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Sonnerstcrg, den 2(1. ApriL 1905

41. Jahrgang.

Karfreitag.

Das ernste Geheimnis der Karfreitags-! Geschichte wird menschlicher Verstand nie völlig ergründen können. Aber zu dem menschlichen Herzen spricht sie mit ergrei­fender Gewalt und erschüttert unser ganzes Wesen bis in seine Tiefen. Denn das wissen wir, wenn wir den Monn mit der Dornenkrone am Kreuze erblicken: hier leidet nicht ein Mensch wie wir; ihn trifft auch nicht wie andere ein verschuldetes? oder unverschuldetes Unglück. Sein Tod in Schmach und Schmerzen ist ein Opfer, ein Opfer gebracht nicht für irgend einen guten Zweck oder für irgend einen be­schränkten Kreis von Menschen. Die ganze Welt geht dieser Opfertod an; und wie Himmel und Erde mittrauern, da Jesus das Haupt neigt und verscheidet, so stellt sich trauernd die ganze Menschheit um sein! Kreuz mit dem Bekenntnis: ich, ich und' meine Sünden, die sich wie Körnlein fin­den des Sandes an dem Meer, die haben dir erreget das Elend, das dich schlaget, und das betrübte Marterheer.

Christi Opfertod stellt uns die Not vor Augen, aus der wir durch ihn erlöst wor­den sind; er zeigt uns zugleich, wodurch wir allein erlöst werden konnten. Die Liebe von oben, die sich selber für uns in den Tod gegeben hat, sie hat uns das neue Leben geschenkt. Liebe, die sich hingiebt bis in den Tod, ist allein stark genug, uns aus dem Tode zum Leben zu helfen. So wollen wir denn in rechtem, freudigem Glauben dieser Liebe unser Herz auftun und uns durch sie zum Leben führen und im Leben erhalten lassen; ja unser Leben in Freude sei ein Leben im Glauben des Sohnes Gottes, der uns geliebet hat und sich selbst für uns dahingegeben.

Liebe, die für mich gelitten.

Und gestorben in der Zeit,

Liebe, die mir hat erstritten,

Ew'ge Lust und Seligkeit,

Liebe, dir ergeb ich mich,

Dein zu bleiben ewiglich.

Rundschau.

Stuttgart, 15. April. Der württ. Kriegerbund veranstaltet in diesem Jahre eine Gesellschaftslotterie. Es werden 100 000 Lose L 20 Pfg. ausgegeben. Zu 724 Geldgewinnen sind 8000 Ml. bestimmt und zwar 1 Gewinn mit 500 Mark, 1 Gewinn mit 300 Mk. 2 ä 100 Mark, 20 ü 50 Mk., 100 L 20 Mk., 200 L 10 Mk.. und 400 ä 5 Mk.

Stuttgart, 18. April. In dem be­kannten Borortlinienprozeß, den die Stadt­verwaltung -Stuttgart mit der Stuttgarter Straßenbahngesellschast fuhrt, wurde heute vorm, vor dem Oberlsndesger cht das Ur­

teil verkündigt. Der Prozeß beschäftigte vor kurzem das hiesige Landgericht, das szu gunsten der Straßenbahn entschied, j wogegen die Stadt Berufung einlegte. Das Obcrlandesgericht hat nun die Berufnngs- kiage kostenpflichtig abgewiesen und damit das Urteil des Landgerichts bestätigt. Der Streitwert wurde auf die Hälfte, nämlich auf 250000 Mk. herabgesetzt.

Stuttgart, 15. April. Dem 70. Stutt- garter Pferdemarkt wurden am 10. und 11. April etwa 1500 Pferde zugeführt, davon auf offenem Markt (auf dem Ge­werbehalle- und Garnisonskirchenvorplatz) 1100, in städtischen und Privatstallungen 400 (gegen 1300 im Vorjahr.) Die Zahl der amtlich angezeigten Verkäufe beträgt 74 mit 81 Pferden (gegen 97 mit 107 Pferden im Vorjahr.) Höchsterzielter Preis 1500 Mark, niederster 160 Mark. Umsatz der amtlich angezeigten Verkäufe rund ! 58 000 Mk., nicht angezeigle Verkäufe etwa 280 mit einem Umsatz von ca. 240 000 Mk. Gesamtumsatz des diesjährigen Pferde­markts etwa 300000 Mark, im Vorjahr 315000 Mark.

Ulm, 17. April. Das Osfizierkorps des 120. InfanterieregimentsKaiser Wil­helms" (2. württ.), bei dem der Kronprinz des Deutschen Reichs und von Preußen L la suits steht, rvidmet diesem zu seiner Hochzeit eine Statuette, einen württember- gischen Infanteristen vom Jahr 1870 dar­stellend. Das Modell wurde von Bild­hauer Frcmd-SlMtgart ausgeführt.

