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das reizende Bild war ich nun schon so gewöhnt, daß es seinen Platz auf dem Schreibtisch wieder bekam. Es hätte mir sonst was gefehlt, und ich bin eben ein Gemütsmensch, das weißt du ja, Alter. Mein Wanderleben als Referendar führte mich noch in verschiedene Wohnungen, zuletzt ging ich für ein Jahr in die Hauptstadt, den Assessor zu machen, und ge- treulich begleitete mich das Bild meiner Braut. An die Veranlassung, der ich es verdankte, dachte ich kaum noch. Ich liebte es als „Ding an sich" — cs war einmal da, und wo ich auch weilte, stets hatte es seinen Platz auf meinem Schreibtisch. — Als neugebackener Assessor beim Amtsgericht einer Provinzialstadt beschäftigt, fand ich wieder ein gutes Unterkommen bei einer feinen alten Dame, die ein zweites Zimmer ihrer großen Wohnung an eine junge Lehrerin vermietet hatte. Diese junge Lehrerin traf ich mit- unter zur Tcestunde bei unserer gemeinsamen Wirtin, die gern.junge Gesichter um sich sah. Na, und da verliebte ich mich zum erstenmal gründlich, ohne scheinbar Gegenliebe zu finden, denn Marie — meine jetzige F>au — leistete das Men- schenmöglrche an Zurückhaltung. Trotzdem kam's mir bisweilen vor, als ob ich ihr nicht gleichailtig sei, als ob es in ihren Augen aufleuchtetc, wenn sie mich unver- sehens anblickte. Aber stets nahm sie sofort wieder die gleichgiltigste Miene an. Ich litt Höllenqualen in jener Zeit und wurde sehr irre im Glauben an meine Unwiderstehlichkeit, die sich meiner Ansicht nach mit dem Titel „Assessor" erheblich gesteigert haben mußte.
Na na, mit Einzelheiten will ich dich verschonen. Eines Tages, als ich wieder zur Teestunde bei meiner alten Dame anklopfte und vergebens hoffte, Marie sollte erscheinen, brachte ich das Gespräch auf das junge Mädchen. Wie erschrak ich, als meine Wirtin mir erzählte, Marie würde uns in den nächsten Tagen verlassen. Ein Schwager, der Mann ihrer verstorbenen Schwester, habe sie schon lange gebeten, seinen Haushalt zu führen, und jetzt endlich habe sie sich entschlossen. „Ich glaube, sie wird wohl schließlich die Nachfolgerin der Schwester werden. Die ganze Familie wünscht es und sie —" — „Und sie?" unterbrach ich die Sprecherin atemlos. — „Ja, mein Gott, ein 'armes Mädchen — aus Passion ist sie nicht Lehrerin, kann ich Ihnen sagen; ein eigenes Heim ist so viel wert für ein weibliches Wesen — der Schwager ist ein braver Mann — und dann eine uner- widerte Neigung —" — „Eine unerwiderte Neigung?" — „Ja, Herr Assessor, wenn Sie's nicht bemerkt haben, sollte ich eigentlich nicht davon sprechen. Aber weil wir nun einmal auf das Tema gekommen sind — ich glaube, Marie liebt Sie, und das treibt sie fort von hier—"
„Das treibt sie fort — aber mein Gott, wenn sie mich liebt, weshalb geht sie denn?"
„Herr Assessor!" Wie eine Richterin stand die alte Dame vor mir — „Herr Assessor, ich habe große Stücke auf Sie
gehalten, und ich habe nie versucht, mir Ihr Vertrauen zu erzwingen. Ich dachte, er wird's dir schon sagen, wenn er davon sprechen darf, einmal muß er sich doch öffentlich verloben. Und sie ist ja auch ein reizendes Geschöpf — ich muß ihr Bild auf dem Schreibtisch immer wieder ansehen, und ich fand es fast wie Unrecht gegen Ihre liebliche Braut, daß Sie Marie ein so augenscheinliches Interesse entgegenbrachten. Ihre Braut —"
„Meine Braut?"
„Natürlich — glaubten Sie denn, das sei so schwer zu erraten? Schwestern haben Sie nicht, auch keine jungen Weib- lichen Verwandten, wie Sie mir selbst erzählten; wen in aller Welt soll das Bild im Vergißmeinnichtrahmen sonst vorstellen, als Ihre heimliche Braut?"
Nun lachte ich, so wie ich vorhin gelacht habe, und die alte Dame machte auch ein genau so entrüstetes Gesicht, wie du vorhin, Alter. Uad dann klärte ich sie auf, und sie holte Marie und ließ uns rücksichtsvoller Weise ein paar Minuten allein. Als sie mit einer Flasche Wein und etlichen Gläsern zurückkam — sie war ihrer Sache offenbahr sehr sicher — fand sie zwei glückselige Menschen, und wir stießen zusammen an auf sie, die keiner von uns kannte, auf meine heimliche Braut, Na, Alter, das ist tdie Geschichte, und nun bitte mir gefälligst ab, daß du mich vorhin für einen herzlosen j Menschen gehalten hast. Und wenn du sie eben weiter erzählen willst — man ist ja bei dir nie sicher davor zu Nutz und Frommen um ihre Freiheit besorgter Junggesellen, so vergiß nicht, zu betonen, daß es rötlich ist, ein solches „Brautbild" zur rechten Zeit vom Schreibtisch zu entfernen."
27 502160, wodurch Ende 1903 ein Ner- sicherungsbestand von Mk. 680975874 erreicht wurde. Die Zahlungen für fällig gewordene Versicherungen und Rückkäufe beliefen sich auf Mk. 12352953; für Todesfälle allein wurden Mk. 7 525046 fällig. Die tatsächlich eingetretene Sterblichkeit blieb um 31,4 °/o gegen die rech- nungsmäßig zu erwartende zurück und lieferte einen Sterblichkeitsgewinn von Mk. 2 930444. — Während ihrer nunmehr 50jährigen Tätigkeit hat die Bank 214959 Anträge über 1,2 Milliarden Mk. entgegengenommen. An fälligen Versicherungen wurden insgesamt 157,6 Millionen Mk. ausbezahlt, an Dividenden 79,9 Millionen Mk. zurückvergütet. Mit einem Bestand von 68 l Millionen Mk. ist die „Alte Stuttgarter" auf dem Gebiete der größeren Lebensversicherung die zweitgrößte Anstalt in Europa. Dem Jubiläumsbericht sind geschmackvoll ausgestat- tete graphische Tabellen beigegeben, in denen die kraftvolle und stetige Entwicklung der Bank, ihre seit Anbeginn glänzenden finanziellen Ergebnisse und die namentlich im letzten Jahrzehnt erzielten außerordentlichen geschäftlichen Erfolge in anschaulicher Weise zur Darstellung kommen. Vertreter in Calw: Oberlehrer Müller.
— Stuttgarter Lebensversicherungsbank a. G. (Alte Stuttgarter). Die Resultate des abgelaufenen Jahres sind wieder außerordentlich günstig ausgefallen. Bon insgesamt 9124 Anträgen mit Mk. 58 952990 Versicherungssumme kamen 7164 mit Mk. 45 454 410 zur sAnnahme. Durch vorzeitigen Austritt erloschen in der Todesfallversicherung nur 0,8 °/o der während des Jahres versichert gewesenen Summen. Der reine Zuwachs betrug Mk.
Toilette - Angelegenheit.
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Hervorragendes Tafelwasser
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aus Bad Ueberkingen. Kurorteausstellung Wien 1903. Große goldene Medaille.
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