lldvader Mronik

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Nro. 1S2.

Mittwoch, öen 28. Zlezember 1904.

40. Jahrgang

Rundschau.

Stuttgart, 22. Dez. Die Abreise des Königs an die Riviera ist auf 17. Jannar in Aussicht genommen.

LautStaatsanz." beträgt die in Aus» sicht genommene Aufbesserung für einen der unter Art. 1 des Gesetzes vom 31. Juli 1899 fallenden ständigen Volksschullehrer durch­schnittlich über 190 Mark pro Jahr.

Tübingen, 23. Dez. (Strafkammer.) Der verheiratete Gipser Jakob Knecht in Ohmenhausen wurde wegen Urkundenfälsch­ung zu einer Woche Gefängnis und den Kosten verurteilt. Wegen fahrlässiger Körperverletzung wurde der Fuhrknecht Bernhard Lutz in Altenfteig zu 10 Mark Strafe und den Kosten verurteilt.

Am Christfest beging Oberforstrat a. D. Graf Uxkull in Kirchheim u. T. seinen 70. Geburtstag. Zuvor in Schönmünzach und dann in Wildbad als Oberförster angestellt, stand Graf v. Uxkull von 1877 bis in den Herbst 1900 an der Spitze des Forstamts Neuenbürg. Weite Kreise haben sich bei ihm zur Be­glückwünschung eingefunden, hat er doch, sei es in seinem amtlichen Beruf, sei es in seiner Tätigkeit als ritterschaftlicher Abgeordneter, sei es in der evangelischen Lanvessynode oder bei so vielen Werken edler Nächstenliebe, durch seinen streng rechtlichen, ritterlichen Sinn und seine trefflichen Charaktereigenschaften die Her­zen Vieler gewonnen.

Pforzheim, 23. Dez. Der Stadt­rat beschloß, das städtische Gaswerk mit einem Kostenaufwand von 1630000 Mk. zu erweitern, um die Produktion des Werkes, dessen Leistungsfähigkeit bereits an seiner Grenze angelangt ist, erheblich steigern zu können.

Karlsruhe, 20. Dez. Vor einigen Tagen wnrde in Karlsruhe der Fein­mechaniker Bruno Himer verhaftet, weil er falsche Zweimarkstücke verausgabt hatte. Bei der Untersuchung gab er zu, daß er sie mit einem Genossen in Frankfurt an­gefertigt habe. Wie nun aus Frankfurt a. M. gemeldet wird, stellte die dortige Kriminalpolizei daraufhin umfangreiche Erhebungen an und es gelang ihr, in einem Hause der Bruchstraße in Sachsen­hausen bei Frankfurt die Falschmünzer- werkstätte zu entdecken und den Helfers­helfer Himers, den 30 Jahre alten Gra- veur Bruno Hecker aus Breslau, zu ver­haften. Die beiden Falschmünzer hatten das ganze Hinterhäuschen seit Oktober gemietet und dort eine vollständige Geld- prägewerkstätte eingerichtet. Die falschen Geldstücke tragen das Bild des Königs Otto von Bayern, die Jahreszahl 1903 und sind im Ansehen und Klang den echten täuschend ähnlich. Im Verhöre ge­

standen die Falschmünzer, sie hätten etwa 700 Stück «»gefertigt und verausgabt.

Wiesbaden, 21. Dez. Oberstleut­nant a. D. Hinnius, während der Sommer- monate Badekommissar in Schlangenbad, wurde gestern im Walde als Leiche in knieender Stellung gefunden. Er hatte sich eine Schlinge um den Hals gelegt, deren Enden an einem Baum befestigt waren, und sich einen tödlichen Schuß in die Schläfe beigebracht. Dm Revolver hatte er mit Bindfaden an die rechte Hand festgebunoen. lieber die Ursache des Selbstmordes ist noch nichts bekannt. Am Samstag, als er verschwand, beaö- sichtigte HinniuS angeblich mit einer Frau eine Reise nach Rom anzutreten. '

