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Hotel de I'Europe ich wohne aber bei meinem Verwandten Constantin We. letsky, am Englischen Quai Nummer 5, meine hübsche, kleine« Verführerin/ lachte ich und kniff Helene scherzend in den Arm ich war so vergnügt, daß wir endlich den alten Oberst los und allein bei einander waren!

Sie sind mit der vornehmen Familie WelctSky verwandt?" fragte meine Gefähr­tin nachdenklich, ohne das Kneifen irgend­wie zu beachten.

Gewiß, durch Heirat."

Das wird uns vielleicht nützlich . .." sagte Frau Gaines ungestüm, brach aber plötzlich ab und rief:Wie nett, daß wir nun den alten, greulichen Russen los und allein sind!" Sie äußerte dies in einem so befriedigten Ton, daß ich den Augenblick segnete, wo ich mit ihr zusammengetroffen war, und ihr zuflüsterte:War's nicht ein Glück, daß Dick vorausgereist ist und Sie ohne Paß zurückgelassen hat?'

Bst! Der Schaffner kommt, um Licht anzuzünden/ gab sie zurück und legte mir warnend einen Finger auf die Lippen, woraus wir schweigend zum Fenster hinaus­sahen, bis der Schaffner unser Gelaß er- leuchtet hatte.

Mir befanden uns jetzt in voller Be­wegung und mußten innerhalb weniger Stunden nach Wilna kommen, wo Dick Gaines uns erwartete; beinahe tat es mir leid, daß sich Dick nicht in St. Petersburg befand, denn in dem milden Schein der Lampe, der gerade auf sie fiel, erschien mir meine Gefährtin schöner als je. Während aus den andern Wagenabteilungen lautes Schwatzen und Lachen zu uns herüber­klang, wurde ich düster und still, allein Helene wendete sich zu mir und sagte: Seit ich Sie kenne» gelernt habe, habe ich ein lebhaftes Interesse für Sie gefaßt, mein gütiger Beschützer. Erzählen Sie mir von Ihnen und Ihrer Familie, dann kann ich cs Dick berichten, den es lebhaft inte­ressieren wird."

Bah." entgegnete ich,Ihre Geschichte würde viel interessanter sein."

Wohl möglich," sagte sie mit einem leichten Seufzer,aber erst die Ihre, und dann die meine wir haben ja Zeit ge­nug. Also bitte!"

Dies wurde mit dem Schmollen eines verwöhnten Kindes geäußert, worauf ich

mich fügte und ihr meine Geschichte seit der Trennung von ihrem Dick in kurzen Zügen entwarf. Offenbar fühlte sie leb­haftes Interesse für meine Familienange- legenheiten, ich setzte ihr daher meine Be­ziehungen zu den Wcletsky auseinander und gab ihren ernsten Fragen gar manche Einzelheit meines häuslichen Lebens preis. Vielleicht war es im Interesse meiner Pflicht gegen meinen alten Kameraden am besten, wir beschäftigten uns in dieser Weise die Zeit ging doch herum!

Und nun." sagte ich, als ich mit der geheimen Geschichte der Familie Lenox zu Ende war,bitte ich um die Chronik des Hauses Gaines!"

Zu meiner großen Verwunderung er­widerte sie, daß sie eigentlich nicht viel davon wisseDick und ich sind schon so lange fort in Europa," murmelte sie.

Aber Sie müssen doch etwas von Mamie, seiner Schwester, wissen," sagte ich.

Ach ja, Mamie," erwiderte sie.Mamie ist verheiratet Gott weiß wie lange schon, und lebt in in Mexiko."

Wie heißt denn ihr Mann," fragte ich weiter.

Smith glaube ich," erwiderte sie rasch.Sie können sich gar nicht denken, wie oft Dick von Ihnen zu sprechen pflegte," rief sie, von dem Gegenstand unsres Ge­spräches abspringend.Mein lieber, alter Arthur, sagte er oft und streichelte dabei seinen schwarzen Schnurrbart."

Seinen schwarzen Schnurrbart!" stam­melte ich.Aber früher war Richard ja blond!"

