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Uro. 20

Donnerstag, öen t6. Aebruar 1906.

41. Jahrgang.

Rundschau.

Im Vollmochtsnamen Sr. Maj. des Königs hat das kgl. Staatsministerium dem Obermedizinalrat vr. v. Burckhardt hier die erbetene Erlaubnis zur Annahme und Anlegung des ihm von dem Großher­zog von Sachsen verliehenen Komturkreuzes I. Klasse des Hausordens der Wachsamkeit oder vom weißen Falken erteilt.

. Im Verein für vaterl. Naturkunde in Stuttgart sprach Prof. Or. Fraas über die neuentdeckten Thermalquellen in Wildbad, über die da- Wesentliche schon in Nro. 16 ds. Blattes mitgeteilt wurde. Redner ergänzte diesen Bericht durch Ausführungen über die geologischen Ver­hältnisse an der alten Ouellfassung selbst und im Thermalgebiet von Wildbad über­haupt. Das engbegrenzte Gebiet, in dem die Thermen dort aufsteigen, scheint bedingt durch eine Bruchzone, die sich zwischen die beiden größeren Granitmassive jm Nor­den und Süden von Wildbad als kleinen Keil emschaltet. Dieses Bruchgebiet ist selbst wieder durch eine Längsspalte in 2 Schollen getrennt, wodurch sich die Zusammenge- Hörigkeit einerseits der Thermen auf der rechten Enzseite (große Badegebäude) und andererseits derjenigen auf der linken Enz- seire (König-Karls-Bad) erklärt. Beide Gruppen haben jedoch sicherlich in größerer Tiefe Verbindung miteinander, aus der sich ihre gegenseitige Beeinflussung erklären läßt. An diese Ausführungen schloß Professor Or. Sauer Mitteilungen über die petrographische Beschaffenheit des Gra­nits von Wildbad. Redner unterscheidet einen porphyrartigen Granit, der durch Druck eine gewisse Parallelstruktur erhalten hat, die an Gneis erinnert, und den eigentlichen Wildbadgranit, Glimmer­granit, mit prächtigen Pressungserschein­ungen. An der Ausbruchstelle der neuer- schlossen«« Therme wurde außerdem ein seltenes Vorkommnis in Gestalt von Luxu- lianit(in Turmalinquarzfels umgewandelter Granit) festgestellt, das in seiner mikro­skopischen Struktur sehr schön ausgebildcte Pressungserscheinungen in Form von Zer­reißung und Verbiegung der feinen Tur- malinuadeln erkennen läßt. Zn der leb­haften Erörterung des Vorgetragrnen wies Professor Or. A. Schmidt darauf hin, von welchem Wert Beobachtungen über die Schwankungen des Thermalwasserstands in Verbindung mit Barometerbeobachtungen sein würden, Hofrat Vr. Weizsäcker- Wildbad gab Ausschlüsse über den Betrieb der Bäder und den Zusammenhang der Bohrlöcher. Or. K. Regelmann zeigte eine photographische Platte vor, die die Einwirk, ung der radioaktiven Strahlen erkennen ließ, die von den Berwittsrungsprodukten des Granits im Thermalwasser herrühren, für

deren Erklärung dann Prof. vr. Kauffmann noch weitere Erklärungen gab.

Zufolge Entschließung des K. Mini­steriums der ausw. Angel., Verkehrsabt., wird zum Besuch der vom 25.-27. Febr. d. I. in Ulm stattfindenden Landesaus­stellung der Würtl. Geflügelzucht- und Vogelschutzvereine Fahrpreisermäßigung in der Weise bewilligt, daß im Binnenverkehr der Württ. Staatseiscnbahn an die Mit­glieder der Geflügelzuchtvereine aus Vor­zeigung der Mitgliedskarte am 24., 25., 26. und 27. Febr. einfache Personenzugs­fahrkarten III. Kl. nach Ulm verabfolgt werden. Diese Fahrkarten berechtigen zur taxfreien Rückfahrt nach der Abgangs­station innerhalb 5 Tagen, falls sie vor Antritt der Rückreise mit dem Stempel der Ausstellung (auf der Rückseite der Fahr­karte) versehen worden sind. Ausgeschlossen von der Einräumung bleiben die Stationen, welche weniger als 20 km von Ulm ent­fernt sind. Die Benützung von Schnell­zügen ist gegen Bezahlung des vollen Schnellzugszuschlags zugelassen.

