Aus Württemberg
Mitgliederversammlung des W. Forstvereins in Stuttgart.
Zum erstenmal fand die ordentliche Jahresversammlung des Württ. Forstvereins in der Landeshauptstadt statt. Der 1. Borsitzende, Oberforstrat Dr. Dieterich-Stuttgart, richtete einleitend einen ernsten Appell an alle Anioesenöen, der bedrohlichen Lage der heimischen Forstwirtschaft zu gedenken und mit den Forstwirten über die Gründe dieser Notlage, über die Wege zu ihrer Behebung nachzudenken. Das große Mißverhältnis zwischen dem Einnahmerückgang, der z. Z. infolge des Preissturzes besonders schlimm sich auswirke und der fortgesetzten Ausgaben-Steigerung ersülle die Forstwirte mit ernster Sorge. Es handle sich dabei wicht bloß um die Schmälerung oder völlige Aufhebung der Renten aus dem Waldbesitz, sondern um eine Bedrohung der Forste und Forstwirtschaft des Landes überhaupt durch Hemmung produktionsfördernder Kultur, arbeit und durch die Gefahr nnnachhaltiger Eingriffe, wodurch erhebliche Einbußen an einem wichtigen Teil des Bolksvermögens und der in de» Forsten gebotenen Roh, stosf-, Arbeits- und Einkommensreserven heraufbeschworen würden. Die Forstwirtschaft könne sich aus eigener Macht allein aus dieser Notlage nicht befreien, wenn nicht die G e- setzgebung und die Rücksichtnahme anderer Wirtschaftszweige ihrem Streben nach Erhaltung und Mehrung der Einnahmen, nach Vermeidung übermäßiger Ausgaben zu Hilfe komnrt, denn die Möglichkeiten der Nationalisierung und der Ertragsmehrung sind bei der Forstwirtschaft mehr als in anderen Wirtschaftszweigen stark beschränkt. Ein Bortrag von Prof. Hilf hatte ein „Hilfsmittel der Rationalisierung" zum Gegenstand (Zeitstudie n im Holzhauerbetrieb), das unbeschadet der Lohngestaltung Ausgabenersparnisse ermöglichen soll, eine Frage, die auch in der württ. Forstwirtschaft schon lange erörtert wird, die aber der Vortragende unter neuen Gesichtspunkten, mit neuen Methoden, seit Jahren untersucht. In einem weiteren Vortrag sprach Prof. Vogel über Insck- ten-Bekämpsung. Die Fortschritte der biologischen und im besonderen parasitologischen Wissenschaft sollen den Kampf der Forstwirte gegen die Schädlinge des Waldes stählen und damit die von dieser Seite drohenden Hemmungen der Rentabilität mildern. Die Tagungsstadt legte es nahe, das Verhältnis der rein rvirtsch östlichen Ziele des Forstwesens zu seinen anderen Aufgaben zu erörtern, vor allem zur Pflege der Forsten im Sinne der Landschaftsgestaltung und der Förderung der Volksgesundheit. Wenn sich aus der zunehmenden Industrialisierung des Landes und aus dem Wachstum der Städte in dieser Hinsicht neue und dringlichere Bedürfnisse ergeben, so wurde es als um so nötiger angesehen, gerade in Zeiten der Not des Volkes diese Belange zwar zu berücksichtigen, zugleich aber die so schwer um ihre Existenz ringende Forstwirtschaft vor wei
teren Opfer« zu bewahre«, kurz, ei« harmonisches Verhältnis der verschiedenerlei Anfgctten der Forstwirtschaft herbeizuführen. Darum wurde auch diese Frage auf die Tagesordnung gesetzt, sie fand in Forstmeister Feucht den berufensten Berichterstatter. Die nächste Mitgliederversammlung soll in Rottweil stattstnden.
Eine neue Diesellokomotive a«f württ. Eiseubahnstrecke».
Aus technischen Kreise« wird uns geschrieben: Staunen und Bewunderung löst« letzte Woche et» Probezug der Reichsbahn auf der Strecke Cannstatt—Göppingen aus. Nicht nur die neun schönen neuen eisernen 3. und 3. Klasse-Wagen mit ihren schneeweißen Dächern, sonder» ganz besonders die neuartig« Lokomotive verursachten dies. Dies« neuartige Lokomotive stellt einen garrz neuen Typ dar. Es ist eine Diesel- drnckluftmaschine. Die Maschine fleht in ihrer Mächtigkeit einem der neuen Schnellzugswagen sehr ähnlich. Me Maschinenanlage zerfällt tn zwei Teile: Dieselmotor und Kompressor, von ersterem angetrieben. Die so erzeugt« Druckluft arbeitet anstelle des Dampfes tu den Zylindern und bewirkt dadurch den Antrieb der 3 gekuppelten Achsen. Zur Aufnahme des MafchinengewichtS und um einwandfreies Fahren sowohl vor- als rückwärts zu ermöglichen, ist beiderseits je ein Drehgestell angebracht. Me Maschine hat also sieben Achsen. Um die notwendige Kühlung für die Maschinenanlage zu erziele», find an den Stirnseiten riesige Kühlerrippe» mit dahinter liegenden Luftschrauben angebracht, die der Maschine «tn etwas autoähnliches Aussehen verleihen,- verstärkt wird dieser Eindruck durch das Buschhorn, das hier die Dampspfeif« ersetzt. Me Maschine, die rund 2000 leistet und mit Leichtigkeit SchnellMgSgeschwtn- digkeit erreicht, tst von der Maschinenfabrik Eßlingen erbaut worden. Die Lokomotive wird »ach Erledigung ausgedehnter Versuchsfahrten unter der Bezeichnung V 8301 in den Maschinenpark der Deutschen Reichsbahn ei «gereiht werden.