Freilich," entgegnete sie verblüfft, fuhr aber daun eilig fort:aber er ist in der letzten Zeit grau geworden und färbt sich die Haare." Im nächsten Augenblick sagte sie lachend:Ihr Haar ist noch so dunkel, daß Sie vorderhand Dicks Beispiel nicht zu folgen brauchen! Sie haben wunder­volle Haare" und dabei tätschelte sie mich auf den Kopf wie ein mutwilliges Kind.

Diese unschuldige Schmeichelei bezauberte mich vollends ganz.

Welch glücklicher Kerl ist doch Dick, daß er Sie bekommen Hut! Wie haben Sie denn geheißen, che Sie ihm die Erde zum Himmel machten?"

(Fortsetzung folgt.)

Vermischtes.

Ein ergötzliches Geschichtchen hat sich kürzlich in der Nähe des badischen Städtchens Weinheim zugetragen. Der Lehrer des betreffenden Dorfes stellte den Antrag zur Beschaffung einer Karte von Europa beim Bürgermeister, dieser jedoch erklärte, er müsse dazu erst die Zustimmung des Gcmeinderats haben. Die Sitzung wurde also einberufen und der Antrag vom Bürgermeister verlesen und zur Beratung gestellt. Es erhob sich nun einer der Ge­meinderäte, indem er folgendes ausführte: Meine Herren, ich maan, die Ausgawe bräuchte meer uns nett zu mache, wer waaß, ob jemools aans von unsere Kinner noch Eiroba kimmt!" Dieser Standpunkt wurde auch noch von anderer Seite unter­stützt und der Antrag des Lehrers fiel durch.

München, 12. Febr. (Durch die Treue seines Hundes ums Leben gekommen.) In diesen Worten liegt ein scheinbarer Widerspruch, und doch hat sich dieser Tage in der Nähe von München ein Vorfall ab­gespielt, bei dem tatsächlich ei» Hund durch ! seine Treue mittelbar zum Mörder seines Herrn geworden ist. Ein in München an- säßiger Herr A. Grimm begab sich in Be­gleitung seines Jagdhundes auf seine in der Nähe Münchens gepachtete Jagd. Beim Ueberschreiten eines kleinen Baches kam er zu Falle, sein Gewehr entlud sich, wohl -infolge der Erschütterung, und dis ganze 'Schrotladung drang dem Unglücklichen in die Brust. Zwei Bauernjungen, die j sich in der Nähe aufhielten, waren Zeugen ^deS Vorfalls gewesen und eilten herbei. 'Mit letzter Kraft des schwindenden Be­wußtseins forderte der Verunglückte den emen der beiden Knaben auf, in das nahe Dorf zu eilen und Hilfe herbeizuholen, während der andere durch Zusammenpres­sen der Wunde ein Verbluten verhindern sollte. Doch man hatte nicht mit dem Jagdhund gerechnet. Jeder Versuch des Knaben, sich an dem Besinnungslosen zu schaffen zu machen, wurde von dem sich wie rasend geberdenden Hunde vereitelt. Als nach kurzer Zeit die herbeigerusene Hilfe kam, war es zu spät. Jeder Versuch der Wiederbelebung war vergeblich, der Tod war infolge von Verblutung einge­treten der treue Hund hatte mittelbar den Tod seines Herrn veranlaßt.

WitöSaö.

SebmMtt 5t. MajrM <Ir; König;

ar» äs» 2S. r'slsrvi.ar 1SOS

k'ros'i'aNiiii:

1) Allgemeine Beflaggung der Gebäude.

2) Morgens 8 Uhr: Tagwache mit Böllerschüssen.

3) Vormittags '<«10 Uhr: Festgottesdienst; eine Viertelstunde früher Versammlung auf ' dem Rathaus zum gemeinschaftlichen Kirchgang.

4) Nachmittags 1 Uhr: Festessen im Hotel Belle»Bue.

5) Abends 8 Uhr: Allgemeines Banquet daselbst.

Die Stadtbewohner werden zur würdigen Feier des Allerhöchsten Geburtsfestes freundlichst aufgefordert. Den 22. Februar 1908 . Stadtschultheißenamt :

A. V. Bätzner.