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Nr«. 7S.

Mittwoch, öen 29. Juni 1904

40. Jahrgang

Rundschau.

Seinem Ansuchen entsprechend wurde aus das Farstamt Hohenheim der Oberförster Dr. Eifer in Hirsau versetzt.

Am 17. Juli und 21. August wer­den von Stuttgart über Calw uach Wild­bad Sonderzüge zu ermäßigten Fahr­preisen ausgcführt werden. Abfahrt in Stuttgart 6.15 Vorm.

Stuttgart, 24. Juni. Das land­wirtschaftliche Hauptfest wird am Mitt­woch, den 28. September d. I., vorm. 10^2 Uhr aus dem Wasen bei Cannstatt abgehalte». Bei dem landwirtschaftlichen Hauptfest findet statt eine Preisverteilung für Pferde, Rindvieh, Schafe, Ziegen und Schweine an württembergifche Züch­ter, ferner eine Vorführung von 8 drei­jährigen Hengsten aus dem K. Landge­stüt an der Hand und von 6 dieser Hengste am Traberwagen, weiter eine Vorführung von Remonten württembcr- gischcn Ursprungs vom Remontedepot Breithülen und endlich ein Borreiten von älteren Pferden der Kavallerie, sowie das Vorfahren eines bespannten Geschützes der Feldartillerie. Ferner wird mit dem Fest eine Ausstellung der prämierlen Pferde und sämtlicher zur Preisbewerb­ung zugelassener Rinder, Ziegen und Schweine, sowie von landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten, von Obst, Trau- ben- und anderen landwirtschaftlichen Er­zeugnissen verbunden werden.

Stuttgart, 26. Juni. Der Ver­band der Inhaber des Eisernen Kreuzes im Königreich Württemberg hielt heute seine jährliche Generalversammlung im Bürgermuseum ab. Der erste Vorsitzende, Reichsbankbeannec Carl Witte-Stuttgart, erstattete den Rechenschaftsbericht, wonach der Verband im abgelaufenen Geschäfts­jahr Gelduntcrftützungen im Gesamtbetrag von S25 Mk. an 6 bedürftige Kameraden und 4 Witwen verstorbeucr Kameraden ^ur Verteilung bringen konnte. Der Ver­band zählt z. Zt. 107 Mitglieder, dar­unter 25 Offiziere. Die edelmütigen Be- strebungen des Verbandes, denen auch durch die Zuwendungen des Königshau­ses tatkräftige Förderung zuteil wird, verdienen umsomehr Anerkennung, als den Veteranen von Seiten des Reichs keinerlei Beihilfe gewährt wird. Es wäre daher dringend zu wünschen, daß auch weitere Kreise den Verband in seinem Liebeswerk unterstützten.

Stuttgart, 28. Juni. In Bis­singen an der Enz ist heute vormittag die Rommelsche Kunst- und Handelsmühle, die größte in Württemberg, fast vollstän­dig niedergebrannt. Der Schaden be­ziffert sich auf 400 000 Mk.

Stuttgart. Eine Neuerung von einschneidender Bedeutung für das Bau­gewerbe ist gegenwärtig im Fabrikneubau C. u. E. Fein hier im Betrieb. Während seither das Bohren von D-Trägern mit allen möglichen umständlichen Werkzeugen ansgeführt wurde und sehr lange Zeit in Anspruch nahm, geschieht dies neuer­dings durch die transportable Bohrma­schine (System Fein) mit verblüffender Einfachheit und einer Schnelligkeit, wie sie seither unerreicht war. Dadurch ist es ermöglicht, daß die eisernen Träger für Neubauten nicht mehr in die Werk­stätten des Schlossers müssen, sondern an Ort und Stelle mit ihren Bohrungen versehen werden.

L i e b e n z e l l, 25. Juni. Das Gasthauszur Heimat" ging um 45,000 Mk. an den Wirt Zahnlecker in Pforzheim über.

Das heute morgen verkündigte Urteil des Landgerichts in der Klage des früheren Oberbürgermeisters Hegelmaier gegen die Stadt ruft begreiflicherweise auch bei den Anhängern Hegelmaiers gemischte Gefühle wach, weil auch diese mitzahlcn müssen. Mit großer Befrie­digung hörte man deshalb heute die Mitteilung, daß die Kommerzienräte Hauck und Schmidt, welche zur kritischen Zeit Gemeinderäte waren, in bekannter Hochherzigkeit sich bereit erklärt haben, die Stadt Heilbronn in dieser Angelegen­heit schadlos zu halten.