Turnen und Spott
Futzballsport.
Spvg. Dillweihenstei«—FV. Calw 8:1 sl: 0).
Auch der Kampftagen Dillweißenstetn gehört nun der Der. gangenheit an. Erwartungsgemäß siegte Mllweißcnsteiu, doch hat wiederum der ganze Spielverlauf gezeigt, daß Calw einen jederzeit beachteuswerten Gegner abgibt. Die einheimische Mannschaft hat in ihrer Gesamtheit einen guten Ein- druck Hinterlaflen. Im Stuttgarter Sportbericht erhielt der Torwart, der seitherige Pechvogel, das Prädikat sehr gut, ebenso di« Verteidigung. Von der Läuferreihe wird der Mittelläufer hervorgehoben, aber auch die Außenläufer, mit Bauz und Weil besetzt, haben sich ganz gut auf ihrem Posten zurecht gefunden. Das Schmerzenskind war wiederum der Sturm, der auch seither durch schwaches Schießvermögen bessere Resultate unterbunden hat. Bei Halbzeit stand das Spiel 0:1 für Dillw. Das Tor für Calw schoß nach der
Pause Klattich nach schönem Dnrchspiel. Man kann zusammenfassend sagen, daß die Einheimischen seither unglücklich gekämpft haben, es scheint aber, als ob die einzelnen Mannschaftsteile etnschl. Torwart sich gesunden hätten, der Sturm aber muß unter allen Umständen mehr Zug aufs Tor und energisches Durchreißen an den Tag legen und sesne Aktionen mit Torschüssen abschließen. Wird dazu durchweg Schnelligkeit und — wie schon öfters erwähnt — eiserner Wille beibehalten, so sind die weiteren 17 Spiele nicht aussichtslos. — Die 2. Elf hat durchweg gut eingespielte Gegner, sie verlor gestern 0:6.
Geld-, Volks-und Landwirtschaft
160 holl. Gulden 168,55
106 sranz. Franken 14,81
100 schweiz. Franke» 51,60
Börsenbericht.
SCB, Stuttgart, 23. Sept. Die Börse lag heute sehr schwach bei erheblich nachgebendeu Kursen.
Berliner Produktenbörse vom 23. September.
Weizen märk. 222—225; Roggen märk. 178—181; Braugerste 202—222; Futiergerst« 170—186; Hafer märk. 164 bis 174; Mais prompt Berlin 209—210; Weizenmehl 27,75 bis 33,75; Roggenmehl 34—27L5; Weizenkleie 11,60—12,35; Rog- geukleie 10,80—11^5; Viktoriaerbsen 88—46; kl. Speiseerbse* 38—88; Futtererbsen 21—38; Rapskuchen 16,50—19; Leinkuchen 34,80—34,60; Trockeuschnitzel 12,40—12,70; Soyaschrot 20,20—30,70; Kartoffelflocke» 17,60—18,20; Speisekartoffeln ivsih« ILO—2,20; dto. rote 2,20—2,60; dto. gelbfleischige 2,69 bis 2,7V; Kokoskuchen 10—10,50.
Schweinepreise.
Laichtngen: Milchschwein« 50—60 — Ravensburg:
Ferkel 40-55 — Saulgau: Ferkel 45-52, Läufer 60
Fruchtpreise.
Ravensburg: Besen 9—9,25; Wetz.« alt 12.50. neu 12,50; Roggen 10—1050; Gerste alt 11, neu 10,75; Hafer alt 10.56 bis 11; neu 7—4L0; Saatvesen 11—12, Gaatrveizen 18.56 biS 13.80; Saatroggen 10,60—11,90 — Saulgau: Roggen 16,
Futterroggen 8,SS; Hafer alt 10,76; neu 8; Dinkel neu 8.25 — Reutlingen: Weizen 14, Mittel 9—13; Gerste 10—11L0; Hafer 8—12 — Urach: Weizen 12,30, Dinkel 8,60—11,60;
Roggen 9-9,20, Gerste 8L0—10; Hafer 7,80—8M > — Ulm: Weizen 16,70—11,20; Dinkel 10LV; Roggen 9.60-11, Gerste 8.70—9.50, Hafer 7,60—9,20 Ll,
Hopfenpreise.
In Tettwang ist die Ernte beendet. Für glattgrüne Ausstich werden 80—100 M. bezahlt, Hopsen mittler« Qualität erzielte 4S—70, weniger gute Ware 30—46 M. pro Ztr. — Im Oberamt Rottenburg find verschiedentlich Käufe getätigt worden zu 40—46 M. der Ztr. — Auch im Oberamt Herrenberg sind die Preise sehr niedrig, so wurde in Alttngen und Mötzingen 40 M. nebst kleinem Trinkgeld bezahlt.
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Der Ertrag der ObstbSume entlang der Staatsstraße zwischen Calw und -irsa« kommt am Mittwoch, de« 25. September, 4 Uhr nachmittags, an den Meistbietenden gegen Barzahlung zur Versteigerung. Zusammenkunft am Ortsausgang Hirsau gegen Calw- Calw, den 21. September 1929.
Bestellungen
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