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Uro. 142.
Ir eitag, öen 2. Jezember 1904.
40. Jahrgang
Rundschau.
Eßlingen. Nachdem zwischen der Maschinenfabrik Eßlingen und G. Kuhn G. m. b. H- in Stuttgart-Berg im Jahre 1962 die bekannte Bereinigung stattgefunden hat, haben sich dieselben entschlossen, die Fabrikation von Dampfkesseln künftig gemeinsam zu betreiben. Zu dieses Behufe wurden in Eßlingen die Kessem lauwerkstätten der Maschinen- fabrik Eßlingeu und von G. Kuhn vereinigt.
Heilbronn, 28. Noo. Nach Abschluß des Kaiser-Otto-Prozesses war bekanntlich gegen die Direktoren der Aktiengesellschaft C. H. Knorr hier eine Untersuchung ein- geleitet worden. Diese gestaltete sich außerordentlich umfangreich und hatte die Anschuldigung der Nohrungsmittelfälsch- ung, des Betrugs und sogar des Meineids zum Gegenstand. Nach Abschluß der Voruntersuchung hat die kgl. Staatsanwaltschaft nur in einem einzigen Fall Anklage wegen Nahrungsmittelsälschung erhoben, im übrigen aber selbst die Außer- Verfolgungssetzung der Direktoren beantragt. Mittels Beschlusses vom 23. Nov. hat nunmehr die hiesige Strafkammer dem Antrag der Außerverfolgungssetzung stattgegeben, in jenem einzigen, von der kgl. Staatsaswaltschaft noch aufrecht erhaltenen Fall aber dem Antrag des Verteidigers, Rechtsanwalt Dr. Gumbel 1 hier, entsprechend, gleichfalls auf Außer- verfolgungsetzung erkannt. Die Anklage gegen die Direktoren hat sich sonach in allen Stücken als unhaltbar erwiesen. Dagegen hat die Noruutersuchung Anlaß gegeben, einen früheren Nudelmeistcr der Firma vor das Schöffengericht zu verweisen.
Kirchheim u. T., 26. Nov. In Oetlingen, in dem kürzlich ein halbwüchsiger Bursche ein Mädchen erschossen hat. faßten laut „N. T." Gemeinderat und Bürgerausschuß einstimmig den Beschluß, jeden Wirt in Strafe zu nehmen, der an junge Leute unter 16 Jahren geistige Getränke verabreicht.
— In München haben die Sozial- demokraten die Ortskrankenkasse in ihre Hände bekommen. Dabei haben sie so gewirtschaftet, daß die Kaffe im letzten Verwaltungsjahr mit einem Defizit von nicht weniger wie 707 000 Mk. abschließt.
Berlin, 29. Nov. Dem Reichstage sind u. a. folgende Vorlagen zugegangen: der Gesetzentwurf betreffend die Pensionierung von Offizieren und betreffend die Versorgung der Personen der Unterklassen des Reichsheeres und der Marine und der Schutztruppen, betreffend die Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres, betreffend die Aenderung der Wehrpflicht,
betreffend die Feststellung des Reichshaushaltsetats, betreffend den zweiten Nachtragzu dem Reichshaushaltsetat für 1904, betreffend den Haushaltsetat für die Schutzgebiete, betreffend den zweiten Nachtrag zum Haushaltsetat, für die Schutzgebiete auf 1904.
Berlin, 29. Nov. Im württemberg- ischen Milrtäretat werden im außerordentlichen Etat 1153000 Mark für die Beschaffung von Waffen Modell 98 für die Kriegssormationen, 14ir Mill. für die Schaffung einer Reserve an Feldartilleriematerial gefordert. Unter den einmaligen Ausgaben des ordentlichen Erats befinden sich 8000 Mk. für die Erweiterung des Barackenlagers in Münsingen, 15000 Mk. für den Neubau der evangelischen Garnisonskirche in Ulm, 34100 Mk. für die Erweiterung des Traindepots in Ludwigsburg, 3 786 Mk. für die Beschaffung von 3 Remonten, ferner eine vierte Rate von 500000 Mk. für eine Kavalleriekaserne in Ludwigsburg und eine dritte Rate von 150 600 Mk. für das Ulmer Festungsgefängnis.
— Die erste Pilsener Aklienbrauere: verteilt 33sig Proz. Dividende gegen 40! Proz. im vorigen Jahre. j
Wien, 29. Nov. Der Abbruch der^ Handelsvertragsverhandlungen ist vollständig. Seit Mittag ist keine Aenderung eingetreten. Line Anzahl der deut-! schen Referenten reist heute abend nach Berlin ab, Graf Posadowsky mit allen! anderen morgen früh.
