— 83 -
„Das kann ich am besten dadurch erklären, daß ich Ihnen sage, ich halte Dick Gaines für den glücklichsten Mann unter der Sonne," rief ich nun völlig unbefangen und vertrauensvoll.
Nun war es natürlich leicht für mich, meiner Frau zu erklären, daß ich der Gattin meines Stubenkameraden Dick Gaines aus einer Verlegenheit geholfen habe, und wohlgefällig ruhten meine Augen auf ihr, als sie mir plötzlich ein reizendes kleines Taschenbuch gab und sagte: „Bitte, lösen Sie mir eine Karte nach St. Pe- tersburg."
„Aber Sie bleiben ja in Wilna," stammelte ich.
„Gewiß, ich bleibe in Wilna, aber der Oberst muß doch denken, ich reise mit Ihnen nach der Hauptstadt, denn er hält mich ja für Ihre Frau. Ich habe nämlich nicht gewagt, den Oberst in betreff von Dick Gaines in mein Vertrauen zu ziehen," sagte meine schlagfertige Gefährtin mit spitzbübischem Lächeln.
So ging ich also hinaus und erwarb meiner hübschen Schutzbefohlenen eine Fahrkarte um ihr eigenes Geld, denn das mir übergebene Taschenbuch war mit Hundertrubelscheinen angefüllt; gleichzeitig sandte ich ein Telegramm an meine Frau. Obgleich ich nun über Dick Gaines' Gattin völlig beruhigt war, getraute ich mir doch nicht, meiner eigenen Hausehre mehr zu telegraphieren als: „Eydtkuhnen. Glücklich angekommen."
Die Adresse lautete: „Lenox per Adresse Drexel, Harjes u. Co., Paris."
Das Blut stieg mir in die Wangen bei dem Gedanken, daß ich es nicht wagen durfte, einen Brief an mein eignes Weib zu richten, bis ich mich aus der merkwürdigen Verwickelung herausgewunden haben würde, die die russische Polizei zu der Annahme berechtigte, ich habe im Reiche des Zaren eine andre Frau.
Dann telegraphierte ich auch an die WeletSky in Petersburg: „Ankunft morgen abend, 7 Uhr."
Völlig ruhig in meinem Gemüte, steckte ich mir eine Cigarre an, schlenderte in den Speisesaal zurück und geleitete meine untergeschobene Ehehälfte sorgsam und liebevoll nach dem Zug, wo schon der galante rus- fische Würdenträger auf sie wartete und Sorge trug, daß sie entsprechend empfangen und ihr der beste Raum in einem der breiten, geräumigen Wagen angewiesen wurde.
Mit einer wahren Flitterwochenbeflissenheit hüllte ich ihre reizende Gestalt in warme Decken und rief lustig: „Was würde Dick Gaines dazu sagen?"
Darauf brach sie in ein unbezähmbares, kindliches Gelächter aus, was mir riesig gefiel, denn welcher Veteran freut sich nicht, wenn seine Späße Anklang finden?
(Fortsetzung folgt.)
Vermischtes.
— Die Mondfinsternis, welche am 19. Februar 1905 um 6 Uhr 53,4 Min. ein- treten und um 8 Uhr 6,7 (M. E. Z). beendet sein wird, ist in Deutschland sichtbar. Den Höhepunkt erreicht die Verfinsterung um 8 Uhr 0,1 Minuten. Sie wird etwa 4 Zehntel des Monddurchmessers betragen.
— Kürzlich kam in einem Orte des Kreises Liegnitz der zwölfjährige Sohn eines Besitzers aus der Schule und erzählte der Mutter folgendes: „Der Herr Lehrer hat uns heute von Altertümern erzählt und gesagt, daß diese oft einen hohen Wert haben. Liebhaber zahlen für solche alten Bilder, Bücher und Geräte oft viele tausend Taler. Weißt du, Mutter, wir haben ja auch von der Großmama noch einige alte Bücher, die können vielleicht noch viel Geld bringen. Ich werde sie einmal mit in die Schule nehmen. Der Herr Lehrer wird mir sagen, ob sie etwas wert sind." Lachend jagte die Mutter: .Für die alten Schwarten gibt kein Lumpenmann was. Meinetwegen kannst du dein Glück versuchen." Voll froher Hoffnung holte der Junge die Bücker von einem Wandbrett aus der von der Großmutter früher bewohnten Stnbe. Unter ihnen befand sich auch, wie der „Oberschl. Anz." erzählt, ein in Schwcinslcder gebundenes, sehr altes Predigtbuch, dessen Deckel durch ein Leder- band geschlossen sind. Der Knabe öffnete das Buch, um nach der Jahreszahl zu sehen. Als er es aufschlug, erblickte er einen Hundertmarkschein. Hastig durchsuchte die Mutter das Buch weiter und förderte weitere sieben Scheine ans Tageslicht. Zur Aufklärung sei bemerkt: Vor etwa zwei Jahren war die Schwiegermutter des Besitzers gestorben, und in ihrem Nachlaß vermißte man etwa 1000 Mk. bares Geld. Die alte Frau war eigentümlich, sehr mißtrauisch gewesen, man war überzeugt, daß sie das Geld irgendwo versteckt hatte, konnte es aber nicht finden und ließ deshalb in j ihrer Stube alles so, wie es gewesen war. „Na, siehst du. Mutter," sagte der Junge, „daß alte Bücher Geld bringen?"
