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zweite Million nicht nur erreicht, sondern es befand sich mit 374 Einwohnern schon auf dem Wege zur dritten Million.
— Es ist gekommen, was viele gute Patrioten befürchtet: Das vom deutschen Kaiser gestiftete Denkmal Friedrichs des Großen, das in weiten Kreisen des amerikanischen Volks auf Vorurteil: und Ablehnung stieß, ist der Zielpunkt eines glücklicherweise mißlungenen Attentats geworden. Aus Washington wird berichtet: „Durch eine oder mehrere Personen wurde am 10. Jan. der erfolglose Versuch unternommen, das vor kurzem von dem deutschen Kaiser zum Geschenk gemachte Standbild Friedrich des Großen in die Luft zu sprengen. Die Sprengmasse war mit brennender Lunte an der Umfriedigung des Denkmils befestigt, wurde aber durch einen Beamten vor der Explosion entfernt. Ein Schaden ist nicht angerichtet worden. Es sind unverzüglich Maßregeln zur Ergreifung der Uebeltäter ergriffen worden.
— Wie das Militärwochenblatt bestätigt steht die Einführung des Rohrrücklausge- schützes mit Schutzschilden bevor, nachdem durch lange Versuche bei den Truppen die Brauchbarkeit des Modells auch von dieser Seite her gründlich erprobt worden ist.
Berlin, 12. Jan. Das Landgericht verurteilte heute den Grafen Pückler-Klein- tschiene zu 6 Monaten Gefängnis wegen öffentlicher Aufforderung einer Menschenmenge zum Ungehorsam gegen die Gesetze, Wege» Aufreizung verschiedener Bevölkerungsklassen zu Gewalttätigkeiten gegen einander und wegen Aufforderung zum Ungehorsam gegen die Gesetze durch Verbreitung von Schriften.
Berlin. Die Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft und dis Siemens-Schuckert- Werke erhielten der „Voss. Ztg." zufolge gemeinsam einen Auftrag auf den Bau einer elektrische« Zentrale in Tientsin für 1300000 Mark.
Berlin, 12. Jan. Die neuesten Nachrichten aus dem Ruhrrevier besagen, daß der Ausstand im Begriff steht, aüf das Revier Herne überzugreifen. Wenn er dort Fuß faßt, so ist mit einer Wahrscheinlichkeit ein Ausstand von 200000 Mann in kurzer Zeit zu erwarten, weil dort die größten Gruben liegen.
— Aus den Nachrichten über den Ausstand der Kohlenarbeiter im Ruhr-Revier geht soviel hervor, daß etwa 35000 von 260 000 Bergleuten streiken, und daß die Arbeiterführer dringend vor einem Generalstreik, d. h. einem Ausstand sämtlicher Arbeiter, warnen. Der sozialdemokratische Abgeordnete Sachse bemerkte laut „B. L.- A.": Wird der Generalstreik beschlossen, so kann er nur wenige Tage dauern, denn wir haben kein Geld!
