinein; Angst habe ich jedoch nicht gehabt. Ich habe gedacht, daß ich es nicht hätte tun sollen." Nachdem sich Mogler in der Küche ge­waschen und sich in seiner Kammer mit seinem Sonntagsanzng bekleidet hatte, ist er nach Heilbronn geeilt und von dort aus nach Frankfurt gefahren. Dort hat er sich neue Kleider verschafft und ist als­dann nach Berlin gereist, wo er nach drei Wochen liederlicher Lebensweise aus Reue sich den Behörden stellte.

Eßlingen (Jägerfest). Aüs An­laß des vom 14.16. Okt. ds. Js. in Eßlingen stattsinLenden Jägerfestes frühe­rer Angehöriger der drei württ. Jäger­bataillone ist zufolge Entschließung des K. Ministeriums der auswärtigen Angelegen­heiten, Verkehrsabteilung, für die Teilneh­mer an diesem Fest eine Fahrpreiser­mäßigung auf den Strecken der württ. Staatseiscnbahnen in der Weise gewährt worden, daß zur Fahrt nach Eßlingen und zu­rück in 3. Wagenklasse am 13., 14. und 15. Okt. ds. Js. auf den württ. Stationen gewöhnliche (einfache) Personenzugsfahr­karten ausgegeben werden, die zur taxfreien Rückfahrt nach der Abgangsstation inner­halb 10 Tagen berechtigen, sofern dieselben mit dem Eßlinger Feststempel und vor der Rückfahrl an der Bahnhofkasse Eßlingen mit deni Rückfahrtstempel versehen sind. Schnellzüge können nur gegen Zukauf der allgemein vorgeschriebenen Zuschlagkarten benützl werden. (Die Fahrkarte darf da­her bei der Hinfahrt nach Eßlingen dem Schaffner nicht ausgehändigt werden.)

Aus Friedrichshafen, 4. Okt. wird dem Neuen Tagblatt geschrieben: DaL neue Luftschiff des Grafen v. Zeppelin, > das im Laufe des Frühjahrs und Som­mers am Ufer von Manzell gebaut worden ist, darf nunmehr in der Hauptsache als vollendet bezeichnet werden. Der Zeitpunkt des ersten Ausstieges scheint jetzt gekommen zu sein. Zunächst muß etwas beständige­res Wetter als bisher abgewartet werden. Beim Zusammentreffen der erforderlichen günstigen Luftströmung und guten Wetters darf damit gerechnet werden, daß der Aus­stieg noch im Laufe dieses Monats, voraus­sichtlich in seiner zweiten Hälfte, stattfin­den wird. In diesen Togen finden hier Beratungen von Meterorologen statt, die sich auch mit dem Studium der Luftströmun­gen über dem See beschäftigen werden- unter den hier eingetroffenen Gelehrten befindet sich (auch der bekannte Meteorologe Prof. Hergesell-Straßburg. An den er­sten Aufstieg des neuen Luftschiffes werden von den Fachleuten große Hoffnungen ge-