Paris, 30. Nov. Das Gerücht erhält sich, wonach der deutsch» Kronprinz in Cannes zum Besuche seiner Braut, der Herzogin Cäcilie von Mecklenburg. Schwerin, erwartet wird. Das Erscheinen des zukünftigen deutschen Kaisers auf französischem Boden soll bereits eine Reihe von Vorsichtsmaßregeln nötig ge- macht haben.
Paris, 25. Novbr. Einen hübschen Scherz, der die Stellung des neuen französischen Kriegsministers kennzeichnet, der bekanntlich Wechselagent ist, leistet sich der Pariser „Figaro", indem er eine kleine Korrespondenz veröffentlicht, die ein erdichteter Herr Pitou, Feldwebel im 43. Linienregiment in Amiens mit dem Kriegsminister führte. Der Feldwebel schreibt an Herrn Berteaux: Herr Minister, ich habe die Ehre, Sie respektvolle zu bitten, mich geneigtest noch dem 267. zu versetzen, das in meiner Gegend garni- saniert. „Darauf erfolgte die entrüstete Antwort an den Obersten des 43. Linien- regiments: „Herr Oberst, wollen Sie dem Feldwebel Pitou acht Tage Stubenarrest geben, da er sich erlaubt, mir direkt ohne den instanzenmäßigen Weg zn schreiben.
Berteaux." Jetzt schreibt Herr Pitou, Feldwebel im 43. Linienregimcnt in Amiens, an „Herrn Berteaux, im Kriegsministerium": „Mein Herr, ich erteile Ihnen Ordre, für mich morgen an der Börse 17 Frcs. (Zinsertrag) 3 v. H. serbischer Rente und 3 Titres Militär- betken-Aktien zu verkaufen. Grüße. Eugen Pitou." Darauf Antwort des Herrn Berteaux, Wechselagenten, an Herrn Pitou, Feldwebel im 43. Linicnregiment inAmiens: „Mein Herr und werter Kunde, gemäß Ihrer Instruktionen habe ich heute an der Börse für 17 Frcs. dreiprozentiger serbischer Rente und drei Titres Militär- betten-Aktien für Sic verkauft. Stets Ihrer Ordres gewärtig, sende ich Ihnen, werter Herr und Kunde, die Versicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung. Berteaux."
Christiania. Henrik Ibsen erlitt in den letzten Tagen einen Schwächeanfall, welcher die Umgebung des Dichters mit arger Besorgnis erfüllte. Der Patient hat sich indes wieder erholt, und sein Allgemeinbefinden ist gegenwärtig etwas zufriedenstellender. Der greise Dichter leidet an einer Verkalkung der Aorta. Am Mittwoch abenv stellte sich eine plötzliche Verschlimmerung in dem Befinden Ibsens ein. Der Kunst der Aerzte gelang es aber, dieselbe zu bekämpfen und die Wiederkehr der beängstigenden Ohnmachtsanfälle zu verhindern. Den nächsten Tag brachte der Kranke außerhalb des Bettes zu.
Petersburg, 26. Nov. General Kuropatkin veröffentlicht erst jetzt den offiziellen Bericht über die Verluste in den 12 Tagen vor dem 21. Okt. Hier- nach sind 943 Offiziere und 31211 Mann verwundet oder krank. Es herrscht über die verschiedenen Bekanntmachungen hier große Aufregung. Die Zahl der Toren ist nicht angeführt, obgleich bei den zahlreichen erfolglosen Angriffe» auf General Okus Positionen nach Berichten der Korrespondenten 8000 Mann allein auf dem rechten Flügel gefallen sind.
Lon d on, 28. Nov. Der Juwelier Stockall wurde heute früh in seinem En-groS.Geschäft in der Cily gebunden, vorgefunden. Er hatte seit Samstag nachmittag so dagelegen, da niemand sein Rufen hörte. Seine Geldfchränke waren ausgecäumt. Es waren für über 80000 Mark Juwelen und Uhren gestohlen. Die Räuber waren in der vorigen Woche wiederholt nach Geschäftsschluß gekommen, angeblich um ein Ehrengeschenk für einen Geistlichen zu kaufen, wozu sie als Arbeiter während der Geschäftszeit keine Zeit hätten. Samstag nachmittag sollte der angebliche Kauf vollzogen werden. Einer