Stuttgart, 12. Febr. Das Schiller­kostümfest in der Liederhalle nahm einen außerordentlich eindrucksvollen Verlauf. Fräulein Gertrud von Karaß sprach die warmempfundenen Strophen von Rudolf Krauß, die dem Genius Schillers galten, mit tiefer Empfindung. Und dann folgten all die bekannten Gestalten aus Schillers Werken von den Räubern bis zu Demetrius. Von Maler G. A. Cloß gestellte Tanz­gruppen in den malerischen Kostümen der Schillcr'schen Zeit füllten den zweiten Teil des wohlgelungenen Abends.

Kommenden Sonntag findet in Freudenstadt eine Versammlung von Holzinteressente» des württ. und badischen Lchwarzwaldes statt. Auf die Tagesord­nung sind zwei wichtige Punkte gestellt, nämlich: 1. Maßnahmen zur Besserung der Verhältnisse im Holzeinkauf und 2. Be­sprechung über einen Entwurf für Samm­lung und Festlegung von Handelsgebräu­chen. Für alle Holzinteressenten ist diese Tagesordnung von größter Wichtigkeit.

Ludwigshafen,12. Febr. Der 15jäh- rige Fabrikarbeiter Ihrig, welcher am 5. Jan. den Mühlenarbeiter Schaffer erstach, weil sich dieser eine Bemerkung über sein 14jährigesVerhältnis" erlaubt hatte, wurde von der Strafkammer in Frankeu- tal zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt.

Pforzheim, 13. Febr. Jm Wald, 200 m vom städt. Pumpwerk im Eutinger Tal entfernt, wurde die Leiche eines hie- sigen kleinen Fabrikanten, welcher sich erst vor kurzer Zeit mit einem Kollegen selb­ständig gemacht, aufgesunden. Aller Wahr­scheinlichkeit nach liegt Selbstmord durch Vergiftung vor.

Baden-Baden, 11. Febr. 1904 wurden 128892 Mark Kurtaxen einge­nommen.

Nom Bodeniee, 10. Febr. Der- renwirt Rupert Jäger von Beuren bei Hohenems, Vater von 9 Kindern, ist in Lindau beim Saccharinschmuggel ins Wasser gestürzt und ertrunken.

Berlin, 13. Febr. Heute nachmittag fand auf kaiserlichen Befehl in der Rotunde des alten Museums eine Trauerfeier für Adolf v. Menzel statt. Vor dem Museum stand als Ehrenwache die Leibkompagnie des ersten Garderegiments. An dem Sarg, der in der schwarz dekorierten Rotunde aufgebahrt war, waren Kränze des Kaiser­paares niedergelegt; am Katafalk nahm das Kaiserpaar Platz; es sammelten sich die Angehörige» des Verstorbenen, sämt­liche anwesenden Prinzen, Mitglieder des Senats und Lehrkörpers der Akademie, sämtliche Botschafter, Gesandte, Generale, Admirale, Minister, Staatssekretäre, der Reichskanzler, Universitätsprofessoren, Ver­treter der Städte Berlin und Breslau. Obechofprediger Dryander hielt eine Ge­dächtnisrede. worin er auf den beispiellosen Fleiß hinwies, mit weichem der Verstorbene in unerschöpflicher Fülle die Gabe seines Geistes ausgeschüttei habe. Von der könig­lichen Huld mit den höchsten Gaben bedacht, habe er keinen Feind gehabt; an dem Sarge des Künstlers lege das dankbare Vaterland Kränze nieder. Der Vortrag des Adagio von Haydn schloß die Feier. Acht Unter­offiziere trugen den Sarg zum sechsspän­nigen kgl. Leichenwagen. Die Ehrenkom­pagnie präsentierie. Der Leichenzug setzte sich in Bewegung. Der Kaiser folgte dem Sarg bis vor das Schloß, wo er aus dem Zug heroustrat. Die Kaiserin war im Wagen direkt nach dem Schloß zurückge­kehrt. Auf dem Kirchhof war der Weg bis zur Gruft mit Immergrün bestreut, von umflorten, bekränzten Obelisken umsäumt, worauf Flambeaus loderten. Unteroffiziere trugen den Sarg zur Gruft, wo Professor Otzen, nachdem Hofprediger Dryander den Segen erteilt hatte, namens der Künstler­schaft warm empfundene Worte sprach. Der ChoralJesus meine Zuversicht" schloß die Feier.

Menzels künstlerischer Nachlaß, der vor allem auS Handzeichnungen, einzelnen Skizzen und einer außerordentlich großen Anzahl von Skizzenbüchern besteht, soll, wie dar Bert. Tagebl. hört, von dem Ver­storbenen der Nationalgalerie vermacht worden sein.

Berlin, 11. Febr. Dem Reichskanz- ler Grasen Bülow ist kürzlich eine größere Erbschaft zugesallen. Don Godefroy in Hamburg wurde ihm eine sehr erhebliche