Amtsblatt
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Donnerstag, den L3. Jebrrrar 1905.
41. Jahrgang.
Rundschau.
Stuttgart, 20. Febr. Der Bürgerausschuß hat in seiner heutigen L-itzung die vom Gemeinderat am letzten Donnerstag bewilligte Summe von 5000 Mk. zur Unterstützung der notleidenden Bergarbeiter im Ruhrgebiet mit allen gegen 6 Stimmen abgelchnt. Der „Schwab. Merk." schreibt dazu: Die Proteste, die sich in der Bürgerschaft gegen die 5000 Mk. Ruhrgelder erhoben haben, sind nicht umsonst gewesen. Das ist eine erfreuliche Wendung, denn die Bewilligung von Geldern für Ausstände ist nicht Sache einer Stadtverwaltung, die in solchen wirtschaftlichen Kämpfen nach beiden Seiten hin neutral zu bleiben hat.
Nagold, 20. Febr. Neben den Plan einer Verbindung der Gäubahn und Nagoldbahn durch eine normalspurige Neben- bahn zwischen Herrenberg und Nagold ist ein von Regierungsbaumeister Wallersteiner in Nürnberg ausgeführtes technisches Gut- achten im Druck erschienen. Es sind 3 Möglichkeiten aufgeführt: 1) Nagold-Jsels- Hausen-Mötzingen-Sindlingen-Haslach. Herrenberg, 2) Nagold-Jselshausen-Mötzingen- Ober- und Unterjettingen-Sindiingen-Has- lach-Herrenberg, 3) eine Verbindung beider Projekte durch eine hinter Mötzingen von Projekt 1 nach Ober- und Unterjettingen zum Projekt II adzweigend« Verbindungslinie. Die Gesamtkostcn betragen bei Ent- Wurf I 1270000 Mk.. bei I11340000 Mk., bei 111 1380000 Mk. Die beteiligte Be- völkerung beträgt 11791, die kommerzielle Bevölkerungszahl 6267 Einw. Auch für das durch die Stichbahn Nagold-Alrensteig erschlossene Hinterland wäre eine direkte Verbindung Nagold-Herrenberg-Stuttgart von größtem geschäftlichem Interesse.
Freudenstadt, 19. Febr. Auf An- regung der Neuen Automobilgesellschaft Berlin fand am Freitag im Rathaussaal eine Besprechung über eine Autvmobilver- bindung zwischen der Stadt und dem Haupt- bahnhof statt, die aber resultatlos verlief, da die Mehrzahl der Hotelbesitzer sich dem Unternehmen abhold zeigt».
Eßlingen, 21. Febr. (Lotterie.) Bei der heutigen Ziehung der Eßlinger Stadt- kirchenbaulotterie fiel auf Nr. 7423 der erste Gewinn mit 15000 Mk., der zweite Gewinn mit 5000 Mk. auf Nr. 84093, der dritte mit 2000 Mk. auf 88 620, der vierte mit 1000 Mk. auf 62 780. der fünfte mit 1000 Mk. auf 67 und der sechste und siebende Gewinn mit je 500 Mk. auf die Nummern 29 522 und 52481. (Ohne Gewähr.)
Ulm, 16. Febr. Zur Zeit werden ziemlich häufig falsche Fünfmarkstücke angehalten. Die falschen Stücke sind in der Weise hergestellt, daß von echten Stücken die Vorder- und Rückseite in ganz dünnen Scheiben
abgenommen und auf einer dieser Scheiben ein entsprechend geprägtes Ergänzungsstück aus unedlem Metall aufgebracht wird. Die Stücke sind leicht kenntlich an der verletzten Randschrift und an dem sich seifig ausüh- lenden falschen Metall. Sie tragen die Jahreszahl 1904.
Pforzheim. 20. Febr. Heute Vormittag stürzte sich in einem Anfall von Geistesgestörtheit die Ehefrau des Kabinettmeister Chr. Kleinheins von, 4. Stockwerk auf die Straße. Die Unglückliche, welche sich seit 8 Tagen im Wochenbett befand, starb nach wenigen Minuten.
München, 22. Febr. Der Herzog Karl Theodor in Bayern feiert morgen sein 25jähriges Jubiläum als Augenarzt. Er unterhält bekanntlich hier eine eigene Augenheilanstalt, die von seinem langjäh. rigen Assistenzarzt Hofrat vr. Zenker geleitet wird. Die Zahl der von dem Herzog vorgenommenen Staroperationen ist bis heute auf 4771 gestiegen.
Köln, 17. Februar. Der Köln. Ztg. wird aus Tichifu gemeldet: Heute sind hier zwei chinesische Dschunkcnführer ver- hastet worden, welche einzestanden haben, den deutichen und den französischen Marine- Attachtz in Port Arthur, v. Gilgenheimb und de Cuvreville über Bord geworfen zu haben.
