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ZlrrterHattenöes.
Der Diamantstein.
Erzählung von O. Elster.
23) (Nachdruck verboten.)
Sie drückte leicht seine Hand wieder.
„Habe nur Geduld mit mir, Jürgen/' entgegnete sie mit bebenden Lippen und juckendem Herzen.
Eine stürmische Umarmung Theas trennt« das Brautpaar. Ihr fröhliches Geplauder, ihr« lustiges, neckisches Lachen vertrieb die schwüle Stimmung, und auch Liselotte sah wieder mit offenen Augen um sich.
Sie atmete auf. Das Furchtbarste war vorüber — sie wunderte sich, daß es so rasch vorübergegangen. Sie fühlte auch kaum noch einen leisen Schmerz im Herzen; nur eine wehmütige Empfindung beseelte sie, aber unglücklich — nein, unglücklich fühlte sie sich nicht, nur unendlich leer und kühl in ihrem Innern — gleichgültig gegen Freude und Schmerz.
Sie konnte schon wieder über die Scherze und Neckereien Theas lächeln; sie vermochte es über sich, der Gräfin die Hand zu küssen und Jürgen mit einer herzlichen Gebärde die Hand zu reichen. Sie war entschlossen, den Bund, den sie soeben eingegangen, ehrlich und aufrichtig zu halten, ihre Pflichten in vollstem Maße zu erfüllen und die Gedanken an ihr friedliches Glück auS ihrem Herzen zu verbannen. Sie wollte glücklich machen, wenn sie auch selbst nicht glücklich war.
Aber der schwerste Augenblick stand ihr noch bevor. Aus einer Fensternische trat der Freiherr hervor. Sein Gesicht war sehr blaß, in seinen Augen flackerte eine unruhige Flamme, aber um seine Lippen schwebte ein Lächeln und seine Stimme bebte kaum merklich, als er Liselottens Hände ergriff und ihr in einfachen, herzlichen Worten Glück wünschte.
Ihren ganzen Stolz mußte Lisclstte zusammennehmen, um nicht in leiden-
tschafrliches Schluchzen auszubrechen, s „Ich danke Dir, Onkel," stieß sie . hastig hervor . . ." Dann wandte sie sich ab, hilfeflehend flog ihr Blick zu Eleonore Polyxena hinüber, welche als stille Beobachterin dagesessen hatte. Jetzt streckte sie die Hände aus: „Wann kommt denn die Reihe an mich?" fragte sie lächelnd — da flog Liselotte auf die Kniee, umschlang sie mir den Armen und preßte ihr Antlitz in den Schooß des alten Fräuleins.
Zitternd ruhten die dürren Hände Eleonore Polyxenas auf ihrem Scheitel. Tief beugte sie sich zu der Weinenden hinab und flüsterte: „Sei stark, mein gutes, braves Mädchen — und Gott segne Dich; er wird vergelten, was Du in
dieser Stunde getan — Gott segne Dich." *
Eine seltsame Ruhe, die ihr selbst unerklärlich schien, war über Liselotte gekommen: die Ruhe der Resignation, die Ruhe der Wunschlosigkeit. Oft schüttelte freilich das alte Freifäulein das greise Haupt, wenn Liselotte so still und teilnahmslos dasaß, während Thea und Käthe von Jmhoff, die bald Freundschaft geschlossen hatten, mit Jürgen und Walter Mansberg sich neckten und scherzten und Frau von Jmhoff sich mit dem Grafen und der Gräfin Dinkelsbühl über die Zukunft des jungen Paares unter-
hielt und in übertriebenem Entgegen- kommen gegen Jene alles guthieß, was sie bestimmten. Ein fremder Beobachter mußte auch dieses förmliche Verhältnis zwischen Jürgen und seiner Braut wunderlich finden; Jürgen war allerdings von zärtlicher Aufmerksamkeit gegen Liselotte, aber es lag doch stets eine gewisse Zurückhaltung und Scheu in seinem Wesen, die einem wirklich glücklichen Bräu- tigam sonst fremd sind. Die Schuld trug Liselotte, denn sie vermochte sich den Zärtlichkeiten ihres Bräutigams nicht hinzugeben, noch weniger, sie zu erwidern.
Auf dem glänzenden Verlobungsfest, welches nach dem Eintreffen des älteren Grafen Dinkelsbühl und der Mutter Liselottens gefeiert wurde, kam es nach dieser Richtung hin zwischen den Brautleuten zu einer Jürgen peinlichen Auseinandersetzung, Im ersten Rausch des Glückes und erregt durch den genossenen Wein zog Jürgen seine Braut in leidenschaftlicher Aufwallung in die Arme, als sie unbeobachtet in dem Wintergarten saßen, wohin die rauschende Musik deS Tanzsaales nur gedämpft erklang. Liselotte hatte sich hierher zurückgezogen, um sich vom Tanz auszuruhen. Jürgen folgte ihr und sank zu ihren Füßen nieder, sie leidenschaftlich mit den Armen umschlingend. (Forts, folgt.)
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