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Mittwoch, den 7. Aezernber
1904.
40. Jahrgang
Rundschau.
— Eine Forstamtmannstelle in Herren a l b wurde dem Forstrejerendär 1. Cl. Moosmayer übertragen.
Stuttgart, 4. Dez. Die Ausdehn, ung der Krankenversicherung-Pflicht auf die Hausgewerbetreibenden in Stuttgart ist durch Ortsstatut beschlossen worden und zwar auf alle Zweige, so daß über 2000 Hausindustrielle nun der Versicher- ung unterstellt werden, vor allem etwa 600 in der Schneiderei, 300 bis 400 in der Konfektion und Handschuhmacher, sowie Schuhmacher. Stuttgart ist nächst dem Balinger Bezirk das größte Feld für Hausindustrie in Württemberg. Die Beiträge sind zu 2/s von den Hausgewerbe, treibenden und ihren versicherungspflichti- gen Hilfspersonen, zu Ve von den unmittelbaren Arbeitgebern der Hausgewerbetreibenden oder aber, falls das nur Zwischenmeister sind, von denjenigen Ge- werbetreibenden zu bestreiten, in deren Auftrag die Waren hergestellt sind; letztere sind für die Einzahlung verantwortlich. In 32 Städten Deutschlands ist nunmehr die Krankenversicherungspflicht auf die Hausindustriellen ausgedehnt.
Stuttgart, 4. Dez. Der verstorbene Stuttgarter Arzt Karl Faber hat der Universität Tübingen zu einer Karl Faber-Stiftung 100000 Mark vermacht.
— Am 1. Januar 1905 tritt aus den I württ. Staatseisenbahnen ein neuer Ge-! bührentacif für die vorübergehende Auf. bewahrung von Handgepäck in Kraft. Die Gebühren werden gegenüber den bisherigen ermäßigt und betragen künftig für jedes Stück für die beiden ersten Tage zusammen 10 Pfg.. für jeden folgenden Tag weitere 10 Pfg. Der Tag der lieber« gäbe und der Zurücknahme wird je für einen vollen Tag gerechnet.
Birkenfeld, 4. Dez. Am heutigen Sonntag abend brach hier wieder Feuer aus, es ist dies schon das fünfte Mal im laufenden Jahr. Um 8 Uhr brannte es im sogen. Eck beim Feuersee. Obwohl die Feuerwehr sofort in Aktion trat und sich die Wasserleitung wieder vorzüglich bewährte, ist doch das Wohnhaus der Fr. Ganzhorn, Goldarbeiters Witwe, und ejnc Doppelscheuer, dem Jak. Neuster und der Gottfr. Seufer, Lederfabrikarbeiters Witwe gehörend, abgebrannt. Zwei Häuser wurden beschädigt, weitere Gebäude in dem engen Häuserkomplex waren stark bedroht und wurden nur durch die vortreffliche Wasserleitung gerettet. Brandstiftung ist leider wieder zu vermuten. Der Gebäudebrandschaden beträgt ca. 6000 Mark.
Besigheim, 2. Dez. In der Heu- Ligen Sitzung der bürgerl. Kollegien wurde
mit der Direktion der Bremrn-Besighei» heimer Oelfabriken ein Vertrag abge-. schlossen, nach welchem diese eine elektr. Kraftanlage am Neckarkanal, durch dessen Erbreiterung etwa 1000 Pfcrdekräfte gewonnen werden, erstellt, und wonach auch die Oelfabrik selbst in wesentlich größerem Umfang wieder hier erbaut wird. Die neue Fabrik kommt unterhalb des Bahnhofs zwischen Bahn und Enz zu liegen. Ls ist hiezu von Seiten der Stadt mit großen Kosten ein über 1 Hektar großer Platz aufgekauft und der Direktion zu billigem Preise zur Verfügung gestellt worden, außerdem wurde noch für die nächsten Jahre Steuererleichterung gewährt. Die Befriedigung darüber, daß dieser große Fabrikbstrieb der Stadt er- ! halten bleibt, ist eine allgemeine.
> Vom Schwarzwald, 4. Dez. In ! Todtnau hat sich eine Motorwagenver- Ikehrsgesellschaft m.b.H. gebildet, die beabsichtigt, vom nächsten Frühjahr ab mit drei Omnibuswagen regelmäßige Fahrten von Freiburg nach Todtnau, von Schopf- Heim nach Todtnau und von Todtnau auf den Feldberg zu machen. Die Zeichnungen ergaben sofort ca. 22,000 Mk. ^ Am nächsten Sonntag den 11. d. Mts. wird in Dürrhelm eine öffentliche Versammlung behufs Herstellung einer Mo- rorverbindung Donaueschingen- Dürrheim- Schwenningen stattfinden.