— Ueber die Aussichten eines Generalstreiks urteilt Stöckers „Volk": Die Führer der Bergarbeiter warnen nicht mit Unrecht vor einem allgemeinen Streik. Er wäre augenblicklich für die Arbeiter völlig aussichtslos. Wenn auch nur die üblichen 10 Mk. wöchentlich an Unterstützung ausbezahlt würden, so macht das doch, da 250000 Bergleute in Betracht kommen, in sechs Wochen bereits 15 Millionen Mark aus. So viel bringen sämtliche Gewerkschaften zusammen für einen Streck nicht auf. Ein Ausstand von kürzerer Dauer hat aber keinen Zweck, denn die Kohlenlager sind so reich gefüllt, daß es dem Syndikat (Kohlenring) finanziell nur angenehm sein könnte, von einer Lohnzahlung absehen zu können, bis der Vorrat verkauft und aufgebraucht
ist . . . Man sagt sogar in den Arbeiterkreisen, die Zechenverwaltungen — wünsch- ten den Streik. Um das zu verstehen, muß man sich die Kohlenlager ansehen. In den ersten 11 Monaten des abgelaufenen Jahres hat das rheinisch-westfälische Kohlensyndi- kat 61413635 Tonnen gefördert, dagegen nur 21592188 Tonnen abgejetzt, so daß Anfang Dezember, also zu einer Zeit, wo der Winterbcdarf zum größten Teil schon gedeckt ist, noch fast 9U- Millionen Tonnen Kohlen lagerten. Im Jahre 1903 betrug der Bestand um dieselbe Zeit nur 667 000 Tonnen. Ueberdies ist der Winter diesmal, abgesehen von wenigen Tagen, sehr milde gewesen, so daß auch der Bedarf an Hausbrand nicht größer gewesen sein kann, als im Vorjahr. . . . Die Kassen der Arbeiter sind leer, während die drei größten Gesell- schäften „Hibernia", „Harpen" u. „Gelsenkirchen" 11°/o Dividende verteilen konnten. Diese Angaben beweisen, auf wessen Seite gegenwärtig die Macht ist.
Bochum, 12. Jan. Bis jetzt sind 40 Zechen mit rund 85000 Arbeitern.vom Ausstande ergriffen.
St. Georgen i- Schw., 4. Jan. Eine seltsame Geschichte wird zurzeit hier allgemein besprochen. Zu den Schwestern in unserem Ort, welche Angehörige eines Frauenklosters in der Pfalz sind, gesellte sich kurz vor Weihnachten eine neue hinzu und ward, trotz ihres seltsamen Gebahrens, liebreich ausgenommen, machte sich auch in der Gemeinde dadurch bemerkbar, daß sie allerhand Erbauungsschriften und Kalender, angeblich zu Gunsten wohltätiger Stiftungen, umsetzte und hübsches Geld erlöste. Drei Tage weilte die Fremde so im Orte und bewohnte mit den übrigen Schwestern dasselbe Haus, beteiligte sich, wie man der „Brsg. Ztg." mitteill, auch an frommen Uebungen und zog dann, begleitet von zwei kleinen Mädchen, welche ihr die Koffer an die Bahn brachten, wieder ab. Es verging eine kurze Zeit, da tauchte die „Schwe- ster" im Wiesenthai aus. Sie ist in her Kleidung der barmherzigen Schwestern mit Gepäck nach Basel unterwegs, begegnet einer Kutsche und sucht mit ihr die Eisenbahn zu gewinnen. Auf der Station an- gelangt, läßt sie, um ja den nach Basel bestimmten und zur Abfahrt bereitstehenden Zug benützen zu können, in der Eile eines ihrer Kofferchen zurück, welches der überraschte Kutscher öffnet und mit Geld angefüllt findet. Man forscht auf seine Anzeige hin nach der seltsamen Reisenden, entdeckt sie in Basel, nimmt sie fest und es entpuppt sich aus ihr — ein Maler aus Todtmoos, welcher die beschäftigungslose Zeit dazu benützt hat, auf andere Weise als durch seiner Hände Arbeit zu Geld zu lommen. Der Verhaftete wird seine betrügerischen Manipulationen, mit denen er sich das Vertrauen gutherziger Personen er- schlich, durch eine empfindliche Strafe zu büßen haben.
Wien, 12. Jan. DaS Fremdenblatt bespricht an leitender Stelle die Verleihung des Ordens paar Is nrerits an die Generale Stöffel und Nogi durch den deutschen Kaiser und bemerkt: Deutschfeindliche Blät- ter machen schon seit Monaten sich ein Vergnügen daraus, den Japanern zu er- zählen, wie feindlich Deutschland ihnen gesinnt sei, in welch uncrlaubtea Weise es Rußland unterstütze. Aus dem sreundnach- barlichen Verhältnis, das Deutschland zu Rußland unterhält, wird in diesen Darstellungen ein förmlicher Neutralitätsbruch. Solchen Uebertreibungen gegenüber wird
die schöne Kundgebung des Kaisers, welche den russischen und japanischen Helden die gleiche Ehre gibt, eine nützliche Wirkung haben und wird die Vorurteile rechtzeitig zerstören, die, wenn sie sich ungehindert ansammeln, mit der Zeit zwar nicht gefährlich, aber immerhin schädlich wirken.
