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Nro. ISO.
Mittwoch, «berr 2l. Aezernker «904.
40. Jahrgang
Rundschau.
— Se. Maj. der König hat dem Gesuch der bürgerlichen Kollegien von Hausen bei Masseubach, O.A. Brockenheim, um Genehmigung der Ersetzung dieses Ortsnamens durch den Namen „Massen- bachhausen" entsprochen.
— In der kürzlich in Stuttgart stattgehabten Jahresversammlung des Ausschusses der DersicherungsanstaltWürt- temberg berichtete Negierungsdirektvr v. Maginot u. a. über den erfolgten An- kauf von Nachbargrundstücken des Kl an- kenheims Wildbad, zu dem die letzte Ausschußsitzung dem Vorstand zum Voraus die Zustimmung erteilt halte. Es sei nun für 31000 Mk. das stadteinwärts angrenzende Anwesen nebst der solgendeu Reihe angekauft worden. Das Gebäude soll zurückversetzt, im Erdgeschoß ein Rei- nigungsbad, im ersten Stock und im Dachstock eine Wohnung für den Verwalter eingebaut werden, was etwa 14000 Mk. Kosten verursachen wird. Hand- schuhmacher Wasner-Stuttgart regt an, eine Kegelbahn cinzubauen, damit die Leute nicht zu viel ins Wirtshaus gehen. Med.Rat vr. Scheurlen spricht sich gegen eine Kegelbahn aus. Reg.Dir. v. Magi- not sagt die Vorlegung dieser Frage an das Vocstandskollegium zu.
Stuttgart. 20. Dez. Der ehemalige Gemeindepfleger Frech von Degerloch, welcher 19400 Mk. aus der Gemeindekasse veruntreute, wurde in der heutigen Schwurgerichlssitzuug wegen eines fortgesetzten Verbrechens der Amtsunler- schlagung, zusammen treffend mit einem fortgesetzten Vergehen der Privaturknn- denfälschung zu 2 Jahren und 6 Mon. Gefängnis verurteilt unter Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte von 5 Jahren.
S tuttgart, 17. Dez. Bei der heute zu Ende gegangenen Ziehung der württ. Geldlotterie zu Gunsten vonLuftschifffahrtS- zwecken fiel der erste Hauptgewinn von 60000 Mk. auf Nr. 140556, der 2. Hauptgewinn von 20000 Mk. auf Nr. 1041, der 3. Hauptgewinn von 10000 Mk. auf Nr. 11539, der 4. von 5000 Mark auf Nr. 480. Gewinne von 2000 Mark fielen ans die Nummern 111085, 14 677, 148784. 5 Gewinne L 1000 Mk. fielen auf die Nummern 119518, 43 217, 31056, 38016, 137 512. Mit 500 Mk. wurden folgende 10 Nummern gezogen: 94 553, 37 612. 25 402, 157 634, 17 696, 95 364, 157 797, 64 645, 74294, 29 592. Mit 300 Mk. wurden folgende 10 Nummern gezogen: 42993, 138937,40953,80014, 34823, 64 789, 112773, 147294,40224 143312. (Ohne Gewähr.)
— Die Dezember-Nummer der „Blätter aus dem Schwarzwald" enthält
mehrere interessante Artikel, worunter einen von Rektor 0r. Weizsäcker über „Sieben Ansichten der Ruinen von Hirsau von 1745". Der Verfasser hat sechs, in der Kgl. Landesbibliothek befindliche gemalte Ansichten der Ruinen des Klosters und Jagdschlosses in Hirsau durchgepaust und die sehr dunkeln Umrisse der Malereien vermittelst sogfältigen Abzeichnens aller Einzelheiten zu möglichst treuen Nachbildungen ausgeführt. Die Bilder sollen keine Landschaftszeichnungen sein, sondern nur den damaligen Bestand (nach der Zerstörung im Jahr 1692z der Ge- bäude wiedergeben und hierin ist auch an Deutlichkeit und Genauigkeit bas Möglichste erreicht worden. Außer diesem Aussatz enthält die Nummer von Rechnungsrat Regelmann-Stuttgart wichtige Mitteilungen über „Die Basisstation Korntal und ihre Bedeutung für den Schwarzwald", von Schullehrer Holder- Erligheim „Heimatliche Anklänge zwischen Schwarzwald und Zaberberge", von Oberförster Sexauer-Peterstal einen Bericht über „Das Gefecht um die Schwaben, schanze auf dem Roßdühl", von Frau A. Supper-Calw ein stimmungvolles Weihnachtsgedicht „Der Winter und das Christ- kiud" und vom Schriftleiter ein Schluß- wort „Zum Jahresschluß", der sehr beachtenswerte Aufklärungen, Mitteil, ungen und Vorschläge bringt.