— Pforzheim produziert jährlich für rund hundert Millionen Mark Edelmetallwaren. Von diesen gehen etwas über zwe> Drittel, oder gegen 70 Mill. ins Ausland.
Durlach, 4. Dez. Rechtsagent Schmitt, der als Konkursverwalter 18000 Mk. unterschlug, wurde lt. „B. L." am Samstag abend verhaftet.
Heidelberg, 3. Dez. Gestern früh 7 Uhr wurde lt. „Heidelb. Tagbl." das Ehepaar Meeser hier in seiner Villa das Opfer eines räuberischen Ueberfalles. Während das Mädchen auf einige Augen- blicke abwesend war, drangen zwei vermummte Gestalten in das Schlafzimmer ein und zwangen den alten Herrn unter Bedrohung mit Revolvern zur Oeffnung des KassenschrankeS. Da keine Hilfe zu erwarten und höchste Lebensgefahr im Verzüge war, mußte Hr. M- willfahren. Die Strolche rissen schnell einige Geld, rollen im Betrage von etwa 1000 Mk. an sich, während sie Wertpapiere, In- welen u. a. liegen ließen, und suchten dann das Weite. Hoffentlich gelingt es der Polizei, dieser Räuber habhaft zu werden.
Falken au, lEger), 31. Dez. Ein seltsamer Vorfall hat sich nach der „Schles. Ztg." Hierselbst abgespielt. In der Um
gebung des Städtchens jagte ein Mann .in wilder Flucht daher und stürzte sich kopfüber in einen Teich, ein Hund, der dem Fliehenden auf den Fersen folgte, hintendrein. Mann und Hund erreichen vollkommen durchnäßt das Ufer. Um seinen Hund möglichst sicher und schmerzlos aus der Welt zu schaffen, hatte ein Bewohner von Falkenau zu einem eigentümlichen Mittel gegriffen. Er hatte eine Dynamitpatrone auf dem Rücken des Hundes befestigt, den Hund an einen Baum gebunden und sich, nachdem ec eine Lunte mit längerer Brenndauer entzündet, schien» nigst entfernt. Der Strick war offenbar nicht stark genug. Mit seiner Dynamitpatrone und brennender Lunte riß der Todeskandidat sich los und raste seinem Herrn nach; dieser stürzte sich in Todesangst, um der drohenden Explosion zu entrinnen, in die Fluten des Teiches, denen der treue Hund mit durchfeuchteter Dynamitpatrone und gelöschter Lunte entstieg, um nach ausgehobenem Todesurteil sich mit seinem Herrn noch länger des Daseins zu erfreuen.
Zürich, 5. Dez. In den Schweizer I Hochtälern herrscht ungewöhnliches Frost- weiter. Im Engadin sind 25 Grad Kälte.
Rom, 4. Dezbr. Heute mittag fand im großen Festsaal des Quirinuls die Taufe des Prinzen von Piemont statt. Patin war die Königin Margherita, Ehrenpaten bezw. Taufzeugen der Fürst von Montenegro, der deutsche Kaiser, ver- treten durch den Prinzen Aldrccht von Preußen, und der König von England, vertreten durch den Herzog von Connaught. Der Taufe wohnten ferner u. a. bei: der König und die König,«, der Graf von Turin, der Herzog von Genua, die Prinzessinnen Militza und Xenia von Montenegro, der Herzog von Oporto, Prinz Viktor Napoleon, sämtliche Minister, das diplomatische Kocps und mehrere Mitglieder des Parlaments.
Belgrad, 3. Dezbr. In hochherziger Weise hat die frühere Königin Natalie, trotz des schweren Schicksals ihres einzi- gen Sohnes, Serbien fast das gesamte ihr zugesprochene Erbe König Alexanders überlassen. Nur ein. kleiner Teil de- Erbes ist, so berichtet die „Str. P.", für eine wohltätige Stiftung in Biarritz bestimmt. Die auf 2 Millionen geschätzte Waffensammlung Milans erhält das Belgrader Museum. Die Bibliothek des Königs Alexander, etwa 800000 Franken wert, fällt der Belgrader Nationalbibliothek zu. Die Schenkung findet allgemeine Würdigung.
— Der „Standard" meldet vom 2. aus Kapstadt: Eine gewaltige Menschenmenge bildete am Hafen und in den