Petersburg. 13. Jan. Binnen kurzem wird eine 4. Mandschurei-Armee gebildet werden, um die Streitkräfte Kuropatkins aus 700000 Mann zu bringen.
Tokio, 6. Jan. Die Üebergabe aller Forts und Befestigungen von Port Arthur ist beendet. Die Zahl der Gefangenen stellt sich als eine etwas komplizierte Aufgabe dar. Die Gefangenenliste weist auf von der Armee 8 Generale, 588 Offiziere, 221 Beamte, Arrzte und Priester, 22.434 Mannschaften und 3945 Nichtkombattanten; von der Marine 4 Admirale, 300 Offiziere, 4500 Mannschaften und 500 Nichtkommbattanten, insgesamt also 32000 Köpfe, ohne die Kranken »nd Verwundeten, 16 000 an der Zahl. An Pferden befinden sich 2000 Stück in der Festung, deren Bestände gegenwärtig von japanischen Kommissaren ausgenommen werden.
Newyork,9. Jan. Aus St. Francisco werden grausige Geschichten über den Untergang des Schoners Viktor bei einer der Gesellschaftsinseln im südlichen stillen Ozean gemeldet. Als das Schiff gescheitert war, flüchtete sich der Kapitän und die 5 Mann der Besatzung in das Schiffsboot. Sie besaßen weder einen Kompaß, noch ein Segel und hatten nur für einen Tag Proviant und Ur Dutzend Kokosnüsse zur Verfügung. Sie ruderten in der Richtung auf Tahiti. Während der 11 Tage und Nächte dieser Reise wurden sie ununterbrochen von Haifischen- verfolgt, die mehr als einmal den Versuch machten, das Boot zum kentern zu bringen. Es zerbrachen sogar einige Ruder in dem Kampf gegen die Ungeheuer. Als die Schiffbrüchigen Tahiti erreichten, waren 5 Leute in wahnsinnigem Zustand.
Alntevhcitterröes.
Der Diamantstein.
Erzählung von O. Elster.
37) (Nachdruck verboten.)
Er setzte sich an den Schreibtisch und schüttete ihr in einem lange» Briefe sein Herz aus.
Am anderen Tage empfing er folgende Antwort:
„Haben Sie so wenig Vertraue» zu mir? DaS Werk, welches ich begonnen, soll, soviel an mir liegt, auch vollendet werden. Ihr» Befürchtungen sind grundlos, ich denke nicht daran, mich zu verheiraten, und Ihr Onkel ebensowenig. Seien Sie mithin unbesorgt, und handeln Sie, wie es Ihnen Pflicht und Ehre gebietet.
Ihre
Elisabeth Charlotte von Jmhof."
Gras Jürgen atmete auf. Hier hielt er ja den Beweis in Händen, daß seine Mutter, Thea und Walter Mansberg im Unrecht waren. Liselotte dachte nicht an eine Verbindung mit Onkel Thiemo.
Die arme Liselotte! — Der Brief Jürgens und ihre kurze Antwort hatten ihr wohl den schmerzlichsten Tag und die sorgenvollste Nacht ihres Lebens gebracht. Aber ihr starkes Herz trug auch dieses Mal den Sieg davon. Der schöne Traum der letzten Wochen mußte ein Traum bleiben, wollte sie sich nicht den gehässigsten Verdächtigungen aussetzen. Noch einmal las sie all' die lieben, guten Briefe durch, die