London, 20. Dez. Der Korcespon- dent des Renterschen Bureaus vor Port Arthur meldet vom 19. Dezember: Das Nordfort von Tungkikwanschan wurde, gestern, Sonntag, um Mitternacht nach! emem der erbittertsten Kämpfe während der ganzen Belagerungszeit, genommen.! Die Japaner hatten seit Wochen einen 42 Fuß langen Tunnelschacht mit vier Seitenarmen gegraben, in welchen sieben Minen gelegt waren. Der eigent­liche Angriff geschah durch Abteilungen Freiwilliger, die in den Wallgräben ver­blieben, bis die Minen explodierten. Dann ging die erste Abteilung zu früh zum Angriff vor und viele wurden durch die Trümmer von den Wällen an der Nord- und Ostfront, die die Explosion wegriß,, getötet. Die zweite Abteilung drang so- dann durch zwei ungeheure Breschen ein, welche die Explosion in die Mauer gerissen hatte. Die Russen, welche die Gräben vor der Mauer besetzt hielten, wurden getötet.. Die übrige Besatzung befand sich im rück­wärtigen Teil des Forts hinter Sandsäck- verschlägen, hatte auch Geschütze und leistete hartnäckiger. Widerstand. Nach zehnstündigem Kampfe wurde das Fort genommen und die Besatzung nahezu aus­gerottet.

Bei der Beerdigung Krügers in Pretoria verlas Botha Krügers poli­tisches Testament. Das Testament ist in der Form eines Antwortbriefes auf eine Mitteilung, die der im Mai d. I. in Pretoria abgehaltene Burenkongreß an Krüger sandte, gehalten. Es lautet: In aller Traurigkeit und allem Leid, die mein Teil sind, hat mich dieser Trost mit Dank­barkeit erfüllt, und mit ganzem Herzen danke ich allen denen, die versammelt, um über die Gegenwart und die Zukunft zu beraten, an ihren alten Staatspräsi denten gedacht und dadurch gezeigt haben, daß sie die Vergangenheit nicht verges­sen haben; denn wer eine Zukunft schaf­fen will, möge die Vergangenheit nicht

aus dem Auge verlieren. Deshalb suchet in der Vergangenheit all das Gute und Schöne, was in ihr zu finden ist. Ent­faltet darnach Euer Ideal und versucht, dieses Ideal in der Zukunft zu verwirk­lichen. Es ist wahr, vieles von dem, was gebaut wurde, ist jetzt vernichtet, zerstört, zerfallen, aber mit Einheit des Geistes und mit vereinter Kraft ist es möglich, das wieder aufzubauen, was niedergerissen wurde. Es erfüllt mich mit Dankbarkeit, zu sehen, daß Einigkeit in Eurem Bunde besteht. Vergesset nie­mals die Warnung, die in dem Worte ckivicke ot impsra liegt und sehet zu, daß dieses Wort niemals aus die Afrikander­nation Anwendung finden möge. Dann wird unsere Nationalität und unsere Sprache erhalten bleiben und blühen; was ich selbst noch davon erleben werde, steht in Gottes Hand. Unter der eng­lischen Flagge geboren, habe ich nicht den Wunsch, unter ihr zu sterben. Ich habe gelernt, mich mit dem bitteren Ge­danken zu beruhigen, daß ich meine Augen in einem fremden Lande, im Exil, allein, fern von Verwandten und Freunden, die ich niemals Wiedersehen werde, schließen muß, in weiter Ferne von der afrikani­schen Erde, die ich voraussichtlich nie­mals wieder betreten werde, in weiter Ferne von dem Lande, dem ich mein ganzes Leben gewidmet habe, um er der Zivilsation zu eröffnen, und wo ich die Entwicklung einer Nation sah. Aber diese Bitterkeit wird gemildert, so lange ich an der Ueberzeugung festhalten darf, daß das einmal begonnene Werk fortgeführt werden wird. Denn dann er­füllt mich die Hoffnung und Erwartung, daß das Ende gut sein wird. So sei es! Aus dem Grunde meines Herzens grüße ich Euch alle. Krüger.

Lokales.

Wildbad, 27. Dez. . Die Weih- nachtsfeier des LiedrrkranzeS nahm unter außerordentlich starker Betei­ligung seitens der Mitglieder einen selten schönen, durchaus harmonischen Verlaus. Der geräumige Saal desHotel Bellevue" war bis auf den letzten Platz besetzt, ein Beweis dafür, daß es immer noch Leute genug gibt, die an den einfachen, im Rahmen einer Familienfeier sich bewe­genden, Herz und Gemüt erfrischenden Unterhaltungen desLiederkranzesGeschmack finden. Der ewig schöne Männerchor: Heil'ge Nacht" v. Beethoven leitete die Feier in würdiger Weise ein. Hierauf hielt der Vereinsvorstand eine von echtem Weihnachtsgeist durchwehte, gedankenreiche