Tübingen, 26. Juni. In der Grabenstraße ist gestern nachmittag ein Student im Uebermut auf ein Glasdach hinausgestiegen, durchgebrochen und O /2 Stockwerke tief hinbgestürzt. Schwer verletzt kam er in die Klinik.

Tübingen, 27. Juni. Unter zahl­reicher Beteiligung nahmen Montag vorm, die Verhandlungen des 19. württ. Schütz­entags ihren Anfang. Nachdem der Vorsitzende Landesschützenmeister Föhr- Stuttgart des im letzten Jahr verstorbe­nen Oberschützenmeisters von Cannstatt, Bausch, gedacht, entbot O.B.M. Haußer dem Landesschützentag den freundlichen Willkomm der Sradt Tübingen. Der Verbandskasfier und Geschäftsführer Stohrer-Sknttaart erstattete den Rechen­schaftsbericht, denk zu entnehmen ist, daß der Verband in den beiden letzten Jahren eine Einnahme von 1591 Mk., eine Aus­gabe von 723 Mk., somit einen Ueberschuß von 868 Mk. hatte. Die Mitgliederzahl hat im letzten Jahr wieder zugenommen Bei den Verhandlungen wurde ein An­trag des Landesausschusses angenommen, die Zeit für das Konkurrenzschießen noch­mals herabzusetzen und zwar auf 20

Minuten. Ferner wurde bestimmt, daß, wer auf Feld oder Stand einen Becher­preis erschossen hat, auf die gleiche Ent­fernung nicht mehr schießen darf. Die beiden Koukurrenzbecher sollen an Form und Wert völlig gleich sein, um die idealen Gesichtspunkte des Schießsports wieder mehr zur Geltung zu bringen. Der Vorsitzende knüpft daran die Bitte, daß das Abhalten von Gauschützenfestcn möglichst eingeschränkt werden solle, um das Landesschießen nicht zu beeinträchti­gen. Nach teilweise sehr lebhafter Debatte wurde mit 62 gegen 59 Stimmen ein vom oberschwäbischen Gau gestellter An­trag angenommen, daß künftighin die Reihenfolge der Gaben veröffentlicht werden soll, noch ehe die Schießresultate endgültig ermittelt sind, um auf diese Weise auch den Schein einer Parteilich­keit auszuschließen. Das 20. württ. Landesschietzen 1905 soll in Göppingen, das übernächste (1906 findet das deutsche Bundesschießen statt) i. I. 1907 in Ulm gehalten werden. Die Ansschußwahlen ergaben die Wiederwahl der seitherigen Mitglieder: Landesschützenmeister Föhr- Stuitgart, Stohrer-Stuttgart als Schatz­meister und Schriftführer, Mauser-Obern­dorf a. N. und Landesschützenmcister Deffuer-Eßlingen; neu wurden dem Aus­schuß beigewählt Oberschützenmeister Ehr- mann-Heilbronn, Oberschützenmeister Mül­ler-Göppingen und vr. Reiff-Ravensburg.

Tübingen. (Strafkammer.) Schmied- meister Bihler von Pfrondorf, OA. Na­gold, hatte seine Stelle als Kassier des Darlehenskasfenvereins niedergclegt. An­läßlich der Uebergabe der Kasse a» den neuen Rechner fand Revision statt, wobei sich neben anderen Unregelmäßigkeiten herausstellte, daß Bihler 500 Mk. aus der von ihm verwalteten Kasse als angeb­lichenKredit auf laufende Rechnung" für sich verwendet hatte. Bihler war geständig, er machte geltend, daß seine Handlung blos eine Kreditüberschreitung sei, die auch bei anderen Mitgliedern vorkomme. Es ließ sich die Rechtsünd- rigkeit nicht Nachweisen, worauf Bihler freigesprochen wurde.

Tübingen, 25. Juni. (Schwurge­richt.) Der Brandstistungsprozeß gegen den 29 Jahre alten Bauern Jakob Friedrich Christian von Mössingen O.A. Rotten- bürg nahm 4 Tage in Anspruch. 116 Zeugen waren geladen. Die Anklage lautete auf 6 Verbrechen der vollendeten und 4 Verbrechen der versuchten Brand, stiftung. Der Augekl. stellte die Täter­schaft in sämtlichen ihm zur Last gelegten Fällen hartnäckig in Abrede. Sämtliche Zeugen geben ihm nach allen Richtungen