Berlin, 21. Febr. Der Toleranzantrag des Zentrums wurde in namentlicher Abstimmung mit 151 Stimmen gegen 113 Stimmen bei einer Stimmenthaltung einer 28gliedrigen Kommission überwiesen.
Berlin, 21. Febr. Die Handelsver- träge mit Oestreich-Ungaru, Rußland, Jta- lien, Belgien, Rumänien, Schweiz, Serbien wurden in der gestrigen 2. Lesung ange- nommen.
Berlin, 22. Febr. Der Handels- vertrag mit Oesterreich-Ungarn wurde in der heutigen 3. Lesung mit 226 gegen 79 Stimmen angenommen. Der Vertrag mit Rußland wird mit 228 gegen 8l Stimmen bei 3 Stimmenthaltungen ange- nommen. Die übrigen S Verträge werden in einfacher Abstimmung nach einandtr en bloe angenommen.
Berlin, 20. Febr. Eine Umwertung aller sittlichen Werte erstrebt mit Bewußtsein der sozialdemokratische „Vorwärts" und ihm nach die gesamte sozialdemokra- tische Presse. Die Mörder des Großfürsten Sergius nennt er „Helden" und „furchtlos» Richter" der Bombenwurf ist in seinen Augen „Anspannung höchster sittlicher Kraft, es ist wahrer Heroismus". Kein Zweifel ist, daß der „Vorwärts" mit solcher Verherrlichung politischer Mörder die Sache der deutschen Arbeiterschaft auf das schwerste schädigt. Denn für die Sache der Arbeiterschaft — da- predigt der Bergarbeiterkampf
in weit leuchtender Schrift — kommt alles auf Gesetzlichkeit an.
Paris, 19. Febr. Der Direktor des Anarchistenblattes „Tribüne", Russe, wel- cher der hiesige Vertreter der russischen Terroristen-Partei ist, machte folgende Mitteilungen über das Attentat gegen den Großfürsten Sergius: Der Großfürst s« bereits im Dezember nach den blutigen Ereignissen, als er gegen Studenten und Studentinnen rücksichtslos Vorgehen ließ, zum Tode verurteilt worden. Er sei damals informiert worden, daß, wenn bei einer friedlichen Kundgebung des Volkes, dasselbe vom Militär angegriffen würde, dies für ihn sein Todesurteil bedeute. Nachträglich sei der Partei bekannt geworden, daß der Befehl zu schießen von dem Großfürsten Sergius gegeben worden sei. Hierauf habe das Revolulionskomitec eine Sitzung abgehalten, in welcher die Ermcr- düng des Großfürsten beschlossen wurde. Dieser Beschluß sei dann am vergangenen Freitag auSgeführt worden. Auf die Frage, ob auch die Jahre des Kaisers gezählt srien, antwortete der Direktor verneinend. Der Zar sei übrigens informiert worden, daß er vorläufig nichts zu befürchten habe. Irgend jemand müsse ja doch da sein, um eventuell eine Konstitution zu unterzeichnen. Wenn der Zar aber fortfahre, sich von den schlechten Ratgebern aus seiner Umgebung beeinflusse» zu lassen und dem Volke Konzessionen vorzuenthalten, so würde dies die Lage ändern. In diesem Falle würde keine menschliche Macht, keine Festung und keine Leibgarde ihn schützen können. Er würde umkommen wie sein Großvater und sein Oheim.
Brüssel, 20. Febr. Das Appellgericht sprach heute mittag das Urteil in dem Prozesse wegen der Hinterlassenschaft der Königin. Der Gerichtshof bestätigte das erste Urteil, welches dahin entschied, daß die fürstlichen Heiratskontrakte zugleich politische Verträge darstellen; daher seien die Kläger, welche die Nichtigkeitserklärung des Heiratskontrakts König Leopold II bean- tragr hatten, abzuweisen.
Petersburg, 21. Febr. Hierselbst hat einer Meldung zufolge am Sonntag unter dem Vorsitz des Zaren ein besonderer Kriegsrat stattgefunden, in «dem beschlossen wurde, die Generale Kuropatkin und Bilderling zurückzu berufen und zwar Kuropatkin ausGesundheit-rücksichten. Sein Nachfolger würde General Grodekow werden.
— Kurvpatkins Rückzugslinie, die Bahn Mulden—Chardin, wurde von 10 000 Japanern angegriffen und zwar 250 Kilometer hinter den derzeitigen russischen Stellungen am Schah- und Hun-Fluß. Der japanische Vorstoß ist für die russische Armee sehr gefährlich, da eine Störung