Pforzheim, 14. April- Der Stadt­rat beschloß die Errichtung einer städtischen Rechtsauskunftsstelle,

Pforzheim, 17. April. In letzter Zeit gelang es, wieder eines GolddiebeS habhaft zu werden, welcher für mehrere 100 Mk. Edelmetall im Geschäft seiner Prinzipale entwendet und das Gestohlene, wie derPf. Gen.-Anz." berichtet, dem schon einige Zeit in Haft befindlichen Gold­arbeiter Engelmann zugetragen hat.

Augsburg, 17. April. DieAugsb. Abendzeitung" meldet das Auftreten der Genickstarre in hiesiger Gegend. Am Sonn­tag ist ein Gärtnerlehrling in Haunstetten an dieser Krankheit gestorben.

In Leipzig ist gestern früh der Präsident des Reichsgerichts Wirkl. Geh. Rat Dr. Karl Gutbrod gestorben. Gut- brod war bekanntlich ein Württemberger, geb. in Stuttgart am 10. März 1844. Nachdem er von 1858 bis 1877 verschie­dene richterliche Stellungen in seinem enge­ren Vaterlande bekleidet hatte, trat er 1877, als das Reichsjustizamt errichtet wurde, in den Reichsdienst über. Er war zuerst ständiger Hilfsarbeiter, wurde 1880 Vor­tragender Rat, 1892 Direktor im Reichs- justizamt, 1895 stellvertretender Bundes­

ratsbevollmächtigter und 1902 Wirklicher ! Geheimer Rat. Am 1. November 1903 ) als Nachfolger v. Oelschlägers zum Präsi- ! deuten des Reichsgerichts ernannt, ist er jetzt nach l'/rjähriger Wirksamkeit diesem Amte entrissen worden.

Berlin, 18. April. Der Reichsanz. widmet dem verstorbenen Präsidenten des Reichsgerichts, Geh. Rat Dr. Gutbrod, einen längeren Nachruf, in dem es heißt: Nur ein Mann von so umfassenden Kennt­nissen aus allen Reisgebieten, von so kla­rem und schariem Urteil, war im stände, neben den laufenden Geschäften den ge­waltigen Stoff des bürgerlichen Gesetzbuchs zu durchdringen und zu bearbeiten. Mit unermüdlicher Ausdauer und eiserner Energie, mit stets gleicher Arbeitsfreudig­keit und dabei mit einer bis in alle Ein­zelheiten eindringenden Gründlichkeit hat er die Aufgaben bewältigt. Was er in­nerhalb des NeichsjustizamtS in stiller Tätigkeit für das große Reformwerk gelei­stet hat, können nur diejenigen voll wür­digen, die berufen waren, mit ihm an den gesetzgeberischen Arbeiten teilzunehmen. An der Spitze des höchsten Gerichtshofs harr­ten seiner neue schwere Aufgaben. Das Andenken des Verstorbenen wird bei allen, die seinen lauteren und geraden Charakter, seine treue Teilnahme und Anhänglichkeit zu schätzen wußten, fortleben. Der deutsche Richterstand hat in ihm eine glänzende Zierde verloren.

Berlin, 15. April Die Genickstarre scheint sich trotz der Bemühungen, ihr ent­gegen zu treten, immer mehr auSbreiten zu wollen. Aus den verschiedensten Gegenden des Reichs laufen Meldungen über erneute Krankheitsfälle ein. So wurde am Frei- rag ein Rekrut des in Hofgeismar (Hessen) garnisonierenden 5. Dragonerregimenls in Kassel cingeliefert, der an Genickstarre er­krankt war. In Vegesack starb ein 22jäh° rjges Mädchen an Genickstarre, ebenso kam in Essen ein Todesfall vor, dort erlag im Hamburger Krankenhaus ein Mann dieser Seuche. In Barog, Kreis Hörde, ist ein Barbiergehilfe an Genickstarre gestorben. In Lüdenscheid wurde bei einem aus Ungarn kommenden Ziegelarbeiter Genickstarre fest­gestellt. Ein Kollege desselben erkrankte gleichfalls unter verdächtigen Erscheinungen. Auch aus der sächsischen Oberlausitz ist ein Fall von Genickstarre vorgekommen. Bei dem Gutsbesitzer Lehmann m Altlöbau, der unter auffallenden Gehirnerscheinungen erkrankt war, ist jetzt vom Bezirksarzt Ge­nickstarre konstatiert worden. Ueberall wurden sofort umfassende Vorsichts- und Absperrungsmaßregeln angeordnet.

Der italienische Bahnstreik liegt nach zweitägiger Dauer bereits in den letzten Zügen. Nach einer Meldung des Neuen