Heilbrvnn, 17. Dez. Wegen Vergehens gegen das Nahrungsmittelgesetz wurde von der Strafkammer Heilbronn der frühere Inhaber des hiesigen Hotels Royal, G. B., sowie seine Ehefrau je zu 4 Wochen Gefängnis und zur Tragung der Kosten verurteilt. Beide hatten Pil- sener Bier mit anderem Hellen Bier teils selbst vermengt, teils ihre Bedienstete angewiesen, dies zu tun. und dann das Gemengsel als echtes Pilsener Bier verkauft. Die Angeklagte B. soll außerdem auch Bierreste dem frischen Bier wieder zugesetzt haben.
Tübingen, 20. Dez. Bankier Jä- ger hat auf Revision gegen das Urteil des Schwurgerichts verzichtet und ist heute dem Ludwigsburger Zuchthaus zugeliefert worden.
Ellwangen, 14. Dez. Demnächst wird dahier eine Aktiengesellschaft ins Leben treten, die den hiesigen Bezirk mit einem Netz regelmäßiger Automotnlfahrten zur Personen- und Güterbeförderung überziehen will. Dadurch würde dem ganzen Oberamtsbezirke eine große Wohltat zu teil werden, der Stadt Ellwangen aber eine bedeutende Hebung des Verkehrs und geschäftlichen Umsatzes. Es sind einstweilen circa 8—10 Kraftwagen (von Maurer-Union in Nürnberg) vor
gesehen; es schweben auch schon Unterhandlungen mit der Generaldirektion der Posten betreffs Uebernahme des gesamten Poftverkehrs in den berührten Bezirken.
Ulm, 16. Dez. Falsche Hundertmarkscheine sind lt. „Ulmer Zeitung" wieder im Umlauf. Sie sind ziemlich gut aus- gesührt und doch ist der Druck weniger scharf als bei den echten, und die Buchstaben der Inschriften sind stärker und leicht verschwommen. Bei den falschen Scheinen ist das „W" vor der dreizeili- gen Inschrift: „Wer Banknoten fälschtu. f. w." zu groß und überragt die Schrift- linien nach oben und unten, während es bei den echten Scheinen scharf mit ihnen abschneidet. Lei den Falsifikaten ist die Grundlinie der „1" in der Wertziffer „100" außer der Adlerseitc glatt, statt stumpfwinklig. Die Buchstaben E, H und M in der Wertbezeichnung „Ein Hundert Mark" sind beiden echten Scheinen durch Verzierung stark schraffiert, während bei den Fälschungen nur die Hauptlinien stark ausgeprägt sind und die leichte Schraffierung gänzlich fehlt. Darum Vorsicht bei Annahme von Hundertmarkscheinen.
— Zur Ausbreitung und Pflege der Weltsprache „Esperanto" hat sich in Karlsruhe ein Verein gebildet. Diese künstliche Sprache ist sehr leicht erlernbar, eS giebt keine unregelmäßigen Verben, keine Ausnahmen und die Wortstämme sind den hauptsächlichsten Kultursprachen und dem Latem entnommen, wodurch erreicht wird, daß jeder Gebildete schon nach wenigen Unterrichtsstunden mit einer gewissen Leichtigkeit in der Sprache lesen und schreiben kann. Dabei ist die Sprache wohlklingend wie etwa die italienische oder spanische.
Konstanz, 17. Dez. Wegen Wuchers in großem Stile wurde der hiesige Han- dclsmann U. Ortlieb verhaftet. Er trieb den Wucher derart, daß er binnen Jahres, frist nahezu 50000 Mk. Wnchergeld sich geben ließ, auf eine Forderung von 15000 Mk. u. a. allein etwa 3500 Mk. in kurzer Spanne Zeit. Da die Untersuchung erst eiugeleitet ist, so glaubt man, noch weitere wucherische Ausbeutungen, die sich speziell auf Landwirte beziehen, entdecken zu können.
-Wiesbaden ist Großstadt ge- worden. Die Stadt hat nach den Aufzeichnungen des Standesamtes jetzt die Einwohnerzahl von 100000 erreicht. Sie zählte vor 100 Jahren kaum 3000 Be- wohner. 1840 war die Zahl auf 12000 gestiegen. Im Jahre 1866, als-Nassau an Preußen fiel, betrug die Einwohner- zahl Wiesbadens, der Hauplstadt des Herzogtums, 27 000. Von da an ist die > Bevölkerungszahl rapid gewachsen,