jderin kann die Zeit, die sie sonst am Herde steht, für ihre Arbeit verwenden, die Arbeitsfrau, die gezwungen ist, auswärts mit Waschen, Putzen und dergl. ihr Brot zu verdienen, kann unbesorgt ihrem Beruf nachgehen, denn das Essen, morgens während sie Kaffee kocht, auf dem Herde zubereitet, kocht in der Kiste weiter, und ermöglicht ihrer Familie zu jeder Tageszeit ein warmes, schmackhaftes Essen auf den Tisch zu stellen. Wie viel Aerger, Arbeit, Zeit, besonders auch Kohlen, Holz und Töpfe sind der sonst zu heißer Zeit im Schweiß ihres Angesichts kochenden Haus- frau erspart, denn jegliches Anbrennen und Einkochen der Speisen, achtgeben auf die Feuerung ist ausgeschlossen, und oft hat sie jetzt einige Stunden für andere Arbeit, für ihre Kinder, oder zu ihrer Erholung übrig. Die Speisen sind zudem nahrhafter, und bekömmlicher als die vollständig auf dem Herd zubereiteten, sind deshalb auch Magenleidenden sehr zu empfehlen. Zum mitnehmen der Speisen für Beamte und Arbeiter gibt es kleine praktische Kochkisten, die es ermöglichen, zu bestimmter Zeit ein warmes Essen zu sich zu nehmen. Die geringen Kosten, die durch Anschaffung einer Kiste verursacht werden, sind in kurzer Zeit durch Ersparnisse an Brennmaterial wieder ausgeglichen. Diese Kochkisten sind vorrätig in Wilvbad bei C Aberle ssv. Inh. E. Blumenthal. »
— Die Kochkiste (feuerloser Gas- kocher) ist für den hiesigen Platz und Umgegend besonders empfehlenswert, indem sie für manche Hausfrau, hauptsächlich während der Saison, eine große Bequemlichkeit in sich birgt Die Geschäftsfrau kann ruhig ihrem Geschäft vorstehen, die Schnei-
Ktnrrüesvuch-Khrc'rlik
vom lO. bis 17. Febr. 1905. Geburten:
5. Febr. Müller, Martin Friedrich, Taglöhner m Ziegelhütte, 1 Sohn.
8. Febr. Bechtle, Gottl. Chr.,Maurer hier, I Sohn. 13. Febr. Schmid,Wilh.Chr.Taglöhnerhi«r, 1 Sohn. 13. Febr. Mayer, Karl Robert, Zimmermann hier, 1 Sohn.
12. Febr. Haag, Christian Friedrich, Taqlöbner
m Nonnenmiß, 1 Tochter.
Aufgebote:
11. Febr. Schneider, Johann Martin. Bauer in
Nehren und Aberle. Christine Gott- Ilebln. Köchm von Nehren.
13. Febr. Edele Paul, Maurerpolier hier und
Engaffer.Josesine.Dienstm.vonStetten.
16. Febr. Agner, Karl Friedrich. Dekorationsmaler m Schramberg und Chur. Emma Emme von hier-
Gestorbene:
12. Febr. Bachofer. Rosine Emilie geb. «immer
Witwe des Tapeziers Christian Friedrich Bachofer hier, 70 Jahr» alt.
15. Febr. Schumacher. Katharine Friedrike geb Händlr, Ehefrau des Gärtners Loren, _H-mrich Schumacher hier, 7i Jahre alt.
I IUiil>lIvd S!»»i«.ie»iI»M« >
farbig»
in unvergleichlich reicher «»»Wahl.
Immer dir neuesten und schönsten. — Solide und sehr billig. 4 Auistellungl-Medaillen, 8 Hoslieferanten-Diplome. V»ut»ebl»n6» geleete» Sp»riaI-8»ilI«ng«,ebSft
llieti. 8«ilIsiirtl>kk-ÄsImii Hickirlr L LL Ssklin 8IiV. Ig
«s Loix»ir»r Ltrrssv 4 S Soll» öl»rkxr»l»»- 8 tr»s»o. j ö»e«»l»«n poetoti»»!
Kleine
ffür kl. Familie geeignet bis 1. April zu vermieten.
Zu erfragen in der Expedit, ds. Bl.
I
kLäiuL-LsrLSk
tropfen olobt. vroxeris Hllviirei». Lei Xiston on gros kreise.
I
W i l d b a d.
1) Die Beifuhr und Setzen von SV edm. Sandsteinen in Wanne auf die Langsteig,
2) Das Kleinschlagen derselben.
3) Die Beifuhr von 77 Rm Radelholzprügel zu der
städt. Remise wird nächsten
Montag, den 20. Februar,
Bormittags '/-II Uhr
auf dem Rathaus hier verakkordirt.
Z)ie Licröipfkege. !
Me gesicht.
Tüchtiges Fräulein sucht bis 1. Mai evtl, auch früher Stellung als Zimmermädchen.
Näheres in der Expedit, ds. Bl.
sistvortr
ISebnsIIxlanl-putrpulver ä »O «istvortreSlleb.4i.i»t«»^ Helium,,
.«HI